Wolfenbüttel

  • Hallo,


    ich fahre Ende November nach Wolfenbüttel.

    Es werden Menschen aus Graz, Amsterdam und Den Haag dabei sein.
    20 Teilnehmer: 14 Frauen, 6 Männer


    Bin sehr gespannt. Sandra Uschtrin leitet das Seminar


    Grüße
    Topi

    Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben,
    wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann.


    Mark Twain

  • Hallo Topi,


    ich war 2007 in Wolfenbüttel zum Literaturlabor. 12 Teilnehmer aus ganz Deutschland waren da. Falls du sie siehst - grüß mal den Peter Larisch, Katrin Bothe und Frederike Kohn von mir, Sabrina Saskia Jordt. ;)


    Es ist super dort. Die Leute, die mich betreut haben, waren nett, professionell und gut informiert. Was sie sagten, hatte Hand und Fuß. Falls du was zahlen musstest - das ist das Geld wert. In der weiten, offenen Literaturwelt findest du kaum Leute, die so viel und ohne mit dir zu konkurrieren Tipps geben wie in Wolfenbüttelkl.
    Also, dass sie Sandra Uschtrin ins Boot geholt haben, ist kein Wunder. Wer gerne schreibt, der doziert oder lernt da auch gerne.


    Ach, und das Essen ist auch nicht zu verachten.


    Gruß,
    Saskia

  • Hallo Saskia,


    durch dieses Forum bin ich auf die Bundeakademie aufmerksam geworden.
    Teuer finde ich die Veranstaltungen nicht.


    Mit der Anmeldebestätigung kam ein kleiner Fragebogen an.


    1) In welchem Genre arbeiten Sie?
    2) Welche wichtigste Frage möchten Sie auf jeden Fall im Seminar beantwortet haben?


    Man will nicht an den Teilnehmern vorbeireden. Gefällt mir.


    Ich freue mich auf das WoE. Ist ja nicht mehr lange hin.


    Deine Grüße bestelle ich.


    Grüße
    Topi

    Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben,
    wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann.


    Mark Twain

    Einmal editiert, zuletzt von Topi ()

  • Nein, teuer ist das alles nicht, gerade in Anbetracht dessen, was man lernt. Die Veranstaltungen dort (ich war zweimal dort, einmal mit Stipendium, einmal bezahlt) sind generell informativ gehalten, und die hätten Frau Uschtrin sicher nicht für sich gewonnen, wenn sie einfach nur irgendetwas reden wolle.
    Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass es dort um einen selber geht. Nicht darum, wer sich wie darstellt, dass die Leitperson mit ihren Erfolgen protzt. Gerade dieses Verhalten soll verhindert werden. Viele Autoren neigen dazu, sich selbst zu wichtig zu nehmen, und dies ist eine unerschöpfliche Fehlerquelle. Aber es geht auch viel ums Handwerk, die Technik und vor allem darum, wie man die Krativität aufrecht erhält (die Mengen verfügbaren Weins hatten da auch ihren Anteil ... das war eigentlich nur eine nette Geste der Veranstalter. Exzesse feiern war nicht das Hauptziel, aber wie glückselige Stipendiaten nun mal so sind ... Siege muss man feiern.)


    Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß! :)


    Gruß,
    Saskia

  • Hallo Forum!


    Wolfenbüttel ist nun fast 2 Wochen her. Aus einer zeitlichen Distanz, kann ich ganz gut darüber schreiben.


    Ich kann jedem, der noch nicht dort gewesen ist, nur empfehlen das Bildungsangebot wahrzunehmen.
    Nicht zuletzt: Wolfenbüttel ist wunderschön und die Herzog August Bibliothek muss man sich auch einmal angeguckt haben.
    Die Bundesakademie ist ein wirklich schöner Ort. Hell, freundlich und gemütlich.
    Wir waren in geräumigen und schönen Zimmern untergebracht. Die Verpflegung ist sehr gut. Für 2 Übernachtungen, inkl. Vollpension und - nicht zu vergessen - vollgepacktem Tagesprogramm, habe ich 160€ bezahlt.
    Das soll mal jemand nachmachen.


    Es waren einige Teilnehmer dabei, die die Bundesakademie von früheren Veranstaltungen kannten. Besonders die Schreibseminare wurden sehr gelobt.
    Auf nach Wolfenbüttel! Es lohnt sich.



    Über mein Seminar "Alles für Autoren", kann ich folgendes sagen:


    Schön, Sandra Uschtrin kennen zu lernen. Ihr Vortrag war sehr lebendig. Die Frau hat Humor und einiges erlebt.
    Kleines Manko: der erste halbe Tag war zu unstrukturiert.
    Das Thema war ja: Exposé, Verlagsanschreiben, Kontakte zu Verlagen knüpfen etc.
    Also am ersten Tag hörte ich nur Allgemeinplätze. Dass der Brief fehlerfrei sein sollte--- geschenkt. Das kann sich jeder denken.


    Der 2. Tag war dafür um so intensiver. Auch Abends beim Wein haben Sandra und Olaf Kutzmutz noch lange mit uns gesessen und die Gespräche fortgeführt.


    Was hab ich mitgenommen?
    Sandra Uschtrin ist der festen Überzeugung - und widerspricht damit einer geschätzten Stimme, hier im Forum - dass ein Exposé möglicht aussagekräftig und damit auch den nötigen Umfang haben sollte.
    Sie glaubt nicht, dass es günstiger ist, zunächst nur 2 Seiten Exposé, Anschrift Telefonnummer und Genreeinordnung/Zielgruppe einzusenden und darauf zu warten, dass sich der Verlag meldet, wenn er das ausführliche Exposé sehen will, um dann später vielleicht, das ganze ;Manuskript anzufordern.
    Sie glaubt, dass Lektoren sofort sehen wollen, wer der Autor ist.
    Was befähigt ihn über dieses Thema zu schreiben?
    Was macht ihn zum Experten?
    Wie umfangreich ist der Roman?
    Wer sind die Hauptfiguren?


    Klappern gehört zum Handwerk. Dick auftrragen, übertreiben, ist erlaubt, wenn es Aufmerksamkeit erregt. Sich selber in eine Schublade stecken. Sich selbst vermarkten.
    Wer schüchtern auftritt, hat ihrer Ansicht nach, heute keine Chance.


    Ausserdem haben wir über mögliche Fallen in Verträgen gesprochen.


    Meine Frage, "Agent - ja oder nein?", wurde so beantwortet: Unbedingt sinnvoll, wenn es darum geht, den ersten Roman zu vermarkten. Das würde sie heute ohne Agent (an unserer Stelle) nicht versuchen.
    Später, wenn es darum gehen sollte, den 2. Roman zu verkaufen, könnte man es ohne Agent wagen, weil dann schon Erfahrungen da sind.


    Das heißt natürlich nicht, dass das nun der Königsweg ist.
    Sie sagt auch, dass sie noch nie ein "perfektes" Exposé gesehen hat. Jedes, das sie bisher angeguckt hat, hätte verbessert werden können.



    Eine Übung, die wir gemacht haben:
    "Fasst den Inhalt eures Romans in 3-4 Sätzen zusammen". Die drei Sätze sollen den Leser überzeugen, dass der Roman gut ist.
    Jeder von uns hat seine Sätzlein vorgelesen. Dann wurde darüber abgestimmt. Machen wir den Roman - oder nicht?
    Das war ziemlich hart...aber auch interessant und amüsant.


    Was soll ich euch noch erzählen?



    Grüße Topi

    Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben,
    wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann.


    Mark Twain

    2 Mal editiert, zuletzt von Topi ()

  • Hallo Topi,


    ich habe ja Sandra Uschtrin mal für meinen Blog interviewt, sowohl als Frau des Uschtrin Verlages wie auch für Federwelt und es war immens spannend, was sie alles erzählt hat. Vieles davon habe ich für mich mitnehmen können.


    Hört sich doch toll an, was ihr alles gelernt habt. :strauss


    Das mit der Zielgruppe kommt auch nicht überall gut an. Bei meiner Agentin kam das gar nicht gut... Da hatte ich mir dann gedacht, vielleicht hätte mir jemand sagen sollen, dass so eine Zielgruppenerwähnung im Exposee für einen winzigen und kleinen Verlag vielleicht ganz interessant ist, aber dass es vielleicht etwas dick aufgetragen und besserwisserisch bei einem großen Verlag bzw. bei einer Agentin, die ja bei den Verlagen ein- und ausgeht etwas fehl am Platz ist. So gescheit hätte ich im Nachhinein auch sein können - wenn ich es früher gewusst hätte, ja dann... :achsel wäre ich vorher so schlau gewesen. ;)


    Agent ja oder nein. Ich habe so viele Autoren interviewt und es sind viele dabei, die froh sind eine Agentur zu haben. Mich eingeschlossen. Und das nicht nur beim ersten Buch. Denn sonst müsste ich mir auch noch die Abrechnungen ansehen und ich wüsste nicht, wo die Ausreizgrenze für das Honorar ist.


    Danke, nochmals, dass du uns einen Einblick gewährt hast.


    Gruß
    Aveleen

  • ´Hei Aveleen,


    ja, das sind die zwei Punkte, die mir durch Wolfenbüttel klarer geworden sind.


    Es sinnvoll für den ersten Roman eine Agentur zu finden. Natürlich wird auch das nicht einfach sein.


    Und, dass das Exposé durchaus umfangreich sein sollte. Immer aber so kurz wie möglich.
    Das ist eben die Bewerbung, wenn man so will.


    Wie meinst du das, mit der "Zielgruppe" ?.+
    Uschtrin sagte, dass es wichtig ist, die Zielgruppe zu benennen. +´Das bedeutet eben, dass der Autor weiß für wen er geschrieben hat, den "Markt kennt" usw.


    Was nützt es mir, das alles herzlich überflüssig zu finden? Ich mache mir ja nicht die größte Mühe und stecke viel Zeit in ein Projekt, um dann damit im Papierkorb zu landen.


    Uschtrin sagte auch, dass der Lektorenjob knallhart, sehr zeitaufwändig und unterbezahlt ist.
    Das sei halt ein "Frauenberuf". Die erste Sichtung machen in den großen Verlagen Praktikanten. Aber das ist nicht abwertend gemeint. Die gucken auch so genau wie möglich. - Da kommen nun mal große Textberge an.


    Was mir noch einfällt:
    Vorher anrufen und fragen, ob man Rückporto beilegen soll. Manchmal steht ja auch was dazu auf den Webseiten der Agenturen und Verlage.


    Die Verlage, besonders die kleinen, schaffen es nicht, auch noch einzutüten und zurückzuschicken.
    Wir könnten aber sicher sein, dass abgelehnte Manuskripte wirklich geschreddert werden.



    Grüße
    Topi

    Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben,
    wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann.


    Mark Twain

    Einmal editiert, zuletzt von Topi ()

  • Hallo Topi,


    die Zielgruppe muss man auf jeden Fall kennen, denn wenn man nicht für die Zielgruppe und das entsprechende Genre (auch Subgenre) schreibt, dann ist es sehr wahrscheinlich für den Papierkorb.


    Manchmal wird aber auch der Tipp gegeben, dem Verlag oder der Agentur mitzuteilen, für welche Zielgruppe man schreibt und das sieht eben nicht jeder gerne. Manche fühlen sich dadurch... sagen wir so: Ich bin der Fachmann und jetzt sagt mir der Autor, wie ich als Fachmann meine Arbeit zu tun hätte... Ich hatte ebenfalls den Tipp bekommen, dass ich die Zielgruppe angeben soll und dann war's in dem einen Fall verkehrt.


    Es ist sicher gut, wenn man zur Zielgruppe Antworten hat, falls man gefragt wird oder wenn man anfrägt, ob das erwünscht ist, aber ob das große Verlage und namenhafte Agenturen direkt im Anschreiben lesen wollen... Ich würde dies erst mal telefonisch abtesten.


    Das mit dem Porto kann ich nur bestätigen. Generell mit dem vorher anrufen beim Verlag/Agentur.


    Gruß
    Aveleen
    PS: Und: Glaubt an euch!

  • Hast Du da auch irgendwas lernen können oder erfahren können, was nicht auf zig Seiten im Netz steht? Aus Deinem Bericht geht nichts hervor, was nicht sowieso in unzähligen Autorenforen ebenso unzählige Threads hat.


    Dass man das Genre, in dem man schreibt, kennt, ist doch selbstverständlich.

  • Zitat

    Original von Maren
    Hast Du da auch irgendwas lernen können oder erfahren können, was nicht auf zig Seiten im Netz steht? Aus Deinem Bericht geht nichts hervor, was nicht sowieso in unzähligen Autorenforen ebenso unzählige Threads hat.


    Dass man das Genre, in dem man schreibt, kennt, ist doch selbstverständlich.



    @Maren
    Für mich hat sich das Kurzseminar gelohnt.
    Unter den 18 Teilnehmern und Teilnehmerinnen waren einige, die ich interessant fand.
    Ob sich aus den kurzen Begegnungen Kontakte ergeben, wird man sehen.
    Am Ende wurde eine Emailliste verteilt.


    Das Thema: "Agent? Ja /Nein" wird ja in allen Foren kontrovers diskutiert. Dies Frage muss natürlich jeder für sich entscheiden.
    Ich fand Uschtrins Meinung dazu überzeugend.
    Kürzlich hjabe hier im Forum die Frage nach dem idelen Exposéumfang gestellt.
    Ein Mitglied vertritt hier die Überzeugung, das Exposé sollte zunächst ganz dünn (an Seiten) sein. Inhaltlich natürlich kompakt. Angaben zu: Warum habe ich dieses Buch geschrieben. Was weist mich als Fachfrau aus? - Sollten erst auf Anfrage verschickt werden. Die blähen das Ganze nur auf.
    Uschtrin sagt: Ganz im Gegenteil. Das Exposé ist die Gelegenheit sich und das Buch vorzustellen. Alles hinein, in die Waagschale.


    Ganz klar: das ist ihre Ansicht. - Aber ich kann das absoplut nachvollziehen. In diesem Punkt sind meine Unklarheiten beseitigt.


    Wenn man sich wochenlang im Netz aufhält, liest, fragt und informiert, weiß man natürlich schon eine Menge. Und auf dem Gebiet geht es ja nicht nur um Wissen.
    Ich bin mir sicher - und im Seminar wurde das bestätigt: es gibt einen anderen, besseren Weg, sein Manuskript an die Lektorin zu bringen: Kontakte machen.


    Nur wie? , fragt der Keks.


    Grüße
    Topi

    Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben,
    wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann.


    Mark Twain

    Einmal editiert, zuletzt von Topi ()

  • Ich muss hier mal ein paar Gedanken zum Thema "Agent" loswerden. Die Agenten-Phobie mancher Forumsteilnehmer (ja, Maren, dich meine ich vor allem!) ist mir inzwischen hinlänglich bekannt. Sie wissen's halt nicht besser. Aber wenn ich hier lese: Für den ersten Roman kann man sich so eines Doofmanns zwar bedienen, ab dem zweiten dann aber besser ohne Agent, dann krieg ich Pickel! Der Agent darf also dem Autor die Tür öffnen. Und sobald der dann da durchgegangen ist, kriegt der Agent einen Tritt in den Hintern. Lebt man sonst auch nach diesem Motto? Jemanden benutzen und dann tschüß?


    Sich eine Agentur aufzubauen ist ein manchmal verdammt hartes Geschäft. Ich habe rund zehn Jahre gebraucht, ehe ich etabliert war. Man braucht neben der Qualität der Autoren das Wissen, wem man was anbieten kann und muss sich Vertrauen auf Autoren- und Verlagsseite aufbauen. Das geht nicht von heute auf morgen. Dazu gehören ferner u.a. persönliche Integrität, Stehvermögen, gute Nerven und Frustrationstoleranz. Und in meinem besonderen Fall auch noch der Umstand, dass ich als Autor weiß, wovon ich spreche, wenn ich mit Autoren und Verlagsleuten am Tisch sitze und nic ht "nur" ein Theoretiker bin ...


    Und dann kommt also so ein neuer Autor daher, sagt: "Lieber Agent, tu was für mich. Und wenn ich dann etabliert bin, schick ich dich in die Wüste."


    Als Agent verdient man an einem Erstling, egal, ob Roman oder Ratgeber/Sachbuch so gut wie nichts. Gehen wir von einem Ratgeber aus, der vielleicht 4000,- brutto einbringt. Davon bekomme ich 20%, also 800,- Euro. Dafür bringe ich den Autor zunächst erst einmal unter (da muss ich zunächst wissen, WO), briefe ihn, bis das Konzept akzeptabel ist, treffe mich mit ihm beim Verlag, kümmere mich um die Vertragsmodalitäten, begleite ihn bis zur Manuskriptabgabe, bereite den Boden für einen zweiten Titel vor (was vielleicht bei jedem fünften Autor gelingt) ...


    So ganz nebenbei habe ich Bürokosten - von der Miete bis zur Buchhaltung - was alles in diesem Betrag enthalten ist.


    Und dann soll ich mir vom Autor anhören: "Ich brauch dich nicht mehr, man kennt mich jetzt ja?!?"


    Ja, gehts noch? Was ist das denn für eine Denkweise?!?

  • Zitat

    Original von Gerald D.
    Und dann kommt also so ein neuer Autor daher, sagt: "Lieber Agent, tu was für mich. Und wenn ich dann etabliert bin, schick ich dich in die Wüste."


    =) Na, ich hab die beiden, mit denen ich es versucht habe, immerhin schon vorher in die Wüste geschickt. :D
    Hätte ich aber auch, wenn die Zusammenarbeit länger gegangen wäre (beim zweiten waren es immerhin einige Wochen und weil ich darauf bestand und deshalb genug gezetert habe, hat er mich aus dem Vertrag ohne weitere Probleme entlassen). Weil ich einfach kein gutes Gefühl dabei hatte und sich das immer mehr verstärkte.


    Ein Agent ist eben kein Verlag. :D
    Ich bin CORA absolut treu; die haben mich genommen, als ich noch weit von dem entfernt war, was ich durch sie gelernt habe und nun kann. Die Zusammenarbeit ist vor allem so herzlich und professionell (was ich von meinen Agentenversuchen nicht behaupten kann).
    CORA hat daher bei mir immer Priorität, was ich an anderen Veröffentlichungen habe, sind alles Sachen, die eben aufgrund des Genres (Kindergeschichten z. B.) nicht ins CORA-Programm passen und für die ich dann etwas anderes suche, und auch da dann danach schaue, inwieweit mir der Verlag sympathisch ist. Wenn mir gefällt, was er macht, spielt es für mich keine Rolle, ob die Auflage nun 100, 1000 oder weitaus mehr Exemplare umfasst.


    Bei CORA habe ich das, was ich mir immer gewünscht habe, superliebe Lektorinnen, eine wunderbare Zusammenarbeit, dazu haben sie eine ganze Reihe an Autorinnen im Programm, die ich bewundere. CORA steht bei mir nunmal aufgrund einer Vielzahl an Gründen an allererster Stelle. Und bleiben auch an dieser Stelle und haben bei mir immer Priorität.
    Die Vorstellung, da wolle sich ein Agent dazwischen drängen, finde ich nur widerlich. CORA ist meine Sache, da hat mir kein Agent reinzureden oder sich gar da einzumischen.


    Ein Agent ist eben nur ein Mittel zum Zweck. Um in manche Verlage reinzukommen halt das notwendige Übel, allerdings geht es eben wunderbar auch ohne.


    Man kann ein Haus ja auch mit Makler kaufen oder eben auf eigene Faust. Der Makler mag dabei vielleicht Objekte raussuchen, die man alleine nicht gefunden hätte oder die eben nur mit Makler veräußert werden. Aber ob er einem wirklich das Traumhaus verschafft, ist eine andere Frage (die sich oft erst nach dem Einzug beantworten lässt).
    Genauso ist das eben mit dem Agent. Der mag vielleicht Türen öffnen, aber ob er einen wirklich dorthin bringt, wo man sich wohlfühlt, ist eine andere Frage.
    Und ich entscheide eben lieber alleine, wo ich veröffentlichen möchte. Und wenn ich irgendwo kein gutes Gefühl habe, dann sage ich nein. Meine Texte - meine Entscheidungen.

  • Diese - möglicherweise nicht ganz sinnentsprechend - zitierte Äußerung von Frau Uschtrin hat mich auch etwas befremdet. Natürlich steht es jedem Autor frei, nach einem Anfangserfolg seinen Agenturvertrag zu kündigen (was, je nach Vertragsgestaltung, mal leichter und mal schwieriger sein dürfte), aber ob er es nach einem Erstling dann alleine besser macht als mit Agentur, ist auch noch eine Frage, die zu klären wäre. Jedenfalls klingt es, als wären Agenturen eine Art Übel, die man anfangs hinnehmen muss, weil es ansonsten überhaupt nicht klappt, und derer man sich geflissentlich entledigen sollte, wenn das Gespann Agentur-Autor erfolgreich war. Wie der hirnamputierte Türsteher eines Clubs, den man zweimal besticht, um die In-Location aufsuchen zu dürfen, und dem man später dann eine Nase dreht, weil man inzwischen mit dem Clubchef (oder wenigstens irgendeinem Garderobenfuzzi oder dem DJ) auf Du ist. Wer das Verhältnis Agentur-Autor so sieht, versteht meiner Meinung nach etwas grundsätzlich falsch.


    Mit einer guten Agentur geht man eine Partnerschaft ein, nicht selten lebenslang (oder wenigstens für die Dauer der schriftstellerischen Karriere). Ein guter Agent ist Berater, Betreuer, die Schulter zum Ausweinen, Fan und Kritiker. Eine Agentur macht nicht nur Verträge und kümmert sich um die Abrechnungen. Eine literarische Agentur begleitet und fördert die Karriere ihrer Schützlinge, stößt an, reflektiert gemeinsam mit den Klienten, sorgt für die Verwertung von Zweit- und Drittrechten, wirkt kritisch auf die Verlage ein, und, und, und. Ich könnte mir das Autorendasein ohne Agentur nicht vorstellen. Wer hätte die Auslandsrechte einiger meiner Bücher angeboten? Filmoptionen angeleiert? Den Vorschuss mit jedem Folgebuch erneut - und zwar auf erfreuliche Weise - ausgehandelt? Jedenfalls nicht ich. Selbst ein rasch heruntergeschriebener Beitrag für eine Anthologie, für den es 300 Euro Honorar gibt, wovon meine Agentur ganze 45 (!) bekäme, kostet administrativen Aufwand. So gut wie kein Vertrag geht in der ersten Fassung durch, und alle Verträge, die ich bisher unterschrieben habe, waren zu meinem Vorteil gestaltet, was sich auch ausgezahlt hat. Und das ist nur ein Aspekt von vielen.


    Aber wenn man das nicht als Partnerschaft versteht, sondern als kostenpflichtige Dienstleistung, die man anfangs hinzunehmen hat, mag man den Uschtrinweg gehen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die Branche überschaubar ist. Und man trifft sich zweimal, mindestens.

  • Klare Worte ... und nachzuvollziehen, finde ich gut. Danke für diesen Einblick.


    Bei mir ist's grad umgekehrt. Ich habe bereits den Kontakt zum Verlag und einen Vertrag und möchte mir jetzt eine Agentur suchen, damit ich das Vertragliche, Nachfolgeprojekt(e) etc. abgeben kann.
    Jetzt sagen die einen: "Spinnste, die 15-20% kannste dir wirklich sparen!" Andere meinen: "Gute Idee, da kannst du dich aufs Schreiben konzentrieren und die Agentur (noch) bessere Konditionen herausholen."


    Tja

  • Zitat

    Original von Tom

    Mit einer guten Agentur geht man eine Partnerschaft ein, nicht selten lebenslang (oder wenigstens für die Dauer der schriftstellerischen Karriere).…


    So - oder Projektweise, etwa weil man für ein bestimmtes Projekt einen Alleingang nicht wagt oder vom Agenten zu einem Projekt angesprochen wurde. Beide Varianten gibt es und sind legitim. Wenn von vornherein klar ist, dass die Zusammenarbeit Autor-Agentur nur für ein Projekt gilt, kann auch von Ausnutzen und Missbrauch nicht die Rede sein.


    Die von Frau Uschtrin vorgeschlagene Vorgehensweise finde ich aber ebenfalls schräg, mindestens unfair.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Zusammen,


    aus eigener Erfahrung und aus den vielen Interviews, die ich mit Autoren geführt habe und alle zum Thema Agentur befrage, weiß ich eines: Man muss sich selbst entscheiden.


    Für mich ist es einfach eine Entlastung, mich nicht um den ganzen Abrechnungskram zu kümmern und ich muss auch nicht um den Betrag feilschen. Meine Agentin weiß einfach, wie hoch sie den Betrag, den der Verlag anbietet, ausreizen kann. :-) Ich würde mir nur ungern eine Chance vertun, die ich gehabt hätte, wenn ich die genauen Beträge kenne, die man für ein Buch erhält. Jetzt ist es aber so, dass ich eh sehr gute Kontakte in diese Richtung und bin nicht ganz blaueugig.


    Was man einfach auch bedenken sollte: Wir übernehmen alles aus Amerika und dazu gehören auch Agenturen. Es gibt sogar Verlage, die tatsächlich nur noch über Agenten Manuskripte annehmen und da spreche ich jetzt nicht von Klein- und Kleinstverlagen.


    Mir persönlich war einfach klar: Finde ich eine Agentur, dann spare ich mir viel viel Zeit bis ich einen Verlag finde und so war es dann auch.


    Da ich ein sehr treuer Mensch bin, bin ich immer noch bei meiner Agentin und das nicht nur, weil wir einen Vertrag abgeschlossen haben. Aber auch das muss jeder für sich selbst entscheiden.


    Ich finde nur, als Autor mit einem Erstlingswerk sollte man sich alle Optionen offen halten.


    Aber das ist meine eigene Meinung.


    Herzlichen Gruß aus dem tiefverschneiten München.


    Aveleen

  • Hallo, Aveleen.


    Zitat

    Wir übernehmen alles aus Amerika und dazu gehören auch Agenturen.


    Agenturen sind in allen anderen künstlerischen Bereichen schon seit Jahrzehnten gang und gäbe. Kaum ein Musiker, Schauspieler, Komiker macht etwas ohne PR-Agentur, Booking-Agentur usw. usf. Die Akzeptanz der Literaturagenturen wurde von den Verlagen künstlich niedrig gehalten, weil ihr Interesse natürlich war (und teilweise nach wie vor ist), mit den Autoren direkt zu verhandeln. Es wurde kolportiert, Agenturen würden die schöne Kunst zu einem reinen Geschäft machen. Dabei galt das aus Sicht vieler Verlage längst. Verlage sind Unternehmen mit zuvorderst vitalem wirtschaftlichen Interesse, da können die Lektoren noch so "superlieb" sein. Wenn man aber mit einer Agentur zusammenarbeitet, gelingt es tatsächlich wieder, den Kontakt mit dem Verlag auf das Künstlerische zu reduzieren. Ich bin mit "meinem" Lektor befreundet und deshalb heilfroh darüber, nicht mit ihm verhandeln zu müssen. Unsere Arbeit konzentriert sich ausschließlich auf das Werk selbst. Und das ist ein sehr großer Vorteil, der eigentlich weit mehr als nur 15 Prozent (in meinem Fall) wert ist.


  • Welche Verlage sind das denn? Mir scheint das ein Gerücht zu sein, das gern von Agenturen gestreut wird.


    Liebe Grüße


    Horst-Dieter (der sonst keine Vorbehalte zu Agenten hat)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


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    Emanuel von Bodmann