Pimp your German

  • Mir schwebt in diesem Thread als Motto etwas vor wie "Unser Deutsch soll schöner werden". :)


    Also, ganz grob: Man könnte sich zuerst vorstellen "Wenn ich eine Rechtschreibreform anordnen könnte - was stünde da drin?". Bei mir wäre es zum Beispiel das Zerhacken von von Bandwurmwörtern zu Bandwurm-Wörtern. Also Scharniere für Komposita, auch bei Verben etwa von wiederkäuen zu wieder käuen. Ist nur mein Geschmack. Man könnte auch einführen, mehr Wörter groß zu schreiben (sic!), also mehr Leuchttürme im Satz zu haben. Man könnte das Semikolon vielleicht irgendwie aufwerten. So Sachen.


    Und dann könnte man sich Gedanken machen über eine andere Grammatik im Deutschen. Eine bessere vielleicht. Was käme da raus? Ein fünfter, sechster, siebter Fall vielleicht? Lokativ, Vokativ, Ablativ? Oder weniger Fälle?


    Also, falls jemand vielleicht denkt: Ich finde die deutsche Sprache ja echt okay, aber hier und da könnte man noch eine Kleinigkeit ändern, dann möchte ich zu Vorschlägen hier herzlich einladen.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Dann mache ich mal den Anfang:
    Ich würde nämlich als Erstes die vielen idiotischen Kopplungen wieder auflösen und die Wörter zusammenschreiben :)
    Kopplungsstriche ruinieren meiner Ansicht nach das Schriftbild und erhöhen kein Stück die Lesbarkeit. Mindestens die Hälfte aller derzeitigen Bindestrichwörter lassen sich problemlos zu einem zusammenfügen. Und vielleicht wäre ein Nebeneffekt der, dass man bisweilen auf etwas umständlichere, aber schönere Formulierungen zurückgreifen würde, anstatt alles zu einem Kopplungsungetüm zu verbinden, was sich nur irgendwie zusammenkoppeln lässt :).


    Ich hätte natürlich auch schreiben können: ... zu einem Kopplungs-Ungetüm zu verbinden, was sich nur irgendwie
    zusammen-koppeln lässt.


    Das sieht aber nicht besser aus und wird durchs Auseinanderreißen der einzelnen Wortbestandteile auch nicht lesbarer. Lesbar ist es nämlich in der ersten Variante auch schon :).

  • Grammatik hinkt der Sprache hinterher. Sie schafft sie nicht. Deshalb ist es unsinnig, neue Regeln zu erfinden. Wenn ein Schriftsteller sich von grammatischen Regeln mal eingeengt fühlt, dann kann er sie brechen, was aber nicht bedeutet, dass die bestehende Grammatik damit ungültig wird. Überhaupt verläuft die Sprachentwicklung hin zu mehr Vereinfachung. Das hat Jacob Grimm schon 1819 erkannt:


    Zitat


    Da die hochdeutsche Sprache des dreizehnten Jahrhundets edelere, reinere Formen zeigt, als unsere heutige, die des achten und neunten wiederum reinere, als des dreizehnten, endlich das Gotische des vierten oder fünften noch vollkommenere; so folgt, daß die Sprache, wie sie die deutschen Völker im ersten Jahrhundert geredet haben, selbst die Gotische übertroffen haben werde. Man könnte eine förmliche Berechnung über den progressiven Untergang der Flexionsfähigkeit anstellen …


    Jacob Grimm: Einige Hauptsätze, die ich aus der Geschichte der deutschen Sprache gelernt habe (1819)


    Meines Erachtens ist das auch eher ein Thema für Sprachwissenschaftler und nicht für Schriftsteller (also das Regeln aufstellen und neue erfinden, nicht die Beschäftigung mit der deutschen Sprache an sich).

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Es soll doch nur ein Spiel sein ...


    Ja, schon klar, aber ich finde es unsinnig, weil das Spiel in die falsche Richtung läuft. Oder, was auch sein kann, du motivierst falsch. Oder, was vermutlich noch eher zutrifft ist, ich bin zu Begriffsstutzig dazu.

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  • Hallo HD,


    lass sich das Thema doch einfach mal entwickeln. Tut es das nicht, dann hast Du recht, und Autoren interessieren sich nicht für diese Überlegungen. Aber nach den ersten zwei Beiträge festzulegen, dass das für ein Autorenforum ein wenig relevantes Thema sei, halte ich nicht für den richtigen Ansatz :).

  • Ich würde, verehrte anwesende,


    anfangen mit der abschaffung von großschreibung. Wir können das handhaben wie die engländer, satzanfang und namen groß, auf ein großes "ich" würde ich sogar verzichten.
    Warum? Weil es eine immense fehlerquelle eliminiert und nach einer eingewöhnung ebenso praktikabel ist die die englische rechtschreibung.
    Wer mag, kann ja mal googlen, wie viele sprachen noch groß- und kleinschreibung wie das deutsche haben.
    Und im ernst: sind wir dümmer als die briten? Wenn die nur mit kleinen buchstaben klar kommen, können wir das auch.


    Herzlichst


    Wolf P.

    "NOW is the happiest time of your life." Daevid Allen ( :gitarre )

  • Hallo HD,


    lass sich das Thema doch einfach mal entwickeln. Tut es das nicht, dann hast Du recht, und Autoren interessieren sich nicht für diese Überlegungen. Aber nach den ersten zwei Beiträge festzulegen, dass das für ein Autorenforum ein wenig relevantes Thema sei, halte ich nicht für den richtigen Ansatz :).


    Ich habe es nicht festgelegt sondern lediglich meine Einschätzung geäußert und das auch nur bezogen auf die Grammatik.


    Verzeihung:


    Ich habe es nicht festgelegt, sondern lediglich meine einschätzung geäußert und das auch nur bezogen auf die grammatik.

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  • anfangen mit der abschaffung von großschreibung.


    Also ich finde die Großschreibung der Hauptwörter hilfreich. Leuchtturm und so ...


    Gerade als Legastheniker habe ich Probleme bei der Wortbilderkennung (das ist nämlich die eigentliche Ursache). Da helfen ein paar Großbuchstaben hier und da schon ungemein.

  • Viel mehr starke Verben: Ich schwitze, ich schwotz, ich habe geschwotzen! Obwohl, wenn es die Regel wäre, würde es wahrscheinlich nicht mehr so viel Spaß machen. Werde mir was anderes ausdenken. Schönes Thema! :dhoch


    Eine Wieder-Aufwertung des Semikolons wie oben erwähnt fände ich auch prima. Es drückt eine schöne Nuance aus, aber ich habe es mir fast vollständig abgewöhnt, weil es so verteufelt wird.

    "Aim high, expect nothing."

    (Uschi Obermaier?)

  • Schon richtig, Kirsten: schwitzen, schwotz ist stark.
    leben, lebte, gelebt ist schwach.
    Heute verwendet man mehr schwache Verben: z.B. backen, backte, gebacken. Früher hieß es backen, buk, gebacken. Oder: fragen, frug, gefragt

  • Schon richtig, Kirsten: schwitzen, schwotz ist stark.


    Stimmt, Bettina, danke! ich verwechsle das andauernd, ich denke immer, wenn etwas in der Vokalfärbung einer Veränderung durch Beugen widersteht (wie schwitzen, schwitzte ...), dann ist es stark.


    Mein Wunsch ans Grammatikuniversum: Ich fände es (u.a. auch für die armen Deutsch-als-Fremdsprachler) sinnvoll, wenn zusammengesetzte Verben wie z.B. auffangen, abballern etc. im Satzgefüge nicht getrennt würden. Zugegeben: der Satz "Der Gangster abballerte den Polizisten" hört sich ein bisschen gewöhnungsbedürftig an (oder anhört sich ein bisschen gewöhnungsbedürftig ) , ist aber auf Dauer doch eine bessere Lösung als "Der Gangster ballerte den Polzisten, der sich hinter der Hausecke verschanzte und verzweifelt nach seiner Waffe fummelte, wobei ihm dämmerte, dass er sie er in der Schublade etc. etc. - Lufthol - ab. Diese Trennung von Präfix und Verb gibt es in anderen Sprachen auch nicht. Oder doch?

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    (Uschi Obermaier?)

  • ist aber auf Dauer doch eine bessere Lösung als "Der Gangster ballerte den Polzisten, der sich hinter der Hausecke verschanzte und verzweifelt nach seiner Waffe fummelte, wobei ihm dämmerte, dass er sie er in der Schublade etc. etc. - Lufthol - ab


    Deshalb dürfen wir ja auch das hier: Der Gangster ballerte den Polizisten ab, der sich hinter der Hausecke verschanzt hatte ...


    Dann wird das mit dem Luftholen nicht ganz so schlimm. Und Spannung brauchen wir hier auch nicht, weil das "ballern" ja schon klarmacht, was kommt: Abballern nämlich, nicht aufballern, überballern, vorballern oder so was ;)

  • Es sei denn, Kirsten meint es im Sinne von "sich die Birne zuballern", dann isses schon reflexiv, meine ich ;) (Quasi ein Reflex angesichts all dieser Grammatikregeln, die sich eh kein Mensch merken kann ...)