Plotten

  • Spaß beiseite. Ich schreibe zuerst die Idee in Kurzform auf (zwei, drei Sätze), skizziere dann ebenso kurz die Hauptfiguren und schreibe anschließend ein möglichst umfangreiches (vier, fünf Seiten) Langexposé. Außerdem werden Notizen gesammelt (Figuren, interessante Sätze, Recherchematerial, Ideen für Szenen usw.). Und dann geht's auch schon los. Nebenfiguren, Nebenhandlungen, aber auch grundsätzliche Entscheidungen stehen im Verlauf der Arbeit am Manuskript jederzeit zur Disposition. Ich schreibe hauptsächlich intuitiv - und bin dann immer wieder erstaunt darüber, wie am Ende alles zusammenfindet. Das Ende steht aber meistens fest - und bleibt i.d.R. auch weitgehend so.

  • Ich plotte nicht im üblichen Sinne. Wenn mir eine Idee kommt, lasse ich sie erstmal, wo sie ist. Im Kopf. Hält sie sich da, wird sie automatisch weiter ausgefeilt. Hält sie sich da nicht, wird sie zu Recht vergessen. Früher habe ich mir Notizen gemacht - das lasse ich inzwischen. Wenn ich anfange zu schreiben, steht die Idee so klar vor mir, dass ich kein Plotskript brauche. Dann schreibe ich auf das Ziel hin, dass ich gedanklich ausgearbeitet habe. Bei der Teamarbeit ist mehr schriftliches konzeptieren nötig - das ergibt sich einfach daraus, das man sich verständigen muss. Ein Plotten im üblichen Sinne - komplett bevor geschrieben wird, gab es bislang da auch nicht. Zumindest bei Belletristik nicht, bei Sach- und Fachliteratur ist das was anderes, aber da nennt man es, glaube ich, auch nicht Plotten :)

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Mir fällt eine Figur ein, idR die Hauptfigur oder der Antagonist, die eine grobe Geschichte mit sich bringt. Grob bedeutet in dem Fall wirklich grob, z.B.: "X verbrennt allabendlich zu Asche und findet das höchst bedauerlich."
    Dann schreib ich erst mal ein Stück, ein erstes Probe-Kapitel (das ich immer zu streichen plane und das dann doch stehen bleibt). Danach weiß ich, ob ich mit der Figur kann und ob ich das zu Ende bringen will.


    Jetzt wird entscheidend, ob ich das Ding für mich schreibe, oder ob ich es verkaufen will (und ggf. nur schreibe, wenn es jemand haben will).
    Möglichkeit 1: Ich schreib, plotte bloß im Kopf, denke oft um, und am Ende kommt - hokuspokus - irgendwie immer alles ziemlich sinnvoll zusammen und ich bin erstaunt.
    Möglichkeit 2: Ich schreib ein grobes Exposé inkl. Personenauflistung (5-6 Normseiten), weil ohne meist schlecht zu verkaufen ist, schreib dann idR was völlig anderes und am Ende kommt - hokuspokus - irgendwie alles sinnvoll zusammen und ich bin erstaunt.


    Soll heißen: Ich bin kein guter Plotter, eher Bauchschreiber, und nein, das Gerücht, dass Bauchschreiber viel für die Tonne schreiben und massig überarbeiten müssen, stimmt nicht; dazu bin ich viel zu faul. :hexe

  • Bei mir beginnt es in der Regel mit einer "Was wäre wenn"-Idee, über die ich mir Gedanken und Notizen mache. Daraus entwickelt sich dann ein immer größer werdendes Exposé, das die Handlungsrichtung und wichtige Eckpunkte vorgibt. Während des Schreibens lasse ich aber auch vieles aus der Handlung auf mich zukommen und schaue, wie es sich entwickelt und mit den bisherigen Ideen harmoniert.
    Genau wie bei Tom bleibt das Ende in der Regel so, wie es mir von Anfang an vorschwebt.

  • Ich habe, lange Zeit - also seit meinem 12. Lebensjahr, ungefähr bis zur Volljährigkeit - angefangen, zu schreiben, von z.B. einer vagen Idee oder einer Anfangsszene ausgehend, und die Geschichte ihren Lauf nehmen lassen. Dann, etwas später, habe ich mir den Entwurf durchgesehen und auf Spannung etc. überprüft. Dann kam es schon einmal vor, dass ich die Geschichte komplett über den Haufen geworfen, umgeschrieben habe, weil ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte sonst nicht wirkt. Das "Ich-mach-das-mal so-weil-mein-Bauch-mir-das-so-sagt" hat Zeit gekostet. Und vielen interssanten Anfängen das Ende.


    Mittlerweile überlege ich mir im Verstand, im Kopf Kopf völlig bewusst vorher eine Geschichte. Und das ist der Plot, d.h. das Grundgerüst: "Was passiert?" Die Figuren werden umrissen, die meisten Details entfalten und vertiefen sich beim Schreiben. Wichtig ist, dass ich eine grobe Richtung habe, einen Anfang und ein Ziel, damit ich die Story möglichst stringent erzählen kann. Den ersten Entwurf schreibe ich dann schon mal in kurzer Zeit nieder. Erst wenn das Skelett stabil ist, wenns stehen kann, fange ich an, es mit Fleisch zu füllen: Die sprachliche Überarbeitung kommt zuletzt. Mit der habe ich auch am wenigsten Probleme.


    Außerdem habe ich früher oft versucht, mich an Vorbildern zu orientieren. Das war ein Fehler, zumindest was das Erzählen einer Story betrifft. Ich habe mir einen Anspruch gesetzt, den ich nicht erfüllen konnte: So gut zu sein wie der und der Autor. Unmögliches Ziel. Ich bin jemand anders, es gibt Leute, die sind - vom Erzähltalent z.B. - besser als ich und mich pausenlos zu vergleichen, verkrampft und die Kreativität geht z.T. flöten. Denn ich habe andere Ideen als der und der Autor und kann mit anderen Themen besser umgehen. Es ist nicht meiner Sache, jemanden zu imitieren. Hilft am Anfang, aber auch Dauer ist es nicht empfehelenswert.


    Ich habe mir einen Grundsatz gesetzt, den ich immer versuchen will, einzuhalten: Zu wissen, was ich tue. Nicht: Ich mach das irgendwie so, weil ich, keine Ahnung, habe das Gefühl, es könnte klappen, wenn ... Nein. Es muss in mir ein Bewusstsein entstehen, was ich tue, warum das und das funktioniert. Dann kann sich seine gewisse Routune einstellen, und man schreibt auch makl an Tagen, an denen man keinen Bock hat. Zählt das - Bock haben?

  • Mir geht es so wie Jenny - ich schreibe einen groben Plot, besprech den mit meinem Agenten, schreib ein Expose, verkauf das, schreib das Buch (und in der Regel ist es doch anders als im Expose ...)
    Bin auch eher Bauchschreiber und fahre ganz gut damit.

  • Meist kommt eine Figur vorbei, klopft mir auf die Schulter und sagt: "Hey du, ich hab da was zu erzählen, schreib das mal für mich auf." Dann notiere ich mir die Story in Kurzform und die dazugehörigen Protagonisten und dann schreibe ich es.
    Meist allerdings kommt dann doch alles ganz anders, als gedacht. Nur wenn ich richtig festhänge, dann plotte ich rückwärts, um zu sehen, wo es möglicherweise hängt und wenn ich das raus gefunden habe, schreibe ich weiter.
    Wenn ich die Story vorher schon ganz genau kennen würde, hätte ich keine Lust mehr sie zu schreiben, das wäre mir einfach zu langweilig.

  • Ich hab' mal wieder keine Ahnung. Aber falls du kein Bauchschreiber sein solltest, tortich, dann kenne ich da eine Demonstration, wie man es anders herum macht - in "Albert Zuckerman - Bestseller ". Das mit dem Bestseller ist natürlich nur ein Marketingtrick, aber der Autor ist/war der Agent von Ken Follett und zeigt an der Entstehung von "Der Mann aus St. Petersburg", wie man haarkleinST plottet, bevor man mit der Reinschrift beginnt.


    Allerdings riecht dieses Vorgehen ganz entschieden nach Arbeit. Damit der Zuckerman was bringt, sollte man auch zuerst den "Mann aus Petersburg" lesen. Dann isset aber ziemlich interessant, wenn man den fertigen Roman im Kopf hat und sich Folletts ersten Entwurf ansieht, der mit der Endfassung kaum etwas zu tun hat.


    Ich warne nur vorab: Nach diesem Konzept artet Schreiben ernsthaft in Arbeit aus. ;)

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)