Diese Frage bewegt sicher jede, die schreibt. Viele fühlen sich zwar dem Schreiben, nicht aber dem "Verkaufen des Geschriebenen" gewachsen, weshalb es als ideale Wunschvorstellung gilt, einen Agenten, eine Agentin oder eine Agentur zu bekommen. Man muss sich dann nicht mehr um das Verkaufen kümmern, sondern nur noch um das Schreiben. In dieser Vorstellung liegt ein Missverständnis. Literaturagenturen leben davon, dass ihre Autorinnen und Autoren gut verkäufliche Manuskripte liefern. Dass sie unbesehen alles abnehmen, was die fleißige Autorin und der rege Autor abliefern, ist eher die Ausnahme, denn die Regel. Es kommt auch bei renommierten Autoren vor, dass ein Manuskriptvorschlag zurückgewiesen wird, weil die Agentin ihn nicht für verkaufbar hält. Außerdem ist es auch nicht leicht als Neuling eine Agentur zu finden. Das Klinkenputzen kostet Zeit und das Wandern von einer Agentur zur nächsten Absage ebenfalls, so dass bereits fertig geschriebene Manuskripte anfangen zu schimmeln.
Ich meine, es ist sinnvoll dann bei Literaturagenturen vorstellig zu werden, wenn man für Genres und Literaturgattungen schreibt, die sich gut verkaufen und wenn man etwas anzubieten hat, das massentauglich ist. Wer für kleinere Zielgruppen schreibt (etwa im Bereich Science Fiction oder Fantasy) sollte besser selbst auf Verlagssuche gehen. Da man – anders als bei Agenturen – sein Manuskript auch gleichzeitig mehreren Verlagen anbieten kann, spart man unter Umständen Zeit und kommt schneller zum Erfolg (oder schneller zu der Einsicht, dass das Manuskript doch wohl eher nicht gebraucht wird). Auch dabei gilt, dass größere Publikumsverlage eher mit marktgängigen Titeln und Themen angegangen werden können. Nicht unterschätzt werden dürfen aber die kleinen und die mittleren Verlage. Die Chance dort zu einer Veröffentlichung zu kommen, ist gerinfügig größer. Auch über die Verkaufszahlen sollte man sich keine zu großen Illusionen machen. Die Frage ist nur, welcher "kleine" Verlag kommt in Frage? In Buchhandlungen stöbern bringt selten einen guten Überblick. Der jährlich erscheinende Katalog der Kurt-Wolff-Stiftung ist da schon eine bessere Alternative. Eine andere Möglichkeit ist das Magazin schöne bücher. In beiden Fällen gibt es jeweils einen knappen Fokus auf den Verlag, so dass man schnell weiß, ob sich ein Manuskriptangebot dort lohnt oder auch nicht.
Diese persönlichen Anmerkungen bleiben hoffentlich nicht einsam und allein stehen. Ergänzungen sind nicht nur willkommen, sondern auch erwünscht.