Handlungsort

  • Ich plane gerade eine Familiengeschichte - etwa von 1920 bis heute. Die Rahmenhandlung spielt heute.


    Als ich den Eifelthriller geplant habe, wollte Aufbau, dass er an einem realen Ort spielt. Ich hatte einen fiktiven - aber realistischen Ort am Rursee erfunden und habs dann geändert.


    Jetzt würde ich das Buch gerne am Niederrhein spielen lassen, aber eher an einem fiktiven Ort. Alleine aus dem Grund, dass ich erst seit 20 Jahren hier wohne und quasi noch "Zugereiste" bin.


    Wie würdet ihr das machen? Ein Dorf ausdenken oder doch ausführlich recherchieren und es dann an einem realen Ort spielen lassen?


    ?( - hab ich mich irgendwie verständlich ausgedrückt? *grübel*

  • ich bin fan von realen handlungshintergründen, also auch orten. die mühe lohnt sich, finde ich. einen fiktiven ort zu erfinden ist doch viel aufwendiger oder nicht?

  • Bei historischen Texten schau ich meist, einen realen Ort zu nehmen, sofern der eine entsprechende für den Text brauchbare Geschichte hat.


    Für meine ROMANAs muss ich ja reale Orte aussuchen, da schau ich dann vorher, was ich davon gut mit einflechten kann und ob ich auch die Gebäude habe, die ich brauche. Für den aktuellen ist das ein Opernhaus, da hab ich vorher geschaut, ob die Stadt, die ich gewählt habe, eines hat. Hat sie, also konnte ich den Ort nehmen.
    Bei den Mysterys kommt es weniger auf Ortsbeschreibungen an, aber ich brauche auch öfter bestimmte Dinge für die Geschichte. Besonders Orte, die sowieso schon in den Mythen und Legenden auftauchen, sind da oft prima.


    Also überlege, was Du an Gebäuden und Plätzen und sonstiger Umgebung (großer Wald zum Verbuddeln der Leiche z. B.) so brauchst. Hat die Stadt das alles, nimm sie, sonst lieber eine fiktive Stadt oder einfach den Namen der Stadt nicht nennen. Am Niederrhein reicht doch.

  • Was ist denn die Problematik, dass du lieber einen fitkiven Ort wählen würdest?


    Ich persönlich mag es lieber, wenn der Ort real ist. Oft kauft man ja Bücher die in einer Region angesiedelt sind, wegen der Region, weil man Dinge wiedererkennt. Das macht für viele Leser ja den Reiz aus, am Handlungsort schonmal gewesen zu sein.

  • Liebe Ulli,


    ich habe hier solch einen Roman, der an einem fiktiven Ort spielt. Zeit ist gut recherchiert, Millieu ist halbwegs realistisch (mit einigen Verfremdungen). Ich habe mich dagegen entschieden, den real irgendwo anzusiedeln, weil ich nicht vom eigentlichen Thema ablenken will. In diesem Roman kommt auch Mord- und Totschlag vor, aber es ist eigentlich kein Krimi, schon weil Polizei darin nur am Rande auftaucht und ein ermittelnder Kommissar nur in einer Szene.


    Mit M. aus B. habe ich gerade ein Projekt in Arbeit, wofür wir Handlungsort gut recherchiert haben und auch bis ins Detail auf die Regionalität eingehen. Nur zwei Häuser haben wir dazuerfunden, die es in der Realität dort nicht gibt. Wo die da aber stehen würden, das haben wir genau bestimmt.


    Wenn es um einen Kriminalroman geht, wirst du nicht umhin kommen, einen realen Ort zu nehmen. Die Verlage nehmen nichts anderes. Wenn der Roman eine andere Zielrichtung hat, dann geht das auch ohne realen Ort - meine ich. Beispiele dafür gibt es ja. Man muss es nur schaffen, den Verlag (oder seinen Agenten) zu überzeugen.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Es wird definitiv kein Krimi oder Thriller.
    Hmm .. warum keinen realen Ort? Naja, weil dann die Leute ankommen und sagen: so war das hier aber gar nicht.
    Weil ich hier meine Kindheit nicht verlebt habe .. ich weiß nicht, einfach vom Gefühl her.


    Das Buch kann überall spielen, solche Familien gibt es überall. Aber ich weiß, dass die Verlage reale Hintergründe besser finden.


    Ich denk nochmal darüber nach.

  • Liebe Ulli,


    wer bin ich denn, einer Autorin Ratschläge geben zu wollen, die bei Aufbau publiziert hat? :wow


    Jaja, die Niederrheiner ... :D Ich habe da kleine Erfahrungen mit Kleve ... :evil Erst seit zwanzig Jahren wohnst du da? Hast du denn dein Visum schon erneuert? :)


    Solange es da keine Verlags-Vorgaben gibt, wie Horst-Dieter sie für Krimis anspricht, scheint es mir Geschmackssache zu sein, ob man einen fiktiven Handlungsort wählt. Und deine Vorliebe tendiert doch wohl zum Fiktiven, so verstehe ich es.


    Dahinter scheint mir auch die Annahme zu stecken, ein realer Handlungsort erfordere mehr Recherche als ein fiktiver (, um die pingeligen NIederrheiner zufrieden zu stellen). Ich kenne es ja von mir auch, wenn ich etwa den "Wilsberg" sehe, dass ich denke: "Meine Güte! Der Katthagen (die Straße, in der das Antiquariat liegt) ist an der Stelle eine Einbahnstraße! Wieso fährt der immer in die falsche Richtung mit dem Auto?" (aber ansonsten sind wir Westfalen überhaupt nicht pingelig!)


    Aber macht ein fiktiver Ort wirklich weniger Arbeit? Wenn ich eine Geschichte zum Teil an der Glienicker Brücke spielen lassen wollte, brauchte ich nur ein paar Stationen mit der Tram zu fahren und hätte dann alles vor Augen. Ansonsten müsste ich mir vielleicht irgendeine Brücke ausdenken ... so, dass der Leser glaubt, die gebe es wirklich.


    Mir Greenhorn scheint das am wichtigsten zu sein: dass der Handlungsort dem Leser real erscheint, egal ob fiktiv oder nicht.


    Aber wem sage ich das? Ich wollte nur ein paar Gedanken los werden. Vielleicht war ja etwas für dich dabei.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Der Niederrhein hat es wohl in sich.
    Ne Menge Leute im Forum hier haben irgendwann mal am Niederrhein gelebt scheint so, wie Hugo auch war ich mal eine Zeit in Kleve zugange.
    Die Krimis die diese Region bekannt haben spielten alle in Emmerich und Umgebung.
    Für mich, der nur 5 Jahre wirklich da gelebt hat, seit mehr als 40 Jahren aber regelmässig Muttern in Kleve besuche, ist das lesen von diesen RegioKrimis immer eine erfreuliche Wiederentdeckung der "Heimat"


    Ich plädiere unbedingt für reale Plätze. Kleve mit der Schwanenburg, Schloß Moyland, alles gute Orte zum beschreiben.
    Da geht was Ulli, mach mal, ich will das mal lesen können!!!

  • Liebe Ulli,


    Mir geht es da im Prinzip wie Hugo:


    Zitat


    wer bin ich denn, einer Autorin Ratschläge geben zu wollen, die bei Aufbau publiziert hat?


    Dennoch: Wenn ich es richtig verstanden habe, soll es ein Familienroman werden, so was in der Art von Anne Enright, "Das Familientreffen". Was mir auch sofort in den Sinn kommt ist Siegfried Lenz, "Deutschstunde". Die Handlung spielt im schleswig-holsteinischen Dorf Rugbüll, das es genau so wenig gibt wie den Maler Max Ludwig Nansen, für den der Maler Emil Nolde Vorbild war. Jan Christophersen, ein junger Autor und ganz offensichtlich großer Siegfried-Lenz-Fan hat es ihm Jahrzehnte später dann gleichgetan. Er schrieb eine Familiengeschichte ("Schneetage", Mare-Verlag) passend zur Jahreszeit "auf Basis" einer veritablen Schneekatastrophe, die in Vidtoft spielt, einem Ortsnamen der aus Aventoft und Wiedau - dem Namen eines Flusses - zusammengesetzt ist. Ich finde diese "Lenz-Variante" hat durchaus was.


    Herzliche Grüße,


    Jochen.

  • Wenn du eine Familiensaga über nahezu 100 Jahre schreiben willst, die sich am Niederrhein zugetragen hat, dann würde ich keinen fiktiven Ort wählen. Glaubwürdigkeit ist die Devise. Und die bekommst du nur mit realen Schauplätzen. Wieso? Keine Ahnung ... bei einem Mittelalterroman wäre es mir noch recht schnuppe, ob alles stimmt. Schliesslich kann ich es nicht nachprüfen, aber etwas aus dem letzten Jahrhundert ... ne, ich glaube nicht, dass ich als Leser mit fiktiven Orten glücklich wäre.


    Dass du dich aber davor scheust, über Örtlichkeiten zu berichten, die du nicht persönlich kennst oder die sich sehr verändert haben (könnten), verstehe ich sehr gut. Da bleibt dir vermutlich nichts anderes übrig, als nach Zeitzeugen zu suchen. Wenn du schon 20 Jahre dort lebst, kennst du doch sicher jemand, der eine Oma - vermutlich schon Ur-Oma (Männer werden ja nicht so alt :D) - hat, die dir Authentisches berichten kann. Ich würde mich aber mit dem Befragen etwas beeilen. ;)

  • Zitat

    Original von Margot
    Wenn du eine Familiensaga über nahezu 100 Jahre schreiben willst, die sich am Niederrhein zugetragen hat, dann würde ich keinen fiktiven Ort wählen. Glaubwürdigkeit ist die Devise. Und die bekommst du nur mit realen Schauplätzen. Wieso? Keine Ahnung ... …


    Das erschüttert mich immer wieder, dass in den sogenannten HR (=Historischen Romanen) mit realen Orten und historischen Persönlichkeiten umgegangen wird, sonst aber wenig auf korrekte Details geachtet wird. Haarsträubende Sachen passieren da immer wieder. Gerade lese ich wieder so ein Machwerk, auf das ich mich wider besserem Wissen eingelassen habe, nur weil im Anhang stand, wo die Autorin alles recherchiert, mit wem sie gesprochen und wo sie sich Auskünftige eingeholt hat. Und was hat es genützt? Nichts!


    Was hat das mit Glaubwürdigkeit zu tun, das bei einer ausgedachten Geschichte der Ort absolut festgelegt wird?


    Die Frage ist ja: Welches Ziel soll der Roman haben? Ulli schrieb


    Zitat


    Das Buch kann überall spielen, solche Familien gibt es überall.


    Warum soll bei einer solchen Geschichte die Glaubwürdigkeit allein an der regionalen Verortung liegen? Jochen brachte schon einige Beispiele aus der bekannten Literatur, die durch fiktive Orte keinen Nachteil erlitten haben und auch keinen Glaubwürdigkeitsverlust hinnehmen mussten.


    Zweifelnde Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Nun, wenn ich einen historischen Roman lese, der beispielsweise 1356 in den Schottischen Highlands spielt, dann kann ich ja schlecht nachprüfen, ob das Gasthaus "zum schielenden Hasen" an der Strasse nach Kyllornachlot gestanden hat. Ich nehme es dem Autor ab, wenn er "seinen Job" ansonsten gut gemacht hat sprich keine Fettnäpfchen darin vorkommen oder Kartoffeln oder Sonstiges, das es zu der Zeit nicht gab. Schliesslich will ich einen unterhaltsamen Roman lesen und keine Schnitzeljagd nach Fehlern veranstalten.


    Wenn ich aber einen Roman über meinen Wohnort lese, dann mag ich es schon, wenn alle Strassen und Gebäude, die darin benannt sind, entweder existierten oder es immer noch tun. Wenn Ulli die Geschichte am Niederrhein spielen lassen will, dann sollte sie - immer meiner Meinung nach - eben auch Örtlichkeiten beschreiben, die es so gab resp. gegeben hat. Wenn sie fiktiv sein will, dann braucht es für mich nicht mal das Wort Niederrhein. Weil es eben überall spielen kann.


    Sie fragte - ich antwortete ... da kannst du noch so zweifelnd Grüssen. 8-)

  • Zitat

    Original von Margot
    Nun, wenn ich einen historischen Roman lese, der beispielsweise 1356 in den Schottischen Highlands spielt, dann kann ich ja schlecht nachprüfen, ob das Gasthaus "zum schielenden Hasen" an der Strasse nach Kyllornachlot gestanden hat. Ich nehme es dem Autor ab, wenn er "seinen Job" ansonsten gut gemacht hat sprich keine Fettnäpfchen darin vorkommen oder Kartoffeln oder Sonstiges, das es zu der Zeit nicht gab. Schliesslich will ich einen unterhaltsamen Roman lesen und keine Schnitzeljagd nach Fehlern veranstalten.


    Das stimmt. Kleinigkeiten zählen nicht und dichterische Freiheit soll nicht nur so dahin gesagt sein. Aber wenn es bei einem Merkmal, das schon im Titel steht - sagen wir mal fiktiv, der Roman heißt: »Die Schmiedin« - es von der Sache her nicht stimmt, der unbedarfteste Leser erkennt, dass die Autorin keine Ahnung vom Schmieden hatte und der Fachmann schon nach wenigen Szenen die Hände über dem Kopf zusammen schlägt, dann stimmt da etwas nicht. Und leider, leider, leider ist das im Bereich HR keine Seltenheit.


    Zitat


    Wenn ich aber einen Roman über meinen Wohnort lese, dann mag ich es schon, wenn alle Strassen und Gebäude, die darin benannt sind, entweder existierten oder es immer noch tun.


    Roman über den Wohnort? Ja selbstverständlich muss der ordentlich verortet sein. Aber selbst da sind Freiheiten möglich. Ein Regionalautor aus Bad Mergentheim erfand in einem Krimi einfach eine Straße hinzu, um - wie er bei einer Lesung sagte - zu vermeiden, dass sich irgend jemand mit dem Täter identifizieren musste. In einem anderen Buch schuf er in BM ein Obdachlosenasyl. Beim Lesen war ich irritiert, weil ich von der Existenz nichts wusste und bin sogar mal losgezogen, um zu schauen, ob es nicht da sei. Als ich im Nachwort dann las, das er sich »solche Freiheiten« genommen habe, konnte ich nur darüber lachen.


    Es schadet der Glaubwürdigkeit kein bisschen, jedenfalls dann nicht, wenn man es offen legt.


    Zitat


    Wenn Ulli die Geschichte am Niederrhein spielen lassen will, dann sollte sie - immer meiner Meinung nach - eben auch Örtlichkeiten beschreiben, die es so gab resp. gegeben hat. Wenn sie fiktiv sein will, dann braucht es für mich nicht mal das Wort Niederrhein. Weil es eben überall spielen kann.


    Im Sinne des o.g. Beispiels (oder des von Jochen zitierten Beispiels von Siegfried Lenz): Man kann eine Region als Handlungsrahmen wählen und darin Objekte (Städte, Dörfer, Straßen, Häuser) ansiedeln, die es in der Wirklichkeit nicht gibt. Das geht. :)


    Zitat


    Sie fragte - ich antwortete ... da kannst du noch so zweifelnd Grüssen. 8-)


    Nicht dass das missverstanden wird: Ich zweifle nicht an dir ;)


    Ich zweifle nur daran, dass bei der Wahl von fiktiven Orten/Städten die Glaubwürdigkeit des Romans leidet.


    Inzwischen sichere Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich würde dir zu einem Bezug zu einem realen Ort raten. Schon allein deshalb, weil du dir die regionale Leserschaft damit sicherst.
    Hier in Duisburg hat gerade Silvia Kaffke mit ihrenhistorischen Ruhrort-Krimis großen Erfolg. Das macht aber auch so einen Spaß...immer, wenn ich jetzt in Ruhrort bin...und dabei bin ich nicht einmal gebürtig hier...freue ich mich über die Orte, die ich wegen der Geschichte nun mit anderen Augen sehe...
    Der Kritik, die du evtl. einstecken müsstest, weil nicht alles eins-zu-eins abgebildet ist, kannst du doch im Vorwort oder in der Danksagung den Wind aus den Segeln nehmen...


    edit: Und noch etwas: falls du in Duisburg "siedeln" willst...in unserem Ensemble gibbet 11 Duisburger Senioren, die liebend gerne erzählen...und meine Aufzeichnungen (Anekdoten anno 1945 bis heute) könntest du sicher einsehen...

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    Einmal editiert, zuletzt von lametta ()

  • Zitat

    Original von Margot
    Nun, wenn ich einen historischen Roman lese, der beispielsweise 1356 in den Schottischen Highlands spielt, dann kann ich ja schlecht nachprüfen, ob das Gasthaus "zum schielenden Hasen" an der Strasse nach Kyllornachlot gestanden hat. Ich nehme es dem Autor ab, wenn er "seinen Job" ansonsten gut gemacht hat sprich keine Fettnäpfchen darin vorkommen oder Kartoffeln oder Sonstiges, das es zu der Zeit nicht gab. Schliesslich will ich einen unterhaltsamen Roman lesen und keine Schnitzeljagd nach Fehlern veranstalten.


    Sehe ich genauso. Natürlich nehme ich zusätzlich zu den Orten dann gerne auch gerne reale Burgen, wenn es eine gibt, über die etwas bekannt ist. Oder von der heute noch etwas erhalten ist. Baue ich liebend gerne mit ein. Aber wo ein Wirtshaus stand oder wo welcher Handwerker ansässig war, das lässt sich sowieso nicht recherchieren, wenn man mehrere Jahrhunderte zurückgeht.
    Wichtig ist mir da, so zu beschreiben, dass ein Leser sich alles gut vorstellen kann und die Beschreibungen die Handlung unterstützen.

  • Zitat

    Original von Maren


    Sehe ich genauso. Natürlich nehme ich zusätzlich zu den Orten dann gerne auch gerne reale Burgen, wenn es eine gibt, über die etwas bekannt ist. Oder von der heute noch etwas erhalten ist. Baue ich liebend gerne mit ein. Aber wo ein Wirtshaus stand oder wo welcher Handwerker ansässig war, das lässt sich sowieso nicht recherchieren, wenn man mehrere Jahrhunderte zurückgeht.
    Wichtig ist mir da, so zu beschreiben, dass ein Leser sich alles gut vorstellen kann und die Beschreibungen die Handlung unterstützen.


    Hier am Niederrhein schon. Hach ...

  • Hallo Ulli,


    auch wenn es sich recherchieren lässt, das ist doch deine künstlerische Freiheit, oder?
    Ich mische meistens, reale Stadt, aber erfundene Straßen oder reale Straßen, aber erfundene Hausnummern. Was an Gebäuden und Läden zur Handlung passt oder gebraucht wird, kommt mit rein und falls es nicht da ist, wo ich es brauche, wird es erfunden.


    Liebe Grüße
    Susanne

    Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands, HarperCollins

    Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs, Paula Stern, HarperCollins

  • Zitat

    Original von Ulli
    Jetzt würde ich das Buch gerne am Niederrhein spielen lassen, aber eher an einem fiktiven Ort. Alleine aus dem Grund, dass ich erst seit 20 Jahren hier wohne und quasi noch "Zugereiste" bin.


    Wenn das wirklich der einzige Grund ist, dann such dir einen realen Ort. Oder eine andere Region. Oder willst du erst noch mal weitere 20 Jahre abwarten?


    Aber im Ernst, ein realer Ort ist fast immer die bessere Wahl, wenn du nicht einen wirklich triftigen Grund hast für einen fiktiven.


    Nicht, dass es nicht jede Menge großartige Romane mit erfundenen Schauplätzen gäbe. Fällt mir spontan Der Name der Rose ein, oder Schlafes Bruder. Ich vermute, wenn man da ein bisschen nachgräbt, dann stößt man darauf, dass die Autoren in der Regel gute Gründe dafür hatten, und eher nicht den, kein Eingeborener zu sein. (Eco beispielsweise kommt ja aus dem Piemont, genau wie Schneider aus Vorarlberg.)


    Gruß,
    Enno

  • Hallo, Uli.


    Zitat

    Wie würdet ihr das machen? Ein Dorf ausdenken oder doch ausführlich recherchieren und es dann an einem realen Ort spielen lassen?


    Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Ich habe hin und wieder Schauplätze erfunden, etwa "Marbrunn" in "Radio Nights", weil viel von der Handlung, die dort spielte, auf realen Ereignissen basierte, weshalb ich unmöglich auch noch den Ortsnamen belassen konnte (die Insider haben es sofort erkannt, für alle anderen war es irgendein Ort im Fränkischen). In "Geisterfahrer" habe ich "Nieder-Sengricht" als Satire auf die niedersächsische Provinz erfunden. Ich hätte natürlich auch irgendeinen realen Ort nehmen können (schließlich erwähnt der Protagonist auch noch, dass er die gesamte niedersächsische Provinz scheiße findet), aber so war es mir möglich, alle Klischees zu komprimieren und meiner Fantasie ansonsten freien Lauf zu lassen.


    Mmh. Du willst nicht anecken, wenn ich das richtig verstehe. Okay, dann gibt es zwei Möglichkeiten, wenn Du keinen Ort erfinden willst. a) Der reale Ort kommt recht gut dabei weg. Das kann auch nette Nebeneffekte haben (Ehrenbürgerschaft etc.). b) Er kommt nicht so gut dabei weg. Dann musst Du nach dem Erscheinen des Buches möglicherweise ziemlich weit zum Brötchenholen fahren, um Semmeln ohne eingebackene Popel kaufen zu können.


    Spaß beiseite. Viele Autoren mischen das und erklären dann am Ende des Buches, was real war und was nicht. Sie erfinden z.B. einzelne Straßen oder Straßenzüge (der Fiesling wohnt dort), Namen von Honoratioren, ein paar geschichtliche Aspekte. Viele Regionalkrimiautoren arbeiten so. Aber es kann auch lustig sein, einen realen Ort leicht zu verbrämen, so dass alle dann rätseln, ob sie gemeint sind.

  • Zitat

    Original von Tom
    Dann musst Du nach dem Erscheinen des Buches möglicherweise ziemlich weit zum Brötchenholen fahren, um Semmeln ohne eingebackene Popel kaufen zu können.


    Die Rache des Bäckers - genial :rofl