Ich glaube, liebe Silke, eine solche Entscheidung hängt (in meinen Augen ausschließlich!) von der zu erzählenden Geschichte ab. Braucht diese Geschichte, die Du erzählen willst, mehrere Blickwinkel, mehrere Erlebnis-/Zeit-Ebenen? Ist es eine Bereicherung für die Leser, wenn Sie die Geschehnisse und Entwicklungen aus unterschiedlichen Perspektiven miterleben dürfen. Bei Kriminalromanen kann dies z.B. so sein und erhöht die Dramaturgie und die Spannung.
Handelt es sich bei der Geschichte eher um eine Entwicklung, einen Plot, eine Spannung rund um eine Figur, dann wirst Du möglicherweise auf jeden weiteren Er-Erzähler verzichten können.
Ebenso kommt es darauf an, wieweit Du die Leser miteinbeziehen möchtest. Sollen sie immer nur das wissen, was Dein personanaler Erzähler auch gerade weiß? Oder möchtest Du, dass die Leser mehr wissen, als die Figur, aus deren Perspektive gerade erzählt wird? Um z.B. eine Bedrohung/ein Konflikt der Figur bereits vor dieser zu wissen, was - gut gemacht - ebenfalls die Spannung erhöhen kann.
Es gibt eine Reihe von Geschichten, bei denen zunächst scheinbar unabhängige Figuren sich auf sich zubewegen. Ihre Wege kreuzen sich. Und möglicherweise möchtest Du, dass in diesem Moment der Begegnung die Leser bereits die Figuren mit ihren Charakteren und ihren gewohnten Verhaltensweise kennen, um vielleicht nur so das aktuelle Geschehen im Plot ausreichend beurteilen zu können. Wenn ich z.B. einen Choleriker als Figur habe und dieser trifft auf eine Person, die ihn reizt, er hält sich aber zunächst - aus welchen Gründen auch immer - zurück. Dann ist das für die Leser nicht allzu interessant, da sie die Zurückhaltung und die drohende Eskalation nicht kennen können.
Solche Beispiele kann man endlos weiter spinnen. Es kommt einfach darauf an, was genau Du erzählen möchtest. Die reine Angabe eines Genre ist nicht ausreichend, um hier einen Tipp geben zu können.