Beiträge von Anja

    Hallo Tom,


    der Bedarf wird immer größer ... Ich habe das Problem irgendwann mit einem dezenten Hinweis auf die eigene Recherche gelöst;).

    Ab der 7. Klasse habe ich mich auch aus der Aufarbeitung des Schulstoff bzw. eher dem Parallelunterricht rausgezogen. Aber stimmt, es gab immer wieder mal peinliche Momente, in denen er mich doch etwas gefragt hat und ich passen musste.

    Inzwischen wird das alles fast schon Vergangenheit. Das liebe Kind macht gerade seine Matura (Abitur). Schriftlich ist fertig und gut gelaufen, jetzt kommt noch das Mündliche. Hier in Ö. haben sie entweder drei schriftliche und drei mündliche Prüfungen oder vier schriftliche und zwei mündliche.


    Dummerweise hat sich mein Sohn als eines der mündlichen Fächer Deutsch ausgesucht und muss jetzt 18 Themenpools vorbereiten. Das heißt in diesem Fall, dass ich doch mal wieder mithelfen darf. Aufsätze durfte ich nie lesen, er wollte schließlich "kein verdammter Schriftsteller" werden, und ich habe zu viel daran herumkritisiert.

    Aber wenn ich mir die Aufgabenbereiche so anschaue, ist das nicht mehr und nicht weniger als einmal die gesamte Literaturgeschichte^^. Der Deutschlehrer wird die einzelnen Themen allerdings noch weiter eingrenzen. Bei 18 bleibt es aber, die Schüler ziehen dann wie beim Kartenspiel zwei und können sich eins davon aussuchen.


    Dann noch viel Spaß bei der "Schulbegleitung":).

    Unsere Nachbarstochter lässt das Programm inzwischen ihre Referate für die Schule schreiben bzw. sie hat jetzt mal einen Versuch gestartet, weil sie selber keine "Zeit" dazu hatte^^.


    Ich frage mich ja, wie lange es dauert, bis ihr der Lehrer das um die Ohren haut. So einen minimalen Unterschied in ihrem Stil und dem der KI wird er wohl hoffentlich noch bemerken, vor allem dürfte der Text der KI einigermaßen frei von orthographischen Fehlern sein. Anders als die handgearbeiteten Texte des Mädels. Mal schauen, wie die Geschichte weitergeht:).

    Ich danke Euch für die Glückwünsche.


    @HD: "Weibsbild" ist wahrscheinlich nicht mehr politisch korrekt. Aber erstens habe ich mir den Titel ja nicht ausgedacht, von mir stammt nur der Untertitel, und zweitens mag ich politisch Unkorrektes ganz gerne:D.


    Stell Dir bloß mal vor, sie hätten das Buch nur einfach "Frauen aus dem Mittelalter" genannt. Wer kauft denn das?;) Überhaupt hoffe ich, dass es viele kaufen.


    LG

    Anja

    Und zwar die aus dem Mittelalter.


    Ja, es gehört wohl in die Rubrik "Frauenforschung". Aber Männer dürfen es auch lesen;).


    Wer wissen möchte, wie ich gegen Männer zu Felde ziehe, der/die schaut am besten in die Leseprobe, zu der Euch mein Link hoffentlich (auch) führen wird. Dafür müsst Ihr bis nach ganz unten scrollen.


    Jetzt aber erst mal mein Versuch, die Technik zu besiegen und einen ordentlichen Link zur Verlagsseite einzufügen. Auf FB hat das auf alle Fälle schon mal geklappt. Das nur, falls ich mich hier wieder als allzu unbegabt erweisen sollte


    https://regionalia-verlag.de/produkt/978-3-95540-338-6/


    Weibsbilder – Außergewöhnliche Frauen des Mittelalters

    Help! Gibt's hier irgendeine/n, der/die mir die Seite richtig schön verlinken kann, so dass man nicht nur das Bild sieht, sondern auch den Vorschautext und den Link zur Leseprobe?

    Ich nutze Podcasts, um eine neue Sprache zu lernen, ergänzend zum Sprachkurs, für sich genommen würde so ein Podcast wenig nützen.

    Da gibt es inzwischen unzählige unterschiedliche, auf ganz verschiedenen Sprachlevels. Ich finde, das ist eine sehr schöne Möglichkeit, um sich in eine Lernsprache hineinzuhören. Klar kann man auch viel lesen, aber das reine Hören fordert noch mal ganz anders und auch ganz andere Fertigkeiten als das Lesen eines gedruckten Textes. Und anders als beim Radio, das man ja zum Hören genauso nutzen könnte, steht einem so ein Podcast immer wieder zur Verfügung, wenn man beim ersten Mal noch nicht allzu viel verstanden hat.

    Hallo HD,

    es ist ja schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen und hier vorgestellt habe. Aber mir hat es damals auch sehr gefallen. Ich schaue immer mal, ob von der Autorin ein weiterer Roman in deutscher Übersetzung erscheint - aber bisher habe ich leider nichts gefunden.

    Ich handhabe das ähnlich wie Horst-Dieter und spreche nicht gerne über Projekte, solange sie noch "nur" Projekte sind. Womit ich mir die Beteiligung an diesem Thema ja an sich schenken könnte :). Aber trotzdem so viel: Ich habe Verträge für ein paar Sachbücher, mal schauen, wie viele von denen ich dann tatsächlich im kommenden Jahr schaffe. Und im fiktionalen Bereich ... auch mal schauen, was da etwas wird, wozu ich mich aufraffen kann und, und, und.

    Ich weiß, das tust du nicht,

    Genau. Ich tue das nicht:). Im Gegenteil. Ich mag selber diese Inszenierungen nicht, in denen die Figuren auf der Bühne eher arrangiert wurden, als dass man von einer richtigen Regie sprechen kann. Damit verpflichtet man sich ja auch nicht dem Werk, sondern es entstehen oft sehr blasse Inszenierungen ohne psychologische Profile der Figuren - sofern es die überhaupt gibt, natürlich. Nicht jede Oper bietet die.


    Aber Interpretationen, in denen man das Werk gar nicht mehr wiedererkennt, und das jetzt nicht als polemische Überspitzung, sondern die gibts ja wirklich, finde ich auch an der Sache vorbei gearbeitet.

    Aber ich bin nicht bereit, einen Eintrittspreis von 50 oder 60 € für einen mittelprächtigen Platz in der Oper zu bezahlen, der, wie Tom zurecht anmerkt, noch dazu mit beträchtlichen Steuermitteln subventioniert wird, nur um mir den Abend durch die möglicherweise vergebliche Mühe einer versuchten Entschlüsselung der Chiffren eines selbstverliebten Theaterregisseurs versauen zu lassen.

    Mit 50 oder 60 Euro wirst Du bei den Salzburger Festspielen vermutlich noch nicht ganz weit kommen;).


    Was ich aber eigentlich schreiben wollte: Es gab vor Jahren sogar mal den Trend, "das Haus leerzuspielen". Heißt: Man brachte Inszenierungen, die das Publikum größtmöglich brüskierten. Und da habe ich mich tatsächlich gefragt, worin der tiefere Sinn liegt, sich die Zuschauer gezielt zu vergraulen. Klar hat sich dieser Ansatz gegen all jene "Kulturspießer" gerichtet, die sich mit einem Opernbesuch unterhalten lassen wollten. Aber: Die anderen, wer auch immer das gewesen sein soll, hat man damit keineswegs für sich gewonnen. Eine möglichst werkferne Inszenierung lockt nämlich trotzdem keinen Metall-Fan in die Oper.


    Mein Sohn hat gerade in der Schule den "Don Giovanni" in Musik behandelt. Sie haben auch verschiedene Inszenierungen gesehen. Mein Sohn ist klassischer Musik nicht völlig abgeneigt, er hört aber auch anderes. Gelegentlich zwingt Mama ihn, sich "Zauberflöte" oder dergleichen anzuschauen, dann macht er das auch halbwegs klaglos. Aber auch er hat mir erzählt, dass ihm die konventionelle Inszenierung (sie haben mehrere zum Vergleich angeschaut) besser gefallen hat als die Bronx-Version. Und ich denke, das ist gar nicht so untypisch für Jugendliche. Die brauchen nämlich keineswegs irgendwelche Modernisierungen, um den Inhalt eines Werks zu verstehen. Genau das hat man aber eine Weile vermutet.


    Natürlich gibt es Opern oder Oratorien, die einen "musealen" Charakter haben. Es gibt aber auch solche, die zeitlose Themen behandeln. Wenn man die in einer Inszenierung herausarbeitet, kann das auch im modernen Bühnenbild etc. sehr gut werden. Aber Regieexperimente ... Ich glaube, da stehen vor allem die Regisseure auch unter dem Druck, unbedingt etwas "ganz Neues" hervorbringen zu müssen. Oder ihre eigene Handschrift zu entwickeln, um aus der Masse hervorzustechen. Oder auch einfach nur, um nicht zu bloßen Arrangeuren eines Bühnengeschehens zu werden. Das hauen ihnen nämlich die Kritiker nachher tatsächlich um die Ohren.


    Es ist schwierig: Was die Kritik oft sogar begeistert, stößt beim "Durchschnittszuschauer" oft einfach nur auf Unverständnis. Und das führt dann wieder zu der Frage: Für wen wird das Ganze denn nun auf die Bühne gebracht?

    Ich glaube, man sollte noch unterscheiden zwischen dem, was ich "Metaebene" genannt habe, also einer Inszenierung, die eigentlich ein ganz anderes Stück erzählt als das, was ursprünglich komponiert wurde, und einer Inszenierung, die ein Werk aus seiner ursprünglichen Zeit heraushebt. Man kann eigentlich alle drei Da-Ponte-Opern (Don Giovanni, Figaro und Cosi fan tutte) sehr zeitlos und trotzdem sehr schlüssig erzählen.


    Die Figuren müssen dafür nicht in historischen Kostümen auf der Bühne agieren.

    Und das, was zu Karajans Zeiten passiert ist, dass nämlich eine Plattenfirma die Oper mit einem bestimmten Ensemble bereits aufgenommen hatte und dieses Team dann in einer zweiwöchigen "Probenzeit" (normalerweise dauern die szenischen Proben für eine Neuinszenierung 6 Wochen) die Oper auf der Bühne noch mal irgendwie "arrangiert" hat, also die Personen irgendwie angeordnet hat, das muss ich auch nicht mehr sehen. Da fehlt mir nämlich selber die Arbeit eines Regisseurs, der dem Werk eine Aussage abgewinnen möchte.

    Aber Regie-Exzesse müssen meiner Ansicht nach auch nicht sein.


    Ich glaube, zwischen Werktreue und "Metaebene" gibt es eine Menge, Ein Beispiel dafür ist etwa die Festspielinszenierung von Offenbachs "Les Contes d'Hoffmann", die hier vor ... ohje, vielleicht vor 20 Jahren bei den Festspielen gezeigt wurde. Der ORF hat das aufgezeichnet, und die Inszenierung gehört mittlerweile fast schon zu den Klassikern der Festspielnächte. Geschickt in eine Art Zeitlosigkeit transportiert, aber nicht so, dass das Werk unkenntlich gemacht worden wäre. (Hoffmann raucht und spritzt sich alles Mögliche, aber das passt zu ihm als Figur, auch wenn es wohl nicht den historischen Dichter Hoffmann nachzeichnet.)


    Ich hab auch schon einen "Giovanni" gesehen, der in der Bronx spielt, nicht immer, aber zu weiten Teilen durchaus schlüssig inszeniert. Sowas geht alles, finde ich, und kann einen Opernabend auch interessant machen.

    Beim Giovanni aus dem Vorjahr hier in Salzburg bin ich mir nicht ganz sicher. Da blieb zu weiten Teilen doch nur noch die Musik. Und musikalisch war das tatsächlich großartig gemacht.


    Ich glaube, die Inszenierung wird irgendwann in diesem Sommer auch im Fernsehen übertragen. Wenn ich es entdecke, schreibe ich es hier hinein. Kann aber sein, dass es im ORF gebracht wird, ich weiß nicht, ob der via Satellit heute überall zu empfangen ist.

    Bei solchen Inszenierungen tauchen hinterher die üblichen Lego-Sätze unter Kritikern auf: "Shakespeare gegen den Strich gebürstet ..." oder "Wer den Regisseur kennt, der weiß ..." Hier unterhält sich eine verschworene Gemeinde miteinander

    Es tauschen sich da allerdings nicht nur die Kritiker untereinander via Zeitungskritik aus, sondern sie richten sich auch noch an andere Eingeweihte aus der Szene. Okay, das war polemisch. Ich habe damals schon versucht, mich an eine allgemeine Leserschaft zu wenden und viele meiner Kollegen haben das genauso gemacht. Aber es gibt diesen Zeitungs-Dialog unter Eingeweihten durchaus, das ist auch mein Eindruck.

    Hallo alle,


    um es gleich vorweg zu sagen: Es geht hier nicht um Literatur, sondern ums Theater, ganz genau um das Musiktheater.


    Hier in Salzburg laufen ja aktuell wieder mal die Festspiele. Und parallel dazu schon seit vielen Jahren auch die "Festspielnächte". Da werden bei freiem Eintritt und unter freiem Himmel auf einer riesigen Leinwand alte und neue Festspielinszenierungen aus dem Archiv des ORF gezeigt, auch zeitversetzte Live-Übertragungen sind ab und zu dabei. An warmen Sommerabenden ist das eine wirklich schöne Sache, man kann kommen und gehen, wann man will, setzt sich hin, bleibt eine Weile da und geht dann wieder oder schaut sich die gesamte Aufzeichnung an. Dazu werden in einem Zeit auch Essen und Getränke angeboten, natürlich bleibt es da, auf dem Kapitelplatz, ruhig, also kein Volksfest, sondern immer noch Festspiele via Leinwand.


    Gestern haben wir uns also einen Teil des Mozartschen "Don Giovanni" aus dem Jahr 2021 angesehen. Wir sind früher gegangen, allerdings nicht, weil die Vorstellung so schrecklich war, sondern weil es uns zu spät wurde und wir noch ein Lokal ansteuern wollten.


    Und genau dort, im Lokal, haben wir uns dann lange über das Thema Werktreue unterhalten.


    Ich nehme mal an, die meisten von Euch kennen den Don Giovanni, so dass ich hier nicht noch zur großen Inhaltsangabe ausholen muss. Der Titelheld erlebt seinen Niedergang. Die Oper setzt mit Verführung/Vergewaltigung (so klar sagt das das Libretto nicht) und Mord am Vater eines Mädchens ein und endet damit, dass der Geist bzw. die Statue des ermordeten Vaters den Don Juan zur Reue für sein gesamtes Leben bewegen will. Der bereut aber nichts, weder Vergewaltigungen, noch Verführungen (zusammengenommen sicher an die 2000), noch den Mord und fährt lieber in die Hölle.

    Man nennt den Don Giovanni gerne auch die "Oper aller Opern", und sie ist in gewisser Weise tatsächlich zeitlos, denn es geht vor allem um Paar- und Liebesbeziehungen in allen denkbaren Konstellationen.

    Man muss daraus absolut keine Kostümklamotte machen, auch in Jeans und Minirock bleibt die Oper glaubhaft.


    Aber die Inszenierung aus dem Vorjahr macht etwas, das auch von der Kritik etwas zwiegespalten aufgenommen wurde. Ich war ja selber zehn Jahre Kritikerin, und, ehrlich, gestern war ich heilfroh, dass ich dazu keine Kritik schreiben musste.


    Denn der Regisseur erzählt schlicht nicht die Geschichte des Stückes. Stattdessen hatte ich den Eindruck, dass er jede Szene in ein eigenes, vielleicht archetypisches Bild auflöst und diese Bilder dann aneinanderreiht. Und selbst wenn eine Oper ja vorwiegend über die Musik erzählt wird, gibts eben auch ein Libretto, und Lorenzo da Ponte war nicht der schlechteste Librettist. Er hat nicht nur einfach irgendeinen mehr oder weniger simplen sangbaren Text zur Musik bereitgestellt, sondern sein Libretto ist auch für sich genommen gut.


    Und abgesehen davon, dass sich die Szenen für mich einfach nicht zu einer Geschichte zusammenfügen wollten, war das Ganze in Teilen auch noch völlig am Libretto vorbeiinszeniert.


    Mal ein paar Beispiele:


    Am Anfang läuft die junge Adelige Donna Anna aus dem Haus, Sie verfolgt einen Mann (Don Giovanni), der laut Libretto sein Gesicht verhüllt. Er hat sie verführt/vergewaltigt, und nun soll sie nicht erfahren, wer er ist. Im Text singen sie beide genau davon: Sie sagt sinngemäß, dass sie ihn nicht eher in Ruhe lässt, bis er sich ihr zeigt, er sagt, er werde den Teufel tun, eher würde er sie umbringen.

    In dieser Inszenierung steht Donna Anna alleine auf der einen Seite vorne am Bühnenrand, sie ist gekleidet wie eine griechische Rachegöttin, weitere Rachegöttinnen zerren an Don Giovanni herum, der auf der anderen Seite der Bühne steht und keineswegs sein Gesicht verhüllt ...


    Dann kommt der Vater des Mädchens: Hier fällt zuerst mal sein Rollstuhl mit lautem Knall aus dem Schnürboden auf die Bühne, dann betritt er auf eine Krücke gestützt selber die Bühne. Laut Text fordert er Don Giovanni zum Duell heraus. Hier legt er ihm von hinten seine Krücke an den Hals und droht ihn damit zu ersticken. Es sieht also ziemlich schlecht aus für Don Juan. Dann: (vermutlich) ein Schwächeanfall. Der Alte fällt hin. Don Giovanni schnappt sich dessen Krücke und erstickt nun seinerseits den Vater des Mädchens. Das Bild dieses alten Mannes, der sogar noch mit seiner Krücke den Verführer der Tochter umbringen will, finde ich persönlich sogar sehr gelungen. Aber: Laut Libretto erdolcht Don Giovanni ihn. Überall Blut.


    Giovanni sucht das Weite, Donna Anna kommt mit ihrem Verlobten zurück. Sie sieht den Vater, singt, die Wunde, das Blut ... Nur: Da liegt gar kein Vater mehr. Aus unerfindlichen Gründen ist der Mann nämlich in der kurzen Dunkelheit, die vorübergehend auf der Bühne geherrscht hat, verschwunden. Stattdessen schmiert sich ihr Verlobter seine Arme mit Blut ein (warum bloß?) und singt, man solle doch bitte den Toten fortbringen, dessen Anblick seine Verlobte so sehr erschüttere. Den Toten, der schon gar nicht mehr dort liegt ...


    Und so geht das weiter. Es entstehen tatsächlich ein paar sehr eindringliche, durchaus auch sehr schöne Bilder. Nur wird eben meiner Ansicht nach eher eine Art "Metageschichte" erzählt.

    Für Opernkritiker, die wahrscheinlich schon ihre mindestens zehne Don-Giovanni-Inszenierung rezensieren, mag das ja interessant sein. Aber für die wird an sich nicht inszeniert oder sollte nicht inszeniert werden. Auch für mich war das der vielleicht sechste Don Giovanni, ich habe eine neue Sichtweise auf das Stück kennengelernt, über die ich nachdenken und über die ich mit anderen sprechen kann - für die das auch die sechste oder zehnte Inszenierung ist.


    Aber wie ist das mit Theaterbesuchern, die das Stück vielleicht erst zum zweiten Mal sehen? Die es vorher nicht so gut kennen, um das Original von der Lesart des Regisseurs zu unterscheiden?


    Ich musste gestern glücklicherweise ja nichts dazu schreiben, ich muss das schon seit Jahren nicht mehr und ich bin ehrlich gesagt auch sehr froh darüber. Aber gestern hätte ich wirklich nicht gewusst, wie ich diesen Zugang zum Stück bewerten soll.


    Was meint Ihr zu dieser Art der "Meta-Inszenierungen"?

    Ich sehe das genauso: Das Blutbad ersetzt oft die Spannung. Und auch das stimmt: Wer in Skandinavien das Alphabet beherrscht, meint, er müsse jetzt auch Krimis oder Thriller schreiben.

    Allerdings höre (ich lese sie weniger, sondern höre sie vor allem) ich mir trotzdem neue Autoren gerne an, manchmal entdeckt man doch wieder richtig gute. Mir gefällt etwa die Stilton/Rönnig-Reihe des Autorenduos Cilla und Rolf Börjlind. Und auch den guten alten Jo Nesbö kann man immer wieder lesen, finde ich. Er kopiert sich zwar gerne selber, aber seine Harry-Hole-Reihe bleibt trotzdem irgendwie spannend. Apropos: Wird Zeit, dass da mal wieder ein neuer Band erscheint;).


    Überrascht bin ich allerdings, dass in dem Artikel Simon Beckett als einer der Autoren gepriesen wird, die ohne großes Blutbad auskommen. Das mag schon sein, dafür präsentiert er Leichen in allen Stadien der Zersetzung. In dieser Detailtreue fand ich das dermaßen gruselig, dass ich nach dem ersten Werk beschlossen habe, mir kein zweites von ihm anzuhören.

    Oje, mal wieder die Schreibratgeber:).

    Wer sie als Orientierungshilfe liest, oder eher: zur Anregung, für den können sie durchaus von Nutzen sein, finde ich. Schreiben nach Anleitung funktioniert natürlich nie, würde ich meinen. Aber klar, das ist der Ansatz hinter vielen Schreibratgebern: Halte Dich einfach an ein paar handwerkliche Grundregeln, dann schreibst Du den Bestseller!


    Aber da fehlt dann eben noch der letzte, aber entscheidende Funke. Vielleicht kann man ihn "Talent" nennen. Denn man kann sich jede Anleitung durchlesen, man muss nur das, was man dort liest, umsetzen können. Und man muss auch in der Lage sein zu entscheiden, welche Aspekte für das eigene Schreiben wirklich nützlich sind.


    Für mich sind diese Bücher als Werkzeugkästen gar nicht schlecht. Man sucht sich das heraus, was man gebrauchen kann, man kommt beim Lesen dieser Bücher sogar manchmal zu Erkenntnissen darüber, warum einem der eigene Text gerade überhaupt nicht gefällt, vielleicht, weil man tatsächlich irgendeinen handwerklichen Aspekt nicht bedacht hat.


    Grundvoraussetzung beim Schreiben ist aber für mich das Sprachgefühl. Wem es daran fehlt, dem helfen auch Ratgeber nicht weiter.

    Bei mir ist das so eine Mischform: Ich brauche ein grobes Konzept für eine Geschichte/Roman. Und dann schreibe ich. Allzu ausführliches Plotten liegt mir gar nicht, weil sich meine Geschichten erst im Laufe des Schreibprozesses entwickeln (so gehe ich übrigens auch bei meinen Sachbüchern vor).

    Allerdings überarbeite ich auch schon zwischendurch. Meistens steht das sogar am Anfang meines Schreibtages, ich steige zwei, drei Seiten vor der aktuellen Stelle in meine Geschichte ein, und während ich die Seiten lese, korrigiere ich gleich, was mir auffällt.


    Aber ich denke, da hat jeder seine eigene Vorgehensweise.