Der Koran ist ein äußerst problematisches Buch (ich habe ihn gelesen), in mancherlei Hinsicht sogar noch viel problematischer als die Bibel (dito), die sich durch die vielen Bearbeitungen, die kanonische Bereinigung (Apokryhpen) und nicht zuletzt die neutestamentarische Relativierung als eine (zuweilen recht beliebige) Metaphernsammlung (okay, längst nicht alle sind dieser Meinung) gibt, während die Suren einzeln und in der Gesamtheit betrachtet über einen zwar eindeutigen Kontext verfügen, sich aber nicht immer, überwiegend sogar kaum verbinden lassen. Der Koran verbietet vieles und erlaubt einiges; es ist sehr schwer, eine sinnstiftende Eindeutigkeit zu finden, die Widersprüche überwiegen. Anders als die Bibel (meistens) ist der Koran jedoch sehr direkt zu lesen, nur wenige Suren muss man interpretieren, und selbst wenn man diese Notwendigkeit zu erkennen glaubt, gibt es andere, die Abhilfe bieten. Unterm Strich ähneln sich die Bücher sehr, wobei man nicht vergessen sollte, dass es um den selben Gott geht, aber der Koran ähnelt insgesamt betrachtet eher dem Alten Testament, spricht jedoch eine deutlichere Sprache.
Es ist meiner Meinung nach keine gute Idee, den Regeln zu folgen, die vor mehreren hundert oder sogar mehreren tausend Jahren aufgeschrieben wurden. Ob nun - angeblich - von Leuten, die Jahre nach den (angeblichen) Ereignissen etwas erzählt haben, oder von einem Analphabeten, der in der Wüste im Traum einen Erzengel getroffen hat.
Aber Leute tun es dennoch, und man kann es ihnen nicht verbieten (das sollte man auch nicht, weil sogar Leute, die nicht an Heilige Schriften glauben, zu einem Gutteil tradiert sozialisiert wurden - und beispielsweise Vorurteile leben, die sie nie nachprüfen, einfach, weil sie eine Autorität vermuten, die tatsächlich nie existiert hat). Das eigentliche Problem sind aber weder diese Leute, noch die Bücher, sondern Gesellschaften, die diese fadenscheinige Relevanz zulassen. Mögen sie doch alle nach Büchern leben, aber bitteschön im Privaten. Weg mit diesem Murks aus unserem täglichen Leben. Weg mit einem Widerstreit der Glaubensrichtungen. Keine ist besser, sie sind alle scheiße. Gebt den Menschen etwas im Diesseits, das sich als Lebensziel lohnt, und bringt den Kindern bei, Offenheit, Toleranz und Vorurteilsfreiheit zu verinnerlichen. Dann erledigt sich das Thema von selbst. Nur leider nicht kurzfristig.
Aber irgendwas ist ja immer.
Ehrlich, Diskurse über die Auslegung des Korans (o.ä.) langweilen mich zu Tode. Ich schaffe es nicht, diesem Quatsch etwas abzugewinnen. Von einem sehr müden, etwas traurigen Lächeln abgesehen.