Ich habe mir gerade das Interview in dem überflüssigsten Presseorgan der Welt durchgelesen. Leider zeigt sich mal wieder, daß dort keine seriöse Wissenschaftsberichterstattung gemacht wird, sonder nur reißerisches Gebläse. Was für eine Überraschung.
Der interviewte Forscher betreibt ein gewinnorientiertes Unternehmen und macht natürlich ordentlich Wellen. Und nebenbei bemerkt sind die Amerikaner, auch die Wissenschaftler, im Wellenmachen immer ganz weit vorne.
Kleines Beispiel: Es gibt ein deutsches Forschungsschiff, die "Sonne". Die war vor einigen Jahren im Pazifik unterwegs und holte bisher nicht beschriebene Tierchen aus der Tiefsee. Zufällig waren auch zwei graduate students aus den US of A dabei. Prompt stellte deren Uni eine Pressemitteilung ins Netz, in der zu lesen war, daß zwei ihrer Studenten Zeuge einer wichtigen Entdeckung in der Tiefsee geworden waren. Von ihrem Gaststatus auf einem deutschen Forschungsschiff war nicht die Rede, auch nicht davon, daß diese beiden graduate students eigentlich etwas ganz anderes machten.
Das Interview selber spielt nur mit den bekannten Versatzstücken aus der SF. Vielleicht kann der Forscher wirklich mit hohem Aufwand Designerbabys erzeugen, vielleicht ist das aber auch nur heiße Luft wie so vieles andere aus dieser Ecke.
Erinnert sich noch jemand an die Hysterie um die Stammzellenforschung und die Sequenzierung des menschlichen Genoms vor einigen Jahren? Damit waren auch jede Menge hochfliegender, utopischer Vorstellungen verbunden. Geschehen ist wenig. Die Wissenschaft hat nur gemerkt, daß das alles noch viel komplizierter ist, als man dachte.
Ich selbst habe damals an einer Pressereise durch diverse Forschungseinrichtungen und Firmenlabors teilgenommen. Von den vielen Entdeckungen und Potentialen, über die man uns dort informierte, ist nur wenig tatsächlich real geworden. Gerade börsennotierte Firmen schielen bei solchen Veranstaltungen immer mit einem Auge nach dem Kurs ihrer Aktie. Was auch nicht sehr überraschend ist.
Den Gedanken mit den Alpha- , Beta-, Gamma- undsoweiter -Menschen finde ich wenig überraschend. Es ist ja schon immer so gewesen, daß die Wohlhabenden die bessere medizinische Versorgung hatten. Erst ein öffentliches Gesundheitswesen hat das geändert. Für die, die es bezahlen können, wird es wahrscheinlich irgendwann normal sein, sich genetisch optimierte Kinder zu erzeugen. Ob da eine "Brave New World" bei herauskommt, bezweifle ich. Die Leute in dieser Zukunft werden sich genauso durchwurschteln wie wir, und es würde mich nicht überraschen, wenn sie sich durch diese Genpantscherei die eine oder andere bizarre Krankheit an den Hals holten.