Vom »Glauben« an den Zufall …

  • Tom
    Sehr schön doziert, was Zufall nicht ist, auch wenn man es so sagt. Aber es geht an meiner Aussage trotzdem vorbei. Da steht: »Wer den Zufall pauschal als Hervorbinger des Seins propagiert …".


    Sehr schön ist, was in der Wikipedia ganz am Anfang zum Stichwort "Zufall" steht:


    Zitat


    Beim Zufall handelt es sich um den Übergang aus einer Ausgangssituation, die mehrere Endsituationen ermöglicht, in eine dieser Endsituationen, wenn


    * keine erkennbare Ursache für das Zustandekommen gerade dieser Endsituation vorliegt
    * und bei Wiederholungen von derselben Ausgangssituation aus auch die anderen Endsituationen eintreten können.


    Umgangssprachlich wird der Begriff Zufall verwendet, wenn ein Ereignis nicht kausal erklärbar ist. Der Begriff Zufall ist schwer gegen die Begriffe Unberechenbarkeit oder Unvorhersagbarkeit (siehe auch Berechenbarkeit beziehungsweise Vorhersagbarkeit) abgrenzbar und wird davon nicht immer unterschieden.


    Das was du da versuchst - und dem ich gar nicht widersprechen will - beschreibt der letzte Satz des Zitats. Nicht jeder, der behauptet, die Welt, der Kosmos und überhaupt alles sei zufällig entstanden, versucht das so aufwendig zu differenzieren. Und genau dahin zielt meine Kritik. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, es gibt sie, die Zufalls- und Wissenschaftsgläubigen, auch unter Atheisten (womit ich jetzt aber keinen Generalverdacht äußere).


    Ich führe übrigens keinen Feldzug gegen den Atheismus und versuche den auch nicht zu widerlegen.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Horst-Dieter.


    An diesen "Zufall" muss man nicht "glauben". Er existiert dadurch, dass wir dazu in der Lage sind, über ihn nachzudenken - wir sind dieser "Zufall", dieses glückliche Aufeinandertreffen sehr unwahrscheinlicher Ereignisse und Parameter. Die nichtexistenten Bewohner der vielen Milliarden anderer - unbewohnter - Planeten haben diese Möglichkeit nicht. Den nie entstandenen Leuten in zig (zig ist eine sehr große Zahl) möglichen anderen Universen oder Vorstufen davon, die es nicht bis zum Universum geschafft haben, geht es ebenso. Wenn der Mann aus meinem Beispiel nur ein einziges Mal in seinem gesamten Leben in den Puff gegangen wäre und man hätte ihn anschließend gefragt, wie es im Puff so sei, hätte er geantwortet: "Nicht gut. Die besten Freundinnen der Ehefrauen lauern dort." Er hätte Recht damit gehabt. Und er hätte das dann auch nicht mehr als "Zufall" bezeichnet. Für sich.

  • Hallo Tom,


    an dieser Stelle muss ich jetzt anhalten, einfach weil ich den Sender nicht so fein eingestellt bekomme, dass ich mich verständlich machen konnte. Oder aber, was vermutlich eher der Fall ist, weil mein Empfänger so grob ist, dass ich die Signale, die mir gesendet werden, nicht richtig entschlüsseln und deuten kann. Wie auch immer: Ehe ich mich jetzt in Spiegelfechtereien verrenne, möglicherweise nur deshalb, weil ich etwas nicht richtig verstanden habe, etwas beleidigendes schreibe - was ich überhaupt nicht will - halte ich an. Mag sein, dass zu einem anderen Zeitpunkt in einer ähnlichen Diskussion die Verhältnisse für eine Verständigung günstiger sind.


    Allerdings kann und will ich auch diesen Fred nicht zurücknehmen. Und auch den Titel finde ich immer noch gut. Bockig war ich schon immer :D


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Hi Tom


    Zitat

    Von Tom


    Weiß der Geier, was da alles vorübergehend entstanden ist, übrigens eben
    nicht zufällig, sondern unter Einfluss enormer Kräfte
    .

    Ich bin ganz deiner Meinung =)


    Einige Wissenschaftler — bekannt als Intelligent Design oder kurz ID — behaupten, die Biologie, die Mathematik und der gesunde Menschenverstand sprächen für Design oder erkennbare Planung in den Lebewesen. Sie kämpfen darum, dass ihre Auffassung an den Schulen in den Lehrplan aufgenommen und im Unterricht behandelt wird.


    In der behutsam artikulierten Verteidigung des Intelligent Design sticht jedoch ein Tabu geradezu ins Auge. Es ist nie von einem Designer die Rede. Ist Design wirklich ohne Designer vorstellbar? ID-Verfechter „legen sich nicht darauf fest, wer oder was dieser Designer sein könnte“, berichtete die Zeitschrift New York Times Magazine. Man achtet „peinlich darauf, Gott nicht ins Gespräch zu bringen“. Ferner hieß es in der Zeitschrift Newsweek, dass „sich ID über Existenz und Identität des Designers ausschweigt“.



    Wissenschaftler benutzen die Natur regelmäßig als Vorlage und schaffen doch nur primitive Nachbildungen. Niemand käme auf die Idee zu behaupten, eine Fotokamera hätte sich von alleine zusammengefügt, doch das menschliche Auge ist bei weitem komplexer.


    Nur so am Rande.
    Ich klink mich jetzt aus, aus diesem Thema.


    Liebe Grüße

  • So, wieder daheim. Mit dem Phone kann ich keine Beiträge schreiben, seltsam. Naja, wäre auch ziemlich fitzelig gewesen mit den Minitasten.
    Tom:
    Ich sehe allein schon im Begriff Universum eine Sehnsucht, vielleicht gar nach etwas Göttlichem, jedenfalls nach einem größeren Ganzen, einer gewissen Ordnung. Darin liegt meines Erachtens durchaus eine Glaubensfrage verborgen, eine Form von Wissenschaftsgläubigkeit. Oder anders - im Prinzip ist Universum eine genauso umfassende Phrase wie Gott, an die Stelle der Unantastbarkeit tritt lediglich die Unvorstellbarkeit. Meines Wissens geben die Theorien wie die Experimente keinen solchen Begriff her.

    Zitat

    Was mich wirklich an all diesen Gottesideen stört, ist die daraus abgeleitete Hirnverkleisterung, die Generationen über Generationen zu ertragen hatten (und auch heute noch zu ertragen haben, nicht nur in der arabischen Welt, in Asien, in den US of - sondern auch hier), die Drangsalierung, der Machtmissbrauch, die vielen Kriege und all das - und nicht zuletzt die sabbernden Greise (Greisinnen dürfen nach wie vor nicht) in Rom, allen voran diese erzkonservative Knalltüte Ratzinger. Und der Fanatismus. Und der Missionierungsdrang. Und die Rechtfertigung schlimmer Taten über diese Gottesideen. Und. So. Weiter.


    Mich stören darüber hinaus die tiefe geistige Provinz, die Frömmelei, die Negation der Triebe, die Todesfixierung und die lahmarschigen, schmalzig-moralischen Storys, die man so in der Bibel findet. Ob das allerdings aus einer bloßen Gottesidee resultiert, weiß ich nicht, es ist schon recht viel Machthunger und Borniertheit (so als Geschmacksverstärker) dazu gekommen.

    Zitat

    Wahrscheinlichkeit hin oder her - das eine, nämlich der naturwissenschaftliche Ansatz, ist der Versuch, die Welt durch Erkenntnis zu erklären. Das andere war der Versuch, Erkenntnis zu verhindern und dem Volk etwas zu geben, das es ruhigstellte. Der ganze Schöpfungskrempel kam bei den meisten Religionen erst viel später hinzu!


    Deine Interpretation des naturwissenschaftlichen Ansatzes halte ich für stark idealisiert. Für die Grundlagenforschung mag das gelten, obwohl ich auch da meine Zweifel hab, in den anderen Bereichen geht's schon mehr um den technischen Nutzen. Gäb's den Nutzen nicht, hätt' die N-Wissenschaft auch nie so lange überlebt. Mit einem naturwissenschaftlichen Aroma lassen sich auch ganz nette Ideologien abschmecken und Kriege führen, nicht immer brauchts dazu Götter. Und Dinge wie die Atomspaltung haben das Portfolio der Rüstungsindustrie gelegentlich durchaus erweitert. Was ich sagen will: Auch die Forscher haben Dreck am Stecken.
    Zur Wahrscheinlichkeit. Stimme dir zu. Sie macht den Zufall zu einer berechenbaren Größe. Allerdings nur in riesenhaften Dimensionen. Die Frage, was das für den sog. Einzelfall bedeutet, find ich ebenfalls ziemlich spannend. Ich hab mir sagen lassen: Gar nix. Gibts den Zufall also oder gibts ihn nicht? Ist er bloß ein Euphemismus für uns Alltagsmenschen, die wir an den Einzelfall gebunden sind und nur schlecht vom eigenen Erfahrungshorizont abstrahieren können? Oder liegt in der Wahrscheinlichkeits-Umgewichtung für große Zahlen doch wieder die Sehnsucht, den Zufall beherrschbar zu machen?
    Schlimme Sache mit den Existenzrechten.
    Grüßle ...
    Jo

  • Ich hab' Schiss, dass alle Atheisten gleich beleidigt sind oder dass andere mir vorwerfen, ich bekäme mal wieder keine konstruktiven Beispiele hin. Aber der Sketch eben aus "Nonstop Nonsens" war einfach zu gut.


    Nonne fährt Auto. Auto bleibt stehen. Benzin alle. Nonne geht zu Bauer. Bauer gießt ihr Benzin in einen alten Nachttopf. Nonne geht zum Auto zurück und entleert Nachttopf in Tank. Mann in anderem Auto beobachtet dass. Nonne startet Wagen und fährt davon. Mann fährt zu Telefonzelle: "Hallo? Ich möchte bitte SOFORT in die Kirche eintreten!"


    Atheisten glauben eben nur, was sie sehen. =)


    Vielleicht könnten wir uns ja entspannungshalber schon mal darauf einigen, dass die Gläubigen nicht die Atheisten widerlegen können und umgekehrt. Für mich wird es spannend da, wo beide Denkrichtungen sich gabeln. Die Naturgesetze sind ja auch Teil des Weltbildes von Gläubigen. Aber irgendwann ist die Naturwissenschaft mir ihrem Latein am Ende. Und dann?


    Ich las einmal einen Essay, in dem der Autor den Standpunkt vertrat, die Naturwissenschaft habe Gott für den Menschen vergrößert. Wenn die Welt nach ein paar Tagesmärschen aufhört, ist ein vorausgesetzter sie erschaffender Gott ziemlich klein im Verhältnis zu einem Gott, der die Welt zwischen den Ozeanen erschuf. Und dann den Planeten. Und das Sonnensystem. Und die Galaxis. Und, und, und ... Bis zu diesem komischen "Universum" das kein Mensch mehr erfassen kann.


    Danke, Naturwissenschaft! :D

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

    Einmal editiert, zuletzt von Hugo ()

  • Warum sollte man eine jahrtausendealte, damals sehr zweckdienliche Idee in einem "Denkmodell" unterbringen, das übrigens keines ist, sondern der Versuch, ernsthaft die Welt über begreif- und - wenigstens teilweise, siehe aktuelles CERN-Experiment - beweisbare Prinzipien zu erklären? Und - welcher Gott ist gemeint? Beziehungsweise: Welche Götter sind gemeint? Der "aktuelle" abrahamitische Gott, den sich Muslime, Christen und Juden seit ein paar Jahrhunderten teilen, ist ja auch nur einer von vielen - und der Nachfolger ganzer Heerscharen von Göttern.


    Ich schrieb, verehrter Tom,


    davon, dass beide, Gott und die Naturgesetze, in einem Denkmodell Platz haben. Wenn man mag. Und wenn man GOTT für sich definiert, wie man mag. Da ist MENSCH ja sehr erfinderisch.


    Ich schrieb keineswegs, dass man muss. Ich imaginiere auch keinen langbärtigen, über einer Wolke hängenden GOTT. Es ging um das Grundsätzliche. Und da sind - sorry - Naturgestze und GOTT durchaus mögliche Bestandteile eines Denkmodells.


    Und natürlich: Man kommt auch ohne GOTT aus. Wenn man mal in die Gebrauchsanweisung fürs Universum schauen würde, wüsste man: Das Ding ist eigentlich selbsterklärend. Leider hat irgendwer die Gebrauchsanweisung verlegt. Dabei war ich mir sicher, das Ding letzt Woche noch irgendwo gesehen zu haben. :D


    Herzlichst


    Wolf P.

    "NOW is the happiest time of your life." Daevid Allen ( :gitarre )


  • Ich schrieb keineswegs, dass man muss. Ich imaginiere auch keinen langbärtigen, über einer Wolke hängenden GOTT. Es ging um das Grundsätzliche. Und da sind - sorry - Naturgestze und GOTT durchaus mögliche Bestandteile eines Denkmodells.


    :dhoch


    Zitat


    Und natürlich: Man kommt auch ohne GOTT aus. Wenn man mal in die Gebrauchsanweisung fürs Universum schauen würde, wüsste man: Das Ding ist eigentlich selbsterklärend. Leider hat irgendwer die Gebrauchsanweisung verlegt. Dabei war ich mir sicher, das Ding letzt Woche noch irgendwo gesehen zu haben. :D


    Herzlichst


    Wolf P.


    Es ist ein offenes Geheimnis, das manche Postings eines gewissen Wolf P. einfach göttlich sind :)


    herzliche Grüße


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Wolf.


    Zitat

    Ich imaginiere auch keinen langbärtigen, über einer Wolke hängenden GOTT. Es ging um das Grundsätzliche. Und da sind - sorry - Naturgestze und GOTT durchaus mögliche Bestandteile eines Denkmodells.


    Aber immerhin verwendest Du das Verb "imaginieren". ;)


    Es spielt eigentlich keine Rolle, ob man deistische, pantheistische oder sehr konkrete - persönliche, personalisisierte - Gottesideen (wie sie die Amtskirchen in Deutschland, der Islam usw. anbieten) verfolgt, mit dem "Denkmodell" zu verbinden versucht. Es gibt einen hübschen Cartoon, auf dem sich eine Hauskatze und ein Hund räkeln. Beide sind jeweils mit einer Denk-/Sprechblase versehen. Beim Hund steht: "Sie verwöhnen, füttern und hätscheln mich - sie müssen Götter sein." Und bei der Katze: "Sie verwöhnen, füttern und hätscheln mich - ich muss ein Gott sein." Das lässt sich - in beiden Varianten - leicht auf das Gottesmodell der meisten Menschen adaptieren.


    Wir sind ein paar DNA-"Fehler" von jenen Kreaturen entfernt, die wir als Schnitzel essen. Gäbe es diesen kleinen Unterschied nicht, würden wir diese Diskussion hier nicht führen; sehr wahrscheinlich hätte die Art "Mensch" die letzten zehn-, zwanzigtausend Jahre nicht überstanden. Bevor sich der Mensch als "Kulturwesen" auf den Weg machte, den Planeten zu unterwerfen, hätte ihn ein außerirdischer Beobachter kaum von einem Gorilla oder - je nach Perspektive - von einem Schwein unterscheiden können. Wahrscheinlich wäre die nicht sehr weit verbreitete Art - bzw. ihr damaliger Vorgänger - vor ein paar hunderttausend Jahren sogar noch übersehen worden, jedenfalls nicht für relevant gehalten - und E.T. hätte sich stattdessen die komplexen Strukturen vorgenommen, die etwa Termiten schaffen. Dann hat ihr - der Art "Mensch" - die Evolution einen seltsamen Gefallen getan. Der führte unter anderem dazu, dass sie sich überrascht selbst betrachtete - und sich nicht verstand. Wie die imaginäre Hauskatze im Cartoon.


    Ich verstehe, wenn man hinter der vermeintlichen Ordnung (Ist es eine? Was ist "Ordnung"?), die im winzigkleinen, von uns wahrnehmbaren Ausschnitt der möglicherweise vorhandenen Welt herrscht, eine Idee sucht. Das sichtbare Universum ist überaus komplex, vom kleinsten (bisher nachgewiesenen) Element bis zum Zusammenspiel der Sonnensysteme. Aber unsere Sichtweisen und "Denkmodelle" beschränken sich auf eine Innenansicht, benutzen das Ergebnis, um es zu erklären. Wer technisch nur dazu in der Lage ist, alle neunzig Zentimeter auf den Boden zu sehen, wird den Zebrastreifen für eine weiße Fläche halten. Wer nur 15 Bilder pro Sekunde auflösen kann, wird schon 16 schnell hintereinander gezeigte Einzelbilder für eine Bewegung halten. Wir müssen auf die sichtbare Welt zurückgreifen, um sie zu erklären, aber sehr wahrscheinlich "sehen" wir (verhältnismäßig): Nichts. Dieses Nichts ist schon so komplex, dass wir bei nachvollziehbaren Erklärungsversuchen die Segel streichen müssen. Also befriedigen wir unseren Wissensdurst vorläufig damit, für den Rest - und auch die wahrnehmbaren Phänomene - einen Platzhalter einzusetzen. Und weil es sich schließlich um Sinnsuche handelt, vermuten wir ihn dort. Dabei ist schon die Frage nach dem Sinn verkehrt und anthropozentrisch - schließlich sind wir die einzigen Lebewesen, die abseits der reinen Selbsterhaltung etwas "Sinnvolles" zu tun versuchen. Als hätte alles, was wir tun, einen Sinn. Hat es aber nicht. Der Ansatz ist sehr wahrscheinlich verkehrt. Der Mensch stellte fest, mit seinem seltsamen Evolutionsgeschenk - wenigstens vorläufig - alleine zu sein. Und das wollte er nicht. Also erfand er Götter. Atome und physikalische Gesetze hat er aber nicht er-, sondern gefunden. Deshalb gehört beides nicht in dasselbe Denkmodell.

  • …Also erfand er Götter. Atome und physikalische Gesetze hat er aber nicht er-, sondern gefunden. Deshalb gehört beides nicht in dasselbe Denkmodell.


    Tom
    Das schöne ist, das nicht unbedeutende Persönlichkeiten, die an diesem (naturwissenschaftlichen) Denkmodell gearbeitet haben und noch arbeiten, eben nicht beides ausschließen, sondern vereinbaren können. Es gehört auch schon eine gewisse Unverfrorenheit dazu, anderen eine selektive Wahrnehmung aufzudrücken und für sich selber nicht die Möglichkeit einzubeziehen, dass man vielleicht sogar nur 14 statt 16 Bilder sieht.


    Weder Hunde- und Katzen- noch Nonnenwitze tragen wesentlich zur Erhellung der Situation bei, sondern transportieren nur die jeweiligen Vorurteile, die man der vermeintlich anderen Seite aufdrücken möchte. Das Festhalten an überkommenen Bildern, von denen sich Diskutierende längst gelöst haben (Wolf P. sagt ja deutlich, dass es um's Grundsätzliche geht und auch ich habe in dieser Hinsicht schon gewunken) um argumentativ andere, als die eigene Weltsicht abzuwerten, zeigt schon deutlich in Richtung Fundamentalismus.


    Wenn ich nachher auf der Straße eine Geldbörse mit einem Hundert-Euro-Schein finde, kann ich sagen, dass er jetzt mir gehört, weil ich ihn gefunden habe. Aber diese Eigentumsverhältnisse habe ich damit eigentlich nur erfunden, denn ich bin lediglich im Besitz, der Eigentümer ist ganz woanders.


    Ich bedauere es sehr, dass Diskussionen um Weltanschauungen immer auf die Herabsetzung derjenigen hinauslaufen müssen, die eine andere Weltsicht haben.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Horst-Dieter.


    Herabsetzung der Person oder der von dieser Person gepflegten Weltsicht? Das wird gerne vertauscht, um aus Argumentation Beleidigung zu machen.


    Auch honorige Menschen, die in einem Fachgebiet überragendes geleistet haben, mögen keine "Experten" für alles andere sein. Und Ängste hat so gut wie jeder. Angst generiert Götter.

  • Tom
    <seufzmodus ein>


    Hallo, Horst-Dieter.


    Herabsetzung der Person oder der von dieser Person gepflegten Weltsicht? Das wird gerne vertauscht, um aus Argumentation Beleidigung zu machen.


    Mag sein. Hab ich aber nicht geschrieben und auch nicht gesagt, dass du beleidigt hättest. Zumindest ich fühle mich nicht beleidigt. Das Herabsetzen aller anderen als deiner Weltanschauung meine ich trotzdem aus deiner Argumentation herauslesen und heraushören zu können. Das, was du jenem Oberhirten aber zugewiesen hast, das habe ich jetzt nicht so als Argumentation verstanden. ;)


    Zitat


    Auch honorige Menschen, die in einem Fachgebiet überragendes geleistet haben, mögen keine "Experten" für alles andere sein.


    Wir reden gerade von dem Fachwissen, das du für deine Argumentation benutzt.


    <seufzmodus aus>


    Zitat


    Und Ängste hat so gut wie jeder. Angst generiert Götter.


    … und der Verzicht darauf auch.


    Ich verweise noch einmal darauf, das sowohl Wolf P. als auch ich, weder für irgendein Gottesbild eintreten noch dafür, Weltsichten ohne Gott zu negieren. Wenn ich sage, dass beide weltanschaulichen Richtungen gleichberechtigt nebeneinander stehen, dann stehe ich nicht dafür gerade, dass es in diesen Richtungen Verirrungen gibt, die jenseits von Gut und Böse stehen, etwa auf Seiten der Religionen die Ansichten, Schöpfung wäre innerhalb 7 Tage entstanden und die Frau aus der Rippe des Mannes modeliert oder auf Seiten derjenigen, die auf einen Gott verzichten möchten, die Ansicht, wir wären mit Raumschiffen hierhergebracht und würden auch demnächst wieder abgeholt werden (Scientology) oder gar der Welteislehre. Mit letzterem würde ich zum Beispiel dich nie in Verbindung bringen und das ich es hier überhaupt erwähne nur deshalb, um zu zeigen, dass es aber auch keinen Bereich menschlichen Denkens gibt, in dem Verirrungen ausgeschlossen werden können.


    Horst-Dieter

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  • Zitat

    Wenn ich sage, dass beide weltanschaulichen Richtungen gleichberechtigt nebeneinander stehen

    Aber eine Erklärung dafür bleibst Du schuldig. ;)


    Du hast mit einem Zitat eröffnet, das - wie Du ausgeführt hast, absichtlich - reißerisch erklärt, es könne jenen "Zufall" nicht gegeben haben, der zur Entstehung des Lebens führte, wenn man eine streng naturalistische Weltsicht anlegt und auf Schöpfungsgedanken, "Intelligent Design", Überwesen, träumende Hunde usw. verzichtet. Diese sehr nach Milchmädchen klingende Rechnung mag sogar stimmen. Aber was beweist, widerlegt, erklärt das?


    Diese Ausgangsrechnung geht - absichtsvoll - von der landläufigen Auffassung eines "Zufalls" aus und ignoriert vieles. Eine Entwicklung - gleich welcher Art - ist nie das Ergebnis gleichberechtigter Folgesituationen. Beim Münzwurf haben Kopf und Zahl in etwa gleich hohe Wahrscheinlichkeiten, jedenfalls bei einer "idealen" Münze, und das Landen auf der Kante ist ungleich unwahrscheinlicher. Wurfart und Wurffähigkeiten des Werfers spielen ihre Rollen (es mag Leute geben, die sich antrainiert haben, sehr viel häufiger "Kopf" zu werfen), die äußeren Bedingungen sind relevant. Würde ein Objekt geworfen werden, das eine sehr viel komplexere Struktur hat, obwohl die Oberfläche symmetrisch erscheint, wäre schon die äußerliche Betrachtung - wie beim Münzwurf - falsch. Man müsste weit mehr Parameter berücksichtigen, um die Wahrscheinlichkeit der möglichen "Landungen" zu bestimmen. Unsere tollen Computer versagen aber schon bei der Wettervorhersage für übermorgen, obwohl man meint, ziemlich viele Parameter zu kennen. Entscheidend aber ist, dass die Anzahl der Möglichkeiten nie gleich wahrscheinlich ist, ganz unabhängig davon, ob es zwei oder eine Billarde gibt: In der Sahara wird es seltener schneien als am Nordpol, obwohl es auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit für Schnee in der Sahara gibt. Kein Meteorologe wird das Leben seiner Kinder darauf verwetten, dass es morgen nicht in der Sahara schneit. Trotzdem ist die Annahme weitaus vernünftiger, dass dies nicht geschehen wird.


    Damit verringert sich die mögliche Varianz der "Bibliothekenrechnung". Nichtlineare Systeme (Münzwurf ist linear, Würfelwurf auch) genügen anderen Gesetzen, und auch Eigengesetzlichkeiten. Einfach anzunehmen, ein Haufen Teilchen, wie groß oder klein auch immer, wäre dazu in der Lage, durch äußere Einflüsse jede beliebige Form anzunehmen (also die gesamte Billiarde Varianzen), ist, mit Verlaub, idiotisch, aber genau diese Annahme ist Grundlage des Zitats. Es verblüfft mich eigentlich, dass solche - von den ID-Anhängern gerne kolportierten - Argumente von Dir genutzt werden, um - was eigentlich? - zu beweisen oder zu widerlegen.


    Fraglos liegt vieles noch im Dunkeln, sicher sogar das meiste. Aber mit solchem Laienmathematikerkäse zu kommen, um damit in maßloser Arroganz den Ansatz einer Erkenntnis zugunsten der Götzen (in welcher Form auch immer) beiseitezufegen - mit Verlaub. Das empfinde ich als Beleidigung. 8-)

  • Aber eine Erklärung dafür bleibst Du schuldig. ;)


    Die Erklärung(en) habe ich geliefert. Du lieferst sie im Prinzip selbst am laufenden Band. Zum Beispiel in dem du »Wahrscheinlichkeiten« als Beleg für »Sicherheiten« nimmst. Beide Weltanschauungen können nicht mit letztendlicher Sicherheit einen Beleg für ihre objektive Richtigkeit liefern. Damit stehen Sie nebeneinander. Nicht eine einzelne Ausprägung davon, es geht, wie an anderer Stelle schon gesagt wurde, um das Grundsätzliche.


    Zitat

    Fraglos liegt vieles noch im Dunkeln, sicher sogar das meiste. Aber mit solchem Laienmathematikerkäse zu kommen, um damit in maßloser Arroganz den Ansatz einer Erkenntnis zugunsten der Götzen (in welcher Form auch immer) beiseitezufegen - mit Verlaub. Das empfinde ich als Beleidigung. 8-)


    Weder komme ich mit Mathematik noch fege ich den Ansatz einer Erkenntnis beiseite. Das behauptest du zwar immer wieder, es stimmt aber definitiv nicht. Es ist schon irritierend, wie du immer wieder darauf beharrst, dass ich die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse für unser Universum als für nicht gültig erkläre. Und dein Beharren auf »Götzen«, zu deren Gunsten ich angeblich den Kosmos leugne, ist inzwischen lächerlich.


    Es ist für mich schlichtweg nicht denkbar, dass alles »Sein« aus dem Nichts entstanden ist. Zufällig - oder, wenn dir das lieber ist - auf Grund von Gesetzen, die wir nicht verstehen weil wir nicht in ausreichend großen Zahlen denken können. Mein Ansatz liegt hinter all dem, was für uns sichtbar und greifbar ist. Ich brauche keinen »alten Mann mit Bart auf einer Wolke«, keine bildhaften Schöpfungsmythen und keine religiösen Regelsysteme welcher Art auch immer. Ich kann aber genau so gut Erklärungen stehen lassen, für all das was ist, die ohne eine Erklärung des »Nichts« auskommen.


    Das, was wir über den Menschen, die Welt, das Universum wissen schließt nichts aus. Alles, was aber in Bereiche vorstößt, die »Sein« erklären wollen, sind Ausdeutungen und Interpretationen. Und diese Interpretationen können nebeneinanderstehen und zwar so lange, wie nicht zu Gunsten einer Richtung exaktes Wissen gefunden wurde. Das ist bislang noch nicht der Fall und auch noch lange nicht in Aussicht.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Bevor hier gleich der eine dem anderen die Wahl der Waffen überlässt, kann ich nicht anders, als kurz darauf zu verweisen, dass das Eingangszitat sehr wahrscheinlich von einem klassichen Vergleich inspiriert ist.


    Theorem der endlos tippenden Affen


    Lasst es gut sein, wir brauchen noch einen kompletten Vorstand. :D

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

  • Hallo, Horst-Dieter.


    Du beginnst mit einem Zitat, das die "zufällige" (lassen wir es einfach dabei) Entstehung des Lebens für so absurd unwahrscheinlich erklärt, dass sie für menschliche Maßstäbe auszuschließen wäre. Dann erklärst Du, dass es Dir nicht in den Kopf will - "nicht denkbar ist" -, dass all die Wunder aus dem "Nichts" (auch ein Begriff, der modischen Veränderungen unterliegt und unterlegen ist) entstanden seien. Daraus leitest Du die Forderung ab, man müsse die "Zufallserklärung" bitteschön gleichberechtigt neben derjenigen stehen lassen, irgendwas hätte die Kontrolle (gehabt) - etwas, das viele Menschen "Gott" nennen. Das muss immerhin kein weißbärtiger Mann auf der Wolke sein und auch keine vielarmige indische Gottheit - es kann auch eine Wesensart sein, die jenseits unserer Vorstellungsmöglichkeiten existiert.


    Mmh.


    Wenn es wirklich so absurd unwahrscheinlich war (was m.M.n. nicht stimmt - aber auch eben mit unserem begrenzten Denkhorizont zu tun hat, und der anthropozentrischen Weltsicht), hat also, wenn ich die Tendenz des Zitats richtig verstehe, eine regelnde Kraft eingegriffen, um das Ergebnis zu bevorteilen, das wir kennen. Aha. Und wozu? Warum dann überhaupt der ganze Hustle? Okay, das sind die Pläne des ordnenden Wesens (gewesen), das wir sowieso nicht verstehen können. Aber wir glauben daran und beten es an und lassen uns von ihm und seinen irdischen Stellvertretern Zwänge auferlegen, in Rituale pferchen usw. - aber das ist nur ein Randaspekt.


    Natürlich schließen die bisherigen Erkenntnisse nicht völlig aus, dass irgendwer oder irgendwas seine Finger im Spiel hatte. Aber der einzige Hinweis auf diesen Umstand ist und bleibt die Tatsache, dass wir uns erstens noch am Anfang des Erkenntnisgewinns befinden und zweitens die Dimensionen einfach nicht begreifen, um die es geht und ging. Zulässiger macht es diesen Erklärungsansatz - den es in vielen Varianten gibt, vom Traum des Hundes bis zum Fliegenden Spaghettimonster - damit noch lange nicht. Es wird zwar immer energischer versucht, die alten Gottesideen weiterhin zu rechtfertigen, aber dabei wird gerne so getan, als wären sie praktisch gleichberechtigt mit einem naturalistischen Ansatz entstanden.


    Davon abgesehen. Die Erläuterungen zur "zufälligen" Entstehung von z.B. Eiweißmolekülen sind keine weltanschaulichen Argumente. Alles, was ich aber bisher dagegensprechend zur Kenntnis genommen habe, war genau das.


  • Davon abgesehen. Die Erläuterungen zur "zufälligen" Entstehung von z.B. Eiweißmolekülen sind keine weltanschaulichen Argumente. Alles, was ich aber bisher dagegensprechend zur Kenntnis genommen habe, war genau das.


    Hinsichtlich der Eiweißmoleküle gebe ich dir recht (habe ich auch nie bestritten). Auch die Grundlagen der Algebra und die Infinitesimalrechnung haben nichts mit Weltanschauung zu tun.


    Wenn du einmal versuchst, dir vorzustellen, dass ich »Gottesideen mit irdischen Stellvertretern, die Zwänge auferlegen« niemals als Argument ins Feld geführt habe, die nicht befürworte und rechtfertige und auch nicht als Argument verwende, genausowenig wie ich naturwissenschaftliche Fehldeutungen und Irrwege, die es gegeben hat und vermutlich in Zukunft immer wieder mal geben wird, in Anschlag bringe, dann bekommst du vielleicht ein Ahnung, auf welcher Ebene die von mir behauptete Gleichstellung stattfindet.


    Es ist immer kritisch, einen anderen zur eigenen Begründung heranzuziehen, vor allem, weil ja gerne große Geister von anderen nach Belieben vereinnahmt werden. Wen ich gerne kurz in Gespräch bringen würde ist Albert Einstein. Man hat ihm viel angedichtet und seine Aussprüche über den »Alten« bemüht, um ihn ins religiöse Lager zu ziehen. Dazu schreibt er in einem Brief:


    Zitat


    „Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen."


    Er spricht allerdings wiederholt von einem »kosmisch, religiösem Gefühl«. Und da schließe ich gerne an: Ich brauche keinen persönlichen Gott, er ist mir auch nicht logisch und eine Begründung dafür habe ich weder selbst finden noch hat sie mir jemand liefern können. Trotzdem glaube ich aus allem heraus, dass die Existenz des Universums an sich nicht ohne Ursache ist. Diese Ursache schreibe ich nun nicht dem »Zufall zu und den großen Zahlen« sondern einem Anstoß, der nicht aus sich selbst kommt. Dass du das nicht brauchst, dass du dir das anders vorstellen kannst, das akzeptiere ich ja. Ich akzeptiere nur nicht, dass alle unsere Erkenntnisse bis jetzt diesen Schluss zwingend höherwertiger erscheinen lassen als einen Anstoß-Geber.


    Wenn du jetzt anfängst mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung und großen Zahlen auszudeuten, warum es solch einen Anstoß-Geber nicht geben kann, dann bewegst du dich für mich nicht auf dem Boden der gesicherten Erkenntnis, auch wenn du mit solchen Mitteln argumentierst.


    Vielleicht sollten wir einfach wieder runtersteigen auf die Ebene der gesicherten Erkenntnis: :jamm


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Horst-Dieter.


    Ich habe all das sehr wohl verstanden, und auch dieses (übrigens ebenfalls aus dem Zusammenhang gerissene) Einstein-Zitat ist mir sattsam bekannt (wobei ich immer noch nicht verstehe, was es be- oder widerlegen soll, außer vielleicht, dass auch ansonsten intelligente Menschen möglicherweise irren können - oder hin und wieder ironisch sind).


    Der "Anstoßgeber", auf den es bei Dir hinausläuft, ist das, was übrig bleibt, wenn man Jahrtausende Mythologie zusammenstreicht und mit den Erkenntnissen verrechnet, die inzwischen hinzugekommen sind. Der Gedanke, etwas scheinbar Sinnvolles müsse einen sinnvollen Ursprung haben, stand eben schon bei der Erfindung der Götter Pate - und ist seither schwer aus den Köpfen der Menschen zu bekommen. Eine wunderschöne Blume auf der Wiese, die auch noch so angenehm duftet, uns an einem Sommernachmittag verzaubert - schwer vorzustellen, dass sowohl die Schönheit der Blume, als auch ihr Duft und überhaupt dieser Sommernachmittag "einfach so" entstanden sind. Sind sie auch nicht. Davon abgesehen, dass es stinkende, hässliche Blumen gibt und Scheißnachmittage in Scheißgegenden - aber Du weißt vermutlich schon, worauf ich hinauswill.


    Und es bleibt dabei. Das eine ist eine Erklärung, die sich teilweise beweisen lässt, täglich kommen neue Puzzleteile hinzu. Das andere ist eine beliebige Annahme, die man nachvollziehen kann, wenn man verängstigt im Bett liegt und an den nahen (auch dreißig Jahre sind "nahe") Tod denkt. Aber es ist eine beliebige Annahme: Ich vermute "Intelligenz" (auch dieser Begriff ist anthropzentrisch) hinter all dem. Ich kann "Nichts" nicht verstehen. Ich muss und möchte Ursache und Wirkung haben, ich will einen Sinn erkennen können, ich möchte, dass die schöne Blume auf der Wiese ihre persönliche Geschichte hat, die Teil einer wunderbaren, übergeordneten Geschichte ist. Alles in Ordnung. Aber das ist kein "Denkmodell", das die Welt erklärt, sondern letztlich nur der weißbärtige Mann auf der Wolke, in der einen oder anderen Erscheinungsform.