Gute historische Romane - gibt's die?

  • Historische Romane haben ihren Ausgangspunkt in Deutschland. Benedikte Naubert, die Tochter eines Medizinprofessors schrieb mehr als 50 historische Romane, die so erfolgreich waren, dass sie auch ins französische und englische übersetzt wurden. So lernte auch Walter Scott sie kennen und lies sich von ihnen zu seinen berühmten Romanen (Waverley, Ivanhoe u.a.) inspirieren. Die Romane Scotts hatten wiederum Einfluss auf viele andere Schriftsteller in Europa. Wilhelm Hauff (Lichtenstein), Victor Hugo (Glöckner von Notre Dame), Alexandre Dumas (Die drei Musketiere), Adalbert Stifter (Witiko), Leo Tolstoi (Krieg und Frieden), Felix Dahn (Ein Kampf um Rom u.v.a.), Henryk Sienkiewicz (Quo Vadis) und zahlreiche andere schufen darauf hin das, was man als romantischen historischen Roman bezeichnen könnte. Im zwanzigsten Jahrhundert kam als Spielart noch der postmoderne historische Roman hinzu, der sich durch historiographische Metafiktionen (Hinterfragen der neutralen Geschichtsschreibung) auszeichnet. John Fowles und Salman Rushdie können exemplarisch genannt werden.


    Das, was heute absolut erfolgreich erscheint, sind die sogenannten Mittelalter HRs, egal wann sie spielen, ;) bevorzugt mit weiblichen Protagonistinnen. Schandweiber, Huren, Töchter von wem auch immer prangen auf den Titeln und werden wie geschnitten Brot verkauft. Das haben auch die Verlage erkannt und pappen solche Titel ungeachtet des Inhalts auf die Buchcover, ob er passt oder nicht. Die Vertreter wissen, sie haben dann in den Buchhandlungen leichtes Spiel: »Gibt’s neue Mittelalterromane? Prima: Die Kardinälin, Die Physikerin, Die Tochter des Kutschers - nehmen wir alles«. Aber ist alles Schund, was sich unter solchen Titeln verbirgt? Vielleicht sammeln wir hier mal herausragende, gute historische Romane, die nach 1945 entstanden sind oder zumindest nicht lange davor.

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    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Horst-Dieter, Du vergisst, dass es eine eindeutige Definition von "gut" für den Leser nicht gibt. Die Säulen der Erde z.B. fand ich persönlich gut. Denn das Buch hat es geschafft, dass ich es - obwohl Wälzer - geradewegs verschlungen habe. Doch das mag auch daran gelegen haben, dass damals die "Mode" der HRs gerade erst begann. Ich kann jedenfalls aus Zeitgründen nicht recherchieren, ob die Welt, die in HRs dargestellt wird, wirklich so war oder ob ich mir sie nur so vorstelle. Aber DASS ich sie mir so vorstelle wie in dem jeweiligen Buch, das ich lese, spricht durchaus für den jeweiligen Autor. Wenn ich etwas Wahres über das Mittelalter lesen möchte, kaufe ich mir ein Sachbuch. Wenn eine fiktionale Geschichte im historischen Gewand mir vorgaukelt, sie sei wahr, dann IST sie GUT geschrieben.

  • Lion Feuchtwanger: Die hässliche Herzogin, 1923 erschienen.
    Ein wunderbares Buch über Margarete Maultasch, Herzoging von Meran. Es ist zwar nicht nach 1945 erschienen, da kenne ich mich nicht so aus. Aber es gehört sicher in die Reihe der hervorragenden historischen Romane.
    Übrigens auch Ranke-Graves: Ich, Kaiser und Gott.

  • Horst-Dieter, Du vergisst, dass es eine eindeutige Definition von "gut" für den Leser nicht gibt.


    Stimmt! Man müsste ein paar Kriterien zusammenstellen. Vielleicht kommen die ja im Laufe der Postings in diesem Fred zusammen.


    Zitat


    Wenn eine fiktionale Geschichte im historischen Gewand mir vorgaukelt, sie sei wahr, dann IST sie GUT geschrieben.


    Wenn mir ein Mensch oder eine Geschichte etwas vorgauckelt, dann haben sie (der Mensch oder die Geschichte) mich überlisten können. Das heißt noch lange nicht, dass der Mensch gute Absichten hatte oder die Geschichte gut geschrieben ist.

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  • Ich sag das jetzt nicht, weil sie mitliest: Ulrike Renk kann historische Romane. Und zwar richtig, richtig gut. Ich mag eigentlich keine Histos lesen. Die aber schon, weil die Sprache so schön unschwurbelig ist und die Protags eben nicht die Cousine der Nachbarin der Enkelin der Wanderhure sind.

  • ... Aber DASS ich sie mir so vorstelle wie in dem jeweiligen Buch, das ich lese, spricht durchaus für den jeweiligen Autor. Wenn ich etwas Wahres über das Mittelalter lesen möchte, kaufe ich mir ein Sachbuch. Wenn eine fiktionale Geschichte im historischen Gewand mir vorgaukelt, sie sei wahr, dann IST sie GUT geschrieben.


    Für mich ist eine Geschichte gut geschrieben, die mich mitreißt, die bewirkt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen will, dass ich mich schon im Vorfeld darauf freue, wenn ich wieder Zeit habe, darin zu lesen. Und das ist alles rein subjektiv.


    Wer also stellt die Regeln auf, die festlegen, welches ein gut geschriebenes Buch ist und welches nicht? Ich finde es immer (ein wenig) anmaßend, wissen zu wollen, welcher Qualitätsstandard an ein Buch angelegt werden müsse und welche Bücher deshalb automatisch durchfallen.


    Was nützt mir als Leser ein "in Fachkreisen" hochgelobtes Buch, das mir nicht mehr als ein müdes Gähnen entlockt?


    Wozu dient MIR ein Buch? Zur Unterhaltung oder zur Weitergabe von Wissen. Mit ganz viel Können schafft es ein Autor, mir sein Wissen mit viel Unterhaltung weiterzureichen. Ein doppelter Profit. Und genau das sind für mich die wahren Schätze in der Literatur.

    "Man muss immer noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Nietzsche

  • Was für eine Frage ist das denn? Wer beurteilt denn, was gut und was schlecht ist? Und mit welchem Recht und an welchem Massstab?

  • Ganz so einfach ist es nicht, das ein Buch einfach nur, weil man es gerade spannend fand deshalb auch schon gut ist. Es hat einem Zweck gedient: es hat unterhalten. Ich bestreite aber, dass Unterhaltung die einzige Aufgabe der Literatur ist. Um bei den historischen Romanen zu bleiben: Gleich nach dem Krieg schrieb Hans Fallada Jeder stirbt für sich allein. Das Buch gehört damit zu einem der ersten, das den Widerstand gegen den Nationalsozialismus erzählt und zwar von ganz unspektakulären Protagonisten aus. Das Buch ist spannend geschrieben, aber eben nicht nur das. Es ist realitätsnahe geschrieben (keine Kunst - der Autor hat die Zeit selbst durchlebt, für ihn war es kein historisches Thema - für uns ist es das heute durchaus schon) und es beschönigt nichts. Reine Unterhaltung (auch spannende) vereinfacht und beschönigt. Ein anderes Beispiel ist Der Fürst der Welt von Erika Mitterer. Die Autorin hat lange an diesem Buch geschrieben, fast ein Jahrzehnt. Sie hat sich in die Zeit der Inquisition eingefühlt und beschriebt die Vorgänge innerhalb einer Stadt sehr eindringlich, bedrückend, ohne auf spektakuläre, grausame Szenen zurückgreifen zu müssen. Dieses Buch ist ein Musterbeispiel für einen historischen Roman. Neben allen historischen Genauigkeiten bringt sie auch Analogien, die in die Gegenwart (ihre der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts) weisen und zwar subtil und gewollt. Kritik am NS-Regime ist nicht zu übersehen, auch wenn die Geschichte Jahrhunderte vorher spielt. Ein Beispiel für einen hervorragenden Roman, der fesseln kann und der doch kein großes Publikum findet. Es ist eben mehr als Unterhaltung.Wer nur »Brot und Spiele« will, wird solche Art Literatur natürlich von sich weisen. Es ist trotzdem keine Literatur nur für Experten. Maarten 't Hart ist mit Der Psalmenstreit ein großartiger historischer Roman gelungen. Auch dieses Buch ist mehr als nur reine Unterhaltung - die es trotz dem bietet. Die Vorgänge, die zum Psalmenstreit führen, kann man auch heute noch finden. Trotzdem hat der Autor keine Geschichte von heute in die Vergangenheit transportiert.


    Reine subjektive Betrachtung eines Buches ist nur für sich selbst geeignet. Wenn mir etwas gefallen hat, dann hat es mir gefallen, aber es ist unerheblich für jeden anderen. "Mir hat das Buch gefallen" kann ich zwar laut sagen, aber ob es auch anderen gefällt ist daraus noch nicht einmal ansatzweise herauszuholen. Insofern sind ein paar Kriterien zur Beurteilung von Literatur nicht verkehrt. Ich mache mal einen Ansatz und stelle folgendes zur Diskussion:


    Gute historische Romane zeichnen sich dadurch aus, dass …


    * … die historische Realität (Zeit und Umwelt) ausreichend genau recherchiert sind und somit einen angemessenen Rahmen für die Geschichte geben.


    * … die Geschichte, die erzählt wird, auch so hätte in dieser Zeit stattfinden können. Sie muss nicht so stattgefunden haben aber es darf keine Geschichte sein, die erst ein oder mehrere Jahrhunderte später hätte spielen können. Beispiel: In einem historischen Kriminalroman, der im 18. Jahrhundert spielt, dürfen Fingerabdrücke noch keine Rolle bei der Fallaufklärung spielen.


    * … die Geschichten durchaus Bezüge zur aktuellen Zeit haben dürfen, aber nicht in direkter Handlung, Szenario und Requisiten sondern allenfalls in Form einer Analogie.


    Mehr fordere ich gar nicht, aber daran scheitern schon ganz viele Romane.

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  • Was für eine Frage ist das denn? Wer beurteilt denn, was gut und was schlecht ist? Und mit welchem Recht und an welchem Massstab?


    Liebe Ulli,


    Kritik ist erlaubt und auch berechtigt. Wenn jemand mit seinem Werk (als Autor, bildender Künstler, Musiker etc.) an die Öffentlichkeit tritt, wird es bewertet. Es gefällt oder es gefällt nicht. Es wird beurteilt, ob es gut gemacht wurde, ob der Künstler sein Handwerk versteht. Auch das ist legitim. Aus all dem ergibt sich ein Bild und das kann auch lauten "gut" oder "schlecht". Das solch eine Kritik immer richtig ist, behaupte ich gar nicht. Aber das Recht der freien Meinungsäußerung betrifft selbstverständlich auch künstlerische Ergebnisse. Dieses Recht hat jede und jeder.


    Horst-Dieter

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  • Natürlich - aber ist das dann nicht immer nur ein subjektives Urteil?


    Es ist immer ein subjektives Urteil, bei allen Bemühungen um Objektivität. Aber es ist keine »beliebige subjektive Meinungsäußerung« mehr, wie sie durch »gefällt mir« oder »gefällt mir nicht« ausgedrückt wird.

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  • Ich verstehe gut, Horst-Dieter, dass Du neben einem reinen Unterhaltungswert (der ja wirklich subjektiv wahrgenommen wird) gerne auch bestimmte und von Dir auch konkret benannte Merkmale erfassen willst. Grundsätzlich gehe ich da auch mit Dir gemeinsam. Aber ich denke, wenn sich so viele Menschen gut unterhalten fühlen, muss der Autor sein das Handwerk verstehen. Selbst, wenn also die übrigen Kriterien nicht unbedingt zutreffen, kann man meiner Meinung nach bereits von einem guten Buch sprechen. Für das Schreiben eines Buches mehrere Qualitätsmerkmale finden zu wollen, sehe ich als legitim an, aber nicht unbedingt beim Zweck. Deine Worte kommen bei mir so an, als sei "erfolgreiche Unterhaltung" nicht ausreichend, um gut zu sein. Das sehe ich anders. Ein Buch muss nicht unbedingt mehrere Zwecke erfüllen, also z.B. Unterhaltung und Wissen.


    Ich finde es auch anmaßend, wenn z.B. erfolgreiche Mainstream-Autoren abgewertet werden mit dem Hinweis, die seien für "schlichte Gemüter" ausreichend, weil sie eben "nur" unterhalten. Diese Autoren können nur so viele Menschen unterhalten, wenn sie eben ihr Handwerk beherrschen.

  • Liebe Cordula,


    grundsätzlich werte ich Unterhaltung nicht ab. Ich gestehe diesen Aspekt der Literatur schon deshalb auch grundsätzlich zu, weil ich mich gerne selbst unterhalten lasse. Allerdings mache ich diesen Aspekt nicht zum Maßstab aller Dinge.


    Die Schlussfolgerung, dass der ein guter Autor (oder Unterhalter) ist, der viele Menschen zu unterhalten weiß, ziehe ich jedenfalls nicht. Da gibt es viel zu viele Negativbeispiele. Auf beiden Seiten übrigens. Es sind nicht nur die Autoren. Es sind auch diejenigen, die unterhalten werden wollen, die oft kaum Ansprüche stellen.


    Masse ist kein Argument für Qualität. Auch nicht in der Unterhaltung.


    Horst-Dieter

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  • Dann macht mal der Forentroll auch von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch. In der "DDR" war durch den "Bitterfelder Weg" SOZIALISTISCHER Realismus gefordert, auch unter dem Dogma. "Die sozialistische Demokratie ist die einzig wahre Demokratie der Welt." Da nahmen viele Schriftsteller lieber Reißaus in historische oder utopische Stoffe. Eine Schriftstellerfreundin verfaßte deswegen AUSSCHLIESSLICH historische Romane (gut 20 Stück), mein "Namensvetter" bei der Stasi - gleiche BV, gleicher Operativnname! (besonders geistlich beweglich waren die wohl nicht) Werner Heiduczek verlegte sich nach dem Verbot seines etwas autobiographischen "Tod am Meer" gleich ganz ins Sagen- und Märchenhafte...( Die schönsten Sagen aus Firdausis Königsbuch, Berlin 1982; Dulittls wundersame Reise, Berlin 1986; Orpheus und Eurydike, Berlin 1989...).


    Ich habe mich mit beiden Metiers redlich abgemüht - an der Zukunft, welche bei mir nicht dem Kommunismus gehörte, und an der Vergangenheit, wo ich mit einem Stoff schon über 40 Jahre ringe... Die vielen anderen historischen Epochen sind für mich mittlerweile abgegessen, da werde ich meine Manuskripte nicht mehr verfeinern, gerade im Bereich Mittelalter, wo die "Romanschinder" das Thema nun nach meinem Dafürhalten endgültig verbrannt haben.


    (Und meine utopischen Themen sind mittlerweile auch schon wieder Vergangenheit, die hätten vor 35 Jahren erscheinen müssen, was damals eben nicht ging.)


    Ein Beispiel guter historische Lektüre (kurz) nach 1945 ist für mich "Sinuhe der Ägypter", den kennt HD ja schon (siehe den Thread in der Rubrik Buchvorstellung). Ich wollte es damals schon schreiben, es hätte mir aber zu sehr nach "Herr Lehrer (HD), ich weiß was..." geschmeckt: Man darf auch Waltaris andere historischen Gemälde nicht vernachlässigen, wie "Turms der Unsterbliche" (Turms Kuolematon); "In diesem Zeichen / Im Zeichen des Herrn" (Valtakunnan Salaisuus) und dessen Fortsetzung "Minutus der Römer" (Ihmiskunnan viholliset); "Der dunkle Engel" (Johannes Angelos) oder dessen Vorgeschichte Nuori Johannes; "Michael der Finne" (Mikael Karvajalka) und dessen Fortsetzung "Der Renegat des Sultans" (Mikael Hakim) sowie "Karin Magnustochter" (Kaarina Maununtytär).


    Persönlich brauchbar ist für mich auch die Germanensaga des Hannoveraners Jörg Kastner: "Thorag oder Die Rückkehr des Germanen"; "Der Adler des Germanicus"; "Marbod oder Die Zwietracht der Germanen"; "Die Germanen von Ravenna" und "Arminius – Fürst der Germanen". Mit der Trilogie über den "Engelspapst" oder gar mit "Das Runenschwert", "Die Nebelkinder" oder "Die Steinprinzessin" bedient er mir aber wieder zu sehr die allgemein gängigen Klischees.


    Homogener (wenn auch inhaltlich für mich nicht so interessant) finde ich das Werk des Bonner Gisbert Haefs: "Hannibal. Der Roman Karthagos"; "Alexander. Der Roman der Einigung Griechenlands"; "Alexander - Der Roman der Eroberung eines Weltreichs"; "Troja"; "Raja"; "Hamilkars Garten" = "Das Gold von Karthago"; "Roma - Der erste Tod des Mark Aurel"; "Die Geliebte des Pilatus"; "Das Schwert von Karthago"; "Caesar"; "Beowulf. Die Geschichte von Beowulf und seinen Taten"; "Die Rache des Kaisers"; "Die Mörder von Karthago"; "Das Labyrinth von Ragusa"; "Alexanders Erben. Alexander 3". Gisbert Haefs hat sich durch Vielschreiberei nicht nur historischer Romane nach meinem Dafürhalten zu einem lebenden Meister des historischen Genres entwickelt.


    Mit freundlichen Grüßen


    Walter Hilton

  • Ich zitiere aus dem Wikipedia-Eintrag zu "historischer Roman":


    Zitat

    Zusätzlich macht es einen guten historischen Roman aus, wenn die behandelte Epoche nicht nur als Kulisse dient, sondern ihre Eigentümlichkeiten herausgestellt werden.


    Und kurz darauf:


    Zitat

    Schwierig ist es vor allem, die Mentalität einer fremden Epoche einzufangen. Deshalb sind in historischen Romanen häufig Anachronismen zu beobachten, also aus der Zeit des Autors stammende Weisen des Fühlens, Denkens und Sprechens, die in der Epoche der Romanhandlung nicht möglich oder nicht üblich waren.


    Auch aus meiner ganz persönlichen Sicht ist ein guter, gelungener historischer Roman einer, der solche Anachronismen nicht enthält. Das heißt nicht, dass ich diesen Roman gerne lesen würde - ich habe leider das Problem, dass mich Geschichte jenseits des 20. Jahrhunderts nicht besonders interessiert, zumal die Quellen und Überlieferungen in aller Regel kein verlässliches Gesamtbild liefern, außerdem finde ich Monarchie, Feudalherrschaften und all dieses Zeug schlicht scheiße. Außerdem ist denkbar, dass dieser gute, gelungene historische Roman einfach grundsätzlich ungenießbar ist, weil es uns Jetztzeit-Menschen kaum oder nur sehr schwer gelingt, diese sehr fremden Paradigmen zu verinnerlichen. Anders gesagt: Es ist gut möglich, dass ein sehr guter, gelungener Roman prinzipiell ein Ding der Unmöglichkeit ist. Weil das kein Mensch lesen wollen würde, gar überhaupt könnte. Und um nichts anderes ging es bei der Diskussion, die Auslöser für diese hier war.


    Iris hat mit ihren Büchern - der Cinna-Trilogie, aber auch Romanen wie "Die Blutsäule", "Der Pfaffenkönig", etwas weniger bei "Varus" - versucht, den Kompromiss möglichst klein zu halten. Umberto Eco, dessen Bücher ich sterbenslangweilig finde, gehört zu den Autoren, die immer wieder genannt werden, wenn es zu dieser Diskussion kommt.


    Und noch einmal: Es geht nicht um ein Urteil, um eine Abwertung. Das Genre ist, wie es ist. Jedes Genre hat seine Schwierigkeiten und Eigenarten - einige Science-Fiction-Autoren entwerfen entfernte Zukünfte, die fünf Jahre später schon von der Realität überholt werden, einige (erfolgreiche) Fantasy-Autoren haben nicht die allergeringste Fantasie, und, ja, auch der Regionalkrimi ist eine Ecke, über die man einiges sagen könnte. Im Ergebnis mögen dennoch spannende, sehr unterhaltsame, zuweilen sogar kluge Bücher entstehen, deren einziger Makel darin besteht, dass sie ein Etikett tragen, das unerfüllbar ist.


  • Homogener (wenn auch inhaltlich für mich nicht so interessant) finde ich das Werk des Bonner Gisbert Haefs: "Hannibal. Der Roman Karthagos"; "Alexander. Der Roman der Einigung Griechenlands"; "Alexander - Der Roman der Eroberung eines Weltreichs"; "Troja"; "Raja"; "Hamilkars Garten" = "Das Gold von Karthago"; "Roma - Der erste Tod des Mark Aurel"; "Die Geliebte des Pilatus"; "Das Schwert von Karthago"; "Caesar"; "Beowulf. Die Geschichte von Beowulf und seinen Taten"; "Die Rache des Kaisers"; "Die Mörder von Karthago"; "Das Labyrinth von Ragusa"; "Alexanders Erben. Alexander 3". Gisbert Haefs hat sich durch Vielschreiberei nicht nur historischer Romane nach meinem Dafürhalten zu einem lebenden Meister des historischen Genres entwickelt.


    Mit freundlichen Grüßen


    Walter Hilton


    Die historischen Romane von Gisbert Haefs - den ich auf anderen Gebieten durchaus schätze - haben es bei mir nicht geschafft. Allerdings habe ich es auch nur mit »Hannibal« probiert - vor gefühlt zwanzig Jahren. Das er sich den ganzen Roman über nicht entscheiden konnte, ob er ein Geschichtsbuch oder einen Roman schreiben wollte, ist m.M. nach das größte Manko. Der überlange Prolog ein weiteres Zeichen der »gestalterischen Schwäche« dieses historischen Romans. Handwerkliche Schwächen kann man dem Autor nicht anlasten und das, was ich hier schreibe, ist Meckern auf hohem Niveau. Keineswegs kann man Gisbert Haefs mit der Masse der HR Schreiber gleichsetzen.


    Vielleicht sollte ich ihm mal mit einem anderen Buch noch eine Chance geben.

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  • …außerdem finde ich Monarchie, Feudalherrschaften und all dieses Zeug schlicht scheiße. …


    Jedes Genre hat seine Schwierigkeiten und Eigenarten - einige Science-Fiction-Autoren entwerfen entfernte Zukünfte, die fünf Jahre später schon von der Realität überholt werden, …


    Gerade die SF ist übersäht von Herrschaftssystemen, die der Monarchie, Feudalherrschaften und ähnlichem vergangenen und fast vergangenen Zeug überraschend ähneln. Die wenigsten SF Autorinnen und Autoren entwickeln da m.A. nach wirklich etwas neues. Hinzu kommt die militärische Ausrichtung vieler SF Romane. Wenn Raumschiffe ins Spiel kommen ganz besonders. Das langweilt mich dann meistens. Nur Commander McLane, den schätze ich noch immer :)

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  • Auch aus meiner ganz persönlichen Sicht ist ein guter, gelungener historischer Roman einer, der solche Anachronismen nicht enthält. Das heißt nicht, dass ich diesen Roman gerne lesen würde - ich habe leider das Problem, dass mich Geschichte jenseits des 20. Jahrhunderts nicht besonders interessiert, zumal die Quellen und Überlieferungen in aller Regel kein verlässliches Gesamtbild liefern, außerdem finde ich Monarchie, Feudalherrschaften und all dieses Zeug schlicht scheiße. Außerdem ist denkbar, dass dieser gute, gelungene historische Roman einfach grundsätzlich ungenießbar ist, weil es uns Jetztzeit-Menschen kaum oder nur sehr schwer gelingt, diese sehr fremden Paradigmen zu verinnerlichen. Anders gesagt: Es ist gut möglich, dass ein sehr guter, gelungener Roman prinzipiell ein Ding der Unmöglichkeit ist. Weil das kein Mensch lesen wollen würde, gar überhaupt könnte. Und um nichts anderes ging es bei der Diskussion, die Auslöser für diese hier war.



    Aus meiner persönlichen Sicht hast du die Latte so hoch gehängt, dass sie niemand überspringen kann. Es ist fast kein Unterschied mehr, wenn jetzt noch jemand fordert, dass ein Autor, der historische Romane schreiben will, unbedingt per Zeitreise in die gewünschte Epoche muss.


    Da schließe ich mich doch lieber Cordula an und sage: wenn ich historische Fakten will, lese ich ein Geschichtsbuch oder - wenn ich kann - Originalquellen aus dieser Zeit. Wenn es aber um Fiktion geht, um ausgedachte Geschichten, ja selbst um Geschichte(n), die stattgefunden haben und nun in Romanform erzählt werden, dann müssen diese Ansprüche nicht gar so hoch gehängt sein. Meine Minimalanforderungen habe ich weiter oben skizziert. Das heißt nicht, dass ich Kartoffeln im Mittelalter akzeptieren muss ;)

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  • Hallo, Horst-Dieter.


    Zu Deiner ersten Antwort:
    Anders gesagt: Ich mag den etwas verklärten Blick auf solche Strukturen nicht, die es tatsächlich gegeben hat, und die eben selten so possierlich waren, wie sie dargestellt werden.


    Zur zweiten:
    Diese Messlatte stammt nicht von mir - ich habe zitiert und verdeutlicht. Und noch einmal, um auch das zu verdeutlichen. Es geht (mir) nicht darum, das Genre zu verteufeln, sondern um den Hinweis, dass das Etikett einfach ein wenig falsch ist, eben wie bei einigen Regionalkrimis, deren Regionalität sich darauf beschränkt, die Region als Kulisse zu verwenden. Insofern: Historische Romane, die dieses Prädikat verdienen, kann es nicht geben, weil keiner eine Zeitmaschine hat und selbst in diesem Fall niemand das Ergebnis verlegen würde, weil es unlesbar wäre. Für mich ist ein historischer Roman einer, der vor langer Zeit geschrieben wurde, womit man maximal ins 17. Jahrhundert zurückkehren könnten, denn vorher gab es diese literarische Form nicht, und so richtig durchgesetzt hat sie sich erst im 19. Das, was jetzt als "historischer Roman" verkauft wird, ist ein historisierender. Die Fiktion beschränkt sich nicht nur auf die Handlung, sondern betrifft viele weitere Aspekte. Was unumgänglich ist. Und auch, verdammich, eigentlich kein Problem.

  • Tom, historische Romane kann es nur nach deiner Definition (es ist deine, weil du eine vorgegebene erweitert hast) nicht geben. Es ist aber längst nicht die einzige Definition, die es zum historischen Roman gibt.

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