Warum schreibt ihr?

  • Mal überlegen, was einen dazu bringen könnte, zu schreiben ... Oder, anders ausgedrückt, den Wunsch zu verspüren, einen Roman (oder auch mehr als einen) zu verfassen:

    - um der Nachwelt etwas zu hinterlassen
    - um sich selbst etwas zu beweisen
    - um es besser zu machen als andere
    - weil man das im Vergleich zu allen anderen Dingen am besten kann
    - um seine kreative Energie auszutoben
    - um sich von der weit unspannenderen Realität abzulenken
    - um seinen Lebensunterhalt zu verdienen bzw. irgendwann den ungeliebten Brot-Job hinschweißen zu können
    - um irgendwann reich und berühmt zu sein und einen Wahnsinns-Schlag bei Frauen/Männern zu haben (Hetero-Männer dürften eher nicht so die Literatur-Groupies sein, von daher, was die letzte Komponente betrifft: eher kein guter Grund für Autorinnen) ;-)


    Das nur als Sammelsurium, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, was es für Gründe geben könnte.


    Und was sind eure Gründe? Ich meine ... irgendwie gibt's massig Sachen, die mehr Spaß machen, als über leeren Seiten Papier (respektive vor einem leeren Computer-Monitor) zu brüten ... Oder?!


    Gruß,
    Petra

  • Diese Frage ist schwerer zu beantworten als man meinen sollte. Viele mögliche Antworten antizipieren etwas, von dem man nicht weiß, wie es sich darstellt. "Ich schreibe, weil ich Leute gut unterhalten möchte" (beispielsweise) - das ist eine Behauptung, die eine Vorwegnahme enthält. Weder lässt sich sagen, was es bewirkt, noch wird sich an der Situation des Schreibenden etwas ändern, wenn es denn gelingt, Leute gut zu unterhalten. Ähnlich ist es aber auch mit allem, was mit Ruhm, Ehre, Anerkennung usw. zu tun hat. Diese Effekte treten bei Autoren nur in sehr geringem Maße ein, selbst wenn sie Bestseller werden. Jeder Hinterhofdepp, der sich von RTL II dabei filmen lässt, wie er völlig ahnungslos und absolut pleite nach Hinterindien auswandert, ist anschließend bekannter als ein Schriftsteller, der gerade fünf Wochen in der SPIEGEL-Bestenliste stand. Auf der Straße erkannt werden nur wenige Autoren. Selbst J. K. Rowling dürfte weit weniger Schwierigkeiten damit haben, einfach mal so einkaufen zu gehen, als irgendein idiotischer Rapper wie Bushido. Man muss schon damit hausieren gehen, der und der zu sein, um erkannt zu werden.


    Das mit dem reich werden - oder wenigstens in bemerkenswertem Umfang Geld verdienen - ist auch so eine Sache. Um die hundert deutsche Autoren können vom belletristischen Schreiben leben, schätzt man. Für die meisten ist und bleibt es ein Nebenerwerb, was letztlich bedeutet, dass sie mehr arbeiten müssen, um auch schreiben zu können. Anders gesagt: Lottospielen wäre sicherer. Es scheint mir also auch keine brauchbare Schreibmotivation zu sein.


    "Ich habe etwas zu sagen." Nunwohl. Das geht leichter, per Blog, Facebook oder Twitter, und es werden nicht notwendigerweise weniger Leute sein, die es hören oder lesen. "Das muss einfach raus." Okay. Aber nicht unbedingt in Buchform. Denn was "raus" muss, sollte auch sein Ziel haben, eine reflektorische Instanz. Welche Leser man erreicht, weiß man selten. Aussuchen kann man sie sich sowieso nicht.


    Ich schreibe, weil ich es offenbar kann, mehr oder weniger. Es ist schön, Dinge tun zu können, die man auf besondere Weise beherrscht. Viele Menschen können das nicht von sich sagen, und sehr viele gehen einer Tätigkeit nach, die jeder beliebige andere auch mindestens genauso gut ausfüllen könnte. Und den Kunden ist egal, wer an der Kasse sitzt, die Zapfsäule bedient oder den Antrag entgegennimmt. Meinen Lesern ist nicht egal, von wem die Bücher sind, auf denen mein Name steht. Jedenfalls nicht ganz so egal wie dem Tankenden bei Shell.


    Und außerdem stellt es - keineswegs obigem widersprechend - eine Form von Anerkennung dar, die schwer zu erlangen ist. Sehr viele versuchen es und nur sehr wenige schaffen es. Zu diesen sehr wenigen zu gehören, das ist schon großartig. Es ist ein großes Glück. Enorm befriedigend. Aber es ist auch gleichzeitig ein enormer Druck. Das geht mit dem Gefühl einher, diese Anerkennung eigentlich nicht verdient zu haben. Ich weiß von vielen Autoren, denen es so geht.


    Irgendwann, so nach dem zweiten oder dritten Roman, verändert sich das alles. Ich schreibe gerne und ich freue mich darauf, dass es Leute geben mag, die sich wiederum über das Geschriebene freuen werden, die beim Lesen lachen, weinen, sich entsetzt an die Stirn greifen oder sofort zum Netbook greifen, um mir einen Leserbrief zu schreiben. Es ist immer noch sehr erhebend, das eigene Buch in den Auslagen zu sehen, Rezensionen zu bekommen und irgendwo erwähnt zu werden. Aber es wird auch normaler. Wenn etwas aber normal wird, stellt es keine sonderliche Motivation mehr dar.


    Schon beim Schreiben stelle ich mir vor, wie Leute darauf reagieren werden, wenn sie das lesen. Ich glaube, dass es das ist, was mich am meisten antreibt. Deshalb gehen bei mir auch nur bestimmte Geschichten - ich könnte keine Thriller oder historischen Romane schreiben, ich brauche Ich-Erzähler mit einprägsamem Duktus. Das ist, wenn ich ehrlich zu mir bin, schon eine seltsame Sache, denn meistens schaut man den Leuten nicht beim Lesen über die Schulter. Von den wenigsten Lesern erfährt man je. Und es widerspricht tatsächlich dem Eingangsabsatz dieser Nachricht.
    Trotzdem.
    Das ist es.
    Verbunden mit ein, zwei Aspekten von oben.


    (Ich habe beim Schreiben dieser Nachricht das seltsame Gefühl, das alles hier schonmal gesagt zu haben.)

  • Hallo Petra,


    ich kann mich da, auch wenn ich noch keine fiktionale Geschichte veröffentlicht habe bisher, Tom in manchen Punkten anschließen (ich rede von meiner Schreiberfahrung als Journalistin):

    Am Anfang ist das Gefühl großartig, wenn da der eigene Name unter einem Text steht. Aber das nutzt sich ab. Wenn man, so wie ich zeitweilig, zu so einer Art "Fließbandtextproduzentin" wird, erst recht. Man arbeitet nur noch aus der Routine. Das ist einerseits sehr von Vorteil, aus dieser Routine schöpfe ich bei journalistischen Texten noch heute (ich arbeite ja teilweise noch als PR-Texterin). Auf der anderen verliert sich der Spaß an der Sache auch etwas. Allerdings nicht völlig. Aber ab und zu mal eine Schreibpause tut gut, habe ich festgestellt.
    Ich habe aber übrigens auch gemerkt, wie schön es ist, wenn man dann feststellt, dass man auch nach einem Jahr Schreibpause immer noch dieselbe Routine hat.


    Und die Bindung an den Leser, das ist, glaube ich, auch ganz wichtig. Man "denkt" sich schon einen Leser, ich habe den nie so besonders klar für mich definiert, nie jemand Konkreten vor mir gesehen. Aber ich habe mir Leser gedacht, die das, was ich schreibe, GERNE lesen. Das ist ein schönes Gefühl: Etwas zu machen, das man kann und an dem man (meistens) auch Spaß hat und das anderen dann auch noch gefällt.


    Es ist eine Art Bestätigung, vielleicht das.


    Und genau das, was Du schreibst, nämlich:


    Zitat

    massig Sachen, die mehr Spaß machen, als über leeren Seiten Papier (respektive vor einem leeren Computer-Monitor) zu brüten


    das wundert mich. Denn ich habe Schreiben nie als großen Angang betrachtet. Es hat mir zumindest meistens Spaß gemacht, und das ist für mich auch eigentlich der einzige Grund, es weiterhin zu tun. Und auch der Grund, an meiner Technik zu arbeiten. Sicher, Schreiben ist auch Arbeit, aber eine, die ich gerne mache.
    Der "Kick", der entsteht, wenn man den eigenen Namen gedruckt sieht, verliert sich, der Spaß am Schreiben sollte sich bei aller Routine nie völlig verlieren. Und ein Schriftsteller, der an seinem Schreiben leidet ... (das hast Du so nicht gemeint, das ist mir schon klar), ich halte das beinahe für ein Künstlerklischee. Schreiben kann anstrengend sein, das kann aber jede andere Arbeit auch sein. Überwiegen sollte aber das Gefühl, etwas zu machen, das man gerne macht.


    Hm. Ich weiß nicht, ob Dir das weitergeholfen hat. Vielleicht kommen ja noch ein paar Antworten, mit denen Du mehr anfangen kannst.


    Liebe Grüße
    Anja

  • So wie Tom das beschrieben hat, stelle ich mir das vor...auf mein erstes Buch warte ich ja noch... ;(
    Aber: Ich habe immerhin schon die wirklich interessante Erfahrung, meine Texte auf der Bühne gespielt zu sehen.
    Innerlich raufe ich mir (gemeinsam mit meiner spielleitenden Kollega) zwar des öfteren die Haare darüber, dass wir beim Schreiben des Stücks ja bestimmte Bilder im Kopf hatte, die dann auf der Bühne doch nicht so umgesetzt werden. Aber ich weiß ja, dass unser Ensemble immer sein Bestes gibt. Und schließlich sind es ihre eigenen Erinnerungen und Lebensgeschichten, die ich "in Form" geschrieben habe.
    Doch...das macht schon großen Spaß!!

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Hi Petra,
    du hast ja selbst schon eine lange Liste an Gründen aufgeführt. Meine eigenen 'Motivatoren' finden sich da mehr oder weniger drin wieder. Es ist ein tolles Gefühl, aus dem Nichts, nur aus der eigenen Kreativität etwas geschaffen zu haben. Einen Text vor sich zu sehen und zu denken "Wow - das hab ICH geschrieben".
    Das geht im Prinzip natürlich auch mit vielen anderen Dingen: Musik machen, Bilder malen und viel profaner auch mit einem Haufen beruflicher Tätigkeiten. Das Schreiben hat da den Vorteil, dass mir da niemand reinredet, dass ich ganz und gar selbst verantwortlich bin für was da steht und ich mir auch vollkommen selber aussuchen kann worüber und worum es gehen soll. Ausserdem macht es keinen Krach und ich kann auch noch schreiben, wenn die Kinder im Bett sind - mit Musik ist das anders :).


    Aber eine Frage drängt sich mir doch auf, wenn ich dieses Posting und das "Ab wann zur Agentur" so sehe - kann es sein, dass du Motivation suchst, um das Buch zuende zu kriegen? Dazu würde ich nämlich auch noch gerne was loswerden. (Auch wenns vielleicht gar nicht die Frage ist). Nein ich bin kein Bestsellerautor oder grosser Künstler, aber ich habe viel Erfahrung im Zuendebringen ungeliebter, langwieriger Aufgaben und würde aus dieser Erfahrung zwei Schritte vorschlagen:


    1. Entscheiden. Echt jetzt. Vieleicht ist das mit dem Romanprojekt ja wirklich nichts. Das ist keine Verpflichtung, auch nicht, wenn man schon in einem Forum was dazu geschrieben hat. Ich kenne auch die ersten 100 Seiten nicht. Ich kenne nur die Geschichte auf der Weihnachtsinsel und die war so gut, dass ich mich auf einen Roman von dir freuen würde, aber das ist nur eine persönliche Meinung.


    2. Routine. Klingt vielleicht unromantisch, aber ich halte es für eine Illusion, mehr als 200 Seiten nur im kreativen Rausch schreiben zu können. Eine gute Projektierung, ein guter Plan und jeden Tag ein paar Seiten Fleissarbeit, dann ist genau einzuschätzen, wie lange es dauern wird, bis das Buch fertig ist. Und am wertvollsten sind die Tage, an denen man sich zum Schreiben wirklich gegen den heftigsten Widerstand zwingen muss. Auch wenn man dann nur Schrott schreibt, aber es ist für die "Selbstwirksamkeitserwartung"(tolles Wort, sofort auf Wikipedia nachschlagen) ALLES. Die Überzeugung "Ich kann das fertig machen, auch wenn ich fast kotzen muss", halte ich für unglaublich wichtig. Und erst wenn man selber überzeugt ist, das Ding fertig zu kriegen, kann man auch einen Agenten davon überzeugen (oder sogar einen Verlag)


    So. Das wollte ich noch loswerden. :D

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

  • Hallo Tom,

    Zitat

    Original von Tom
    Diese Frage ist schwerer zu beantworten als man meinen sollte.



    Aber nur, wenn man es hinterfragt und auch eine gewisse Erfahrung mit dem Geschäft hat. Ich vermute, dass für viele, die schreiben - besonders, wenn sie noch ganz am Anfang stehen - einer der von mir exemplarisch genannten Gründe oder eine Mischung davon ausreicht.

    Zitat


    Viele mögliche Antworten antizipieren etwas, von dem man nicht weiß, wie es sich darstellt. "Ich schreibe, weil ich Leute gut unterhalten möchte" (beispielsweise) - das ist eine Behauptung, die eine Vorwegnahme enthält. Weder lässt sich sagen, was es bewirkt, noch wird sich an der Situation des Schreibenden etwas ändern, wenn es denn gelingt, Leute gut zu unterhalten.



    Solange einem kein Leserbrief ins Haus flattert, man Leuten bei einer Lesung gegenüber sitzt, jemand einem einen Stapel sichtlich gelesener Bücher zum Unterschreiben überreicht, man in einer Buchhandlung jemanden mit seinem Buch in der Hand zur Kasse gehen sieht ... dürfte die Resonanz bzw. das direkte Erleben "ich habe nicht nur ein Buch geschrieben - *es wird auch gelesen*" eher mau sein.

    Zitat


    Ähnlich ist es aber auch mit allem, was mit Ruhm, Ehre, Anerkennung usw. zu tun hat. Diese Effekte treten bei Autoren nur in sehr geringem Maße ein, selbst wenn sie Bestseller werden. Jeder Hinterhofdepp, der sich von RTL II dabei filmen lässt, wie er völlig ahnungslos und absolut pleite nach Hinterindien auswandert, ist anschließend bekannter als ein Schriftsteller, der gerade fünf Wochen in der SPIEGEL-Bestenliste stand.



    Und dabei muss man noch nicht mal das ohnehin übermächtige Medium Boulevard-TV bemühen. Es würde mich nicht überraschen, wenn jeder Hinterhofdepp, der anschließend ein Buch darüber schreibt, wie er nach Hinterindien ausgewandert ist, eine von vornherein höhere Auflage, mehr Werbung hätte, als ein Niemand, der mit einem Roman auf den Markt kommt.

    Zitat


    "Ich habe etwas zu sagen." Nunwohl. Das geht leichter, per Blog, Facebook oder Twitter, und es werden nicht notwendigerweise weniger Leute sein, die es hören oder lesen. "Das muss einfach raus." Okay. Aber nicht unbedingt in Buchform. Denn was "raus" muss, sollte auch sein Ziel haben, eine reflektorische Instanz. Welche Leser man erreicht, weiß man selten. Aussuchen kann man sie sich sowieso nicht.



    Irgendwas muss es ja sein, das Leute z. B. dazu veranlasst, tausende Euro einem Zuschussverlag in den Rachen zu stecken, nur um ein Buch zu haben, auf dessen Deckel der eigene Name steht! Darüber ließe sich dann vielleicht trefflich in den o. g. Formaten plaudern ...? Prestigeobjekt Buch? Die Gewissheit "ich habe ein Buch geschrieben" - selbst, wenn man sich damit etwas vormacht, da man ja für die Veröffentlichung gelöhnt hat (was ja viele Leute offensichtlich für normal erachten).

    Zitat


    Ich schreibe, weil ich es offenbar kann, mehr oder weniger. Es ist schön, Dinge tun zu können, die man auf besondere Weise beherrscht. Viele Menschen können das nicht von sich sagen, und sehr viele gehen einer Tätigkeit nach, die jeder beliebige andere auch mindestens genauso gut ausfüllen könnte. (...)
    Und außerdem stellt es - keineswegs obigem widersprechend - eine Form von Anerkennung dar, die schwer zu erlangen ist. Sehr viele versuchen es und nur sehr wenige schaffen es. Zu diesen sehr wenigen zu gehören, das ist schon großartig. Es ist ein großes Glück. Enorm befriedigend.


    Nach dem Motto "das Gehirn schafft sich seine Wirklichkeit" kann jemand, der bei einem Zuschuss"verlag veröffentlicht" sich also genauso bestätigt fühlen.


    Diese vielleicht 100 Autoren in Deutschland, die du erwähnt hast, die von ihrem Schreiben leben können: Was schreiben die? Ich könnte mir vorstellen, dass wenn man sich die als Pyramide vorstellt, in der Spitze wenige etablierte, "alte Herren" der deutschen Literatur stehen, die gar nicht mal laufend veröffentlichen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Die breite Basis sind Autoren, die einen Bestseller nach dem anderen raushauen, mal durchaus von Qualität, aber eigentlich eher mit einer Leserschaft, die andere Prioritäten haben. - Das stelle ich mir vor, ich kann damit falsch liegen.


    Zitat


    Ich schreibe gerne und ich freue mich darauf, dass es Leute geben mag, die sich wiederum über das Geschriebene freuen werden, die beim Lesen lachen, weinen, sich entsetzt an die Stirn greifen oder sofort zum Netbook greifen, um mir einen Leserbrief zu schreiben. Es ist immer noch sehr erhebend, das eigene Buch in den Auslagen zu sehen, Rezensionen zu bekommen und irgendwo erwähnt zu werden. (...)
    Schon beim Schreiben stelle ich mir vor, wie Leute darauf reagieren werden, wenn sie das lesen. Ich glaube, dass es das ist, was mich am meisten antreibt. Deshalb gehen bei mir auch nur bestimmte Geschichten - ich könnte keine Thriller oder historischen Romane schreiben, ich brauche Ich-Erzähler mit einprägsamem Duktus. Das ist, wenn ich ehrlich zu mir bin, schon eine seltsame Sache, denn meistens schaut man den Leuten nicht beim Lesen über die Schulter. Von den wenigsten Lesern erfährt man je. Und es widerspricht tatsächlich dem Eingangsabsatz dieser Nachricht.
    Trotzdem.
    Das ist es.


    Danke für deine Antwort!


    Gruß,
    Petra

  • Hallo zusammen!


    Ich schreibe, weil ich mich kreativ verwirklichen will. Zudem ist mir keine Kunstform bekannt, mit der ich mich besser identifizieren könnte, als mit dem geschriebenen Wort. An Geldverdienen denke ich nicht, dies scheint mir ein vermessener Gedanke zu sein, angesichts der Vielzahl eifriger Schreiber, die täglich die Verlagshäuser mit ihren Manuskripten bombardieren. Ganz abgesehen davon, dass es mir gerade am unabdingbaren Arbeitseifer fehlt, der, wie ich meine, wichtigsten Eigenschaft eines Autors. (Talent ist weit weniger wichtig, um ein Buch fertigzustellen.)
    Auch glaube ich keineswegs, dass es nichts gibt, das ich besser könnte, als Schreiben. Auch gehöre ich nicht zu jenen, die ohne Schreiben nicht leben könnten, oder gar von einem manifesten Schreibzwang getrieben werden. Kurz, ich hab mich nach innerem Ringen und endlosen Vorwürfen damit abgefunden, eine Hobbyautorin zu sein. Nicht zuletzt deshalb werde ich keinen Aufnahmeantrag an die 42er stellen. Was sollte es bringen? Ich bin einfach nicht ernsthaft genug am Schreiben.
    Dennoch bleibe ich dabei, auch wenn nur hie und da eine gelungene Kurzgeschichte rausschaut. Ein paar hundert Leser im Internet, ein paar positive Rezensionen, sie lassen auch mein Künstlerherz höher schlagen.
    Lieben Gruß,
    Manuela :)

  • Hallo Anja,

    Zitat

    Original von Anja
    Am Anfang ist das Gefühl großartig, wenn da der eigene Name unter einem Text steht. Aber das nutzt sich ab. Wenn man, so wie ich zeitweilig, zu so einer Art "Fließbandtextproduzentin" wird, erst recht. Man arbeitet nur noch aus der Routine.



    Wenn ich dahin erst mal komme, ist mir schon geholfen ;-)

    Dennoch kann ich es auf einer anderen Ebene nachvollziehen: Mit 15, 16 fand ich die Vorstellung unheimlich toll, irgendwann ein eigenes Buch in Händen zu halten. Das hat sich über die Jahre nicht gehalten (was nicht weiter verwunderlich ist, da sich alles irgendwann abnutzt). Abgesehen davon, dass ich mir bewusst bin, nicht mit der nötigen Vehemenz hinterher gewesen zu sein, dass sich diese Vorstellung auch erfüllt: Wenn ich heute z. B.
    - an die Vielzahl der Neuerscheinungen denke, die jedes Jahr den deutschen Markt überschwemmen
    - einige der Fakten betrachte, wie und warum Bücher gemacht werden
    - Artikel lese, wo Leute mit stolzgeschwellter Brust ein Buch von einem Zuschussverlag in die Kamera halten ...
    dann kann ich mich leider von einiger Ernüchterung nicht freimachen. Je mehr ich weiß, desto mehr kommt mir einst vorhandener Enthusiasmus/Idealismus abhanden.

    Hinzu kommt, dass ich nicht so gut schreiben kann, wie ich mir das wünschen würde. (Das ist kein Fishing for Compliments!) Ich lese manche Bücher und denke, ja, das ist es! Dass ich damit fertige Produkte, die vielleicht durch viele Hände gegangen sind, ehe sie diese Qualitätsstufe erreicht haben, mit einem Manuskript vergleiche, oder dass es meinetwegen auch reine Geschmacksurteile von mir sind ... - das weiß ich, aber es hilft nicht sonderlich, sich das zu sagen, wenn einem ein Zensor beim Schreiben über die Schulter guckt und einem einimpft: "Komm, lasses! Wird ja eh nix! Wat willste eigentlich ...!"

    Zitat


    Und die Bindung an den Leser, das ist, glaube ich, auch ganz wichtig. (...) ich habe mir Leser gedacht, die das, was ich schreibe, GERNE lesen. Das ist ein schönes Gefühl: Etwas zu machen, das man kann und an dem man (meistens) auch Spaß hat und das anderen dann auch noch gefällt.
    Es ist eine Art Bestätigung, vielleicht das. (...)
    Überwiegen sollte aber das Gefühl, etwas zu machen, das man gerne macht.



    Damit bringst du es, glaube ich, auf den Punkt.

    Zitat


    Ich weiß nicht, ob Dir das weitergeholfen hat. Vielleicht kommen ja noch ein paar Antworten, mit denen Du mehr anfangen kannst.



    Natürlich war dein Beitrag hilfreich, denn ich wollte ja erstmal nur wissen, was andere zum Schreiben antreibt. In einem Forum, wo es ums Töpfern, Blumenbinden oder sonstwas geht, hätte ich eine solche Frage nicht gestellt, weil ich das unter "Hobby" rechne, und wer geht schon einem Hobby nach, an dem er keinen Spaß hat.

    Bei mir hält sich der Spaß am Schreiben in Grenzen. Es geht mir gut, wenn ich schreibe. Nicht, dass es mir sonst schlecht geht, aber ich fühle mich generell wohler, wenn ich in einer Phase bin, wo ich konstant, täglich, schreibe, wenn ich etwas "geschaffen" habe, und sei es nur eine einzige Szene. Wenn's gut läuft, macht auch das Schreiben selbst Freude - oft genug läuft es nicht, und dann ist es eine Überwindung, wieder neu anzufangen, zu versuchen, ob man vielleicht heute die Kurve kriegt. Da ist dann wichtig, den inneren Schweinehund zu überwinden, und das ist manchmal gar nicht so einfach ...

    Gruß,
    Petra

  • Hallo Marvin,


    Zitat

    Original von Marvin
    Aber eine Frage drängt sich mir doch auf, wenn ich dieses Posting und das "Ab wann zur Agentur" so sehe - kann es sein, dass du Motivation suchst, um das Buch zuende zu kriegen?


    Neeeiiiin! Wie kommst du denn auf den Gedanken! So was abwegiges aber auch! Also wirklich!
    :)
    Natürlich! Ich kann schlecht bestreiten, dass es damit zu tun hat. Das hast du genau richtig erkannt. Ich wollte hören, was andere zum Schreiben bringt, und ob ich mich da irgendwo wiederfinde.


    Entweder Motivation, den Roman zuende zu kriegen, oder den Anfang in Frieden ruhen zu lassen. Wie Tom zuletzt (wenn auch nicht an meine Adresse) meinte: "Ab und an muss man auch mal was schreiben" (frei zitiert).


    Zitat


    1. Entscheiden.
    2. Routine.


    Da ist viel dran, danke!


    Gruß,
    Petra

  • Hallo Manuela,


    Zitat

    Original von Manuela K.
    Zudem ist mir keine Kunstform bekannt, mit der ich mich besser identifizieren könnte, als mit dem geschriebenen Wort. An Geldverdienen denke ich nicht, dies scheint mir ein vermessener Gedanke zu sein, angesichts der Vielzahl eifriger Schreiber, die täglich die Verlagshäuser mit ihren Manuskripten bombardieren. Ganz abgesehen davon, dass es mir gerade am unabdingbaren Arbeitseifer fehlt, der, wie ich meine, wichtigsten Eigenschaft eines Autors. (Talent ist weit weniger wichtig, um ein Buch fertigzustellen.)
    (...) Auch gehöre ich nicht zu jenen, die ohne Schreiben nicht leben könnten, oder gar von einem manifesten Schreibzwang getrieben werden.


    Könnte von mir sein ... :)


    Zitat


    Kurz, ich hab mich nach innerem Ringen und endlosen Vorwürfen damit abgefunden, eine Hobbyautorin zu sein. Nicht zuletzt deshalb werde ich keinen Aufnahmeantrag an die 42er stellen. Was sollte es bringen? Ich bin einfach nicht ernsthaft genug am Schreiben.


    Diesen Entschluss finde ich persönlich (wie auch sonst) ausgesprochen schade! Ich habe/hätte (wenn du dich denn bewerben würdest) keinerlei Einfluss, aber ich hätte mich ehrlich gefreut, wenn du zum Verein gestoßen wärst, weil ich glaube, dass du, ob deines Schreibens und auch deines Wissens, eine echte Bereicherung hättest sein können.
    Allerdings bleibt mir natürlich die innere Logik nicht verborgen - für mich wäre die Konsequenz, auszutreten, immerhin bin ich genausowenig (wenn nicht weniger) "ernsthaft genug am Schreiben" ... :rolleyes


    Gruß,
    Petra

  • Zitat

    Original von Manuela K.
    … Kurz, ich hab mich nach innerem Ringen und endlosen Vorwürfen damit abgefunden, eine Hobbyautorin zu sein. …


    Einer der bekanntesten »Hobbyautoren« war ein gewisser Johann Wolfgang von Goethe. Der war eigentlich Politiker und Verwaltungsbeamter. Würde er noch leben, würde ich dem auch nahelegen, den 42er Autoren beizutreten. Trotzallem! 8-)

    BLOG: Welt der Fabeln


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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Petra


    Ich bin insofern ein Extrem, als dass ich von mir sagen kann, dass ich ausschließlich aus einem Drang/Zwang schreibe. Was danach mit den Werken passiert, ist mir zwar nicht wurscht, aber bei weitem nicht so wichtig, wie meine Pläne und Vorstellungen und Ansprüche umzusetzen. Dadurch bin ich natürlich auch überhaupt nicht geeignet, mal was zu veröffentlichen, obwohl ich nicht undedingt was dagegen hätte 8-). Andererseits habe ich schon einen hohen Qualitätsanspruch, daher mag ich auch überhaupt nach irgendwelchem "So müsste man, dann könnte man..." schreiben. Bin in der Beziehung völlig ichbezogen.


    Das heißt allerdings nicht, dass ich mir beim Schreiben nicht vorstelle, wie das alles bei einem eventuellen Leser ankommt. Jeder hat ja wohl seinen eigenen idealen Leser, an den er schreibt.


    Aber es bedeutet auch, dass ich mich oft gefragt habe, was ich noch in einem Autorenverein zu suchen habe, da ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr schreiben kann (und das hat nichts mit Disziplin zu tun, ich habe in meinem Leben sieben Romane, mehrere lange Erzählungen, ein Theaterstück und ein Muscial FERTIGgeschrieben - da war 'ne Menge Disziplin dabei, das hast Du ja auch schon angemerkt). Das meiste davon haben nicht mehr als 1 bis 3 Personen gelesen. Da sieht man, wie wichtig mir das letztendlich ist :D.


    Das mal so vom anderen "Pol" :bitte.


    Gruß,
    Karen

  • Warum schreibe ich?


    Weil ich schreiben muss.


    Mein Kopf ist ein Hort wilder Ideen. Tolle, spannende und begeisternde Geschichten lungern in meinem Hirn und lechzen nach Freiheit. All die Geschichten wollen erzählt werden. Erst habe ich angefangen und meine Geschichte erzählt. Die wahr für viele Interessant, die sie gelesen haben (So das Feedback von Lesern und Kritiken). Das wahr noch einfach und man musste kein großer Autor sein, um das zu schaffen. Nun scharren all die kleinen Welten, die ich noch erschaffen will, gierig an der Tür, um raus zu kommen. Hundert winzige Helden und eine Hand voll starker Charaktere erblicken schon das erste spärliche Licht der Freiheit. Ein Inferno könnte ich entfesseln....


    Allerdings, die rechte Schreibe fehlt mir noch. Wenn ich denn mal Zeit hab, was selten mir gelingt, dann hänge ich oft vor leerem Papier und die Tinte trocknet in dem Füller. Wäre ich doch begnadet nur. In meinem Kopf da brodelt es, doch der Bildschirm vor mir verstaubt, ohne um Erlaubnis zu fragen. Und stehen dann die Worte schwarz auf weiss im Rechner eingefangen, dann will mein Text mir gar nicht recht gefallen.


    Ich tüvtele und feile an ihm, dennoch bekommt er keinen einheitlichen Guss. Dann stell ich ihn mal als BT ein und prompt zerfetzt ihr mir den armen Texte. Doch dann, ringend um Motivation, schreibe ich trotzdem weiter,


    weil ich schreiben muss!


    Damit die kleinen, wertvollen Geschichtchen nicht in Einsamkeit verdorren.


    Liebe Grüße,


    Bert

  • Karen


    Zitat

    Das heißt allerdings nicht, dass ich mir beim Schreiben nicht vorstelle, wie das alles bei einem eventuellen Leser ankommt. Jeder hat ja wohl seinen eigenen idealen Leser, an den er schreibt.


    Eine interessante Stellungnahme, wenngleich völlig konträr zu meiner Arbeitsweise.
    Offen gestanden denke ich beim Schreiben niemals an eventuelle Leser, sondern Immer nur an meine Figuren und ihre Motive.
    Erst wenn ich Kommentare zu den Geschichten erhalte, tritt der Leser in den Vordergrund meines Denkens.


    Manuela :)

  • Hallo Manuela


    Ist auch völlig okay, meist tue ich das auch, aber es spielt schon mit, wie weit ich einem Leser was erklären müsste (obwohl ich nicht wollte oder obwohl ich MEHR wollte) - so etwas meine ich. Ich überlege nicht, welcher mögliche Leser was kaufen würde. Bei mir geht es mehr darum, ob der Leser mir folgen kann bzw. ob ich ihm nicht immer noch den einen Schritt voraus bin. Beispiel: Meine jahrelange Testleserin las die ersten vier Seiten meines 2. Romans und fragte: "Ist der schwul?" Naja, da wusste ich, dass ich ein bisschen zurückruden muss - man sollte erst am Ende darauf kommen. Gerudert habe ich gut, bei ihr wirkte offenbar auch mein Pokerface bei ihrer Frage gut, denn am Ende war sie doch überrascht (und nein, "er" war nicht wirklich schwul, aber alles war doch einigermaßen kompliziert 8-)). Das meine ich mit dem idealen Leser: Einer, der von mir verlangt, dass ich ihn beileibe nicht unterschätze, sprich der intelligent und aufmerksam ist, aber der sich andererseits auch für die Sachen interessiert, die ich schreibe, und der sie auch zuende liest. Ob er das Ganze als sich dann gut findet, das ist mir schon wieder völlig egal.


    Das ist auch andererseits ein Anspruch meienrseits als Leser an einen Autor: Ich möchte durchaus nicht alles haarklein (und auch nicht grob) erklärt bekommen. Man kann mir schon was zutrauen als Leser, ich bin nicht blöd, und ich bin auch ein Leser, der sich gerne beim Lesen ein wenig anstrengt (muss ja nicht gleich wie bei "Ulysses" sein :D). So jemand wäre tendenziell mein idealer Leser.


    Gruß,
    Karen

  • =)


    Zitat

    Neeeiiiin! Wie kommst du denn auf den Gedanken!


    Jaja - manchmal kann ich schon ein echtes Genie sein... :D

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

  • Zitat

    - um der Nachwelt etwas zu hinterlassen

    _ offengestanden: manchmal hat man den gedanken. und wenn ich das denke, komme ich mir ziemlich abgehoben vor. man will der nachwelt etwas hinterlassen und denkt zeitgleich: sone scheiße will doch kein mensch lesen!

    Zitat

    - um sich selbst etwas zu beweisen

    nein. das trifft es überhaupt nicht

    Zitat

    - um es besser zu machen als andere

    - schon gar nicht

    Zitat

    - weil man das im Vergleich zu allen anderen Dingen am besten kann

    - schon eher

    Zitat

    - um seine kreative Energie auszutoben

    - das ist nur das ergebnis. aber nicht antrieb

    Zitat

    - um sich von der weit unspannenderen Realität abzulenken

    nein. was ich schreibe hat mit meiner realität zu tun. ich verarbeite realität in der lyrik. immer. und irgendwie.

    Zitat

    - um seinen Lebensunterhalt zu verdienen bzw. irgendwann den ungeliebten Brot-Job hinschweißen zu können

    =) harrrrrr harrrrrrr

    Zitat

    - um irgendwann reich und berühmt zu sein und einen Wahnsinns-Schlag bei Frauen/Männern zu haben (Hetero-Männer dürften eher nicht so die Literatur-Groopies sein, von daher, was die letzte Komponente betrifft: eher kein guter Grund für Autorinnen) ;-)

    ähem.....jein!


    warum ich wirklich schreibe, ist eine mischung aus alledem. aber ich schreibe nichts desto trotz nicht für die öffentlichkeit, sondern nur für mich. ich verarbeite, wiederkaue erlebtes. ich bin also ein wiederkäuer *g so hat mein schreiben angefangen vor 9 jahren (trennungsverarbeitung) und daraus hat sich alles weitere entwickelt. das schreiben macht mir manchmal bewusst, was ich bis zum schwarz-auf-weiß-stehen nicht einmal erahnt habe. und das finde ich unglaublich spannend!


    liebe grüße: Niko