Kommt das E-Book? Oder bleibt es zu Hause?

  • Du wolltest Beispiele, die haste bekommen. Mal davon abgesehen, nur weil sich ein Verlag dann doch irgendwann dazu herablässt, eine Fan-Seite auf Facebook zu erstellen oder einen Twitter-Account anzulegen, heißt das ja noch lange nicht, dass dieser Verlag auch begriffen hat wie Marketing im Internet funktioniert. Ich behaupte mal, dass sich die meisten Verlage dazu durchringen, notgedrungen mal was auf Facebook & Co. zu machen, weil andere damit plötzlich Erfolg haben.


    Die Beispiele müssen passen. Es geht auch nicht im wesentlichen darum, zu zeigen wie Marketing im Internet funktioniert, sondern es soll ja deutlich billiger sein. Das dürfte weder bei Falkemedia noch bei der Deutschen Bahn oder der Telekom so sein, zumal ja alle, wie ich schon schrieb auch auf die übliche Werbung setzen - und das nicht zu knapp.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Die Beispiele müssen passen. Es geht auch nicht im wesentlichen darum, zu zeigen wie Marketing im Internet funktioniert, sondern es soll ja deutlich billiger sein. Das dürfte weder bei Falkemedia noch bei der Deutschen Bahn oder der Telekom so sein, zumal ja alle, wie ich schon schrieb auch auf die übliche Werbung setzen - und das nicht zu knapp.


    Marketing ist immer dann günstig, wenn es die Zielgruppe erreicht. Die Sache mit dem Internet ist jedoch die, dass sich hier Wege erschießen erschließen für die Selbst-Publikation, die es vorher so nicht gab. Ein Einzelner kann mit vergleichsweise niedrigen finanziellen und zeitlichen Aufwand ein Zielpublikum rund um den Globus erreichen. Erfolgsgarantien gibt es auch hier freilich keine - die hats aber auch noch nie irgendwo gegeben. Genauso erreicht das deutschsprachige E-Book auch den reisenden Deutschen in Neu Seeland oder den Auswanderer in Paraguay - Orte wo bis heute keine deutschsprachigen Buchhandlungen zu finden sind (wobei ich mir bei Paraguay nicht so sicher bin).

    Einmal editiert, zuletzt von Jeremias ()

  • Genauso erreicht das deutschsprachige E-Book auch den reisenden Deutschen in Neu Seeland oder den Auswanderer in Paraguay - Orte wo bis heute keine deutschsprachigen Buchhandlungen zu finden sind (wobei ich mir bei Paraguay nicht so sicher bin).


    * OT-Modus an* In der Cuba Street in Wellington sollte man auch fündig werden. :) *und wieder aus*

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Marketing ist immer dann günstig, wenn es die Zielgruppe erreicht. Die Sache mit dem Internet ist jedoch die, dass sich hier Wege erschießen für die Selbst-Publikation, die es vorher so nicht gab. Ein einzelner kann mit vergleichsweise niedrigen finanziellen und zeitlichen Aufwand ein Zielpublikum rund um den Globus erreichen. Erfolgsgarantien gibt es auch hier freilich keine - die hats aber auch noch nie irgendwo gegeben. Genauso erreicht das deutschsprachige E-Book auch den reisenden Deutschen in Neu Seeland oder den Auswanderer in Paraguay - Orte wo bis heute keine deutschsprachigen Buchhandlungen zu finden sind (wobei ich mir bei Paraguay nicht so sicher bin).


    :D

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Die Logistik wird eine andere sein, sie ist aber keineswegs kostenlos. Klar, Druck fällt weg, der Transport der gedruckten Bücher fällt weg, aber der Transport der E-Books ist keineswegs kostenlos. Das Aufrechterhalten des Internet kostet Geld. Serverfarmen sind nicht umsonst, die müssen bezahlt werden. Das fällt dem einfachen Nutzer nicht auf, weil sich inzwischen Flatrate-Gebühren eingebürgert haben, die im überschaubaren Rahmen liegen. Die Finanzierung von Serverparks und Leitungen sind damit aber noch nicht gesichert. Einen Teil holt man sich über Werbeeinnahmen herein und zum Teil zahlen Firmen das direkt. Das geht natürlich auch in die Preise. Ich selbst vertrete ja den Standpunkt, dass E-Books billiger werden müssen, aber ich gebe mich keinesfalls der Illusion hin, dass das so radikal sein muss, wie sich das manche vorstellen.


    Die Frage die man hier doch stellen muss, ist die: In welcher Relation stehen die Kosten? Eine Serverfarm kostet Geld, sicher, die Frage ist nur: a) braucht ein Verlag, der eine Homepage, facebookpage und vielleicht noch twitter will, eine Serverfarm? Die brauche ich ja schließlich auch nicht, wenn ich eine Homepage aufsetzen will. Und eine .de Page zu registrieren kostet 15 Euro im Jahr. Wenn man es richtig machen will und noch .com dazu nimmt, dann ist es etwas mehr. Aber: diese einhundert Euro im Jahr und ein angemessen bezahlter Webdesigner, der die Page in regelmäßigen Abständen wartet, wenn es hoch kommt, sind die Kosten, die eine Firma hat, die eine Internetpräsenz möchte. Da sehe ich doch eine gewaltige Diskrepanz zu den Kosten, die es braucht um ein Manuskript tausendfach mit hübschem Cover zu vervielfältigen, per Lastwagen in Logistikzentren der ganzen Republik zu bringen und anschließend mit kleineren Transportunternehmen in die einzelnen Buchhandlungen. (Für den Fall , dass Nachweise gewünscht werden: united-domains.de, was die genannten Preise von Webadressen angeht)


    Das ist die Logostikseite. Die Werbung ist eine andere, und da sage ich: Die Möglichkeiten des Internetmarketings werden immer noch nicht ausgeschöpft. Ich behaupte nicht, dass Internetmarketing nichts kostet, bin aber der Meinung, dass es deutlich mehr Kanäle gibt, die nichts kosten.
    Außerdem ist die Zielgruppengenauigkeit um Welten größer, eine Zeitungsanzeige lesen alle Menschen, die auch die Zeitung aufschlagen (zumindest wenn wir annehmen, die Anzeige ist auf Seite 1), eine Anzeige am Rand einer Internetseite, kann zugeschnitten auf dich geschaltet werden, da big brother leider weiß, was du vielleicht schon gegoogelt hast usw. und deshalb deine Interessen kennt, genauso wie facebook.
    Und gerade Selbstpublikationen sind im Internet nun wirklich deutlich einfacher und günstiger möglich, als das vorher der Fall war. Und es sagt niemand, dass du dir nicht auch einen Lektor engagieren kannst, und dich mit ein bisschen einlesen selbst um die Werbung kümmern kannst.


    Zitat


    Die Beispiele müssen passen. Es geht auch nicht im wesentlichen darum, zu zeigen wie Marketing im Internet funktioniert, sondern es soll ja deutlich billiger sein. Das dürfte weder bei Falkemedia noch bei der Deutschen Bahn oder der Telekom so sein, zumal ja alle, wie ich schon schrieb auch auf die übliche Werbung setzen - und das nicht zu knapp.


    Solche Unternehmen können allerdings auch viel schlechter so etwas wie Promolinks benutzen, da sie ein Produkt verkaufen, über das sich der Nutzer zuerst informieren und dann das für ihn kostengünstigste erwerben möchte, dementsprechend also nicht über solche Links zum Kauf schreitet, sondern eher auf der Website stöbert, wenn er überhaupt gewillt ist , einen Onlinekauf zu tätigen. Deshalb schalten Unternehmen wie die Bahn oder die Telekom natürlich mviel klassische Werbung.
    Ein Unternehmen wie Amazon hingegen, was eine "Ware" verkauft, wie es ein ebook auch ist, kann solche Methoden des Marketings ohne weiteres benutzen, schließlich wird der durchschnittliche User sich nicht überlegen, ob dieses ebook nun zum kostengünstigsten Tarif für ihn angeboten wird, und die Chance , dass er sich vorher über die gesamte Produktpalette informioeren möchte ist gering (bzw. bei amazon unmöglich). Besonders viel Werbung von Amazon habe ich im Vergleich zur Bahn noch nicht gesehen.
    Außerdem sehe ich da auch gewisse Unterschiede zwischen einem nehmen wir an, bekannten Krimiautor, der eine gewisse Zugkraft hat, weil bereits eine Leserschaft aufgrund des letzten Buches gespannt auf das nächste wartet, und der deutschen Bahn zum Beispiel, die ein neues Produkt an den Mann bringen will und dabei die Nachfrage erst generieren muss, weil niemand von der BahnCard75 träumt, bei der die Wochenendaffäre von Freitag bis Sonntag kostenlos mitfährt.
    Ich will die genannten Firmen keineswegs als schlechte Beispiele hinstellen, schließlich ging es ja nur darum, einige zu nennen, die im Internet sehr präsent sind.


    Wie dem auch sei, ich habe das Gefühl, die Diskussion ist verfahren, ursprünglich wollte ich ja nur darauf aufmerksam machen, dass das ebook nicht nur Nachteile hat und vor allem Autoren die Chance erkennen sollten, die sich da bietet.

  • Lieber MariaFriedrich,


    die Überlegungen was kostet ein Buch und was kostet ein eBook ist nicht auf der Basis zu stellen, was man als Privatmann für eine Homepage zu bezahlen hat. Da spielen noch eine ganze Reihe anderer Überlegungen eine Rolle.


    Natürlich kann man als Autor alles alleine machen mit beschränkten Kosten, nur bleibt der Erfolg in der Regel auch sehr begrenzt. Dem Widersprechen auch Einzelbeispiele nicht. Gerne wird ja Amanda Hocking zitiert, nur dabei nicht zu Ende gedacht. Die Erfolge der für sie überraschenden Entwicklung war, dass sie sich einen Verlag suchte, weil sie das ganze Administrative nicht selber schaffte. Außerdem reicht eine einfache .de Registrierung zu 15 euro im Jahr nicht aus. Sobald der Traffic sich auf der Homepage deutlich erhöht wird der Provider bezüglich Erhöhungen der Gebühr für die Servernutzung anklopfen. Das ist im Einzelfall schon so. Ein Verlag, der viele "Fälle" hat, muss von vornherein in anderen Dimensionen denken und auch andere Summen für Webseitengestaltung und -pflege, Hostinggebühren, Werbemaßnahmen (die auch im Internet Geld kosten) und so weiter einplanen. NIcht zuletzt müssen auch in einem E-Book-Verlag Gehälter gezahlt werden.


    Unterm Strich kommt vielleicht raus, dass E-Book-Vermarktung billiger kommt als das Drucken von Büchern. Aber das ist momentan auch nur eine theoretische Überlegung, denn mit E-Books ist im Augenblick nicht Ansatzweise das möglich, was mit richtigen Büchern möglich ist. Das Dateiformat ist noch nicht ausgereift, die Geräte sind noch nicht auf dem Stand, dass sie wirklich zufrieden stellend sind und vor allem ist das Publikum noch nicht da, dass alles als E-Book haben will. Das übersehen E-Book-Fanatiker gern, die aus reinem Wunschdenken schon in wenigen Jahren den Tod des gedruckten Buches voraussagen.


    Wir sind noch nicht an dem Punkt, dass das E-Book das gedruckte Buch 1:1 ersetzen kann.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Wie dem auch sei, ich habe das Gefühl, die Diskussion ist verfahren, ursprünglich wollte ich ja nur darauf aufmerksam machen, dass das ebook nicht nur Nachteile hat und vor allem Autoren die Chance erkennen sollten, die sich da bietet.


    Nun ja. Was heißt verfahren? Ich persönlich sehe im E-Book ein Experimentierfeld, das man nutzen sollte. Ich experimentiere selbst gerne und probiere das gerade aus, bin aber realistisch genug, nicht von vorherein davon auszugehen, dass mir das eine wahnsinnig andere finanzielle Situation bringt. Die Vorteile sind nur relativ gesehen besser. Ich bin auch der Meinung, das Verlage die Preise für E-Books künstlich hoch halten. Andererseits sehe ich aber auch nicht, dass das E-Book grundsätzlich verschenkt werden soll, weil man es ja kopieren kann.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat


    Unterm Strich kommt vielleicht raus, dass E-Book-Vermarktung billiger kommt als das Drucken von Büchern. Aber das ist momentan auch nur eine theoretische Überlegung, denn mit E-Books ist im Augenblick nicht Ansatzweise das möglich, was mit richtigen Büchern möglich ist. Das Dateiformat ist noch nicht ausgereift, die Geräte sind noch nicht auf dem Stand, dass sie wirklich zufrieden stellend sind und vor allem ist das Publikum noch nicht da, dass alles als E-Book haben will. Das übersehen E-Book-Fanatiker gern, die aus reinem Wunschdenken schon in wenigen Jahren den Tod des gedruckten Buches voraussagen.


    Wir sind noch nicht an dem Punkt, dass das E-Book das gedruckte Buch 1:1 ersetzen kann.


    Ich sage ja auch gar nicht den Tod des Buches voraus, ich bin wie gesagt selbst Fan gedruckter Bücher. Ich wollte nur auf die Chancen dieser Entwicklung hinweisen. Nicht mehr und nicht weniger. Und das der ebook Markt in Zukunft wachsen wird, ist sicher. Zwar behaupten Skeptiker immer noch, "naja, er stagniert doch, dann müsste das mit dem Wachstum doch jetzt schon losgehen". Ich weise drauf hin, dass jede jüngere Generation noch digitaler aufwächst. Ich war zwölf oder dreizehn, als ich erste Bekanntschaft mit dem Internet machte. Die jüngeren kennen das Internet jetzt schon seit sie denken können. Da denke ich wird ein Umschwung kommen.
    Und, Achtung, auch deshalb wird das Buch so schnell nicht aussterben, dazu gibt es zu viele Buchliebhaber, aber der prozentuale Anteil von ebooks am gesamten Buchmarkt wird sicher steigen, je affiner die Menschen zur Technik werden. Deshalb sage ich jetzt wie gesagt nicht den Tod des klassischen Buches voraus, ich glaube nur, dass das ebook in Zukunft sein Dasein noch rechtfertigen wird.


    Zitat

    Ich experimentiere selbst gerne und probiere das gerade aus, bin aber realistisch genug, nicht von vorherein davon auszugehen, dass mir das eine wahnsinnig andere finanzielle Situation bringt. Die Vorteile sind nur relativ gesehen besser. Ich bin auch der Meinung, das Verlage die Preise für E-Books künstlich hoch halten. Andererseits sehe ich aber auch nicht, dass das E-Book grundsätzlich verschenkt werden soll, weil man es ja kopieren kann.


    Das würde ich zu hundert Prozent unterschreiben, und schlechte Bücher werden kein gutes ebook (abgesehen von der Tatsache, dass ich noch nichts veröffentlicht habe und ergo nur theoretische Experimente mit ebooks anstelle). Man sollte nur die Neuentwicklung gedanklich begleiten um mögliche Chancen, die das Internet bietet, nicht zu verschlafen.
    Ein solches Beispiel, auch wenn es mit dem Buchmarkt nicht vergleichbar ist, wie man eine Entwicklung verschlafen kann, sind die Printmedien, wo man sich einfach viel zu spät Gedanken gemacht hat, was für Folgen hat die Internetpräsenz hat und wie man unter diesen neuen Umständen noch genug Geld verdient , damit das eigene Haus weiterhin existieren kann.
    Das meine ich damit, ich über Chancen und Risiken der neuen Entwicklung Gedanken machen, denn wenn die Entwicklung voll da ist, ist es zu spät isch rudimentär zu überlegen, wie es weitergehen soll.

  • Ich hatte gerade - am Rande eines anderen Gesprächs - ein recht amüsantes "Fachgespräch" zu diesem Thema, mit jemandem, der sich wirklich gut im aktuellen Literaturmarkt auskennt. Seine sinngemäße Zusammenfassung: Hier werden intensivste Streitgespräche über ein derzeit und vorläufig vollständig irrelevantes Thema geführt. Der leichte bis mittelschwere Einbruch, den der Buchmarkt aktuell erlebt (3 bis 4 Prozent), hat mit dem eBook nichts zu tun, und das Produkt selbst ist beinahe bedeutungslos. Interessant es ist fast ausschließlich für selbstverlegende Autoren und für Schubladenverwerter. Selbst die eBook-Bestseller, also Bücher, die die Downloadzahlen bei den großen Onlinern anführen, weisen im Vergleich zu den Printausgaben lachhafte Verkaufszahlen auf*. Das eBook ist im Konsumentenmarkt noch längst nicht angekommen, und wenn, dann als Zusatzprodukt. Diejenigen, die seinen Erfolg beschwören und herbeireden, sind in erster Linie der Technik-Nerds und eben jene Autoren, die sich eine größere Verbreitung wünschen, weil sie hoffen, das würde sich auf ihre Buchverkäufe auswirken. Als Einnahmeposition der Publikumsverlage ist es nahezu bedeutungslos.


    Ein echtes Problem des Buchmarktes besteht darin, dass die Leser aussterben und der Nachwuchs ausbleibt. Das liegt am vollständig veränderten Freizeitverhalten der nachwachsenden Generationen, für die Bücher - auf welchem Datenträger und mit welchem "multimedialen" Beiwerk auch immer - kein Thema sind. Sie konsumieren Filme und Videospiele (und die diversen Abarten), haben diesen Markt explodieren lassen. Das oft fehlende kulturelle Regulativ, das bis dato noch die Eltern darstellten, hat seine Wirkung verloren. Und in diesem Bereichen werden auch eBooks, egal, wie billig sie werden, nicht für Ausgleich sorgen können.


    Und übrigens orientieren sich die Verlage - jedenfalls einige von ihnen - derzeit dramatisch um. Für Autoren mit niedrigen Verkaufszahlen oder für Neuautoren brechen noch härtere Zeiten an. Einige Verlage - Namen kann ich leider nicht nennen - kalkulieren nur noch neue Titel mit einer realistischen Startauflage von 50.000 Exemplaren und mehr. Die werden dann auch ordentlich beworben und mit allen Mitteln gepusht. Quasi also nur noch Programme mit Spitzentiteln. Die anderen fallen durchs Rost. Oder zu den - anzahlmäßig boomenden - Kleinverlagen.


    *Edit: Um mal so ein lachhaftes Zahlenverhältnis zu nennen (realer Fall): Ein Titel, der im vergangenen Jahr als gedrucktes Buch 300.000 mal über die Theke gegangen ist, hat sich in derselben Zeit knapp (!) 1.000 mal als eBook verkauft. Das sind 0,3 Prozent.

  • Ein echtes Problem des Buchmarktes besteht darin, dass die Leser aussterben und der Nachwuchs ausbleibt. Das liegt am vollständig veränderten Freizeitverhalten der nachwachsenden Generationen,

    glaub nicht, dass das stimmt. die demografische entwicklung ist ein teil der antwort mit blick auf fehlenden nachwuchs. es gibt zu wenige junge. der andere teil ist - die geburtenstarken jahrgänge kommen in die jahre, ja, aber tot sind sie noch lange nicht ;) die, die schon immer gerne gelesen haben und viel, tun das vermutlich immer noch. und die anderen eben nicht. vielleicht setzt die buchbranche einfach auf die falschen themen?

  • Ich denke, dass die Analyse stimmt. Wer kauft sich einen Reader? Noch nicht einmal jeder der Vielleser. Wer liest noch? Die jungen Leute, deren Eltern lesen - und auch von denen lange nicht alle. Das wird ganz natürlich immer weniger werden.


    Aber eine Sache, und da redet die alte Buchhändlerin: Der Buchmarkt ist explodiert, gegenläufig zu den sinkenden LeserInnenzahlen. Was heute in einem Monat auf den Markt gedrückt wird, ist vor dreißig Jahren im halben Jahr erschienen. Wer soll das alles lesen? (Das hat damals mein alter Ausbilder schon immer gefragt ...)

  • Das veränderte Freizeitverhalten ist definitiv eine Komponente. Ich arbeite mit in dem Bereich (ambulante Erziehungshilfe) und kenne das Freizeitverhalten vieler Kinder und Jugendlicher ziemlich gut.
    Der PC ist heute ein großer Freizeitfresser. Nicht zuletzt deswegen, weil die Zeit vor ihm tatsächlich verfliegt.


    Was aber in meinen Augen noch eine viel größere Sache ist, ist die, des Ganztagsunterrichtes. Inzwischen sind ein wirklich großer Anteil der Kinder bis vier oder fünf Uhr in den Schulen. Und auch schon in den Kindergärten. Dort gibt es kaum die Ruhe für richtiges Lesen, zumal die Zeit meist in AGs aufgeteilt ist. Wenn Kinder dann nach Hause kommen, müssen sie die kurze Zeit zwischen ihren Hobbys aufteilen. Ein Film ist nun mal schneller geschaut als ein Buch gelesen. Und vielleicht spielen die Kinder noch ein Instrument oder üben Sport aus. In den Unterschichten, wo ich überwiegend arbeite sind Bücher ohnehin kaum zu finden. Auch wenn diese Kinder oft einen Vorlesenachmittag mehr lieben als jedes Spiel. Nur ist das den betreffenden Eltern oft zu anstrengend. Und das Geld ist nicht da. In die Bücherei gehen diese Familien leider auch nicht.
    In den meisten Haushalten aller Schichten haben Kinder ab einem bestimmten Alter eigene PCs oft sogar eine Fernseher. Die PCs brauchen sie sogar für die Schule. Und selbst wenn die Hausaufgaben alle fertig sind und die Kinder schon um halb 5 zuhause sind, müssen sie noch essen, die Eltern wollen meist auch noch etwas hören und dann müssen sie irgendwann auch schon wieder ins Bett. Wo soll da die Zeit bleiben, um in ein Buch abzutauchen? Vor allem, wenn Lesen in der Familie nicht dazugehört.
    Natürlich gibt es immer noch Jugendliche und Kinder, die lesen. Aber nach dem Programm, das die Kinder den ganzen Tag haben, sind sie abends auch verflixt müde.
    Selbst wenn man dann lesen will, dauert das Buch seine Zeit. Das sehe ich ja sogar bei mir und ich bin wirklich eine Schnellleserin, die ein 400 seitiges Fantasybuch gerne an einem Tag oder in einer Nacht durchliest. Aber wenn ich abends ko bin, schlafe ich einfach über dem Buch ein.


    Ich persönlich glaube, dass auch ein E-Reader dieses Problem nicht verändert. Das allerdings ist eine unrecherchierte Vermutung.


    lg
    Robyn

  • Gab es denn "früher", wann immer das so genau war, wirklich so viel mehr Leser? Ich halte es für einen Trugschluss, dass Jugendliche die Zeit, die sie heute mit PC- oder Internet-Spielen zubringen, ein paar Jahre früher mit Büchern verbracht hätten. Ich bin überzeugt, dass der Anteil der Menschen, die Bücher lesen, und damit meine ich regelmäßig Bücher lesen, einigermaßen konstant bleibt. In meiner Jugend in einem vergangenen Jahrhundert gab es keine Computer, es gab nur 2,5 Fernsehprogramme und das nächste Kino war 30 km entfernt, aber die meisten Mitschüler haben nicht gelesen, außer Bravo oder Kicker, oder zwangsweise für den Deutschunterricht. Diese Klagen, dass die Leser verschwinden und die Masse verdummt, kenne ich seit Jahren. Aber die Buchläden sind voll und die Masse verdummt sowieso, nur immer auf andere Weise.

  • Zitat

    In den Unterschichten, wo ich überwiegend arbeite sind Bücher ohnehin kaum zu finden.


    Wenn ich mir die Studentenzimmer meines Bekanntenkreises so anschaue, dann trifft das auch auf die gebildeten Bevölkerungsgruppen, auf Kinder der Mittelschicht zu. Keiner in meinem Freundes - und Bekanntenkreis hat mehr als fünf, vielleicht tatsächlich mal zehn Bücher im Regal. Und das sind dann meist noch Sachen wie "Die schönsten Designermöbel 1960 bis heute" oder sowas.

  • Da diese Diskussion jetzt in eine ganz bestimmte Richtung driftet, werfe ich mal den Slogan der 42erAutoren in die Runde:


    Schreiben kann jeder, aber mag's jemand lesen?


    Und stelle damit die Frage, für wen eigentlich geschrieben wird. Für Feuilletonisten? Der darf sich nicht wundern, dass er nicht gelesen wird. Für Bildungsleser? Der verliert zunehmend an Leserschaft, weil "Bildung" wegbröckelt. Bleiben also noch die Normal- oder Freizeitleser. wer denen Selbstbefindlichkeiten, Avantgarde oder einen Bildunsgauftrag unterjubeln will, wird auch nicht unbedingt fünfstellige Auflagezahlen erreichen.


    Wer also gelesen werden will, sollte sein Publikum kennen. Und junge Leute lesen nicht mehr? "Harry Potter" erzählt da was ganz anderes. Frage: Warum?


    Wenn bei zunehmender Titelzahl die Verkaufszahlen sinken (das wird ja suggeriert), dann liegt das nicht zwangsläufig am Desinteresse des Publikums. Es könnte auch daran liegen, dass Produzenten und Konsumenten einfach aneinander vorbei reden (oder hier: schreiben). Megaseller gab es immer und wird es immer geben - nur ist der "deutsche Buchschreiber" eben nicht darauf ausgerichtet, massenkompatible Lektüre zu produzuieren und überlässt diesen Bereich den angelsächsischen Autoren. Und wenn ich jetzt lesen muss, dass Verlage nur noch an Büchern mit Startauflage 50.000 interessiert sind, sollte sich der deutschsprachige Autor einfach mal der Konkurrenz stellen und dabei berücksichtigen, dass der Leser in seinen Erwartungshaltungen gegenüber Unterhaltungsliteratur extrem durch Fernsehen und Kino geprägt ist, was Erzählstruktur, szenischer Aufbau und Montage angeht. Das 19. Jahrhundert ist nun mal vorbei.


    LG
    Siegfried

  • Megaseller gab es immer und wird es immer geben - nur ist der "deutsche Buchschreiber" eben nicht darauf ausgerichtet, massenkompatible Lektüre zu produzuieren und überlässt diesen Bereich den angelsächsischen Autoren.

    du hast harry potter angeführt. die bände sind ja quasi ein synonym für massenkompatibel. schlecht sind sie nicht, hab ich mir erzählen lassen, im gegenteil - stilistisch gut geschrieben und vielschichtig. warum hat sich die masse darauf gestürzt? was ist das megaseller-geheimnis von harry potter? ich finde im übrigen auch - angelsachsen und ihre verwandten aus übersee können im allgemeinen toll erzählen. bei den deutschen kollegInnen ist diese fähigkeit nicht so flächendeckend verbreitet oder? vielleicht, weil wir in alter dichter und denker tradition arrogant sind? was massenkompatibel ist, ist schlechtere literatur? e und u - schubladen, die kein mensch braucht. beides zu verbinden = anspruchsvolles thema spannend erzählt = das ist die erfolgsformel. denke ich schon :) wäre ja mal einen zweiten versuch wert. die zeit nach harry potter hat ja gerade erst begonnen ;)