R. I. P. Loriot

  • Wenn man es schafft wie Loriot, bei praktisch allen Schichten anzukommen, was wirklich eine Leistung ist, hat das andererseits den Pferdefuß, dass man auch dafür gelobt wird, niemandem auf den Schlips zu treten. Und zwar genau von den Leuten, denen man auf den Schlips getreten haben sollte. Aber Loriot wird sich schon der Lobhudelei bewusst gewesen sei, die ihm u.a. seitens Kanzlerin und Bundespräsident zuteil würde.

  • Mir geht es mit Loriot ähnlich wie mit Songs à la "Yesterday", den Münster-Tatort-Krimis oder "Dinner vor one". In der Anfangszeit fand ich das alles schön, lustig und "mein Ding". Aber wie bei allem, was man zu oft hört oder sieht - irgendwann kann man's eben nicht mehr hören und sehen. Die "Hermann, was machst du?"-Szene war bereits 1981 ein Running Gag zwischen einer Kollegin und mir. Und weder die Nudel noch das Jodeldiplom entlocken mir heute noch ein Schmunzeln. Aber es bleibt festzustellen: Schön war es doch! Festzuhalten bleibt außerdem: Verglichen mit Figuren wie Ingo Appelt, Oliver Pocher oder :kacke Mario Barth ist Loriot ein Humor-Gigant!

  • Sicher, Loriots Humor ist schon längst nicht mehr "zeitgemäß". Und lachen wird kaum mehr einer bei dem Nudelsketch. Aber die Leistungen eines Menschen sind meiner Meinung nach immer im Kontext seiner jeweiligen Gesellschaft, Erziehung und Moral, aus der er kommt, zu beurteilen. Ein Mario Barth, Ingo Appelt & Co. hätten damals ebensowenig funktioniert wie Loriot heute, wenn er nicht seinen Ruhm bereits in der Tasche gehabt hätte.


    Und unter diesem Gesichtspunkt war Loriot eben wirklich genial. Und deshalb empfinde ich den Spiegel-Artikel wie einen Aufsatz, der gut, aber ein bisschen "am Thema vorbei" geschrieben ist. Heute noch Loriot die Fahne hochzuhalten, hat weniger mit der Qualität seines Humors für die heutige Zeit zu tun als damit, dass er ein Teil der eigenen persönlichen Lebensgeschichte derjenigen ist, die heute 40 plus sind. So wie die Ekel-Alfred-Folgen, wie der Kommissar mit Eric Ode, wie Ost-Rock-Konzerte in der O2-World oder wie alte Fotos gucken usw. usw.

  • jetzt komm ich aber ins Grübeln: kann mich nämlich mit 43 immer noch und wieder fast "wegschmeißen" vor lauter Lachen. Papa Ante Portas gehört nach wie vor zu meinen Lieblingsfilmen und wenn ich die z.B. Loriot'sche Panoramasendung auch nur anfange zu gucken sitze ich nicht nur wie eine Kichererbse vor dem TV, sondern finde auch immer wieder Anknüpfungspunkte zu Heute.


    Fröhliche Grüße von
    Stefanie - die auch dieses Jahr (bei unserer traditionellen Weihnachts-Ralleye mit Freunden und Schwiegereltern) um den Küchentisch sitzen und sich über Dickie Hoppenstedt abrollen wird.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Loriot war ein großer, auch wenn manches nicht mehr zeitgemäß erscheint und anderes - etwa der Nudelsketch - nicht mehr zum Lachen reizt. Weil man ihn zu oft gesehen hat. Am Tag nach Loriots Tod habe ich in der Ferienwohnung durch die Programme gezappt und tatsächlich auch eine Ausstrahlung von "Papa ante Portas" gefunden. Lieber hätte ich "Ödipussi" gesehen, aber Papa ging auch. Hat gut getan, das mal wieder zu sehen, auch wenn ich es heute mit mehr Distanz sehe und nicht mehr so viel Lache. Das waren prima Zeitbilder - Ende der 80er/Anfang der 90er - die das Lebensgefühl dieser Zeit gut eingefangen und karrikiert haben. Das funktioniert ein bisschen auch in dreißig oder fünfzig Jahren noch. So etwa wie ich auch heute noch die Filme von Jaques Tati mit Bewunderung sehen und mich über seine Situationskomik und den an manchen Stellen nicht sofort einsehbaren, hintergründigen Humor freuen kann. Loriots Gesamtwerk kenne ich nicht, vermutlich ist da auch manches dabei, was das Überleben nicht rechtfertigt. Aber die Gesamtleistung verdient Anerkennung. Meine ich.


    Horst-Dieter

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hat irgendjemand die Fernsehausstrahlung seiner "Martha" gesehen? DIE werde ich ewig in Erinnerung behalten. Die dämlichste Oper der Welt ... ich hab Tränen gelacht. Schade, dass er sich nie an sein Familienerbe (nun ja ... übers Eck sozusagen *g*) rangetraut und mal Wagner inszeniert hat.

  • Na klar doch! Das Schlusstableau, komplettiert durch das herabschwebende Porträt von Königin Victoria - nur echt mit der Knollennase.
    :anbet
    Martha et al. gibt es nun auch endlich im Handel.

  • Kannst ja auch noch es bizzeli warten. *flööööt* Wer weiß, was es so alles noch an Gschänkli gibt im Leben.

  • Und mich jetzt auch noch mitte Büldung erschlagen tun. Nee, wirklich. Kannste dich berufen, auf was du willst. (Wie formulierte das die Protagonistin des seltsamen Fantasykrimis, den ich gerade lese: "Du hast das Recht die Schnauze zu halten und ich habe das Recht, sie dir zu polieren, wenn du es nicht tust." Sinngemäß. :-)

  • Ach was.
    Ich hab den Fred gestartet und ich finde, er ist nicht wirklich abgekommen vom Kurs.
    Fluctuat nec mergitur.
    ;)