"Das schreit nach einer Fortsetzung"

  • 42b Und dann - endlich- landete das Ufo und mit dem rotierenden Kluntjesholz wirbelte es alle Widersprüche, Rechtschreibfehler und Zeitformen durcheinander, Schwarz und Weiß versöhnten sich, oben wurde unten und gestern wurde heute und alle Gegensätze tanzten an den Händen Ringelreihen in einem waldmeisterbrausenden Regen, während das Gaffertape sich schämte, weil es vergessen worden war und sich einige Leser immer noch fragten, was ein Kluntjesholz ist.

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

    Einmal editiert, zuletzt von Marvin ()

  • ENDE.


    Thomas hatte die Kanten des Rohrstückes sorgfältig abgefeilt. Nicht dass es für seine Zwecke wirklich darauf ankam. Doch wenn die Sache Erfolg haben soll, sagte er sich, dann muss alles von Anfang an gründlich erledigt werden – so, als ob es jeweils schon das Letzte ist, was getan werden musste. Er steckte das Rohr zu dem Gaffer-Tape und der Flasche Waldmeisterbrause in seinen Rucksack. Mit schmatzendem Geräusch glitten die Türen des 42er in dem Moment auf, als Thomas, der Hals schmerzte ihm vor Keuchen, an der Bushaltestelle ankam, und er stieg ein. Er stieß mit dem Rucksack an die
    Haltevorrichtung, dass es schäpperte und sich die Fahrgäste erschrocken
    zu ihm umdrehten, eine sogar Terrorist schrie. "Wenn ich wenigstens das wäre", dachte er mutlos, während er die "Terrorist, Terrorist" zeternde Frau mit gesenktem Kopf nur aus dem Augenwinkel beobachtete. Dabei habe ich bloß diese Waldmeisterbrause bei mir, überlegte er, und was ich mit dem Rohrstück vorhabe, geht keinen etwas an, dachte noch, soll ich das hervorziehen, aber dann schreien die hier noch Schlimmeres in diesem Bus. Und was sie wohl schreien würden, wenn sie wirklich wüssten, was er vorhatte - nein, diesen Gedanken wagte er nicht zu Ende zu denken. Da hielt auch schon der 42er und er drängte sich, ungeachtet aller Murrerei zum Ausstieg, den er gerade noch vor dem wieder zuschnappen der Türen erreichte und mit einem gemurmelten "Banausen" heraussprang. Natürlich war er zwei Haltestellen zu früh ausgestiegen, dass kam einfach durch die dämliche hysterische Fantasie dieser Terrorist-Kreischerinnen. Eine davon klebte mit der Nase vor der Scheibe der Bustür, den Mund aufgerissen schrie sie immer noch, und im Abfahren des Busses sah Thomas, wie die Alte ein Handy aus der Tasche zog. Schnell zog er den Kopf ein - bloß kein Foto. Aber da geschah das Grässliche, das Unvorstellbare. Durch dieses Theater war er unaufmerksam geworden und merkte erst jetzt, wie leicht sein Rucksack plötzlich geworden war. Jemand hatte ihm die Waldmeisterbrause gestohlen. Das konnte fatal enden, denn es war keine Waldmeisterbrause darin, es befand sich auch - nein, dass mochte er jetzt nicht bei dem schönen Wetter zu Ende denken. Da - Der Bus blieb mit einem Ruck stehen! Die Tür öffnete sich und heraus sprang die Frau mit dem Handy, die sofort auf ihn zugerannt kam.
    "Tu so, als wärst du furchtbar erschrocken", flüsterte die Alte, als sie Thomas erreicht hatte und ihn an Arm packte, "ich bin auf deiner Seite und das mit dem Terroristengeschrei war ein Ablenkungsmanöver."
    Mit dem zu-Ende-Denken von Gedanken hatte er heute offensichtlich seine Probleme - er verstand gar nichts mehr. Wenn er wenigstens noch seine Brause gehabt hätte, dann könnte er über manche Schwierigkeiten hinwegsehen, aber so – ganz auf sich und die unbarmherzige Realität gestellt – das war schon ein ganz schlimmes Karma. Die Frau flüsterte "alles in Ordnung" und öffnete ihre Tasche, in der Thomas eine Flasche mit grünem Inhalt sehen konnte. Verstehe ich nicht, wie ist sie darangekommen, dann muss sie ja schon länger hinter mir sein und hoffentlich hat sich nichts davon getrunken, denn Schierlingversetzte Limo bekommt eben nicht jedem.
    "Na, wen haben wir denn da?", hörte er eine Stimme hinter sich hörbar vergnügt brummen, wobei die Alte mit dem Handy breit zu grinsen begann. Er kannte die Stimme, wusste aber nicht mehr, woher. Seine letzten fünf Gespielinnen konnten es nicht sein, die formulierten anders, und hinter der Sprache der Alten verbarg sich ein Dialekt, nur kam er nicht drauf, auf welchen. Langsam drehte er den Kopf in Richtung der Stimme und entdeckte hinter der Alten und ihrem Handy eine zweite Frau, die ihm nur zu gut bekannt war, auch wenn er sie jetzt und hier lieber nicht getroffen hätte. Sie sollte in der Klinik für Dialektassoziierte Sozialstärungen sein, wo Thomas sie hatte treffen sollen, aber zu seiner Überraschung boxte die Alte ohne Hsndy die Alte mit Handy gegen den Arm, riss ihr die Flasche aus der Hand, trank, dass es nur so gluckerte, und rief: "Lissi, du aale Kruschel, des zischt wie Abbelsaft!"
    Entsetzt sah er die beiden an. Scheiß-Abbelsaft!, überlegte er krampfhaft und sah schon, wie sich die Bewegungen der Trinkenden seltsam verlangsamten. Überhaupt verlangsamte sich in seiner Umgebung nun alles, bis es endlich zum Stillstand kam und er völlig entnervt rief: Scheisse, da muss was von der Flüssigkeit an mein Rohr gekommen sein und jetzt haben wir den Salat: Die Zeit hält an. Genau davor hatte ihn der Typ gewarnt, der ihm das Rohr verkauft hatte: nie Waldmeisterbrause an das Material kommen lassen, sonst bleibt die Zeit stehen, aber nur für dich und die, die sich im Umkreis von einem Meter um dich herum aufhalten. Zugleich dehnte sich die Zeit aus in eine andere Dimension. Als wären sie in einer Seifenblase gefangen und in einen Raum entschwebt, in dem es nichts gab als Grün, unendliches Grün, Waldmeisterbrausengrün, und in der Seifenblase nur er, die beiden Alten, die Straßenlaterne, unter der sie zuletzt gestanden hatten, die Beifahrerseite eines weißen Audis und die Frage, wie zum Teufel er hier wieder herauskommen sollte. Bis heute hat sich keiner der drei jemals wieder bewegt und Spaziergänger wundern sich manchmal über die reglosen Gestalten. Immer noch wallfahren Junge und Alte zu dieser grünlichschimmernden Skulptur, die beginnt, bei Vollmond zu schäumen, ja, sie ist inzwischen der Ort für Verschwundenes geworden, insbeondere von giftgrüner Waldmeisterbrause. Die in der Zeit gefangenen merkten nichts von dem, was außen herum um sie vorging, bis Thomas langsam in seinen Rucksack griff und das Rohrstück nahm. Vorsichtig nahm er es hoch, hielt es vor sein linkes Auge, denn nur mit dem linken Auge konnte er sehen, was er nun wahrnahm. Und so sah er denn jetzt auch das Ufo landen. Die beiden Alten gingen neben Thomas in die Knie, jede eine Flasche Waldmeisterbrause diesem fliegenden Etwas entgegenstrecken, das aussah wie eine überdimensionierte Teetasse, aus der ein fortwährend rotierendes Kluntjesholz herausragte. Und dann - endlich- landete das Ufo und mit dem rotierenden Kluntjesholz wirbelte es alle Widersprüche, Rechtschreibfehler und Zeitformen durcheinander, Schwarz und Weiß versöhnten sich, oben wurde unten und gestern wurde heute und alle Gegensätze tanzten an den Händen Ringelreihen in einem waldmeisterbrausenden Regen, während das Gaffertape sich schämte, weil es vergessen worden war und sich einige Leser immer noch fragten, was ein Kluntjesholz ist.

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

  • Find ich auch. Ich war von Monikas letztem Satz aus der a-Version beeindruckt und wollte etwas ähnliches machen. Und was ist ein Kluntjesholz?

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  • 3. Sie besaß eine 42cm lange Machete, die sie nur als Dekoration nutzte.

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  • 12. So genau hatte sie beim ersten Umdrehen gar nicht hingeschaut, denn erst jetzt erkannte sie, dass das Wesen, das sie für einen Mann gehalten hatte und das unentwegt "Moment mal, Momentmomentmoment" krächzte, gar kein Mann war, sondern ein Riesenpapagei, der seine Flügel unter einer Daunenjacke von Michelinmännchenausmaßen versteckte und seine knochigen Beine unter einer Jogginghose.