Hat jemand den "Spiegel-Bestseller" von Dirk Rossmann gelesen?

  • Mit einem immensen finanziellen Aufwand wirbt DrogerieKrake Rossmann für seinen "Neunten Arm des Oktopus". Hat das jemand gelesen? Ich will nicht fragen, wie es gefiel, denn merkwürdigerweise wird es im Literaturcafe ausgesprochen wohlwollend besprochen.

    Jetzt hat sich Rossmann in den Lübbe-Verlag eingekauft, in dem das Buch erschienen ist.

  • Rossmann hatte das ja vorher schon mit seiner Biografie gemacht, aber ich habe im Buchreport gelesen, dass Lübbe, als dort bekannt wurde, dass Rossmann einen Roman geschrieben hat, von sich aus auf ihn zugegangen ist - ein Redakteur ist quasi stantepede zu ihm hingefahren.


    Ich habe mir die Leseprobe reingezogen und war weder angetan, noch abgestoßen - okaye Durchschnittsware, wie sie von vielen Autoren hergestellt wird, die damit mal weniger erfolgreich und mal erfolgreicher sind. Aber wenn man sehr viel Geld in die Werbung steckt und außerdem noch eine breite Vertriebsbasis nutzen kann, schafft man es eben, Bestseller herzustellen. :achsel Das ist leider so, aber das sollte auch nicht dazu führen, dass jetzt alle Trübsal blasen, die nicht zufällig noch eine Drogeriekette in der Schublade haben.


    Dass sich Rossmann nun auch gleich bei Lübbe eingekauft hat, ist nur konsequent, finde ich.

  • Warum? Weil eine Drogerie ohnehin ein Gemischtwarenladen ist?

    Ich versteh nicht, warum es konsequent, in der Bedeutung von logisch, sein soll.

    Weil man als Anteilseigner noch mehr Einfluss hat, möglicherweise sogar auf das Programm, auf Platzierungen, auf das Verhalten der Vertreter, und, und, und.


    Im Übrigen sind die Besitzer/Mitbesitzer vieler Verlage keine Leute aus der Branche. Mein erster "richtiger" Verlag - Aufbau - hat zum Zeitpunkt meiner Erstveröffentlichung dort einem Immobilienmakler gehört. Matthias Koch, der inzwischen Eigner des Verlags ist, war vorher Lehrer, und das Geld, mit dem er sich eingekauft hat, stammte von seinen Eltern.

  • Weil man als Anteilseigner noch mehr Einfluss hat, möglicherweise sogar auf das Programm, auf Platzierungen, auf das Verhalten der Vertreter, und, und, und.

    Okay, ist was dran. Außerdem verdient er über die als Eigentümer gehaltenen Anteile zusätzlich am eigenen Buch.

    Wenn Rossmann sich bei Suhrkamp eingekauft hätte, dann wäre ich überrascht gewesen.

    Hätten die ihn denn überhaupt genommen?

  • Hätten die ihn denn überhaupt genommen?

    Als Aktionär oder als Autor?


    Suhrkamp hat während der vergangenen zwanzig Jahre - nach dem Tod von Siegfried Unseld (2002), vor allem aber im Nachgang des Eignerkonflikts und des nachfolgenden, forcierten Insolvenzverfahrens im Jahr 2013 - durchaus einige Veränderungen durchlebt, darunter nicht wenige, die programmatischer Natur waren. Jedenfalls ist das schon lange nicht mehr nur der hochliterarische und verkopfte Elitenverlag, der er aber auch genau genommen nie wirklich oder ausschließlich war. Ich denke tatsächlich, heutzutage würden sie auch einen Dirk Rossmann ins Programm nehmen, denn selbst für Suhrkamp gilt, dass es Titel geben muss, die die Titel finanzieren, von denen man schon bei der Inverlagnahme weiß, dass sie kein großes Publikum finden werden.

  • Ich denke tatsächlich, heutzutage würden sie auch einen Dirk Rossmann ins Programm nehmen

    Ich meinte auch weniger, ihn als Autoren aufnehmen, sondern als Anteilseigner. Aber andererseits - heute ist alles möglich.

    50.000 Exemplare pro Woche. Das ist schon ordentlich.

    Die liegen ja in seinen Drogeriemärkten aus. Ich kann mir vorstellen, da geht kein Kunde raus, ohne dass mindestens ein Exemplar im Einkaufskorb hat.

  • Ich will nicht fragen, wie es gefiel, denn merkwürdigerweise wird es im Literaturcafe ausgesprochen wohlwollend besprochen.

    Also, wohlwollend finde ich die Besprechung im Literaturcafé nicht. Die wäre für mich eher ein Grund, es nicht zu lesen. Und dass das Buch bei Amazon 4,2 von 5 erreicht, dafür kann das Literaturcafé nichts, auch wenn sie es erwähnen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kerstin ()

  • Heute gibt es ein Interview in der Welt mit ihm...


    Zitat

    dass Lübbe, als dort bekannt wurde, dass Rossmann einen Roman geschrieben hat, von sich aus auf ihn zugegangen ist - ein Redakteur ist quasi stantepede zu ihm hingefahren.

    ... da erzählt er, dass er erst bei einem anderen Verlag war und dann unzufrieden aktiv auf Lübbe zugegangen ist.

    Überdies ist er mit "läppischen" 2Mio. bei Lübbe (60Mio.) eingestiegen.


    Er hat scheinbar extrem gute Zuarbeit aus allen Richtungen bzgl. Recherche bekommen, überdies hatte er wohl immer wieder kritische Etappenleser.


    Ja, klar, als kleiner Schreiber kommt da schnell Sozialneid auf - vor allem, weil er die Möglichkeit hat, sehr laut zu klappern- aber das klingt alles schriftstellerisch schon solide ambitioniert und ehrlich.