Historische Romane haben ihren Ausgangspunkt in Deutschland. Benedikte Naubert, die Tochter eines Medizinprofessors schrieb mehr als 50 historische Romane, die so erfolgreich waren, dass sie auch ins französische und englische übersetzt wurden. So lernte auch Walter Scott sie kennen und lies sich von ihnen zu seinen berühmten Romanen (Waverley, Ivanhoe u.a.) inspirieren. Die Romane Scotts hatten wiederum Einfluss auf viele andere Schriftsteller in Europa. Wilhelm Hauff (Lichtenstein), Victor Hugo (Glöckner von Notre Dame), Alexandre Dumas (Die drei Musketiere), Adalbert Stifter (Witiko), Leo Tolstoi (Krieg und Frieden), Felix Dahn (Ein Kampf um Rom u.v.a.), Henryk Sienkiewicz (Quo Vadis) und zahlreiche andere schufen darauf hin das, was man als romantischen historischen Roman bezeichnen könnte. Im zwanzigsten Jahrhundert kam als Spielart noch der postmoderne historische Roman hinzu, der sich durch historiographische Metafiktionen (Hinterfragen der neutralen Geschichtsschreibung) auszeichnet. John Fowles und Salman Rushdie können exemplarisch genannt werden.
Das, was heute absolut erfolgreich erscheint, sind die sogenannten Mittelalter HRs, egal wann sie spielen, bevorzugt mit weiblichen Protagonistinnen. Schandweiber, Huren, Töchter von wem auch immer prangen auf den Titeln und werden wie geschnitten Brot verkauft. Das haben auch die Verlage erkannt und pappen solche Titel ungeachtet des Inhalts auf die Buchcover, ob er passt oder nicht. Die Vertreter wissen, sie haben dann in den Buchhandlungen leichtes Spiel: »Gibt’s neue Mittelalterromane? Prima: Die Kardinälin, Die Physikerin, Die Tochter des Kutschers - nehmen wir alles«. Aber ist alles Schund, was sich unter solchen Titeln verbirgt? Vielleicht sammeln wir hier mal herausragende, gute historische Romane, die nach 1945 entstanden sind oder zumindest nicht lange davor.