Beiträge von Marvin

    Nur, um das mal klarzustellen. Du bist kein Prophet, Marvin, sondern ein Hellseher oder Wahrsager.

    Ok. Wenn ich es mir recht überlege, hast du wohl recht. Vermutlich ist genau diese Art sprachlicher Ungenauigkeit die Ursache dafür, dass ich doch nicht der nächste William Gibson bin. Oder zumindest Douglas Adams.


    Ich hoffe trotzdem, dass alle wissen, was gemeint ist. Ich wollte sagen, dass ich in 2020 Geschichten geschrieben habe, in denen Sachen vorkamen, die jetzt in den Nachrichten sind. Zum Beispiel ein Modetrend, der darin besteht, dass junge Männer goldene Schuhe tragen. (Und ok das ist noch kein Modetrend, sondern Donald Trump hätte das nur gerne. Nicht kleinlich sein.)


    Kann man das mit etwas gutem Willen nicht doch vielleicht als "prophetisch" bezeichnen? Ich mag nämlich jetzt nicht den Threadtitel ändern. Der klingt so gut.

    Die Frage ist eher, hast du eine technische Entwicklung vorweg genommen oder nur irgendwelche skurrile Alltagsdinge?

    Skurrile. Alltagsdinge.

    Ich meine das auch nicht so ganz ernst, für den Fall, dass das nicht deutlich geworden ist. Ich finde es nur auffällig. Und auch ein bisschen schade.

    Denn der Gag ist jetzt verbrannt. Kein Mensch wird noch von der Idee "ein goldene Schuhe Hype" überrascht sein. Jeder wird nur an den doofen Trump denken.


    Oder da hab ich zum Beispiel noch eine Story von einer KI, die an der falschen Stelle schlechte Witze macht. Das war so 2020, als ich das geschrieben habe, da gab es noch kein ChatGPT. Die Story findet heute, noch keine 4 Jahre später, vermutlich keiner mehr komisch.

    Das denke ich schon auch, dass das mit der eigenen Wahrnehmung zu tun hat. Ich habe jetzt nicht wirklich geglaubt, ein republikanischer Trendscout hätte sich in die Scheunenlesung gesetzt und die Idee meiner holprigen Story einem konservativen Thinktank gesteckt.


    Auch wenn das cool klingt. 8)

    Möglicherweise bist Du aber auch kein Prophet, sondern jemand, der die Zukunft beeinflussen kann. Das wäre dann eine noch größere Verantwortung.

    Ich weiß nicht, ob du das so tiefsinnig gemeint hast, wie das jetzt da steht, aber sind wir das nicht alle? ?!?

    Sagt mal, geht euch das auch so? Ich habe vor ein paar Jahren eine Serie ziemlich überdrehter Science-Fiction-Geschichten geschrieben und seither fallen mir in den Nachrichten immer wieder Sachen auf, die ich vorweggenommen habe.


    Jüngstes Beispiel: Trumps goldene Schuhe. Hat da nicht wenigstens ganz kurz mal der ein oder andere an mich gedacht? Da habe ich ja sogar schon in Putlitz drüber vorgelesen!


    Ich bin mir völlig darüber im Klaren, dass ich natürlich kein Prophet bin, sondern dass in meinen Sachen einfach eine ganze Menge ausgedachter Details vorkommen und dass es unvermeidlich ist, dass ab und an reale Ereignisse daran erinnern. Aber der Effekt ist schon ziemlich verblüffend.


    Kennt das jemand?

    Dieser Film ist durchgeknallt und wundervoll. Und wenn ich etwas für durchgeknallt halte (und ich meine das im Sinne von Charlie-Kaufmann-Monty-Python-Multiversum-Alles-Durcheinanderunddannauchnochdildos-durchgeknallt), dann will das was heißen.


    Nachdem „Everything Everywhere All At Once“ mit kleinem Budget aus der Indie Ecke plötzlich wahnsinnig populär geworden ist und in der Folge sieben Oscars gewonnen hat, kennt die Handlung inzwischen wahrscheinlich auch jeder. Ich bin wie immer etwas spät damit, habe den Film aber gestern erst gesehen. Ich fasse daher nur kurz zusammen – Evelyn hat als chinesischstämmige Amerikanerin eine Menge Ärger mit ihrem Waschsalon, ihrem Mann, ihrer Tochter, ihrem Vater und auch mit der Steuer. Dann wird sie aus verschiedenen parallelen Universen kontaktiert und muss gegen eine Art Dämon antreten, der eigentlich ihre Tochter ist. Und am Ende wird natürlich alles gut.


    Viel besser kriege ich das jetzt nicht zusammengefasst, wer wirklich verstehen will, worum es geht, schaue bei Wikipedia nach. Aber ein analytischer Ansatz wäre nach meiner unmaßgeblichen Meinung auch unangebracht.


    Vielmehr kann man sich zweieinhalb Stunden lang von einer Ideenflut überwältigen lassen und darüber staunen, wie es gelingt, völlig gegensätzliche Genres mit großer Selbstverständlichkeit ineinanderzurühren. Menschen wie wir, die sich für Autoren halten, wir wissen genau, dass so ein Mix nicht funktionieren kann, weil Leute nunmal nicht gleichzeitig lachen und weinen können.


    Können sie aber doch.


    Ich empfehle den Film. Er ist gut.

    Also nach meiner nur kurzen Erfahrung kann ChatGPT schon eine ganze Menge. Aber Humor noch nicht. Das ist alles einfach nicht witzig. Auch für Vorträge fand ich die Ergebnisse nicht zufriedenstellend. Ich befürchte, ich muss diese Sachen vorerst doch noch selbst machen.


    Aber wenn wir alle fein so weiterprobieren, dann lernt ChatGPT das noch.

    Hallo Bernstein.

    Verrückt, wieviele Leute sich hier gerade vorstellen, dabei waren die letzten Wochen insgesamt ja sogar eher etwas ruhig. Vielleicht wird das ja jetzt anders.

    Setz dich. Nimm dir nen Keks.

    Ich habe etwas zu diesem Rowohlt-Rotation Wettberwerb geschickt. Mal schauen.

    Wenn ich wider Erwarten dort nicht gewinnen sollte, stelle ich den Anfang mal in der Runde zur Diskussion. Mir selbst gefällt mein Beitrag nämlich ganz gut.

    Es gibt gerade bei so aufwendigen Produktionen eine gewisse Sterilität,

    Ja, das ist wohl wahr. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich die Serie mit der gleichen Begeisterung geschaut hätte, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte. Diese Serienadaptationen sind ja Produkte einer gut geölten Maschinerie aus erfahrenen Teams, die sich vermutlich noch durch jede Menge Daten über potentielle Zuschauer unterstützen lassen. Dadurch geht aber auch einiges verloren.

    Ganz wesentlich zum Beispiel dieser Einblick, den man beim Lesen eines Buches in die Vorstellungswelt eines einzelnen Schriftstellers bekommt.

    Es ist ja ein Allgemeinplatz, aber - das Buch ist besser als der Film.


    Das war schon visionär und stark und sehr bedeutsam, aber erzählerisch ließ es mich ein bisschen kalt.

    Wahrscheinlich ist es einfach Geschmackssache, aber es fällt mir schwer, diese Meinung nachzuvollziehen. Mich hat es seinerzeit echt geflasht. Sicher, das liegt weniger an der Handlung, ich glaube William Gibson wusste damals noch nicht so recht, wie das geht mit Langtexten und hat sich deswegen bei der Struktur eines klassischen Hardboiledkrimi bedienen wollen. Aber diese Rock'n'Roll-Pose, dieses Technik-ist-coole-Subkultur-Gehabe, das war schon eine Offenbarung für mich. Ich kannte damals nur die Raumschiffe aus Star-Trek. Und die sind ja eher was für Nerds. Und waren es auch schon damals.

    Ich bin ein alter Fan von William Gibson. Sein "Opus Magnum" - Neuromancer - hat mich verhältnismäßig spät erst erwischt, so Ende der 90er. Ich hatte viel über die drei Bücher gehört, viele Illustrationen gesehen und war dementsprechend skeptisch, ob der Text den hohen Erwartungen gerecht werden würde. Darum bin ich mit einem gewissen respektvollen Abstand um die Lektüre herumgeschlichen, bis mir ein Freund irgendwann den Sammelband geschenkt hat mit den Worten: "Du willst William Gibson lesen? Dann lies jetzt William Gibson." Und von da an war ich verkauft.


    Das liegt zum großen Teil an seinen stilistischen Eigenheiten. Gibson schreibt irgendwie modisch und cool. Es gibt diese Sachen noch gar nicht, aber er beschreibt trotzdem die Details und die Fehler und die Alltäglichkeiten, so als wäre das selbstverständlich. Der coole Typ erzählt was und du stehst da und magst nich zugeben, dass dir die Begriffe gar nichts sagen. Und dann liest du weiter.

    Ich habe dann alle weiteren Bücher ziemlich schnell gelesen, auch diese Sachen, die in der Gegenwart spielen und sich komischerweise immer noch wie SF anfühlen.


    Ich bin dann auch irgendwann einigermaßen erwachsen geworden und Gibson war nicht mehr ganz so wichtig. Bis ich in 2016 in einem sehr großen Kaufhaus in einer großen deutschen Stadt nichts zu tun hatte und Zeit totschlagen musste. Da bin ich - natürlich - in die Bücherabteilung, sowas ging vor 6 Jahren noch ganz problemlos, und habe entdeckt, dass es was neues von Gibson gibt. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass er mit jetzt ja immerhin Ende 60 noch sowas jugendlich cooles schreiben kann wie früher, aber der Klappentext klang danach. Zeitreise. Hmmm.


    Kurz gesagt - ich fand es großartig. Gibsons Take on Zeitreisegeschichte und zwar nicht in flauschig fantasymäßig, sondern so knackig und crisp, wie das früher war. Vielleicht interessiert den ein oder anderen der erste Satz, weil der erste Satz von Neuromancer zu einer Ikone geworden ist. Also. Der erste Satz von "The Peripheral":


    "Sie glaubten, dass Flynnes Bruder keine posttraumatische Störung hatte, sondern, dass ihn die Haptics manchmals glitchten."



    Das muss man doch zugeben. Das macht echt Spaß. Für mich war das ein Gibson wie früher, ich fand es echt gut.


    Und jetzt das. An einem müden Samstag abend zappe ich auf amazon-prime herum und sehe, dass es eine Serie gibt, die verdammt so aussieht und auch noch so heißt. Und tatsächlich. "Peripherie" ist eine Verfilmung des Romans von Gibson. Ich habe mir gestern die ersten zwei Folgen angetan. Mehr gibt es noch nicht, sonst hätte ich wohl weitergesuchtet. Und das mir.

    Außerdem sehe ich auf Wikipedia soeben, dass Gibson in 2020 eine Fortsetzung geschrieben hat - "Agency".


    Hätte mir das nich mal jemand sagen können?

    Ich finde das auch einen guten Link. Meine eigene Vorgehensweise ganz grob - Inquits weglassen, wenn es irgendwie geht und wenn man sowieso weiß, wer spricht.

    Wenn das nicht geht - "sagte" immer nur "sagte". Vielleicht ganz gelegentlich mal "fragte" oder "antwortete". Aber wenig und selten und dosiert. Wenn schon direkte Rede, dann steht das gesprochene Wort im Vordergrund, nicht die Beschreibung der Szenerie.


    Jedoch -


    Der Text im Link beginnt mit einem schönen Beispiel über Erdbeeren. Klar mögen alle Leute lieber reife, rote Erdbeeren. Trotzdem ist es natürlich erlaubt, gewohnte Pfade zu verlassen. Grüne Erdbeeren kann man zum Beispiel ganz gut einlegen, habe ich mir sagen lassen.

    Ein echter Verlust. UJRE habe ich eine Zeit lang rauf und runtergehört (vor allem die Live im Schützenhaus, die es auf den Streamingplattformen irgendwie nicht gibt, die aber großartig ist). Paraphernalia war auch super. Sie hatte ja leider schon länger mit Parkinson zu tun (wie du ja auch schreibst).

    Tschüss Barbara.

    Ehrlich gesagt finde ich den Artikel ganz gut. Das ist nämlich auch mein Eindruck und ja ich weiß - das ist Geschmackssache und was gekauft wird, darf auch gekauft werden.

    Aber auffällig finde ich diese Entwicklung schon auch. "Schwedenkrimi" hieß für mich seinerzeit immer Sjöwall-Wahlöö oder Mankell. Da gab es zwar auch die ein oder andere blutige Tat, aber es waren eher Krimis, eher Polizeigeschichten und Sittengemälde, das hat mich angesprochen. Und dann sind diese Schwedendinger immer brutaler geworden, inzwischen heißt Schwedenkrimi eher Schwedenthriller und alle denken nur noch an Stieg Larsson und Konsorten. Vermutlich verstehen die Leute heute gar nicht mehr, warum wir über die überzogene Brutalität in "Pulp Fiction" gelacht haben, das ist heute einfach der normale Blutlevel.


    Mich erinnert das ein bisschen an die Entwicklung in der Musik - es wird immer lauter. Lautere Instrumente haben immer schon die leiseren verdrängt und seit alles elektrisch geworden ist, wird da noch mal einen Gang hochgeschaltet, Und dann digital - nochmal hochgeschaltet. Sogar die Aufnahmen werden immer komprimierter.


    Irgendwann muss da doch mal Ende sein, oder?