Amoklauf Newton

  • Sechsundzwanzig Tote. Davon zwanzig Kinder.
    Aktuelle Nachricht in der ZEIT
    Wie war das doch gleich ... Frieden schaffen ohne Waffen? Ja, es gibt Sprüche, die klingen so doof, aber dann werden wieder fünfundzwanzig Leute in ner Schule von irgendeinem Irren erschossen, weil eine Knarre nun mal gerne in die Hände von Leuten wandert, die sie auch benutzen wollen.
    Gedanken drängen nach Verwirklichung, Waffen drängen nach Verwendung.
    Wenn da jetzt nix passiert, weiß ich auch nicht mehr.

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Da passiert nix. Amerika ist Amerika ist Amerika. Es ist zum Kotzen. Was hab ich gerade im Radio gehört? 19 Millionen (oder waren es 119?) neuer Anträge auf Waffenscheine dürfen 2013 gestellt werden. Und es gibt in den USA so viel Waffengeschäfte wie Tankstellen. Und zehnmal so viel wie McDonalds-Fressshops. Und der Boss der Waffenindustrie sagt: Mehr Waffen bedeutet weniger Gewalt. Ja neee, is klar ...

  • Was will man von einem Volk erwarten, dass Opfer eines solchen Verbrechens dermaßen vorführt?
    Da werden Kinder fotografiert, die an der Hand einer(!) Beamtin aus der Gefahrenzone begleitet werden. Die Gesichter der Kinder voller Angst. Es wird sich nicht mal die Mühe gemacht, diese Kinder im Nachhinein zu schützen und wenigstens die Gesichter zu verfremden...
    Da wird per Hubschrauber-Kamera drauf gehalten, als die Menschen in Panik fliehen...



    Menschenverachtend ist noch geschmeichelt.

  • Da sprichst du etwas ganz wichtiges an, Frau Klein. Ich frage mich ja ständig, was die Bilder so mit uns machen.
    Die frühesten Bilder nach dem Attentat auf CNN, zeigten überwiegend die Spezialeinheit der Polizei, die das Umfeld bis an die Zähne bewaffnet durchkämmt. Auf mich wirkte das genau wie ein SPIELfilm und ich spürte einmal mehr, wie abgestumpft ich gegenüber dieser Wirklichkeit schon bin...obwohl ich im Vergleich mit manchen da sicher noch ein Weichei bin. Und immer wieder kehre ich zu meinem Standpunkt zurück, dass nicht die Verfügbarkeit von Waffen das Problem ist, sondern die in den Medien ständig angebotene Lösungsmethode Gewalt!
    Ich kann absolut nachvollziehen, dass es für besonders gestrickte Männschlein keinen anderen Ausweg gibt aus einem persönlichen Dilemma gibt, als das, was sie wöchentlich im Crime-Time-TV beobachten...


    Es tut gut, sich das runter zu schreiben...sobald ich nämlich hinfühle muss ich nämlich heulen um die gestorbenen Kinder, die zerstörten Familien und um die verletzten Seelchen, die solche Erlebnisse als Überlebende nun irgendwie mit sich herum tragen müssen.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Das Kinder in Handschellen abgeführt werden ist auch kein neues Thema, kommt aber immer wieder vor.


    Das wir aber auch nicht in die Ferne schweifen müssen, zeigen Vorfälle hierzulande.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat von »Berit«
    Gedanken drängen nach Verwirklichung, Waffen drängen nach Verwendung

    Ja, Waffen ziehen Menschen an, denn sie verleihen Macht.


    Gewalt übt außerdem eine starke Faszination (besonders auf junge Männer) aus. Kann man schon an den ganzen "Anti"-Kriegsfilmen sehen, die sämtlich nicht funktionieren, denn sie werden schlicht und einfach als Kriegsfilme wahrgenommen. Das menschliche Verhalten in Extremsituationen (um sein Leben fürchten und gleichzeitig versuchen, andere zu töten) ist faszinierend.

  • 300 Millionen Amerikaner halten rund 300 Millionen Waffen in Privatbesitz!! Jede zweite Waffe auf diesem Planeten ist eine amerikanische Waffe! Was sollte sich also ändern?

  • Einzuwenden wäre nur, dass die europäische "Bürger-Entwaffnung" im späten 18. Jahrhundert, den Hauptzweck verfolgte, aus Angst vor dem Volk, ein staatliches Gewaltmonopol zu schaffen.
    Reziprok dazu wurde der zweite Verfassungszusatz 1789 in die amerikanische Verfassung eingefügt, der jedem freien Amerikaner das Recht auf eine Waffe zugestand.

    Zitat: diePresse, 16.12.2012


    (sic)... es war ein revolutionäres Recht: In einer Zeit, als Machthaber in Europa aus Angst vor dem Volk ein Gewaltmonopol schufen, sollten die Bewohner der Vereinigten Staaten in der Lage sein, sich notfalls gegen ein tyrannisches Regime erheben zu können ...(sic)




    Lg, Manuela :)

    Einmal editiert, zuletzt von Manuela ()


  • Reziprok dazu wurde der zweite Verfassungszusatz 1789 in die amerikanische Verfassung eingefügt, der jedem freien Amerikaner das Recht auf eine Waffe zugestand.


    Lg, Manuela :)


    Nur kann man sich mit Waffen nicht nur verteidigen. Man kann auch Schaden anrichten, großen Schaden. Und alte Gesetze, die aus möglicherweise nachvollziehbaren Gründen gut und richtig waren, können irgendwann auch falsch werden, weil sich nämlich die gesellschaftlichen Verhältnisse geändert haben. Dann gehören solche Gesetze angepasst, sonst stimmen sie mit den Realitäten nicht mehr überein. Das scheint mir in diesem Falle auch so zu sein.


    Andererseits ist bei uns, wo wir strengere Regeln zum Waffenbesitz haben, auch kein besserer Schutz vor Amokläufen gegeben. Wir haben das ja erlebt. Statt für (noch) stärkere Reglementierung beim Waffenbesitz wäre es vielleicht besser, wenn wir uns über eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen einsetzen würden. Wem es gut geht, der schießt nicht so schnell los. Menschen, die nicht vereinsamen, habe nicht das Bedürfnis, durch unsinnige Taten auf sich aufmerksam zu machen.


    Der schwedische Schriftsteller Lars Gustafsson hat den Hang zum privaten Waffeneinsatz gegen die Öffentlichkeit bereits vor einigen Jahrzehnten in einer Novelle verarbeitet: Die Tennisspieler. Er hat auch keine Lösung und macht sich gar nicht erst die Mühe, eine anzudeuten. Aber er legt den Finger in der Novelle auf eine Wunde, die vielleicht nicht direkt, aber am Rande doch mit diesen fatalen Auswüchsen zusammen hängt. Eine Gesellschaft, in der die »Entweihung eines Baseballplatzes« durch das Liebesspiel eines Pärchens fataler genommen wird als ein Massaker, ist schon im Kern krank.

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    Emanuel von Bodmann


  • Absurd ist die Waffenlobby in den USA, die dieses Unglück für sich interpretiert und fordert, Schulen und Lehrer mit Waffen auszustatten. Auf- statt abzurüsten. Oder die Mutter des Schützen, die nicht nur Pistolen besaß, sondern ein halbautomatisches Gewehr, das zu einem Marine passen würde.


    Selbstbestimmung ist in den USA aus der Historie ein sehr hoher Wert, der für politische und geschäftliche Zwecke beliebig missbraucht wird. Ich bin immer wieder fassungslos und ratlos.

  • Absurd ist die Waffenlobby in den USA, die dieses Unglück für sich interpretiert und fordert, Schulen und Lehrer mit Waffen auszustatten. Auf- statt abzurüsten. Oder die Mutter des Schützen, die nicht nur Pistolen besaß, sondern ein halbautomatisches Gewehr, das zu einem Marine passen würde.


    In der Tat: wenn es etwas gab, was mich aus dem Sessel gehauen hat, dann gestern das Statement eines Sprechers der US-Waffenindustrie. Nachdem Ombama den vorsichtigen Versuch gemacht hatte, in seiner Beileidsbekundung ein Umdenken in Sachen privatem Waffenbesitz anzuregen, hat dieser Lobbyist doch die Stirn gehabt, die sofortige Aufhebung des "unsinnigen und gefährlich Verbots von Schusswaffen an Schulen" zu fordern, mit der Begründung, wenn Direktor und Lehrer auch Knarren gehabt hätten, wären sie in der Lage gewesen, das Feuer auf den Attentäter zu eröffnen.


    Das hat der wirklich gesagt!!! :bonk :bonk :bonk

  • Ja, sehr schön. 26 Tote sind unschön, aber wirklich schlimm wäre das Verbot von Waffen, denn ohne Waffen gäbe es bestimmt Millionen Tote ... Man möchte wirklich weinen.


    Das hat der wirklich gesagt!!! :bonk :bonk :bonk


    Nicht wahr? Man dreht sich manchmal um und sucht das Schild, wahlweise mit der Aufschrift "Ab hier verlassen Sie Ihren Traum" oder "Vorsicht Kamera" ...

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • wären sie in der Lage gewesen, das Feuer auf den Attentäter zu eröffnen.



    Ist doch klar... wer zuerst schießt hat Recht ...und keiner kann ihm das Gegenteil beweisen.

  • Andererseits ist bei uns, wo wir strengere Regeln zum Waffenbesitz haben, auch kein besserer Schutz vor Amokläufen gegeben. Wir haben das ja erlebt. Statt für (noch) stärkere Reglementierung beim Waffenbesitz wäre es vielleicht besser, wenn wir uns über eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen einsetzen würden.


    Ja, wir sind nicht besser als die Amerikaner, nur anders:
    Ich habe gestern einen Bericht gelesen über den Linienrichter, der in Holland von jugendlichen Fußballern totgetreten wurde. Und ich bin immer noch entsetzt über die Meldungen von solchen Vorfällen in unseren U- und S-Bahnhöfen, fassungslos angesichts der Gewaltbereitschaft, die nur Fäuste und Füße braucht.

  • In "Spieltrieb" lässt Juli Zeh eine ihrer Hauptfiguren über den Amoklauf von Erfurt sinnieren. Das Mädchen spaltet in Gedanken einer Frau den Kopf mit der Axt. Dann geht es um die üblichen verdächtigen Ursachen wie "Counter Strike", die alle auf ihre Gedanken nicht zutreffen.


    Nach der Figur ist es ein Grund zur Freude, wenn man sich bewusst macht, dass solche Amokläufe nicht viel häufiger passieren, weil viele Menschen sich täglich an die Gurgel gehen möchten.


    Hat einiges für sich, meine ich. Wie Horst-Dieter schon betont hat, gab es auch in Deutschland Amokläufe an Schulen, trotz rigiden Waffengesetzes. Was führt Menschen dazu, solche Taten zu begehen? Das ist die tiefer gehende Frage. Ich empfehle den Film "Elefant" von Gus van Sant.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Nach der Meldung des Amoklaufs war und bin ich immer noch ziemlich betroffen.
    Aber aktuell erschrecken mich auch gerade bei uns in Deutschland die häufigen Tötungen von Kindern und Ehepartnern, wie unlängst bei mir in der Nachbarstadt oder vor ein paar Jahren direkt bei uns in der Stadt.


    Ich persönlich habe das Gefühl nicht nur in den USA, sondern überall in der zivilisierten (kriegsverschonten?) Welt werden Mord und Gewalt mit Todesfolge immer häufiger.

  • Es wäre wirklich sehr vereinfachend, diese erschütternden Vorgänge auf eine (zweifelsohne sinnvolle) Diskussion über den Waffenbesitz zu reduzieren. Fraglos braucht niemand ein bis an die Zähne bewaffnetes "zivilisiertes" Volk, das Waffenbesitz als "Freiheit" missversteht, und ebenso fraglos ist das, was die Lobbyisten da vom Stapel lassen, galoppierender Schwachsinn, aber die Waffen sind nicht von selbst losgegangen und die Lobbyisten waren auch nicht am Abzug. Wer so etwas wirklich tun will, so scheint es wenigstens, kann es auch in Ländern mit weitaus rigideren Waffengesetzen tun. Bei uns sind sogar Luftgewehre mit gezogenem Lauf (spiralige "Führung" der Munition, die sich dadurch dreht und genauer fliegt) waffenscheinpflichtig. Trotzdem haben mehrere Amokläufer genügend - weitaus gefährlichere - Schusswaffen gefunden, um ihre unfassbaren Bluttaten zu begehen. Okay, mehr verfügbare Waffen machen es für diese Leute vielleicht einfacher. Aber der Auslöser für dieses Geschehen liegt vermutlich anderswo. Er ist nicht monokausal. Das hätten viele gerne, weil es sie beruhigen würde, eine bestimmte Ursache zu kennen, und sicher senkt die Existenz der fast frei verkäuflichen Waffen die Einsatzschwelle (vor allem für Kriminelle), aber die zugrundeliegenden Problematiken dürften weitaus vielschichtiger sein als: Da hängt eine Knarre in Papas Schrank und deshalb mache ich jetzt einen Amoklauf.


    Ich weiß auch keine Antwort auf die Frage nach dem Warum, nicht im Einzelfall und nicht bezogen auf das Phänomen, das sich ja schrecklicherweise zu einem zu entwickeln scheint. Ich weiß nur, dass irgendwas ganz schrecklich falsch läuft, und das beseitigt man nicht einfach dadurch, dass man Knarren wegschließt, obwohl man das, um nicht falsch verstanden zu werden, in jedem Fall tun sollte.