Kreative Wortschöpfungen

  • "Luftschläge" für "Bombenangriffe"


    "Entsorgungspark" für Atommüll-Lager


    "freistellen" für "entlassen"


    "Liberalisierung des Arbeitsmarktes" für "kein Kündigungsschutz"


    "canceln" (sprich: känzeln) für "streichen" oder "löschen"


    "Rentenlücke" für "Altersarmut"


    "Strukturwandel" für das Veröden ganzer Stadtteile


    "Networking" oder "netzwerken" für "mauscheln"


    "business lunch" für "kungeln" - ups- "Geschäftsessen"


    "Teamkollege" für "Intimfeind"


    ... so macht die deutsche Sprache Spaß :D

  • Semantisch fehlleitende Konstrukte
    "Nichtraucherschutz" für Belästigungsabgrenzung
    "Umweltzone" für .... blinden und nutzlosen Aktivismus
    "Verdrängungswettbewerb" für die (wettbewerbsfreie) Vernichtung des Einzelhandels
    "Gesundheitsreform" - an diesem Begriff stimmt schlicht überhaupt nichts
    "Klimawandel" für ein diffuses Angstszenario, über das keiner Bescheid weiß
    "Migrationshintergrund" für soziale Abschottung
    usw.

  • Sorry, konnte nicht widerstehen. Ist doch schön, wenn man sich auf etwas verlassen kann, oder? ;)


    Eine sehr umfassende Sammlung von Neuschöpfungen und sonstigen Neologismen aller Art findet man übrigens hier:


    http://www.wortwarte.de/

  • Grüsse,



    ich finde "Krieg gegen den Terror" den Klassiker, weil das nahelegt, die beiden Dinge seien voneinander verschieden.



    solong Stanislav

  • Zitat

    Original von Tom
    Sorry, konnte nicht widerstehen. Ist doch schön, wenn man sich auf etwas verlassen kann, oder? ;)


    keine ursache. ja, ist es.


    in der sparte schimpfwörter hat sich übrigens in den letzten jahren so einiges getan. kuckt ihr zb hier. sehr schön metaphorisch finde ich zb "dünnschissgurgler".

  • Zitat

    Original von Stanislav
    ich finde "Krieg gegen den Terror" den Klassiker, weil das nahelegt, die beiden Dinge seien voneinander verschieden.


    du hast recht, stanislav. und das ist ein sehr gutes beispiel für einen ausdruck, über den man schon lange nicht mehr nachdenkt, weil ihn alle medien benutzen.

  • Krass und furchtbar gut durchdacht finde ich


    Alkopops - Bonbonähnliche, knallbunt aufgemotzte Alkoholmixgetränke.
    Gelungener Konsumangriff auf Kinder und Jugendliche.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    Einmal editiert, zuletzt von lametta ()

  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Grabstein ist in der Schweiz eine sehr gebräuchliche, umgangssprachliche Bezeichnung für die militärische Erkennungsmarke.


    Treffender kann man es wohl kaum ausdrücken! Übrigens hatte einer meiner Freunde während seiner Bundeswehrzeit einen Kompaniechef, der seinen eigenen Grabstein im Büro stehen hatte - man mußte nur noch das Sterbedatum einsetzen.... :evil

  • Zitat

    Original von Stanislav
    ich finde "Krieg gegen den Terror" den Klassiker, weil das nahelegt, die beiden Dinge seien voneinander verschieden.


    Einen äußerlichen Unterschied zumindest gibt es: Militär trägt Uniform, wohingegen Terroristen zu feige sind, sich offen zu erkennen zu geben.


    Alexander

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]

  • Grüsse Alexander,


    es heisst ja nicht "Militärischer Angriff auf Terroristen" oder so ähnlich, sondern es werden die Abstrakta benutzt. Gegenfrage:
    Kannst du Dir einen Krieg ohne Terror vorstellen?
    und bitte vorher dran denken, dass es Terror, obwohl es die Medien verkaufen (als Reporter darf ich die beschimpfen !), schon vor dem Müncher Olympiamassaker gab.


    Ähnliche Medien- oder Militärklassiker sind,
    "Ziel" zum anvisierten menschlichen Opfer zu sagen.
    "Kollateral Schaden" oder "Freundlicher Beschuss" (Das Letztere hat beinahe Kabarretqualität)


    solong Stanislav,
    der hier nicht auf Soldaten losgeht sondern auf die Mediensprache

  • Zitat

    Original von Michael Höfler
    "zurückbauen" ist eine schöne metapher für "abreißen".


    Ist "zurückbauen" nicht dasselbe wie "abbauen"? Bei letzterem fällt uns aber der Widerspruch nicht mehr auf, weil das Wort seit langem (Langem?) eingebürgert ist.


    Die Sprachgeschichte heilt eben viele Wunden ...


    Müsste es nicht heißen: der Website? Engl. site hat doch m.W. nicht viel mit dt. Seite zu tun, sondern geht uf lat. situs zurück, mithin ein Maskulinum.


    Ein weiteres Beispiel für einen Genuswechsels, das man allen renitenten Sprachpuristen - bin auch einer -, entgegenhalten kann, liegt in dt. Wein (m.) vor: lat. vinum ist Neutrum.


    Sprachgeschichte ist eben eine - pardon! Bildbruch ... - Abstimmung mit den Füßen!


    Alexander

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]

  • Zitat

    Original von Stanislav
    es heisst ja nicht "Militärischer Angriff auf Terroristen" oder so ähnlich, sondern es werden die Abstrakta benutzt.


    Das werte ich als rhetorisches Stilmittel: Metonymie.


    Zitat


    Gegenfrage: Kannst du Dir einen Krieg ohne Terror vorstellen?


    Nein. Kann man das überhaupt? Aber darum gings doch auch gar nicht.


    Zitat


    und bitte vorher dran denken, dass es Terror, obwohl es die Medien verkaufen (als Reporter darf ich die beschimpfen !), schon vor dem Müncher Olympiamassaker gab.


    Weiß ich doch. Spätestens seit dem "Alten vom Berge" und seinen Assassinen, die Anschläge auf Einzelpersonen verübten. Aber auch vor geraumer Zeit archäologisch nachgewiesene Massaker an ganzen Dorfbevölkerungen aus der Bronzezeit (und noch früher) fallen unter diesen Begriff. Und und und ...



    Zitat


    Stanislav, der hier nicht auf Soldaten losgeht sondern auf die Mediensprache


    Beispiele aus der Medien-, Politiker- und Werbesprache setze ich auch immer sehr gern im Unterricht ein (Latein, Deutsch). Und dass man darauf losgehen muss, ergibt sich oft von selbst ...


    "Sage mir, welche Worte du benutzt" - (sorry, hinkt dialektisch etwas ...) - "und ich sage dir, wer du bist!"


    Grüße, Alexander

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]

  • "Widerstand" ist ja eigentlich ein moralisch hoch besetzter Begriff von frömmstmöglichem Zuschnitt (Koch'scher Superlativ ).
    Richtig abgründig wird der Begriff, wenn damit irakische Fanatiker geadelt werden, die vor Zeugen und Kameras Schulen anzünden.


    (um mal noch eine harmlosere story zu bringen)