Denis Scheck in Bestform

  • Ich habe schon überlegt, ob ich mir den neuen Fred Vargas gleich kaufe oder auf die Taschenbuchausgabe warte. Denis Scheck erleichtert mir nun die Entscheidung, gleich morgen in unsere Buchhandlung am Markt zu gehen. Aber ich hätte auf seine Meinung eigentlich nicht warten müssen. Von Fred Vargas bin ich bislang noch nie enttäuscht worden. Diese Krimiautorin hat bislang nichts falsch gemacht. Warum sollte sie jetzt damit anfangen?


    Und sonst: Für Literatur war der Spiegel noch nie ein guter Ratgeber gewesen.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Und sonst: Für Literatur war der Spiegel noch nie ein guter Ratgeber gewesen.

    Das ist wahr, und dennoch werfen alle im Literaturzirkus regelmäßig einen langen Blick darauf.
    Was mich zu so später Stunde gestern richtig euphorisch gestimmt hat, war sein vernichtendes Urteil über einen bestimmten Kriminalschriftsteller, dessen Namen ich hier aus wohlerwogenen Gründen nicht nochmals nenne. Mich treibt seit geraumer Zeit im Zusammenhang mit dessen Erfolg dieselbe Frage wie Denis Scheck um: Warum, zum Teufel, kaufen unglaublich viele Leute diesen schlecht geschriebenen Schund - hat das was mit Massenwahn zu tun?
    Aber das ist keine Frage, die Literaturkritik beantworten muss ...

  • HD: Denis. Der Mann heißt Denis. Nur ein N.


    Und man kann auch über Fitzek sprechen und dabei seinen Namen nennen. Der Mann hat ein paar sehr kluge Dinge getan, nämlich beispielsweise die Bücherforen und die Online-Händler für sich entdeckt, als die Verlage noch ausschließlich auf den Präsenzbuchhandel schielten. Fitzek ist nach wie vor äußerst umtriebig in allen Foren, sucht die Nähe zu seinen Lesern - und er ist live sehr unterhaltsam. Seine Lesungen sind ausverkaufte Multimediaereignisse. Er hat einfach erkannt, wie man eine Fangemeinde aufbaut und pflegt. In dieser Hinsicht ist er vielen anderen Autoren in Deutschland weit voraus (wenn man so will). Das schlägt sich auch z.B. beim aktuellen "LovelyBooks"-Leserpreis nieder, wo er in seiner Kategorie auf Platz 1 und 3 gelandet ist - obwohl sein (schnell gelüftetes) Pseudonym-Experiment ("Max Rohde") sogar von eingefleischten Fans eher abgestraft wurde. Ob er so schlecht ist, wie Scheck behauptet, oder doch etwas besser - er ist ganz sicher nicht der Autor von zwei der besten drei Krimis, die im vergangenen Jahr in deutscher Sprache (auch Übersetzungen) veröffentlicht wurden. Aber er vermarktet sich einfach exzellent, ganz ohne Konsumentenverarsche, und das zahlt sich aus.


    Interessant ist die Frage, ob irgendein Verlag "Die Blutschule" veröffentlicht hätte, wäre der Autor tatsächlich jener bislang unbekannte Max Rohde gewesen. Nach der Lektüre der Leseprobe würde ich das nicht unbedingt bejahen.


    Um dieses Buch geht es:


    [buch]3404172671[/buch]

  • Hjorth und Rosenfeld haben einen Krimi geschrieben, wie er besser nicht sein kann. (NDR Info) - noch freue ich mich auf den krimi: Die Menschen, die es nicht verdienen. mal gucken, ob ich denis die rote karte zeigen muss. spannend :evil

  • Zu Fitzek gibt's auch was im Literaturcafe.

    Und auch Frau Duval stellt die richtige Frage: "(Wie kann Fitzek ...) über 400 Seiten mit derart talentlosen und klischeebehafteten Sätzen füllen? Und – viel schlimmer noch – damit Erfolg haben?"


    Hat jemand in diesem erlauchten Kreis die Annäherung an eine Antwort parat?

  • Hallo HD,


    ich habe den Text von Denis Scheck nicht gelesen, keine Zeit im Moment. Deshalb kann ich nur ganz etwas zu Fred Vargas sagen: Ich bin mit ihren Krimis absolut noch nie warm geworden. Ich weiß auch nicht, warum, sie hat ja fast schon Kultstatus. Aber ich finde jedesmal wieder, man stolpert irgendwie durch den Text. "Das barmherzige Fallbeil" haben wir als Hörbuch begonnen - und wieder aufgehört. Es packt zumindest mich und dieses Mal auch uns beide überhaupt nicht.

  • Liebe Anja,


    Denis Schecks Kommentar zu Fred Vargas musst Du nicht lesen. Er sagt es Dir. :) Dass Dir Fred Vargas nicht gefällt kann ja nicht diskutiert werden. Das ist einfach so. Mir gefällt diese Autorin jedoch, weil sie andere Wege geht und anders schreibt als die meisten zeitgenössischen Krimiautoren und vor allem um Klassen besser als die skandinavische Einheitskost dieses Genres. Genau deshalb bin ich auch auf den neuen Krimi gespannt. Wenn Vargas nun nach Island geht, dann - so vermute ich mal - ist das auch ein Affront gegen den nordischen Krimikram. Ich jedenfalls stolpere nicht durch ihre Romane, sondern genieße sie. Eine Rezension habe ich weiter oben schon verlinkt. Für Dich hier noch einmal.

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  • Hat jemand in diesem erlauchten Kreis die Annäherung an eine Antwort parat?


    Ich habe vor ein paar Jahren schon "einen Selbstversuch" gemacht. Habe ich unbeschadet überstanden - war nicht ganz so schlimm, wie befürchtet und von anderen behauptet -, vor allem aber habe ich seither keine Lust mehr, den zu wiederholen.


    Siehe hier.


    Mag sein, dass Fitzek sein damaliges "Niveau" nicht gehalten hat. Ich möchte das aber nicht nachprüfen. Die genannten Zitate von Scheck/Duval reichen mir schon, um diesen Niveauabfall zu glauben.

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  • Mit Verlaub, wäre ich an Sebastian Fitzeks Stelle, würde ich zumindest prüfen lassen, ob die Anmerkung "und, mit Verlaub, dummer Autor" strafrechtlich zu bewerten wäre. Das kann man durchaus als Beleidigung gemäß § 185 StGB auffassen, da auch die vorangehende Aufzählung (talentloser ...) eine eindeutige Bewertung der Person und nicht (nur) dessen Tätigkeit betrifft. Dabei geht es nicht darum, ob ich Scheck inhaltlich zustimmen würde oder nicht; ich weiß nicht, ob Sebastian Fitzek dumm ist oder nicht, und es ist mir auch egal. Seine Bücher mögen es sein, und es wäre auch in Ordnung, das festzustellen oder zu behaupten, aber selbst ein Denis Scheck bzw. seine Redakteure sollte(n) Provokation nicht über den Inhalt stellen. Ein "talentloser, dummer Autor" ist eine talentlose, dumme Person, die Bücher schreibt. So etwas muss man sich nicht gefallen lassen.

  • Zitat

    Und auch Frau Duval stellt die richtige Frage: "(Wie kann Fitzek ...) über 400 Seiten mit derart talentlosen und klischeebehafteten Sätzen füllen? Und – viel schlimmer noch – damit Erfolg haben?"




    Hat jemand in diesem erlauchten Kreis die Annäherung an eine Antwort parat?

    Ich bin mal aus Versehen in eine Autogrammstunde von Fitzek hineingestolpert, bei Hugendubel zur Zeit der Buchmesse. Seine Bücher liegen mir nicht, hauptsächlich der Sprache wegen. Handwerklich scheinen sie mir gut gemacht.


    Aber dennoch ist mir aufgefallen, dass er einen symphatischen Eindruck macht und seine Leser ernst nimmt. Er hat jede Frage beantwortet, nett geplaudert und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Die Fans danken es ihm, in dem sie seine Bücher kaufen.


    Mich würde sehr wundern, wenn Fitzek die Meinung erlauchter Kreise interessieren würde.

  • Was mich persönlich doch reichlich erstaunt hat, ist Denis Schecks Kommentar zu "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes. Ich habe das Buch gerade gelesen und kann diese, noch dazu sehr harte, Kritik überhaupt nicht nachvollziehen. Das neue Buch "Ein ganz neues Leben" kenne ich nicht.


    Ich kenne zwei Bücher von ihr und ich schließe mich Scheck an. Ich finde beide Bücher schrecklich.


    Aber - er sagt zu ...ähm ... Elisabeth George war es, glaub ich .. etwas wie: kann ihr nicht mal jemand sagen, dass sich da Pferd totgeritten hat?


    Ich stehe in engem Kontakt zu einigen Kolleginnen, die nicht hier im Verein oder im Forum, aber durchaus viel erfolgreicher als ich es bin sind. Und wir alle lamentieren darüber, dass die Verlage von uns verlangen, dass wir totgerittene Pferde reiten bzw. schreiben.
    Ich weiß zufällig, da ich die Übersetzerin von E.G. sehr gut kenne und sie die Autorin, dass es E.G. ähnlich geht.
    Das ist vielleicht eine andere Diskussion und wir könnten sie auch getrennt führen - aber Autoren, die zum Großteil vom Schreiben leben, sind nicht frei in der Wahl ihres Schreibens. Auch wenn all die Hobbyautoren und Änfänger, die Leser und Kritiker das glauben mögen.


    Nun ja, just my two cents.

  • Und auch Frau Duval stellt die richtige Frage: "(Wie kann Fitzek ...) über 400 Seiten mit derart talentlosen und klischeebehafteten Sätzen füllen? Und – viel schlimmer noch – damit Erfolg haben?"


    Hat jemand in diesem erlauchten Kreis die Annäherung an eine Antwort parat?


    Der erlauchte Kreis. Hust.
    Ja, da sind wir also, dxie anderen Autoren. Die weniger erfolgreichen Autoren. Die gar nicht erfolgreichen Hobbyschreiber. Die Literaturkritiker de Welt.
    Und es ist so wie beim Fußball: Der Trainer hätte hätte hätte und die Mannschaft müsste müsste müsste
    Jeder weißt es besser, hat manigfaltige Kritik.
    Und dennoch gelingt dem Verein überraschend ein Sieg.
    Oder alle.
    Oder jemand, dem alle selbsternannten Kritiker kein Talent zuschreiben, hat Erfolg.
    Das ist eben das Leben.
    Die Leser lieben Fitzek.
    Punkt.
    Ob er gut schreibt (egal wie Scheck und ein Didi gut definiert) oder bnicht -ganz egal - er hat Erfolg, die Leser kaufen seine Bücher.
    Und alles, was ich HIER höre ... erlauchter Kreis usw. klingt ganz furchtbar nach Neid.
    Ich kenne diesen Neid. Warum die und nicht ich? Ich schreibe besser ...
    Der Leser entscheidet, die Marketingmaschine entscheidet. Viel Geld für erfolgreiche Bücher die dann noch erfolgreicher werden, auch wenn sie "schlechter" (in unseren Autorenaugen) sind.
    Aber das ist einfach so.
    Wir können versuchen, dorthin zu kommen.
    Wir können versuchen, erfolgreiche Bücher zu kopieren, um dahin zu kommen.
    Wir können aber auch einfach bei uns und unserem Stil bleiben und hoffen.
    Oder scheiter.
    Oder etwas ganz anderes tun - Orakel befragen zum Beispiel.
    Der erlauchte Kreis hat bestimmt keine Antwort außer dieser: Fitzek trifft den Geschmack seines Publikums. Und deshalb kaufen sie seine Bücher.

  • Ich habe mir gerade noch einmal den Wikipedia-Artikel zu Sebastian Fitzekdurchgelesen. Bewundernswert ist, dass es ihm nicht an Vermarktungsideen fehlt. Er hat da offensichtlich mehr Potential, als die kompletten Marketingabteilungen seiner Verlage. Und er hat Mut, etwas auszuprobieren. Einen Roman zu schreiben, der lediglich fiktiv in einem anderen vorkommt, ist schon als Idee genial. Wenn ich mir dann die Rezensionen zu seinen Werken bei Amazon anschaue, also quasi die Meinungen von der Basis (der Leser), dann scheint er doch den Nerv seiner Zielgruppe, die keine kleine ist, zu treffen. Damit ist er nicht der erste und einzige. Ich erinnere an Konsalik, der von Kritiker verrissen wurde, dem die Leser jedoch alles abnahmen, was er lieferte. Denis Scheck wird ihm sicher nicht schaden, mit seiner drastischen Kritik (bei Wikipedia ist die sofort integriert worden).

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Der "erlauchte Kreis" ist nichts weiter als eine scherzhafte Formulierung, Ulli. Da Neid hinein zu interpretieren, ist Unsinn, zumal dies das öffentliche Forum und also ein definierter Kreis gar nicht vorhanden ist - schon gar kein ernsthaft als "erlaucht" zu bezeichnender.
    Der Wiederholung des Faktums, dass sich seine Bücher sehr gut verkaufen, hätte es auch nicht bedurft, ebenso wenig Horst-Dieters Feststellung, er treffe wohl den Nerv einer umfangreichen Leserschaft. All das ist bekannt und war nicht Inhalt meiner Frage. Die nämlich richtete sich auf das "Warum". Wenn dein "Das ist eben das Leben" ein Antwortversuch darauf war, befriedigt er mich zumindest nicht, liebe Ulli, auch wenn diese Plattitüde einen gewissen satirischen Anklang an den Tiefgang der hier in Rede stehenden Werke hat.

    Also noch´n Versuch: Warum kaufen so viele Menschen solche Bücher, anders formuliert: Wie sieht der "Nerv" eines Publikums aus, das sowas in Massen lesen will? Wie nähert man sich diesem, ich nenne es mal das "Konsalik- (oder Rosamunde-Pilcher- oder wie auch immer) -Syndrom? Kann man das überhaupt ohne soziologischen Ansatz erfassen? Mit literaturwissenschaftlichen Methoden allein jedenfalls kommt man auf diesem Feld nicht weiter, scheint mir. Wohlgemerkt: Man muss das nicht interessant finden, dann ist es auch gut. Ich finde es jedoch spannend, ob der alte Spruch "Sag mir, was du liest, und ich sage dir, wer du bist" Wahrheitsgehalt hat - und wenn ja, welchen.