Hallo zusammen,
folgende Erzählsituation:
- Es gibt zwei Personen A und B
- Die Perspektive hat Person A.
- Person B beginnt Ereignisse aus ihrer Biografie, weit vor Erzählbeginn, zu erzählen und Person B hört zu.
Wie diese Situation in Text umsetzen? Mir fallen folgende drei Varianten ein:
1.) Wie es in der Realität sein würde - Person B erzählt und Person A hört zu. Der Vorteil ist, die Handlung läuft normal weiter. A kann B zu beliebigen Zeitpunkten unterbrechen, Fragen stellen, mehr Infos einfordern, Emotionen zeigen oder anderweitig reagieren. Nachteilig ist aus meiner Sicht, unterbricht A das Erzählen von B zu selten, entstehen ewig lange Monolog; unterbricht A zu häufig, wird der Leser immer wieder aus dem Erzählfluss von B gerissen und verliert unter Umständen den Handlungsfaden von B. Ein weiterer Punkt; alles, was B erzählt, ist wörtliche Rede. B kann nicht auf einmal einen völlig anderen Redestil an den Tag legen, als bisher in der Handlung. Alles, was Person B erzählt, unterliegt ihrer Bewertung. A kann nur durch Unterbrechen des Redeflusses diese Bewertungen hinterfragen.
2.) Eine Rückblende verwenden. Die aktuelle Handlung wird unterbrochen und es entsteht eine eigenständige, neue Handlung. Nachteilig ist hier, A ist jetzt völlig raus und kann nicht auf das Erzählen von B reagieren. Sämtliche Fragen, Reaktionen, Emotionen usw., die A hat, können erst nach Abschluß der Rückblende im Text auftreten. Ein permanentes Unterbrechen der Rückblende halte ich für abwegig. Der Vorteil der Rückblende wäre aus meiner Sicht - die aussschließliche, wörtliche Rede von B wird vermieden und man kann wieder mit allen Erzählwerkzeugen arbeiten.
3.) Eine noch weitere Variante liegt folgender Überlegung zugrunde. Während B erzählt, entsteht im Kopf von A eine Art "Film" des Erzähltem. Dieser "Film" wird als Text erzählt. Wobei der Begriff "Film" hier unscharf ist. A sitzt nicht im Kinosessel, sondern A steht mitten in der Handlung des "Filmes" und kann sich frei bewegen. A kann mit allen Sinnen alles wahrnehmen, alles hören, alles sehen, alles riechen, alles anfassen. A kann Emotionen zeigen. Das Einzige, was A nicht kann, mit den anderen Personen kommunizieren, denn für diese ist A ja nicht vorhanden. Damit bleibt man in der Perspektive von A und "sieht" alles, was B "erzählt". A ist eine Art "stiller Beobachter", denn A ist ja in der Realität nicht dabei gewesen. Problematisch wird nur, wie bringt man Emotionen von A unter Kontrolle, denn A kann wissen, wann die Personen Fehler machen und versuchen einzugreifen. Wie würdet ihr A darin hindern, das zu tun?
Habt ihr noch mehr Ideen? Wie seht ihr die drei Varianten?