Wie schreibe ich moderne Prosa? - Ein Glaubensbekenntnis und ein technischer Ratgeber von Jack Kerouac

  • Wie immer, wenn ich ein Buch zum ersten Mal lese, blättere ich es rückwärts einmal kurz durch.
    So auch gestern abend Jack Kerouacs "Unterwegs" (das schon lange auf meiner Liste unbedingt zu lesender Bücher steht). Und was lese ich da in der Ausgabe von rororo 1984 auf der Seite direkt nach dem Ende des Romans?
    Eine Auflistung "unverzichtbarer Hilfsmittel", die der Autor unter o.g. Titel zusammen getragen hat.


    Meine Idee für hier und uns ist, die 30 Hilfsmittel auf ihre Tauglichkeit für unser Schreiben zu untersuchen.
    Hat jemand Lust? Oder ist euch diese Liste schon bekannt und ihr seid längst bekennender Beatnik-Autor?



    Erster Punkt auf der Liste sind "geheime Notizbücher und lose Manuskriptseiten, die du zu deinem eigenen Vergnügen vollgekritzelt beziehungsweise wild volgetippt hast."


    Ich für meinen Teil notiere nur noch selten in meine Notizbücher. Meist "reifen" Sätze oder ganze Passagen erst in meinem Kopf heran und dann setze ich mich gleich an den Laptop und hacke sie ein.
    Hat das Notizbuch bei euch ausgedient?

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Tolle Idee, Steffi. Stellst du die Liste noch ein?


    Ich schreibe unterwegs in Notizbücher - habe in jeder Tasche ein kleines, in das ich aber auch andere Sachen schreibe, Alltagsdinge, die ich nicht vergessen will.


    Bei der Annäherung an meine Romanfigur schreibe ich immer mal wieder mit der Hand, auch, um mir über ihre Gedanen klarzuwerden. Das blättere ich dann von Zeit zu Zeit durch.

  • ...die ganze Liste hier aufschreiben? Wollt ich gern, aber ich glaube, das ist nicht rechtens. Finde auf Anhieb auch keine öffentliche Quelle im Netz.
    Aber umschreiben - so denke ich - müsste okay sein? Oder was meint ihr??

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  • Ich glaube nicht, dass Generalisierungen dieser Art für andere hilfreich sind. Jede/r hat eigene Vorlieben und Schwächen, die beim Schreiben helfen. Das Notizbuch hat bei mir nicht ausgedient, aber weniger zum Ideensammeln oder vorkonzipieren. Ich schreibe eben Notizen hinein, oder Vokabeln und Sätze beim Sprachen lernen, oder To-Do-Listen.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Da stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Jeder Schriftsteller, der es ernst meint, sollte sich vor Ratschlägen anderer hüten und lieber seine eigene Befindlichkeit prüfen.

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  • Oh, ich liebe Notizbücher. Ich habe für jedes Projekt eines. Darin schreibe ich nicht nur, ich klebe auch Zettel rein, Bilder von Schauspielern, Orten, Häusern, die mich inspirieren. Passagen, Skizzen für Szenen, Ortspläne. Alles was mir in die Finger kommt.



    Wenn ich nicht weiterkomme bei einem Projekt, sehe ich rein und lese darin. Dann bin ich schnell wieder in der Stimmung (ich habe auch noch Spotify Playlisten zu den Projekten, dann kommt die passende Musik auch noch dazu.


    In der Tat muss das aber jeder selbst wissen. Andere nachahmen zu wollen und zu hoffen, das gleiche Ergebnis und der gleiche Erfolg stellten sich ein, ist wohl sinnlos. Aber ich lese gerne Ratgeber und habe wohl mittlerweile so viele Anregungen in meinem Kopf, dass sich daraus ein persönlicher Mix ergeben hat.
    LG Uschi

  • Da stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Jeder Schriftsteller, der es ernst meint, sollte sich vor Ratschlägen anderer hüten und lieber seine eigene Befindlichkeit prüfen.

    Klingt für mich nach der Befindlichkeit "niedrige Frustrationstoleranz". Tipps/Ratschläge anderer in Bausch und Bogen abzulehnen hieße ja, dass sich jeder nur aus sich selbst heraus weiterentwickelt. Nach den allgemeinen Grundsätzen der Auslegung lässt sich sagen: Das meint Kerouac sicher nicht als allgemeingültig, unverzichtbar. ;)


    In "A Moveable Feast" (Paris – Ein Fest fürs Leben) schreibt Hemingway, wie Gertude Stein und Ezra Pound ihn die Kunst des Weglassens lehren. Was Hemingway recht ist, soll mir billig sein. Für gute Tipps bin ich immer zu haben.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Hallo HD,


    sich die Ratschläge anderer anzuhören ist ja an sich gar nicht schlecht. Falsch wird es, wenn man sie sklavisch übernimmt. Das ist mein persönliches Problem etwa mit einigen Schreibratgebern: Die Autoren suggerieren ihren Lesern, dass man mithilfe ihrer Bücher Bestseller nach Bastelanleitung schreiben könne.


    Und das funktioniert natürlich nicht :) .

  • Geht mir hier nur um Diskussion drüber.
    Finde auch, dass es keine allgemeingültigen Regeln gibt und dass man sich auch nicht dran halten muss.
    War auch gestern eher belustigt, als ich die Liste las. Nr. 11 z.B. oder ich war irritiert von manchen, weil ich sie nicht verstanden habe.

    [buch]3866855109[/buch]


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  • Ich korrigiere: Wirklich unentbehrlich ist folgendes Hilfsmittel:


    Zitat

    Versuche, dich nie außerhalb deiner eigenen vier Wände zu betrinken.


    Und auch dies muss allgemeingültig sein für mich zutreffen! :


    Zitat

    Du bist allezeit ein Genie!


    :D

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Für mich ist da eher die Frage: Wie ernst hat's Kerouac gemeint :) ?


    Kerouac? Erst gemeint?


    Mal nüchtern betrachtet ( :rofl ) hat Kerouac alles ernst gemeint. Oder nichts. Wie man will.
    Kerouac? Ernst gemeint? :rofl
    Der gute Jack hat sich durch die Jahre gesoffen, gekokst und gekifft. Drogen und Sex waren nicht nur sein Leben, auch sein literarisches Werk ist ein einziges Hasten durch die Weltgeschichte, getrieben vom Jazz, vom Schwanz und von Drogen. Hat er das Glaubensbekenntnis ernst gemeint? Klar. Ist es übertragbar? Da fällt mir nur ein: Folgt der Sandale.


    Herzlichst


    Wolf P.

    "NOW is the happiest time of your life." Daevid Allen ( :gitarre )

  • Nachdem ich jetzt die ganze Liste gelesen habe: Ich glaube, das ist wirklich nur ironisch gemeint, es spielt mit dem Geniebegriff, z.B. "Erzähle die wahre Geschichte der Welt im inneren Monolog!" oder "Schreibe, was die Welt lesen soll worin sie genau das Bild sehen muß, was du dir von ihr machst." Aber schön!

  • Hallo HD,


    sich die Ratschläge anderer anzuhören ist ja an sich gar nicht schlecht. Falsch wird es, wenn man sie sklavisch übernimmt. Das ist mein persönliches Problem etwa mit einigen Schreibratgebern: Die Autoren suggerieren ihren Lesern, dass man mithilfe ihrer Bücher Bestseller nach Bastelanleitung schreiben könne.


    Und das funktioniert natürlich nicht :) .


    Keroucs Ratschläge sind teilweise in sehr belehrendem Ton. Diesen meine ich eigentlich. Das kommt bei mir nie gut an. Renitenz gegen so etwas ist sicher einer meiner Charakterfehler. Deshalb kann ich auch den erhobenen Zeigefinger, der hier (nicht nur bei dir) auf Grund meiner Renitenz gezeigt wird, nicht annehmen. Könnte sogar sein, dass ich in den ein oder anderen noch hineinbeiße :evil

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • So geht es mir inzwischen auch. Ihr seht, ich bin, was Kerouac und die Beat-Generation angeht ein totaler Neuling.
    Neben zuviel Jazz und Drogen haben die Beatniks sich auch ein Übermaß an Literatur zugemutet, da war eine "Anleitung" wohl von Nöten. Hätt ich drauf kommen können, hab sie aber ernst genommen. :kopfhau

    [buch]3866855109[/buch]


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