Henri-Nannen-Preis für Bild

  • Ich glaub's ja nicht! Ich glaube ich muss doch auswandern...gute Nacht Deutschland.


    Sag mir, wo du hin willst. Ich bin immer daran interessiert zu erfahren, ob es irgendwo doch eine bessere Welt gibt. Bis zum Beweis des Gegenteils glaube ich das aber erst einmal nicht.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Sag mir, wo du hin willst. Ich bin immer daran interessiert zu erfahren, ob es irgendwo doch eine bessere Welt gibt. Bis zum Beweis des Gegenteils glaube ich das aber erst einmal nicht.


    Da ich dein wunderschönes Buch fast aus gelesen habe, muss ich dir zustimmen, lieber Horst-Dieter. Was nützen die großen Wege nach Ur? Gar nix.
    Die innere Reise ist es auf die es ankommt...haste schon Recht. Also bleibe ich...na gut...aber so langsam...nein ich sags nicht...macht schlechtes Karma ;)

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Einen Preis hat ja die Bild nicht bekommen, ist sind Journalisten, die die Preise bekommen. Anyway, das Organ ist die Bild.


    Genau, Amos. Wahrscheinlich hat sich die Jury auf den Standpunkt gestellt, dass die Journalisten nur für diesen einen Beitrag ausgezeichnet würden. Aber es wäre schon wünschenswert, den anderen Dreck zu berücksichtigen, den die Ausgezeichneten vermutlich sonst produzieren.

  • Vielleicht ist es eine Art Zeichen? Dass es auch bei der BILD Leute gibt, die schlicht auf Arbeitgeber angewiesen sind? Oder dass auch solche armen Schweine nicht immer nur Häme von denen, die sich für was Besseres halten, verdient haben? Oder gar, dass der Weltunergang trotz aller Unkenrufe nun doch bevorsteht?

    Fiction has to be realistic, unlike real life.
    Ian Rankin

  • Also ich finde die Reaktion der "feinen" Journalisten übertrieben und überheblich. Ich nehme gerade an der Uni an einem Seminar über Boulevardjournalismus teil (speziell über "BILD"), und da sieht man doch manches differenzierter.
    Und, so verblüffend es ist: Keine Zeitung wird von mehr Leuten mit höherer Bildung gelesen als eben diese! Jaja, ich weiß, nur zur Info und morgens im Büro, aber das ist es ja: Volkes Meinung und Meinungsbeeinflussung erfährst du nirgendwo so wie durch diese Zeitung. Sie bauscht vieles auf, sie diffamiert und manipuliert - dank Wallraff sind wir misstrauisch und skeptisch -, aber sie hat nun mal Macht und setzt diese manchmal auch für gute Zwecke ein. Und es ist ja ein Journalistenpreis, kein Zeitungsauszeichnungspreis.

  • Sie bauscht vieles auf, sie diffamiert und manipuliert - dank Wallraff sind wir misstrauisch und skeptisch -, aber sie hat nun mal Macht und setzt diese manchmal auch für gute Zwecke ein.


    Sorry, aber da muss ich jetzt zum Stilmittel der Polemik greifen: Hitler hat auch kleinen Kindern den Kopf gestreichelt.


    Zitat


    Und es ist ja ein Journalistenpreis, kein Zeitungsauszeichnungspreis.


    Selbst wenn: Diese Journalisten rühren ansonsten Scheiße auf oder sie sogar selber an. Wenn dann müsste man sich darauf zurückziehen, dass nur ein Artikel ausgezeichnet wurde, aber das förderte den hehren Journalismus nicht. Wo es nur um Auflage geht, ist es keine Anerkennung wert, wenn man auch mal den Richtigen an den Pranger stellt.


    Wiglaf Droste: "Ich habe mit eigenen Augen tote Fische gesehen, die es ablehnten, sich in Bild einwickeln zu lassen."

  • Eben. Man kann nicht etwas ablehnen und als prinzipiell schlecht ächten, um Teile davon im gleichen Atemzug zu loben. Hitlers vermeintlicher Autobahnbau drängt sich als Vergleich auf. Die "BILD" ist ein mieses, menschenverachtendes, dreckiges und blutiges Machwerk, und (wenigstens theoretisch gute) Aktionen wie "Ein Herz für Kinder" ändern daran ebenso wenig wie die "Aufdeckung" der "Wulff-Affaire" (die es in meinen Augen nie gegeben hat, aber das ist eine andere Baustelle). Verdorbene Milch ist immer noch reinlich weiß, aber sie bleibt verdorben. Die "BILD" ist durch und durch verdorben; das ist das dahinter stehende Geschäftsmodell. Wer sich "Journalist" nennt und diese Bezeichnung nicht propagandistisch missversteht, darf keinen Preis für seine Arbeit entgegennehmen, den zugleich ein "BILD"-Mitarbeiter bekommt. So, wie man auch keinen Fernsehpreisannehmen darf, den zugleich der Sozialstrukturen-Häckseler Dieter Bohlen bekommt. Der Preis hat in dieser Situation keinen Wert mehr, höchstens noch einen symbolischen - und da dann den falschen.

  • Mal eine allgemeine Frage in diesem Zusammenhang:
    Schließt investigativer Journalismus eine Verpflichtung zur Medienethik grundsätzlich aus? MUSS ein Dossier über z.B. private Verfehlungen öffentlicher Personen den "Gegenstand seiner Recherche" zwangsweise missachten? Oder gibt es da Abstufungen...?
    Wie unterscheidet sich genau der Journalismus von Bild und Spiegel?


    Ich meine, in der dichterischen Freiheit, die sich die Bild ständig heraus nimmt, liegt tiefe Missachtung derer, über die berichtet wird und auch gegenüber den Lesern, denen Wirklichkeit verkauft wird, die es nicht gibt.


    Boah ich bin dermaßen unzufrieden darüber...Könnt ihr euch vorstellen, dass in England Journalisten der SUN so eingestuft würden? Hab das Gefühl, bald wird noch gelacht über dieses blöde Germany...blöd mit Auszeichnung... :bonk

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Investigativer Journalismus, Stephanie, ist ein ganz neutraler Begriff und hat nichts damit zu tun, ob man dem Wirken der Mafia auf die Politik oder den privaten Ferkeleien eines Schauspielers nachstellt.


    Aber hier geht es nicht um einen neutralen Begriff, sondern die Frage, welche Journalisten man auszeichnen sollte. Und da auf Ethik zu verzichten hieße Preise entweder abschaffen oder sie bedeutungslos zu machen (wie die ganzen Fernseh- und die meisten Filmpreise).


    Ich denke, das Abgrenzungsdilemma ist ganz einfach zu lösen, indem man den einzelnen Artikel eines Journalisten nur auszeichnet, wenn dieser insgesamt in vorbildlicher Weise tätig ist. Und dazu gehört eindeutig nicht, dem Lügen- und Fickanzeigenblatt Bild zu einem journalistischem Feigenblatt zu verhelfen.


    Der Spiegel setzt zwar auch recht oft unnötigerweise Abbildungen nackter Frauen ein, aber druckt keine Beischlafanzeigen. Und er druckt auch nicht überwiegend hirntote Beiträge. Dabei muss man einräumen, dass es einen ausgeprägten Trend eher seriöser Blätter zur Schlagzeile von Bild-Niveau gibt.


  • Also diese Fickanzeigen gibt es nur in bestimmten Lokalausgaben.


    Das Nacktgirl auf S. 1 wurde am Weltfrauentag 2012 abgeschafft, worauf die Frauen im Leserbeirat protestierten und die Leserinnen von sich aus Nacktbilder schicken. Sie kriegen pro Veröffentlichung 500 Euro.


    Ihr erinnert mich an meinen Direktor : als wir vor dem Abitur einen Lebenslauf mit Berufswunsch schreiben sollten und ich schrieb: ich will Journalistin werden und die Welt verbessern und wenn es bei der BILD ist, wurde die Empfehlung meiner Person für die Studienstiftung des Deutschen Volkes zurückgezogen. :(


  • Das Nacktgirl auf S. 1 wurde am Weltfrauentag 2012 abgeschafft, worauf die Frauen im Leserbeirat protestierten und die Leserinnen von sich aus Nacktbilder schicken. Sie kriegen pro Veröffentlichung 500 Euro.


    Das ist ein hervorragendes Beispiel. Die Bild-Mädchen waren oft gerade mal volljährig und glänzten mit Lolita-Charme in Fickpose, während Bild oft auf der gleichen Seite Pädophilie gegeißelt hat.


    Zitat


    Ihr erinnert mich an meinen Direktor : als wir vor dem Abitur einen Lebenslauf mit Berufswunsch schreiben sollten und ich schrieb: ich will Journalistin werden und die Welt verbessern und wenn es bei der BILD ist, wurde die Empfehlung meiner Person für die Studienstiftung des Deutschen Volkes zurückgezogen.


    Da hat der Direktor Deine Naivität nicht auf Deine damalige Jugend attribuiert. Du gibst ihm heute Recht ;-).


  • Das ist ein hervorragendes Beispiel. Die Bild-Mädchen waren oft gerade mal volljährig und glänzten mit Lolita-Charme in Fickpose, während Bild oft auf der gleichen Seite Pädophilie gegeißelt hat.


    Da hat der Direktor Deine Naivität nicht auf Deine damalige Jugend attribuiert. Du gibst ihm heute Recht ;-).


    Na also, die Zeitung ist doch höchst moralisch, konservativ etc.! :bitte


    Dass man bei nackten Busen (mehr war es ja nicht) gleich an Missbrauch bzw. überhaupt an GV denkt, halte ich für übertrieben.


    Meine Güte, ich schwinge mich hier zur Verteidigerin von BILD auf - die Tabloids in England sind schlimmer, glaub mir. Und auch bei uns gibt es Blätter, die mehr Unheil anrichten.