Beiträge von Marvin

    Dieser Film ist durchgeknallt und wundervoll. Und wenn ich etwas für durchgeknallt halte (und ich meine das im Sinne von Charlie-Kaufmann-Monty-Python-Multiversum-Alles-Durcheinanderunddannauchnochdildos-durchgeknallt), dann will das was heißen.


    Nachdem „Everything Everywhere All At Once“ mit kleinem Budget aus der Indie Ecke plötzlich wahnsinnig populär geworden ist und in der Folge sieben Oscars gewonnen hat, kennt die Handlung inzwischen wahrscheinlich auch jeder. Ich bin wie immer etwas spät damit, habe den Film aber gestern erst gesehen. Ich fasse daher nur kurz zusammen – Evelyn hat als chinesischstämmige Amerikanerin eine Menge Ärger mit ihrem Waschsalon, ihrem Mann, ihrer Tochter, ihrem Vater und auch mit der Steuer. Dann wird sie aus verschiedenen parallelen Universen kontaktiert und muss gegen eine Art Dämon antreten, der eigentlich ihre Tochter ist. Und am Ende wird natürlich alles gut.


    Viel besser kriege ich das jetzt nicht zusammengefasst, wer wirklich verstehen will, worum es geht, schaue bei Wikipedia nach. Aber ein analytischer Ansatz wäre nach meiner unmaßgeblichen Meinung auch unangebracht.


    Vielmehr kann man sich zweieinhalb Stunden lang von einer Ideenflut überwältigen lassen und darüber staunen, wie es gelingt, völlig gegensätzliche Genres mit großer Selbstverständlichkeit ineinanderzurühren. Menschen wie wir, die sich für Autoren halten, wir wissen genau, dass so ein Mix nicht funktionieren kann, weil Leute nunmal nicht gleichzeitig lachen und weinen können.


    Können sie aber doch.


    Ich empfehle den Film. Er ist gut.

    Also nach meiner nur kurzen Erfahrung kann ChatGPT schon eine ganze Menge. Aber Humor noch nicht. Das ist alles einfach nicht witzig. Auch für Vorträge fand ich die Ergebnisse nicht zufriedenstellend. Ich befürchte, ich muss diese Sachen vorerst doch noch selbst machen.


    Aber wenn wir alle fein so weiterprobieren, dann lernt ChatGPT das noch.

    Hallo Bernstein.

    Verrückt, wieviele Leute sich hier gerade vorstellen, dabei waren die letzten Wochen insgesamt ja sogar eher etwas ruhig. Vielleicht wird das ja jetzt anders.

    Setz dich. Nimm dir nen Keks.

    Ich habe etwas zu diesem Rowohlt-Rotation Wettberwerb geschickt. Mal schauen.

    Wenn ich wider Erwarten dort nicht gewinnen sollte, stelle ich den Anfang mal in der Runde zur Diskussion. Mir selbst gefällt mein Beitrag nämlich ganz gut.

    Es gibt gerade bei so aufwendigen Produktionen eine gewisse Sterilität,

    Ja, das ist wohl wahr. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich die Serie mit der gleichen Begeisterung geschaut hätte, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte. Diese Serienadaptationen sind ja Produkte einer gut geölten Maschinerie aus erfahrenen Teams, die sich vermutlich noch durch jede Menge Daten über potentielle Zuschauer unterstützen lassen. Dadurch geht aber auch einiges verloren.

    Ganz wesentlich zum Beispiel dieser Einblick, den man beim Lesen eines Buches in die Vorstellungswelt eines einzelnen Schriftstellers bekommt.

    Es ist ja ein Allgemeinplatz, aber - das Buch ist besser als der Film.


    Das war schon visionär und stark und sehr bedeutsam, aber erzählerisch ließ es mich ein bisschen kalt.

    Wahrscheinlich ist es einfach Geschmackssache, aber es fällt mir schwer, diese Meinung nachzuvollziehen. Mich hat es seinerzeit echt geflasht. Sicher, das liegt weniger an der Handlung, ich glaube William Gibson wusste damals noch nicht so recht, wie das geht mit Langtexten und hat sich deswegen bei der Struktur eines klassischen Hardboiledkrimi bedienen wollen. Aber diese Rock'n'Roll-Pose, dieses Technik-ist-coole-Subkultur-Gehabe, das war schon eine Offenbarung für mich. Ich kannte damals nur die Raumschiffe aus Star-Trek. Und die sind ja eher was für Nerds. Und waren es auch schon damals.

    Ich bin ein alter Fan von William Gibson. Sein "Opus Magnum" - Neuromancer - hat mich verhältnismäßig spät erst erwischt, so Ende der 90er. Ich hatte viel über die drei Bücher gehört, viele Illustrationen gesehen und war dementsprechend skeptisch, ob der Text den hohen Erwartungen gerecht werden würde. Darum bin ich mit einem gewissen respektvollen Abstand um die Lektüre herumgeschlichen, bis mir ein Freund irgendwann den Sammelband geschenkt hat mit den Worten: "Du willst William Gibson lesen? Dann lies jetzt William Gibson." Und von da an war ich verkauft.


    Das liegt zum großen Teil an seinen stilistischen Eigenheiten. Gibson schreibt irgendwie modisch und cool. Es gibt diese Sachen noch gar nicht, aber er beschreibt trotzdem die Details und die Fehler und die Alltäglichkeiten, so als wäre das selbstverständlich. Der coole Typ erzählt was und du stehst da und magst nich zugeben, dass dir die Begriffe gar nichts sagen. Und dann liest du weiter.

    Ich habe dann alle weiteren Bücher ziemlich schnell gelesen, auch diese Sachen, die in der Gegenwart spielen und sich komischerweise immer noch wie SF anfühlen.


    Ich bin dann auch irgendwann einigermaßen erwachsen geworden und Gibson war nicht mehr ganz so wichtig. Bis ich in 2016 in einem sehr großen Kaufhaus in einer großen deutschen Stadt nichts zu tun hatte und Zeit totschlagen musste. Da bin ich - natürlich - in die Bücherabteilung, sowas ging vor 6 Jahren noch ganz problemlos, und habe entdeckt, dass es was neues von Gibson gibt. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass er mit jetzt ja immerhin Ende 60 noch sowas jugendlich cooles schreiben kann wie früher, aber der Klappentext klang danach. Zeitreise. Hmmm.


    Kurz gesagt - ich fand es großartig. Gibsons Take on Zeitreisegeschichte und zwar nicht in flauschig fantasymäßig, sondern so knackig und crisp, wie das früher war. Vielleicht interessiert den ein oder anderen der erste Satz, weil der erste Satz von Neuromancer zu einer Ikone geworden ist. Also. Der erste Satz von "The Peripheral":


    "Sie glaubten, dass Flynnes Bruder keine posttraumatische Störung hatte, sondern, dass ihn die Haptics manchmals glitchten."



    Das muss man doch zugeben. Das macht echt Spaß. Für mich war das ein Gibson wie früher, ich fand es echt gut.


    Und jetzt das. An einem müden Samstag abend zappe ich auf amazon-prime herum und sehe, dass es eine Serie gibt, die verdammt so aussieht und auch noch so heißt. Und tatsächlich. "Peripherie" ist eine Verfilmung des Romans von Gibson. Ich habe mir gestern die ersten zwei Folgen angetan. Mehr gibt es noch nicht, sonst hätte ich wohl weitergesuchtet. Und das mir.

    Außerdem sehe ich auf Wikipedia soeben, dass Gibson in 2020 eine Fortsetzung geschrieben hat - "Agency".


    Hätte mir das nich mal jemand sagen können?

    Ich finde das auch einen guten Link. Meine eigene Vorgehensweise ganz grob - Inquits weglassen, wenn es irgendwie geht und wenn man sowieso weiß, wer spricht.

    Wenn das nicht geht - "sagte" immer nur "sagte". Vielleicht ganz gelegentlich mal "fragte" oder "antwortete". Aber wenig und selten und dosiert. Wenn schon direkte Rede, dann steht das gesprochene Wort im Vordergrund, nicht die Beschreibung der Szenerie.


    Jedoch -


    Der Text im Link beginnt mit einem schönen Beispiel über Erdbeeren. Klar mögen alle Leute lieber reife, rote Erdbeeren. Trotzdem ist es natürlich erlaubt, gewohnte Pfade zu verlassen. Grüne Erdbeeren kann man zum Beispiel ganz gut einlegen, habe ich mir sagen lassen.

    Ein echter Verlust. UJRE habe ich eine Zeit lang rauf und runtergehört (vor allem die Live im Schützenhaus, die es auf den Streamingplattformen irgendwie nicht gibt, die aber großartig ist). Paraphernalia war auch super. Sie hatte ja leider schon länger mit Parkinson zu tun (wie du ja auch schreibst).

    Tschüss Barbara.

    Ehrlich gesagt finde ich den Artikel ganz gut. Das ist nämlich auch mein Eindruck und ja ich weiß - das ist Geschmackssache und was gekauft wird, darf auch gekauft werden.

    Aber auffällig finde ich diese Entwicklung schon auch. "Schwedenkrimi" hieß für mich seinerzeit immer Sjöwall-Wahlöö oder Mankell. Da gab es zwar auch die ein oder andere blutige Tat, aber es waren eher Krimis, eher Polizeigeschichten und Sittengemälde, das hat mich angesprochen. Und dann sind diese Schwedendinger immer brutaler geworden, inzwischen heißt Schwedenkrimi eher Schwedenthriller und alle denken nur noch an Stieg Larsson und Konsorten. Vermutlich verstehen die Leute heute gar nicht mehr, warum wir über die überzogene Brutalität in "Pulp Fiction" gelacht haben, das ist heute einfach der normale Blutlevel.


    Mich erinnert das ein bisschen an die Entwicklung in der Musik - es wird immer lauter. Lautere Instrumente haben immer schon die leiseren verdrängt und seit alles elektrisch geworden ist, wird da noch mal einen Gang hochgeschaltet, Und dann digital - nochmal hochgeschaltet. Sogar die Aufnahmen werden immer komprimierter.


    Irgendwann muss da doch mal Ende sein, oder?

    Ich bin da möglicherweise etwas voreingenommen. Ich habe aus einer Laune heraus vor Jahren schonmal an so einer Ausschreibung von einem großen Verlag mitgemacht, und zwar zur Schreibwerkstatt von Bastei-Lübbe.

    Ich habe da gewonnen und war bei dem mehrtägigen Seminar mit wirklich guten Leuten. Aus mir ist kein Auftragsschreiber für Lübbe geworden, aber das Seminar seinerzeit war echt ein Lichtblick. Interessante Leute, Innenansichten aus der Verlagswelt und man konnte sich endlich einmal ernst genommen fühlen.


    Das war nicht die schlechteste Erfahrung in meinem Autorenleben.


    (Ich sehe gerade, dass mein Link in den Vereinsbereich geht. Man muss also den 42ern beitreten, wenn man sehen will, was ich seinerzeit geschrieben habe :evil)

    Es ist wie immer in solchen Situationen überhaupt kein Diskurs gewünscht,

    Ja. Aber das ist nicht gut.

    Es geht um echte Menschen und echtes Leid. Und zwar auf beiden Seiten. Das ist ja kein intellektuelles Spiel, wer die besten Argumentationsfiguren bringen kann.


    Solche Sachen sind einfach auf Twitter und Konsorten nicht gut aufgehoben. Ich finde diese ganze Empörungsmaschinerie nicht gut. Und solange ich nicht weiß, wie man da raus kommt, oder noch nicht mal weiß, wie man das besser machen könnte, möchte ich das zumindest nicht noch schlimmer machen.

    Ich habe die Harry-Potter Bücher nach anfänglichem Zögern aufrichtig geliebt. Anfängliches Zögern deshalb, weil ich Hypes erst einmal misstraue und weil ich vor 25 Jahren eigentlich schon zu alt war für Kinderbücher. Aber dann habe ich alle Bände verschlungen und mir die Erstausgaben in englischer Sprache direkt bei Erscheinen gekauft.

    Was ich vor allem geliebt habe, war die tiefe Menschlichkeit in den Büchern und die Ermutigung, der zu sein oder der zu werden, der man ist (auch wenn man das für ein verschwurbeltes, wokes Konzept halten darf). Ich habe mich mit Leuten wie Neville Longbottom identifiziert, der gemobbte Kräuternerd, der am Ende eine coole Sau ist.

    Mir schien, dass die Benachteiligten, die vermeintlich Schwachen, die Minderheiten der Autorin immer besonders am Herzen gelegen haben.


    Und darum kam mir die ganze Diskussion um "Transfeindlichkeit" bei Rowling etwas, na ja, kontraintuitiv vor. Ich sehe ein, dass die paar Tweets, die in dieser ganzen Diskussion immer wieder zitiert werden, pointiert sind und den Konflikt eher suchen als ihm aus dem Weg zu gehen. Auch ist es möglicherweise nicht geschickt, sich als prominente Person in einer komplizierten Sache, bei der die Emotionen auf allen Seiten hochschlagen, in Form von Tweets oder sonstwie über Social-Media zu positionieren. Denn wenn man irgendeiner Sache gerecht werden will, dann reichen keine Tweets und eine Einteilung in zwei Lager.


    Es gibt eine ausführlichere Stellungnahme von Rowling von vor zwei Jahren auf ihrer Seite. Nach der Lektüre verstehe ich ihre Position zumindest etwas besser. Vielleicht kann hier jemand eine ähnlich ausführliche Stellungnahme posten, die vielleicht etwas genauer erklären kann, warum sich die gesamte Öffentlichkeit aktuell derart drastisch von der Ikone unserer Kinder abwendet.