Beiträge von Katla

    aydith Also, ich hab dir vor vier Wochen was in einem anderen Forum dazu angeboten, nur einen Tag nach deinem Posting - du scheinst aber gar kein Interesse zu haben. Jedenfalls kam nie eine Antwort. Guckst du hier -> https://www.autorenwelt.de/for…t-fuer-historischen-roman


    Wenn dein Frustlevel keine 24 Stunden aushält, bin ich sehr gespannt, wie du später Wartezeiten bei Verlagsreaktionen handeln willst.

    :achsel

    Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben, um darin meine Erfahrungen und Gedanken festhalten zu können

    Hallo Berimo,


    dann wünsche ich dir viel Spaß dabei und nicht allzu viele graue Haare darüber. :- )


    Kleine Frage dazu: Hast du dann einen semi-autobiografischen Protagonisten (oder Icherzähler), dem du das alles quasi in den Mund legst? Und wie plottest du sowas? (Frage weil: Das Ganze muss ja noch als Fiktion funktionieren.) Was ist dein Hauptthema, Motiv - also: Worum geht es grob?

    Ich hab schon gehört, dass viele einfach drauf los schreiben und sich später um die Einzelheiten kümmern

    Oh oh, also das halten die meisten eher für keine gute Idee. Ich hab auch schon gelesen, dass einige Bestsellerautoren behaupten, sie folgten ihrer Grundidee mehr intuitiv und hätten keinen Plan, wohin das alles genau führte, aber ich bin sicher, dass man das nicht für bare Münze nehmen kann, bzw. dass deren Level an 'ich schreib mal drauflos' einfach ein ganz anderes ist als das eines Newbies oder Hobbyautors. Und die paar Genies des Surrealismus lassen sich auch nicht einfach so kopieren. Ich jedenfalls halte ein solides, gut durchdachtes Plotting und Charakterisieren - je nach Thema / Setting auch Recherche - für unabdingbar.


    Ich schreib nahezu nur Kurzgeschichten und Essays, es gibt ein Romanprojekt (das vom Verlag vor über 10 Jahren bei Big Bad A eingestellt wurde *gn*), aber die Nacharbeit gestaltet sich schwierig - ich habs dort mit Ellipsen übertrieben und üble Fehler in der personal-auktorialen Perspektive und zudem würde ich heute Vieles ganz anders machen. Falls die Verlegerin noch nicht in Rente ist, würde ich das Buch später bearbeiten - mein Debütroman soll es nicht mehr werden.


    Meine Texte - das sind z.Zt. knapp 50 Einzelveröffentlichungen - schreibe ich mit der Hand (Druckbleistift, Linienbuch), das Abtippen wird mein umfangreichstes Edit. Danach editiere ich - nie ohne mindestens zwei, drei Testleser oder / und ein kritisches Forum zur Textarbeit - alles nach. Einzelne Durchgänge ergeben dann zwischen 20 und 50 Editingsessions (auch je nachdem wie viel Zeit ich bis zur jeweiligen Deadline habe). Habe ich nicht schon eh ein Zeichenlimit, das ich durch Handschrift überschossen habe, nehme ich bei einem fertigen Text minus 10-20% der Zeichenzahl als fiktives Limit, um mich weiter zum Kürzen zu zwingen. Das mache ich journalistisch: Satz für Satz, Wort für Wort und ggfs, Buchstabe für Buchstabe (manchmal merkt man dann auch, dass ein die oder ein Plural ohne Pronomen / Artikel besser klingen mag als eine => 1 - 4 Zeichen gespart).


    Erfahrungsgemäß sind das für Kurztexte ca. 1 bis 3 Monate Recherche + 1 bis 4 Wochen reines Schreiben + 3 bis 6 Wochen (bzw. limitlos) Editieren.

    Bin ich knapp dran und kenne ich die Herausgeber, maile ich auch mal zwei Bekannte an, die quasi über Nacht effektiv und hart kritisieren und editiere alles in einer Woche, dann arbeite ich den Rest mit dem Verlagslektorat zusammen ein. Inzwischen - also anders als bei dem Roman damals - kommt da dann nicht mehr so arg viel.


    Deine Texte zur Kritik einzustellen, möchte ich mit Leidenschaft unterstützen, und auch raten, dass du dich selbst bei Textbesprechen engagierst (man muss nicht alle Fehler selbst machen und sieht an Fremdtexten leichter, was funzt / was nicht).


    Wieviel habt ihr denn so am Tag geschrieben und habt ihr euch feste Zeiten gesetzt, um einen Rhythmus zu kommen?

    Wie viel ist schwer zu sagen, aber bevor auf unserer Arbeit Schichtdienste eingeführt wurden, hatte ich einen festen Rhythmus von 1-3 Stunden (fast) täglich, wenns gut lief auch mal mehr. Der Schichtdienst ballert mir irgendwie das Hirn raus ... und ich muss mich besser strukturieren lernen. Jedenfalls schreibe ich morgens und sehr viel / fast alles in ruhigen Cafés, weil ich kein Smartphone habe und mich dort nicht ablenken kann. :D

    vielleicht gehe ich zu perfektionistisch damit um, ich komme sehr oft ins Stocken, wenn ich mir bei Sätzen unsicher bin.

    Ich meine immer, 'zu perfektionistisch' ginge nicht. Und ich denke, wie du es beschreibst ist das ganz normal. Je mehr Erfahrungen du hast, je mehr du dich mit Techniken und Möglichkeiten beschäftigt hast und je mehr du mit Textarbeit vertraut bist, desto weniger Hänger hat man wohl, aber so eine Unsicherheit ist ja auch positiv: Man ist gezwungen, Synonyme oder andere Satzstellungen, Formulierungen zu suchen oder ggfs. das ganz zu kicken.


    Meine Extreme sind bislang: ein einziges Mal eine kurze, aber gut vorgeplante Kurzgeschichte innerhalb von 3,5 Stunden handschriftlich in einem Rutsch runtergesegelt; gerade sitze ich seit zwei Tagen an einer einzigen winzigen Passage (literarischer Sachtext von max. 9.500 Zeichen mLz), die ich einfach nicht smooth hinbekomme. :oma Dabei sind das ganz klare Fakten ...


    Ja, stell doch gern etwas zur Besprechung und erzähle weiter, wie es so läuft. Ich finde das immer ganz spannend.

    :kaeptn

    Zitat

    Nicht-menschliche Perspektive: Erzähle eine Geschichte aus der Sicht eines Tieres, einer Pflanze oder sogar eines unbelebten Objekts. Wie sieht die Welt aus den Augen eines Löffels aus?

    ;) Hehe ...


    Die Frage im Titel würde ich verneinen - gäbe es keine Ratgeber (oder Tipps online, woher ich die allermeisten kenne), könnte die KI auch keine Vorschläge machen. Zumindest momentan generiert die KI Antworten zu Fragen, aber kann sie antizipieren, was für menschliche Leser wichtig sein wird? Vermutlich nicht, denn obwohl es vielleicht einen Mainstream geben mag - im Sinne von: Harry Potter verkauft sich besser als die surrealistische SF von Autor XY -, rechnet die KI eben einen Durchschnitt (häufigste Nennungen / Hits im www?) und der ist wenig individuell.


    That said: Ich hab nur drei Schreibratgeber gelesen und schnappe das meiste durch Rückmeldungen / Textarbeit auf:

    - Ein erstmals 1914 erschienenes britisches Grammatik-/ Stilbändchen für Journalisten,

    - James Woods How Fiction Works und

    - Jeff VanderMeers Wonderbook.


    Die KI kann keines davon ersetzen, weil #1 harte Vorgaben macht anstatt am weitesten verbreitete aktuelle Nutzungen zu listen; #2 gibt weniger Tipps, als dass es verschiedene Ansätze und auch deren Kombinationen analysiert; und #3 verfolgt neben Analysen verschiedener Vorgehensweisen im Vergleich auch eher organisch interpretierte Methoden im Sinne von trial & error und frei-kreativer Exploration. Gerade letzteres geht der Funktionsweise von KIs / Chatbots entgegen, soweit ich Technik-Dussel das sagen kann.


    Die Liste finde ich dennoch ganz brauchbar, weil sie ziemlich umfassend ist, ohne in BlaBla auszuarten. Ganz gut daran finde ich, dass es konkrete handwerkliche Aufgaben sind und sich nicht so stark auf psychologischen Support beschränkt, was mich bei Tipps im Net oft nervt.

    Die nicht besonders neue Idee ist leider ziemlich halbherzig, nicht allzu clever und unter Missachtung der einen oder anderen Logikregel umgesetzt, wovon die Autorin abzulenken versucht, indem sie das Gerüst um die Kernhandlung möglichst unüberschaubar hält, während ihre Zukunftsperspektiven ebenfalls oberflächlich und fantasiearm ausfallen. Sie hat zudem mehr in die formale Struktur als in die Dramaturgie investiert, aber unterm Strich scheitert der Roman vor allem daran, dass seine Figuren - von der lesereisenden Autorin vielleicht abgesehen - eher uninteressant sind, dass es keine besonders spektakuläre Antwort auf die bereits häufig gestellte Frage gibt und dass die Handlung einfach nie spannend zu werden beginnt. Folgerichtig endet es auch lapidar, nein, eigentlich versandet es sogar, und das ist mindestens enttäuschend.

    Hallo Tom,


    das könnte haargenau mein Fazit zu ihrem späteren Roman Station Eleven sein. Ich rate dir daher ab, es mit einem weiteren Buch von ihr zu versuchen, das scheint bei ihr Prinzip zu sein.


    Ich hab mich zu einer recht ausführlichen und teils bissl flapsigen Rezension hinreißen lassen, hier.

    Emily St. John Mandel: Station Eleven, in der schönen Ausgabe von Picador Collection.

    London 2014.

    Auf Deutsch als Das Licht der letzten Tage.

    Die kanadische Autorin war mir durch einen Vortrag zu einem älteren Werk, Sea of Tranquility, auf der FinnCon 2023 aufgefallen, worin verschiedene Raumzeit-Ebenen erzählt werden sollen, ohne konkret Zeitreisen zu verwenden. Tom hat den Roman hier besprochen.


    In Station Eleven geht es im Intro um Kirsten, ein kleines Mädchen, die Statistin bei einer King Lear-Aufführung ist und zusehen muss, wie der Hauptdarsteller Arthur auf der Bühne stirbt (Herzinfarkt). Der eigentliche Roman spielt 20 Jahre später, nachdem eine Schweinegrippe die Menschheit nahezu ausgerottet hat. Kirsten hat als junge Erwachsene kaum noch Erinnerungen an die Zeit vor der Pandemie, sie zieht mit einer Schauspieltruppe durchs Land (Region Great Lakes) und führt in der Tradition eines Wanderzirkus' Dramen von Shakespeare auf. Soweit, so gut, aber dann nimmt der Roman einfach immer neue Fäden auf, viele davon in der Vergangenheit vor der Pandemie und diese Schauspielsache wird dann auch nahezu ganz fallengelassen.


    Nebenbei geht es um eine von drei jungen Ehefrauen Arthurs, die ein mehrbändiges Comic mit dem Titel 'Station Eleven' zeichnet, und das im Laufe des Buches auf verschiedenen Umwegen in die Hände verschiedener Protagonisten gelangt.


    Mir war - auch als eifrige Phantastik- und SF-Leserin - bis zum Ende völlig schleierhaft, was Mandel in dem Roman eigentlich erzählen will, und warum so viele Figuren vorkommen müssen bzw. sehe ich zudem keinen triftigen Grund für diese extrem achronologische Struktur. Abgesehen von der Art der Pandemie ( = dezente social science fiction) ist auch nix Spekulatives daran. Der Klappentext, dass es um dieses 'traveling theatre' geht, stimmt letztlich so gar nicht, weil tausend andere Sub-Stories angerissen werden und diese Geschichten ließen sich gut ohne diesen ganzen Teil erzählen - eigentlich ist das nur ein Motor, Protas von A nach B zu bringen, ohne sich dafür speziellere Gründe ausdenken zu müssen.


    Zwei Punkte fand ich sehr gut, daraus wird aber nix gemacht, beides wird aufgebaut und ohne weitere Erwähnung fallengelassen: Das "Geister"-Flugzeug am Ende des Runways (irre gruselige Idee!) und der Strang um den Flughafen / das Museum der Zivilisation.


    Noch etwas Positives: Was mich beim Reinlesen zum Kauf verleitete und was so alle 10 Seiten mal aufblitzt, zumindest bis zum letzten Viertel: Ihre auktoriale Erzählstimme gefällt mir enorm gut. Wenn es mal nicht um Figur / Prota X geht, sondern um die reine, neutrale Erzählstimme, die etwas zum Setting sagt oder bisschen rumphilosophiert. Da sind einige Sätze (leider mehr als ganze Passagen), die ich gleich zwei-, dreimal gelesen hab, davon ein ganzer Roman ... wow. Das ist aber - zumindest in diesem Buch - ganz offensichtlich nicht ihr Interesse.


    Meine Kritik im Einzelnen:

    - Mega character soup, viel zu viele Protagonisten bzw. zu wenig Trennung von Prota vs Nebenfiguren, zumal keine einzige von denen irgendeine Entwicklung durchmacht.

    - Damit auch headhopping: Kaum wird jemand erwähnt, steckt man auch in deren Köpfen - die letzte Figur wird sogar 30 oder 20 Seiten vor Ende eingeführt. Beides sind einfach handwerkliche Fehler.


    - Ich hatte gehofft, der Roman wäre quasi bipolar-genial, dass Mandel da mit allen Teilen gekonnt jongliert - es ist aber eher ADHS, ein unkontrolliertes und zu stark detailliertes Herumspringen zwischen viel zu gleich gewichteten Figuren und viel zu kleinteiligen Aspekten. Es geht episch in die Breite und Länge, aber nicht in die Tiefe.


    - Der Erzählung fehlt imA jeglicher rote Faden auf Konzeptionsebene (das mit dem Comic zählt für mich nicht, weil es nicht tatsächlich mit dem Plot verbunden wird, es taucht nur als Kleister auf). Vor allem aber: Es gibt keine literarischen Konflikte und vor allem keine Konsequenzen - alles passiert wie es passiert und dann hört es irgendwann einfach auf. (Gut, wir wissen, wer die Comix wohin weitergereicht hat und woher die Ideen darin kommen, aber das ist imA völlig arbiträr.)


    - Es sieht für mich so aus, als gäbe es das Comic um Station Eleven nur, weil sich damit Figuren & Storylines reim-dich-oder-ich-schlag-dich verbinden lassen, die eigentlich nix miteinander zu tun haben würden. Dito das Herumreiten auf Shakespeare und bes. King Lear, das zumindest imA nicht thematisch/motivisch mit der Erzählung verbunden ist. (Arthur hat drei jüngere Frauen und Lear hat drei Töchter, aber keine der Frauen verrät ihn und keine behandelt ihn schlecht, das passt also nicht.)


    - Generische Protas, nicht nur Miranda und Kirsten sind zum Verwechseln ähnlich, auch die jeweils älteren und jüngeren Männer. Keine der Figuren zeigt irgendwelche Emotionen, außer Langeweile, Eifersucht, vage Enttäuschungen, Gleichgültigkeit. Zum Setting / Plot nötige wären: Angst, Panik, Hoffnungen und ganz vor allem Trauer, aber Fehlanzeige. Ich soll mich engagieren, wenn jemand für seinen gelähmten Bruder wagenweise Lebensmittel ranschafft, dann aber stirbt der Bruder und der Prota sagt: "Klar gings mir nicht gut, aber anderen wird es noch schlechter gehen". Like, really?! That's it?


    - Der Treck der Theaterleute, das Comic, der Prophet und sogar die gesamte Pandemie erscheinen mir eigentlich nur wie ein auf künstlich interessant gebürsteter Backdrop, vor dem sich - großenteils durch Rückblenden / Erinnerungen eh sozialrealistisch - Szenen und (Beziehungs-)Probleme abspielen, für die man überhaupt keinen spekulativen Rahmen benötigt hätte: Flirts, Trennungen, Jobs, der Jet-Set, Paparazzi undundund ... Weil es klar langweilig klingt, wenn man sagt: "Ich stand auf und putzte mir die Zähne", aber wie dramatisch-spannend ist es zu sagen: "Als ich mir am letzten Tag der Menschheit die Zähne putzte".


    - Alles wird über Figuren erzählt, es gibt trotz auktorialer (bzw. auktorial/personaler) Erzählperspektive so gut wie keine übergeordneten Beschreibungen der Schauplätze, von Entwicklungen, mal bissl rausgezoomt, das nicht direkt aus Figurensicht extrem persönlich gesehen wird. Dieser wirklich extreme Menschen-Fokus ging mir im Buch vielleicht sogar am meisten auf den Keks.


    - Logiklöcher: Wo sind all die Milliarden Toten, was passiert mit der Industrie, Atomkraftwerken, Biowaffen oder nur Kühlschränken - wieso ist alles auf Anhieb so naturverbunden rural?


    [Spoiler alert]

    Meine Idee, dass die Personen bzw. die Realität und das Comic irgendwie spekulativ verbunden wären, hat sich nicht bestätigt. Ebenso wenig mein Eindruck, Miranda und Kirsten und vielleicht sogar der Captain aus dem Comic wären in parallelen Universen dieselbe Person - was sogar im Buch selbst ganz explizit thematisiert / geteasert wird. Sogar dieses "Verschwinden" der Symphoniker und die Sache mit dem 'dreifach auftauchenden' Hund erklären sich ganz banal.


    Vielleicht übersehe ich einen total genialen Schachzug hier, wäre echt auf andere Sichtweisen gespannt.

    Mich stört auch etwas, das ich als extrem häufigen Fehler in Dystopien oder SF generell sehe: Es gibt das Jetzt im Sinne der Erzählzeit und es gibt Referenzen / Erinnerungen auf das Jetzt im Sinne unserer Realität heute. Dazwischen existiert nichts, es gibt keine neuen Traditionen, keine erzählenswerten Geschichten aus dieser Zwischenzeit.

    Solche Autoren kommen mir immer bissl faul vor: Klar, die jetzige Realität kennen die Leser, das ist ein einfacher Bezugspunkt. Und dann ist Tag XY zwanzig oder zweitausend Jahre in der Zukunft und das ist ein singulärer Punkt, über den erzählt wird. Überlegt man, was allein zwischen 1900 und 2000 passierte, erscheint mir das total unrealistisch. Es bedeutet eben, dass man sich nicht nur eine spekulative Welt zu einem gewählten Zeitpunkt (z.B. in Station Eleven: 20 Jahre nach einer Pandemie / human extinction) ausdenken muss, sondern auch die Welt in den 20 Jahren von jetzt bis dahin.


    Positives Gegenbeispiel: Metro 2033 entwirft eine überzeugende Welt, die ohne ständige Erinnerungen oder Referenzen aufs reale Hier & Heute auskommt, das Buch wird selbstbewusst in der Zukunft erzählt, in der es spielt. Mandel dagegen lässt noch 20 Jahre after the fact Leute an Klimaanlagen denken, aber nicht an etwas, das ihnen in der neuen Zeit gefallen würde: ein klarer, kalter See zum Abkühlen etc.


    Das Ganze bedeutet, dass ich es mit keinem weiteren Roman der Autorin versuchen werde.


    Station Eleven.jpg

    Tom Krassest! Ich hab nur bei einer kurzen Geschichte wirklich den Überblick, weil ich (dieses Jahr phasenweise wegen Carpaltunneldings ausgenommen) alles mit der Hand schreibe. Das Abtippen wird dann mein Haupt-Edit.

    Knapp 12.100 Zeichen mLz = an einem Nachmittag / 3 Stunden auf Englisch im Café (hand)geschrieben. Hat einen Plot und eine Struktur, ist aber auch traumhaft-assoziativ, daher ging das so im Flow. Alles andere Kurztextige dauert mindestens 2 Wochen. Auch mal 3 Monate, je nach Recherche nebenher.


    Das mit dem Korrektorat statt Lektorat sehe ich auch so.

    Aber das war dann auch richtiges, intensives Lektorat, einschließlich dramaturgischer Arbeit am Text.

    Ganz genau. Vor allem lernt man dabei selbst viel, auch durch die Zusammenarbeit mit Schreibenden, deren Erklärungen und Motive.

    Ja, ich bin echt gründlich. Bei ein, zwei Texten hab ich fast zu jedem Satz was geschrieben (okay, auch mal Positives). Wenn ich Leute kenne und weiß, die schreckt das nicht ab, ist das ein toller Dialog über einen Text hinweg.


    In 60 Minuten schreibe ich zwei bis vier Seiten.

    =O Ich bin ganz kurz davor zu sagen: Das glaube ich nicht. 8|

    Die Entgelt-Diskussion haut mich auch grad bissl um. Ich mache Lektorat aus Spaß für Kleinstverlage (v.a. bei Übersetzungen, was den Vorteil hat, dass man nicht auf die Idee kommt, am Ursprungstext zu frickeln *gn*), oder für Kleinverlage bei eigenen Herausgabeprojekten. Und hab da eben nur eine Entlohnung über das Budget des Buches, das ich möglichst fair aufteile. Daher mir noch nie Gedanken gemacht, wie sich Leute auf vergleichbarem Level bezahlen lassen.


    Bei Kurzgeschichten eingeladener - also imA grundsätzlich fähiger - und auch bereits publizierter Autoren, die Erfahrungen mit Lektorat haben, sitze ich incl. Vorkorrektorat ca. 30-60 Minuten an einer Seite (Standard word.doc). Also vielleicht 20 Min. auf Normseite umgerechnet. Wenn ich gründlich bin und versuche, wirklich das Beste aus dem Text rauszuholen. Und jemand würde nur € 2,- pro Seite zahlen wollen? I don't think so. Dann lieber im Gegenzug Hilfe bei eigenen Texten oder eine Einladung zum Bier, aber nicht für a) Fremde oder b) unpublizierte Schreiber, bei denen man bei Null anfangen kann und die ggfs. keine Bereitschaft zum Editieren zeigen.

    Vichara Haha, sehr cooler Faden!


    Der Herr der Ringe gefällt mir gerade deshalb, weil er so weitschweifig ist und keine Kompromisse an die Anforderungen heutiger Schnellleser stellt. Ich habe ihn drei mal gelesen

    Da gehe ich vollkommen mit, Two Towers hab ich drei Mal gelesen, die anderen zwei Mal. Silmarillion, Unfinished Tales ein Mal, das erste mit Begeisterung (die Tales fand ich etwas zerfasert, im Vergleich langweiliger und auch zu ungebrochen heldenhaft).

    Zudem - das ist eine wirklich fette Empfehlung - zwei der großformatigen 1.000+Seiten LotR Annotations zu zwei "Baddie"-Themen, Sauron/Saruman und ...? Länger her. In den Annotations, die es zu allen möglichen Themen gibt, werden wirklich spannende Hintergründe anhand von teils handschriftlichen Quellen, Briefen, Rohfassungen etc. erörtert, auch zu der Herkunft der Uruk-Hai und Orks, und warum Elben und diese 'Züchtungen' sich so hassen. Das ist eines der intelligentesten und perfidesten Konzepte der Literaturgeschichte. Zeigt auch, warum der "Rassismus"-Vorwurf absolut unangebracht ist.

    Der Böse tot, das Gute siegt. Erledigt. Tolkien sah das nicht so und so subtiel wie er am Schluss darstellt, dass das Böse noch weiterlebt und Unheil anrichtet, habe ich das bislang noch nie irgendwo anders gelesen. Nicht einmal bei Ursula K. Le Guin, die Tolkien mit ihrer Erzählweise doch ziemlich nahe kommt. Tolkien schrieb Fantasy, aber der Schluss seines Hauptwerks ist realistischer als viele das wahrhaben wollen.

    Ganz genau. Return of the King endet mit einem sehr bösen Catch 22, der auch eigentlich nicht vollkommen aufgelöst, sondern nur in die Zukunft verschoben wird. Die ganze Kritik an der Industrialisierung war extrem weitsichtig und nicht einfach einem 'Traditionalismus' zuzuschreiben. Das Ende von LotR ist wirklich bitter - umso ärgerlicher, dass Jackson (immerhin der Regisseur von Braindead!) das so zuckersüß-schleimig glattbügelte.

    Gelesen habe ich den Herrn der Ringe aber auch nicht, schon die Betrachtungen "über Hobbits" am Anfang war mir viel zu ... gähnig.

    Ich oute mich auch mal als Hobbit-Hater, da hatte ich schon als Kind den dtv-Kleinen Hobbit abgebrochen, obwohl es ein dünnes Bändchen ist. Und mehrmals auch später LotR,. Dann studierte ich Anglistik und arbeitete dort als HiWi in der Bibliothek, da wurde mir diese Lücke peinlich (nur Tolkien hatte wie Shakespeare eine eigene Signaturreihe), und mir wurde gesagt: "Naja, es fängt ja auch keiner auf Seite 1 an, S. 70 ist ein guter Start." Was anfangs passiert, kannte ich aus dem Bakshi-Film und so klappte es bei mir. Danach war ich Feuer und Flamme. Probier das doch mal. Also anfangen mit dem Auftauchen der Schwarzen Reiter. :evil

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    Ich breche eine Menge Bücher ab, dafür gibt es zu viele, die ich lesen möchte und die mir sicher gefallen. Aber ich bin auch bei Büchern gescheitert, die ich - im Sinne diesen Fadens - gern mögen wollte, oder bei denen ich überzeugt bin, da müsse etwas sein, das mir gefällt oder mich weiterbringt. Also genau so (hahaha!):

    Die Zahl meiner Kapitulationen kommt mir schier endlos vor und ich könnte vermutlich ein bis zwei Umzugskartons mit nicht zu Ende gelesenen Büchern füllen und noch dazu einen halben Karton mit gekauften Büchern, deren Lektüre ich zum Teil bereits seit mehreren Jahren vor mir herschiebe.


    Gescheitert bin ich zum eigenen Erstaunen an Marlowes gesammelten Dramen, die mich eigentlich von den Themen und auch seiner Biografie her interessieren sollten, aber ich fand den Aufbau und die Sprache so derart platt, dass ich es abbrechen musste (also: alle Stücke der wenigen erhaltenen teilgelesen, nicht nur eines).


    Ebenso gescheitert an Shakespeares A Midsummer Night's Dream, das irgendwie voller belangloser Albernheiten steckt. Danach hab ich seine Komödien ignoriert. That said: Seine Tragödien (Hamlet, Coriolanus, Titus Andronicus, Richard II, Macbeth, King Lear) gehören seit der Teeniezeit zu meiner liebsten Literatur, einiges auch mehrmals gelesen. Erster Durchgang: In der Schule die vierbändige Dramen-Sammlung nicht nur in den Pausen, sondern auch in den Mathestunden unterm Tisch, weswegen ich heute massive Probleme mit den einfachsten Rechenaufgaben jenseits von +/- hab ... :whistling:


    Dann an Die Last des Bösen von den Strugatzkis. Kleine Ehrenrettung: Es ist ein Fragment, wohl auch posthum in Rohfassung veröffentlicht. Ich habs sogar ausgelesen, ein zweites und drittes Mal begonnen, aber ich keinen Blassen, um was es da geht und kann damit nix anfangen. (Dabei gehören die Brüder zu meinen Lieblingsautoren.) Dito ihr Der Junge aus der Hölle (es mag sein, dass die Texte zusammengehören). Das fand ich ungewöhnlich zäh und sprachlich unschön, grob, hab ich abgebrochen.


    Dmitri Gluchowskis Text. Sein Metro 2033 (nicht aber die Fortsetzungen) gehören imA unter die Top 100 der Literaturgeschichte, weil das extrem schlau aufgezogen ist, vor allem das Ende unglaublich intelligent und sehr philosophisch das ganze Buch noch mal auf den Kopf stellt, einen das Geschehen und die eigene Welt mit anderen Augen sehen lässt und das auch noch als Tragik, nicht als Happy End konzipiert ist. Text ist sein einziger nicht-phantastischer Roman und ich halte das nicht aus - Teenies im heutigen Moskau, die ganze Haltlosigkeit, Hohlheit und Oberflächlichkeit von Jugendlichen dort: sicher authentisch, aber zu sehr real life und zu wenig 'Text'. YA / Coming of Age war nie mein Ding, hab aber dennoch das Gefühl, ich könnte bei dem Buch etwas übersehen haben ...

    Sein Futu.re hab ich auch abgebrochen, weil mich die Haltung ärgerte (SF: das Recht auf runaway population growth in einer vollkommen überbevölkerten Welt ist imA eine extrem kontraproduktive und wenig intelligente Botschaft).


    Mir wird ständig Ligotti empfohlen, aber diese Sprache ist so lächerlich skurril und aufgesetzt, auch imA teils semantisch fragwürdig bis konkret falsch ... ich war 100% sicher, er wäre kein englischer Muttersprachler. Eine total selbst-überhöhende Manieriertheit, wie mit dem abgespreizten kleinen Finger geschrieben, sinnlos verquaste Syntax, "kreative" Wortwahl, die einfach nur unpräzise und schwafelig ist. Auch die Aussagen finde ich jetzt nicht so weltbewegend oder shocking. Da bevorzuge ich den wesentlich subtileren Mark Samuels.


    Goethes Faust fand ich in der Oberstufe cool, unsere sehr engagierte Lehrerin erklärte viel der politischen Hintergründe / Referenzen. Vor ein paar Jahren nochmal angeschaut, aber alles in der Melodie von Limericks gelesen (das geht erstaunlich gut) und das kann ich nicht 'ungesehen' machen - ich muss also ständig lachen. Irgendwie finde ich das Ende inzw. auch peinlich naiv und Faust geht mir seinen ewigen Nörgeleien (schicker gesagt: Ennui) total auf den Keks. Mephisto rackert sich ab und Faust immer so: "Laaaaangweilig! Hast du nix Besseres zu bieten?" Herrje ...


    Mit einiger Resignation stelle ich fest, dass meine Begeisterung und Neugier früherer Jahre nach und nach verschwunden ist und bei vielen Büchern kommt es mir heute so vor, als hätte ich das alles doch schon ein paar Mal gelesen, obwohl ich weiß, dass das nicht stimmt. Oder ist das nur eine zwangsläufige Alterserscheinung?

    Kann ich (Jahrgang 67) nicht bestätigen, aber solche Phasen kenne ich. Grad vor 2 Jahren einen Autor (Heteronym u.a. "Antoine Volodine") neu entdeckt, der mich so begeistert, wie es Bücher das letzte Mal in meiner Jugend taten. Und tolle Entdeckungen mache ich alle paar Jahre. Einiges davon ist allerdings Prosa von 1920 oder 1960, Volodines Werke sind aber aktuell. Kann es sein, dass du heute nicht mehr so intensiv schaust, gräbst? Also selbst die Neugier verloren hast?

    Andreas Vierheller: „Die Herausforderungen der Kleinen: Warum das Buchhandelssystem für unabhängige Kleinverlage nicht funktioniert.“


    Auf Schöne Bücher ist ein aktueller Artikel zum Verhältnis Kleinverleger / Buchhandel-System. Ich finde den ganz schön, weil es nicht (nur) Rumheulen bzw. Captain Obvious ist, sondern ein paar mögliche Wege aufzeigt. Eben genau auch ein Fokus auf Marketing, das imA eines der änderbaren Hauptprobleme von Klein- und Kleinstverlagen darstellt.

    Hallo Vichara ,


    oooooh, krass, ganz lieben Dank - ich freue mich so, das ist wirklich ein Lob zum über'n-Schreibtisch-Hängen, für schlechte (Schreib-)Tage. :blume


    Ich bin sehr gespannt - und falls du mit dem Buch nicht klarkommen solltest, rate ich, es noch einmal mit Dondog zu versuchen, das ist deutlicher strukturiert / geplottet. Aber Mevlidos Träume - bei dem mich teils das Pacing bissl genervt hat - war auch mein Einstieg, und du siehst, was draus wurde (gelinde gesagt eine mittelschwere, literarische Obsession).

    Hab den Text gestern mit den anderen Geschichten bei meinem Verleger eingesandt und schaue mal, was der dazu sagt. Jedenfalls ist die Duga-Antenne auf dem Buchcover.


    Alles Liebe, vielen Dank noch mal,

    Katla

    Besprechungsmöglichkeiten für englische Texte fände ich sehr schön - und mich würde es nicht stören, Anmerkungen von Nicht-Muttersprachlern zu bekommen. Man kann ja immer noch entscheiden, ob man sich einer Korrektur anschließen will, aber ein fremder Blick ist eben unersetzlich.


    Ich hab Anglistik studiert, lebe seit 15 Jahren in Finnland und habe über 10 Jahre lang monatliche Marketingreports für Buena Vista / Disney ins Englische übersetzt. Bislang hab ich eine Kurzgeschichte auf Englisch geschrieben, ansonsten übersetze ich aus dem Deutschen. Mein Englisch scheint okay zu sein, bei vier Publikationen (Faber & Faber London, 2 x Kleinstverlag in UK, Genreverlag in NY) wurden jeweils nur eine Handvoll Wörter korrigiert. Ein Lektor war S. T. Joshi, Lovecraft-Biograf und -Herausgeber, der einen extrem genauen, kritischen Blick hat.


    Da ich gerade eine Reihe KGs für eine polnische Veröffentlichung ins Englische übersetze und sicher noch mal Geschichten original auf Englisch schreiben werde, wäre ich über kritische Blicke sehr, sehr glücklich. Ich selbst mache seit ein paar Jahren sporadisch Lektorat für Kleinst- und Genreverlage, nicht nur bei eigenen Herausgabe-Projekten.


    Selbst wenn der Besprechungskreis etwas kleiner ausfällt, wäre das imA eine tolle Hilfe.

    Hallo Silke ,


    es kommt drauf an, wie das verwendet wird. (Buch/KG)Titel und Kapitelüberschriften sind ja nicht auf Ebene der Geschichte bzw. des Erzählers, sondern auf Ebene des Autors. Wenn ein Werk metafiktionale Aspekte hat, sich der Autor selbst mit eigener Stimme kommentierend oder wertend einmischt wie eine körperlose, konkurrierende oder zusätzliche Erzählstimme, mag ich das gern. Dann wird man beim Lesen eben sehr stark auf das 'Gemachte', Konstruiert-Künstliche des Schreibens und Erzählens gestupst. Das mag ein schönes, ironisches Spiel sein.


    Hast du aber einen Erzähler, der wirklich dezidiert nicht der Autor selbst sein soll (also wie es konventionell ist: Unterscheidung Autor = außerhalb der Fiktion vs Erzähler = nur innerhalb der Fiktion), und soll die gesamte Geschichte nur vom Erzähler innerhalb der Fiktion getragen werden, wäre eine Kapitelüberschrift streng genommen sogar ein Formfehler. Dann mag ich es störend finden, weil ich den Eindruck bekomme, der Autor hat seine Erzählung / Erzählhaltung nicht ganz im Griff, oder es kegelt mich einfach aus der Stimmung. Z. B. hätte ich vielleicht das Gefühl, der Autor traut mir nix zu, gängelt mich.


    Ich hab schon beides gemacht: Kapitelüberschriften bei stark strukturellem / 'künstlichem' Aufbau, also bei Geschichten, die nicht verhehlen, gemachter Text zu sein; aber keine in Texten, die die Illusion von unmittelbar erlebter Geschichte schaffen sollen, wo der Leser am besten vergessen soll, dass er liest.


    Magst du vielleicht ein Beispiel posten? Also eine Überschrift mit ein paar Passagen nachfolgendem oder umstehendem Text? Dann könnte man leichter sehen, ob das fluppt.

    Hallo Lea Tomassini ,


    ganz herzlich willkommen hier! Ich führe gerade an anderer Stelle die Diskussion pro/contra Agenturen, das ist ein sehr kontroverses Thema, wie es aussieht. Da hab ich nie dran gedacht (weil ich bei Projekten ein kleiner Kontrollfreak bin :evil), und im Laufe der Zeit trotzdem nahezu 40 Texte veröffentlicht bekommen (50/50 KGs und Essays, klassische Klein- und Kleinstverlage, ein großer in UK). Da hab ich die Erfahrung gemacht, dass man ab irgendeinem Punkt angefragt wird - für Texte oder auch als Herausgeber -, und andererseits Pitchings nicht so oft ins Leere laufen.


    Jeder schreibt und arbeitet anders, manche möchten nur Romane schreiben (was sicher auch Vorteile hat), andere arbeiten vielleicht wie ich und haben mit der Kurzform mehr Spaß. Meine 5 Cents wären: Sich so weit es geht in die Lage zu versetzen, gut zu schreiben; das zu schreiben, was man wirklich möchte und erstmal nur daran arbeiten, möglichst gute Texte zu verfassen - nicht im Hinblick auf Veröffentlichungen, Zielgruppen, Verlage. Die wären imA eher der allerletzte Schritt.

    Selfpublishing wäre für mich aus Kostengründen eher eine der letzten Optionen.

    Wie bereits gesagt wurde: Falls du an DKZ-Verlage denkst: Finger weg! Hast du das im Portfolio, wird dich kein Verlag mehr anfassen. Damit kannst du deinen Namen 'verbrennen'. Das kann auch keine Befriedigung sein, meine ich.

    Self-publishing so über Plattformen und BoD ist vielleicht (hab ich nie gemacht, kenne aber Leute, die so gestartet sind) ein Weg, wenn du Marketingexpertin bist und dein Buch gut unter die Leute bekommst.

    Nach der enttäuschenden Rückmeldung habe ich es über zwanzig weiteren Verlagen und Agenturen angeboten, bisher jedoch ohne Ergebnis. (...)
    Aktuell fällt mir nichts Besseres ein, als einfach weiter zu suchen, bis sich ein Verlag oder eine Agentur findet, die bereit ist, meinen Roman zu publizieren.

    Was soll das bringen, es mit dem gleichen Text immer und immer wieder zu versuchen? Da kann ich eigentlich nur mit Horst-Dieter antworten:

    Mein Tipp ist, bevor Du weiter nach Verlagen oder Agenturen suchst, zunächst den Text noch einmal prüfen zu lassen und mit anderen Autoren zu diskutieren.

    Konkret: Stelle hier ein aussagekräftiges Kapitel vor, das nicht zu lang ist, sodass man intensiv dran arbeiten könnte. Eine oder zwei Seiten sollten reichen, um ggfs. Stärken und Schwächen zu sehen. Lass dir Rückmeldungen geben und nimm die an, auch, wenn sie wehtun sollten.

    Und auch, wenn das zwei verschiedene Textformen sind, und eine gute KG nicht bedeutet, dass man unbedingt auch einen guten Roman schreiben kann, lassen sich ggfs, Probleme sehr viel besser an Kurztexten beheben. Also ich meine: Aufbau, Plot, Konflikt, Charakterisierung, Weltenbau / Setting, Flow vs Infodump, Sprache überhaupt: wie ist es mit Vokabular, wie sicher bist du im gewählten Register etc. etc.


    An einem 400-Seiten Text zu arbeiten, falls es grundsätzliche Probleme geben sollte, ist zu schwierig, sowohl für die Kommentierenden (das schreit nach bezahltem Lektorat) als auch für dich. Abgesehen davon: Jeder Text kann durch Fremd-Edit verbessert werden.


    Das wäre so der Weg, den ich vorschlage. Mach dir erst mal keinen Kopp um einen Verlag. Geh erstmal zurück in den Text, bzw. besser in einen Kurztext, guck den zusammen mit anderen Leuten an. Editiere bis zum Umfallen, gewöhne dir selbst einen 'kalten Blick' auf dein Geschriebenes an, Abstand.


    Liebe Grüße und ganz viel Spaß beim Arbeiten,

    Katla