Hallo!

  • Zitat

    Original von Matthias
    U- und E-Literatur verwenden nur feige Kritiker als Kategorien. Wer sich nämlich nicht traut zu schreiben (Zitat Ranicki über Feuchtgebiete) "Dieses Buch hat keinen schlechten Stil. Es hat überhaupt keinen.", der nennt die Machwerke eben U, btw muss jede Literatur unterhalten ...


    wobei MRR ein ziemlich mittelmäßiger kritiker ist, richtig?

  • Zitat

    Original von Michael Höfler


    wobei MRR ein ziemlich mittelmäßiger kritiker ist, richtig?


    Nein, das ist er nicht! Er hat eine wirklich profundes Wissen über Literatur, nur geht seine Kritik leider allzu oft in Selbstgefälligkeit und Selbstdarstellung über und dann ist das Theater. Richtig gut ist er manchmal in seinen kurzen Antworten auf Leserfragen in der FAZ.


    Und solche gelegentlichen Sprüche wie zu "Feuchtgebiete", die sind dann immer wieder richtig gut :)


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Hauke.


    Zitat

    Apropos Tom: Jetzt werde ich erst Recht einen Roman von dir lesen.


    Ich muss wirklich dringend davon abraten!


    Literatur kommt ja nicht von irgendwoher, sondern hat ein soziales und kulturelles Umfeld, eine Erzähltradition und nicht zuletzt die Spaßbremse "Verlagswesen", die sich jeder Erneuerung komplett verweigert und zehntausende supertoller Autoren in die Arme der total kulturfördernden, sich dem Mainstream verweigernden DKZ-Verlage treibt. ;)


    Juli Zeh schreibt seltsame Bücher, findet aber ihre Leser. Karen Duve hat mit ihrem hochamüsanten Erstling "Regenroman" die deutsche Lakonik neu definiert. Bruno Preisendörfer hat mit "Die letzte Zigarette" gezeigt, dass Form nicht notwendigerweise der Funktion folgt. Die ganzen Ex-"Comedians" von Frank Goosen über Michel Birbaek bis Ralf Husmann haben mit diversen, teilweise wirklich lustigen, nicht selten sogar weisen Coming-of-Age-Geschichten ein Genre abseits des Hornby-Epigonentums entwickelt. Sven Regener hat den zwanghaft reflektierenden, saufenden Underdog salonfähig gemacht. Heinz Strunk hat mit "Fleisch ist mein Gemüse" die Selbstironie auf eine erzählerisch hochwertige Spitze getrieben. Wolf Haas hat alle Vorgaben einer Gattung über Bord geworfen und mit seinen "Brenner"-Romanen eine gewaltige Fangemeinde generiert, die diese nahezu vollständig spannungslosen, aber enorm unterhaltsamen "Krimis" liebt. Christian Kracht scheint sich überhaupt nicht für Leser zu interessieren, schreibt aber dennoch erfolgreiche Bücher. All das würde in Amerika nicht funktionieren. Aus gutem Grund.


    Natürlich gibt es Krempel wie diese pofigen, allerdings bestsellenden Bulle-von-Tölz-Imitate von Klüpfel/Kobr ("Kluftinger"). Zwanghaft lustige Chick-Lit aus der Feder von Kerstin Gier - vieltausendfach verkauft. Mäßige, deutschtümelnde "Thriller" von diversen Autoren (z.B. Franz Schätzing), die beim Versuch, die Amis nachzuahmen, auf halber Strecke verrecken, weil Düsseldorf eben nicht Chicago ist. Schwache Harry-Potter- oder Frodo-Epigonen. Heruntergerotzter Tagebuchmist wie "Halbnackte Bauarbeiter" von Martina Brandl - ein Bestseller. Aber solches Zeug gibt es auf allen internationalen Literaturmärkten. Über "Feuchtgebiete" muss man eigentlich nicht wirklich sprechen. Oder über die extrem nervtötenden "historischen" Hosenrollenromane.


    Davon abgesehen zeigt es sich, dass es nicht funktioniert, die inzwischen stark abgenutzte, "neue" amerikanische Erzähltradition (Familiengeschichte vor dem Hintergrund historischer Ereignisse) zu kopieren, was viele Gründe hat. Auch ich mag Roth, DeLillo, Franzen, Eugenides, Irving und wie sie alle heißen gerne, nicht selten sogar lieber als so manchen deutschen Autor, was möglicherweise tatsächlich mit der von Dir erwähnten erzählerischen Leichtigkeit zu tun hat (die aber zugleich ein Korsett ist). Aber das ist ein Äpfel-Glühbirnen-Vergleich. Zudem muss ich, ganz ehrlich, zugeben, dass mich die Schema-F-Schreibe, so hochwertig sie sich im Einzelfall darstellt, inzwischen nervt. Überraschung kommt aus Übersee nämlich nur selten.


    Will sagen: Globalisierung hin oder her, Haruki Murakami würde ohne seinen japanischen Hintergrund genauso wenig "funktionieren" wie Günter Grass ohne seinen deutschen. Literatur ist nichts, das man beliebig verorten kann. Das Interesse für ein Buch setzt immer auch das Interesse für seinen Schöpfer und dessen Umfeld voraus. Und umgekehrt.

  • hallo tom,


    klar gedeiht literatur auf dem boden, wo der autor aufwächst und trifft auf einen anderen erfahrungs- und bewusstseinshintergrund, je nachdem, wo das buch verkauft wird.


    aber zeigt nicht schon die tatsache, dass es hier mehrere gibt, die tendenziell lieber romane anglo-amerikanischer autoren lesen, dass diese qualitäten haben, die trotz eines anderen erfahrunghintergundes hier, zumindest bei einigen, funktionieren?


    immer wenn ich in buchhandlungen bin, blättere ich die deutschen bestseller durch. und meistens finde ich die sprache und erzählweise so zum gähnen, dass ich es nach 1-2 testseiten gleich angewiedert weglege.


    vielleicht ist es eine deutsche eigenart, dass erzählerischer pfeffer eher in kleinkunst und "U"-literatur zuhause ist. wenn sich schon das deutsche feuilleton (siehe SZ-zitat oben), also eher die hochkultur, über die verschnarchte miesepetrigkeit echauffiert, muss was dran sein. vielleicht wollen sich auch die deutschen literaten von dem vielen rotz der poetry-slam-szene abheben. wenn sie jedoch stattdessen in bestenfalls wichtigtuerischer sprache ziemlich empathiefrei schreiben, weiß ich nicht, was ich lieber mag.


    wolf haas ist wirklich eine grandiose ausnahme. aber österreicher ... übrigens läuft morgen mit "der knochenmann" die dritte verfilmung eines brenner-krimis im kino an. den trailer finde ich ziemlich ansprechen.


    ciao,
    michael

  • Zitat

    Original von Michael Höfler

    aber zeigt nicht schon die tatsache, dass es hier mehrere gibt, die tendenziell lieber romane anglo-amerikanischer autoren lesen, dass diese qualitäten haben, die trotz eines anderen erfahrunghintergundes hier, zumindest bei einigen, funktionieren?



    michael


    Nein, Michael, das zeigt es nicht. Es zeigt ausschließlich an, dass es hier mehrere gibt, die tendenzeill lieber Romane amerikanischer Autoren lesen. Mehr nicht! Ein Qualitätsurteil kann daraus nicht abgeleitet werden.


    Du müsstest am allerbesten wissen, dass die Stichprobe der Zielpopulation (alle Leseinteressierten deutschen Leser) hier im Forum viel zu klein ist. :D


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Wow, äh, wollte eigentlich nichts lostreten hier. Nur mich vorstellen... Anscheinend hätte ich mich differenzierter ausdrücken müssen, was mir allerdings sehr häufig (auch in meinen Geschichten) schwerfällt. Bin irgendwie immer so absolut, und habe selbst vorhin ja festgestellt, dass ich mit Ortheils Roman doch einen "guten" deutschen Roman gelesen habe... Nun ja, aber, was hier an Thematiken bzw. Meinungen aufgekommen ist, ist furchtbar interessant. Darum sag' ich mal wieder meine Meinung...


    an Matthias:

    Zitat

    James Joyce schreibt das Emotionalste, das man überhaupt lesen kann!


    Hm, nein. Ulysses war ein beeindruckendes Experiment, aber wie er mit der Sprache umgegangen ist, besonders in seinem Fugen-Kapitel im Krankenhaus, oder auch später nur noch in Finnegans Wake, ist einfach unzumutbar. Klar, das Experiment, in 18 Kapiteln 18 verschiedene Schreibstile einzubauen, egal ob auf deutsch oder englisch, ist gelungen, denke ich, aber eine zusammenhängene Geschichte (besonders nur an einem Tag), oder gar ein Psychogramm, das soziale Netz (ach, was weiß ich), kommt nicht dabei heraus. Es war vor allem ein Experiment und Sozialkritik, aber keine Geschichte und somit keine emotionale Literatur. Was ich meine ist: Beim literarischen Schreiben gehen die Figuren und vor allem das Psychologische (und damit die Glaubwürdigkeit der Charaktere) unter. Man kann es auch ins Gegenteil übertreiben, wie es Henry James u.a. beim "Bildnis einer Dame" tat. Funktioniert hat es meiner Meinung nach z.B. bei Iris Murdochs "Der schwarze Prinz". Ich denke, und das ist der Knackpunkt der ganzen Diskussion (oder was auch immer das hier ist): Es ist Geschmackssache, aber ich möchte a) eine Geschichte (kann auch Umwege nehmen), die b) in einer flüssigen Sprache erzählt wird mit c) glaubwürdigen Charakteren. Mehr verlange ich nicht. Dann kommt halt sowas Gutes (mMn) heraus wie "Wer die Nachtigall stört" oder "Engel im Schnee". Und es ist so: Ich mag am liebsten Dramen, also, hm, Alltagsdramen (sowas schreibe ich mitunter auch), denn das ist was Kunst tut: Sie spiegelt die Realität, wie die Realität die Kunst reflektiert. Manchmal überspitzt, manchmal schmerzhaft genau, aber bitte immer irgendwie glaubhaft (innerhalb des Rahmens der Geschichte)...


    an Tom:

    Zitat

    Ich muss wirklich dringend davon abraten!


    Warum? Weil ich mich nicht für Deutschland als kulturellen Hintergrund interessiere (was eigentlich nicht stimmt)? Oder weil ich mich nicht für dich interessiere (was ja nicht stimmt, sonst wäre ich nicht auf deiner Homepage gewesen)?
    Und habe ich da jetzt was missverstanden? Meinst du jetzt, dass die erzählerische Leichtigkeit das Schema F ist? Von allen amerikanischen Autoren, die du erwähntest, lese ich im Übrigen keinen einzigen. Es ist ja nun auch so, dass ich auch die Werke einzelner Autoren aus Spanien, Holland, Japan und Frankreich verschlinge. Und seltsamerweise stelle ich dort eine Leichtigkeit in der Sprache fest, mit der nunmal die Deutschen nicht mithalten können. Leichtigkeit ist vielleicht etwas, dass hier entweder (wie schon erwähnt) gezwungen wirkt, oder nicht vorhanden ist, weil wir unsere beschissene Vergangenheit nicht loswerden (jaja, Preußen (DAS Spießertum schlechthin), Nazis und Kommunismus bzw. Hitler und Mauer). Es ist wohl ein kulturelles Erbe. Ich weiß es nicht.
    Und mir geht es eigentlich nicht um erfolgreich oder nicht, sondern um echt und unecht. Da kann es mir letztendlich auch egal sein, ob einer meiner Nachbarn einen unveröffentlichen Text mir gibt und der mich vom Hocker reißt oder ich den neuesten Stephen King (wenn er mal wieder gut ist) lese. Hauptsache ich spüre das Echte. Und in Deutschland finde ich das Echte nicht (häufig).


    Hm, vielleicht sollte ich mal einen Text in eure Mitte werfen, damit ich wieder gut machen kann, was ich hier angerichtet habe... So, wie es klingt, seid ihr ja echt gnadenlos in euren Kritiken. Das brauche ich wohl...


    Grüße, Hauke.

  • Horst-Dieter: Michael hat von qualitativen Unterschieden gesprochen, nicht von höherer Qualität!


    Ich lese sehr gerne Science Fiction. Daran versuchen sich einige deutsche Autoren, von Andreas Brandhorst über Wolfgang Hohlbein bis H.D. Klein. Ich greife tatsächlich deutlich lieber zu Simmons, Scalzi, Banks, Wilson, Westerfeld und wie sie alle heißen. Diese Autoren erzählen - ganz subjektiv - sehr viel besser, gleichzeitig distanzierter (die Romane sind nicht so "persönlich" und deshalb unaufdringlicher), und wenn sie Gesellschaftskritik üben, dann ohne Holzhammer. Sie scheinen ihre Geschichten einfach leichter zu nehmen. Gleichzeitig sind sie deutlich phantasievoller. Deutsche SF-Autoren drehen all diese Aspekte um, erzählen irgendwie immer von sich selbst, drängen Gesellschaftskritik in den Vordergrund, geben ihren Storys unnötig viel Gewicht und sind im Abgang meistens nur schlechte Nachahmer - tragende, großartige Ideen habe ich bei deutscher SF bisher nur ausnahmsweise vorgefunden. Will sagen: Dieses Genre bekommen deutsche Autoren einfach nicht in den Griff (sehr verallgemeinernd gesagt). An dieser Stelle würde ich Hauke und anderen hier recht geben.


    Ähnlich sieht es mit dem "großen Familienroman" aus, wie er von vielen amerikanischen Autoren vorgelegt wurde (siehe Namensliste im vorigen Posting), und der immer irgendwie vor dem Hintergrund des "amerikanischen Traums" spielt. Vergleichbare Geschichten aus deutscher Feder wirken provinziell, verheben sich meistens an ihrer Thematik (weil eben nicht die Familie, sondern der gesellschaftliche Hintergrund thematisiert wird) und lenken mit überbordender Sprache davon ab, dass die Autoren ihren Figuren nicht wirklich nahekommen. Im Ergebnis hat man mit Wortgewittern wie "Der Turm" oder grass'scher Selbstverleugnung zu tun. Auch in diesem Bereich tue ich mich mit deutschen Autoren schwer. Bis hierhin schließe ich mich ebenfalls an.


    Dann aber gibt es all die anderen, die Bücher geschrieben haben, die sehr eigenständig, eigenwillig, selbstironisch, lustig, ergreifend oder einfach originell sind. Clemens Meyer mit seinem "Als wir träumten" - einen solchen Roman gibt es nicht in den USA, und ich hätte etwas versäumt, hätte ich ihn nicht gelesen. Karen Duve, Heinrich Steinfest, Oliver Maria Schmitt, Frank Schulz, und auch Henscheid, Kapielski undsoweiter, nebst den oben bereits genannten - wunderbare, genussvolle, unkonventionelle Erzählliteratur, die natürlich einem Vergleich mit Updike oder Franzen nicht standhält, weil er nicht statthaft ist, weil es um andere Ansätze geht. Möglicherweise ist das sehr "deutsch", was sich Leute wie Henscheid oder Kapielski nur ungerne anhören dürften, aber es ist erstklassige Literatur, die sich natürlich jemandem verweigert, der lieber die zehnte Schema-F-Familiensaga um ein eigenbröterisches Kind vor dem Hintergrund der jüdischen Gemeinschaft in Amerika liest, oder biographische Romane über Leute wie Kellogg, Lindbergh und andere.


    Äpfel und Glühbirnen.

  • Zitat

    Original von Horst Dieter


    Nein, Michael, das zeigt es nicht. Es zeigt ausschließlich an, dass es hier mehrere gibt, die tendenzeill lieber Romane amerikanischer Autoren lesen. Mehr nicht! Ein Qualitätsurteil kann daraus nicht abgeleitet werden.


    einspruch: ich habe lediglich aus einem existenzbeweis eine andere existenzhypothese abgeleitet.



    Tom: ich hatte oben schon die frage auf der zunge, warum henscheid mit seiner "trilogie des laufenden schwachsinns" nicht berühmt geworden ist. aber wahrscheinlich war er damit humoristisch in den späten 70ern seiner zeit zu weit voraus. dabei hat er die komponente humor wie kein anderer in die deutsche literatur nach '45 eingebracht.

  • Zitat

    Original von Tom
    Horst-Dieter: Michael hat von qualitativen Unterschieden gesprochen, nicht von höherer Qualität!


    Mag sein


    Zitat


    Ich lese sehr gerne Science Fiction. Daran versuchen sich einige deutsche Autoren, von Andreas Brandhorst über Wolfgang Hohlbein bis H.D. Klein. Ich greife tatsächlich deutlich lieber zu Simmons, Scalzi, Banks, Wilson, Westerfeld und wie sie alle heißen. Diese Autoren erzählen - ganz subjektiv - sehr viel besser, gleichzeitig distanzierter (die Romane sind nicht so "persönlich" und deshalb unaufdringlicher), und wenn sie Gesellschaftskritik üben, dann ohne Holzhammer. Sie scheinen ihre Geschichten einfach leichter zu nehmen. Gleichzeitig sind sie deutlich phantasievoller. Deutsche SF-Autoren drehen all diese Aspekte um, erzählen irgendwie immer von sich selbst, drängen Gesellschaftskritik in den Vordergrund, geben ihren Storys unnötig viel Gewicht und sind im Abgang meistens nur schlechte Nachahmer - tragende, großartige Ideen habe ich bei deutscher SF bisher nur ausnahmsweise vorgefunden. Will sagen: Dieses Genre bekommen deutsche Autoren einfach nicht in den Griff (sehr verallgemeinernd gesagt). An dieser Stelle würde ich Hauke und anderen hier recht geben.


    Gefällt mir zwar nicht, was du da schreibst, aber ich kann das auch nicht wiederlegen :( Wenn ich richtig überlege, ist die Ausbeute richtig guter - und vor allem eigenständiger - deutscher SF sehr dünn. Vielleicht Wolfgang Jeschke, einige frühe Romane von Franke, Hammerschmitt, dann hier und da noch ein Einzelroman der richtig gut ist (Beispiel: Marrak - Lord Gamma, der ist richtig gut, der Rest, der bisher vom Autor erschien ist nur Schrott) und dann steht man da und greift doch wieder zu amerikanischen Autoren. Ich grolle deinem Agenten immer noch, dass er dir einen SF-Roman ausgeredet hat …


    Zitat


    Ähnlich sieht es mit dem "großen Familienroman" aus, wie er von vielen amerikanischen Autoren vorgelegt wurde (siehe Namensliste im vorigen Posting), und der immer irgendwie vor dem Hintergrund des "amerikanischen Traums" spielt. Vergleichbare Geschichten aus deutscher Feder wirken provinziell, verheben sich meistens an ihrer Thematik (weil eben nicht die Familie, sondern der gesellschaftliche Hintergrund thematisiert wird) und lenken mit überbordender Sprache davon ab, dass die Autoren ihren Figuren nicht wirklich nahekommen. Im Ergebnis hat man mit Wortgewittern wie "Der Turm" oder grass'scher Selbstverleugnung zu tun. Auch in diesem Bereich tue ich mich mit deutschen Autoren schwer. Bis hierhin schließe ich mich ebenfalls an.


    Da gibt es durchaus einiges, was du vielleicht übersehen hast. Michael Köhlmeier's Abendland zum Beispiel, erst 2007 erschienen (ich müsste mal eine Rezi schreiben), oder Siegfried Lenz gleich mit einer ganzen Reihe von Romanen - Heimatmuseum für mich immer noch unerreicht, damit sind wir gleich einen halben Dutzend von amerikanischen Autoren quitt ;) und wenn wir weiter in die Vergangenheit gehen, wird das Aufzählen immer schwieriger weil es soviel gibt, ich nenn hier nur mal Thomas Mann's Buddenbrooks (ein Schelm, der diesem Roman die Leichtigkeit abspricht)


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Horst-Dieter, finde ich schön, dass du Marcus Hammerschmitt erwähnst, kenne ihn persönlich, wohnt ja auch hier, lese aber lieber seine Kurzgeschichten, weil ich überhaupt kein Freund von SF bin. Aber ein wirklich netter Zeitgenosse!


    Gruß von Habibi

  • @ Horst Dieter


    Zitat

    Michael Köhlmeier's Abendland zum Beispiel, erst 2007 erschienen (ich müsste mal eine Rezi schreiben)


    Ist zwar ein Österreicher, aber: Bitte, bitte tu das doch, würde mich sehr interessieren. :bitte


    Manuela :)

  • Zitat

    Original von Manuela K.


    Ist zwar ein Österreicher, …


    Ich schließe die Dichter aus dem Reich der Öster nicht aus, wenn es um deutsche Literatur geht :D noch nicht einmal Stifter. Schließlich ist ja die Sprache gemeint und nicht irgendwelche fiktiven Grenzen.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Ich schließe die Dichter aus dem Reich der Öster nicht aus, wenn es um deutsche Literatur geht noch nicht einmal Stifter. Schließlich ist ja die Sprache gemeint und nicht irgendwelche fiktiven Grenzen.


    Karl Kraus sagte einmal: Was Österreich von Deutschland am meisten trennt, ist die gemeinsame Sprache., ;)


    Aber Spaß beiseite, ich freue mich schon auf die Abendland-Rezi.


    Lg, Manuela :)

  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Da gibt es durchaus einiges, was du vielleicht übersehen hast. Michael Köhlmeier's Abendland zum Beispiel, erst 2007 erschienen


    von dem besitze ich ja ein hörbuch über griechische sagen. er erzählt sie, als hätte er ein persönliches, beinahe erotisches verhältnis, zu den ganzen göttern und halbgöttern.

  • Mit dem Lesen der griechischen Heldensagen, die im Radio Ö1 regelmäßig ausgestrahlt wurden, ist er in Österreich erst einem breiten Publikum bekannt geworden. Seine Stimme hat schon was. Ich habe mir seine Erzählungen sehr gerne angehört.

    Einmal editiert, zuletzt von Manuela K. ()

  • Zitat

    Original von Manuela K.

    Aber Spaß beiseite, ich freue mich schon auf die Abendland-Rezi.


    Lg, Manuela :)


    Das kann aber dauern. Das ist nämlich nicht leicht, diesem Buch gerecht zu werden im Rahmen der hier üblichen Rezensionen. Sonst hätte ich die längst schon eingestellt. Und nur zu schreiben, dass es gut ist, hilft niemanden


    Horst-Dieter

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  • Habe das unbestimmte Gefühl, dass es in diesem ja beinahe schon "Hilferuf" ;)von Hauke hier darum geht, endlich einen deutschen Autoren zu futtern zu bekommen, der seinen Nerv trifft. Das hat meiner Meinung nach weniger mit Qualität, kulturellem Umfeld oder dem Schreibstil der Autoren zu tun, als viel mehr mit einer Generation die vielleicht gerade als ernstgemeinte Zielgruppe vergessen in der Luft hängt?
    Ich meine damit nicht, dass es nicht genügend Bücher über die thirty-somethings gäbe. Das zu hauf. Aber vielleicht reicht ihm das nicht?


    Herzlich Willkommen hier, Hauke!


    Welche Themen, außer die von dir vermissten Emotionen, gehen dich denn an?
    Geht es dir um´s dich entwickeln können über ein Buch? Sind dir die Autoren deiner Generation zu unreif? Findest du dich darin nicht wieder?

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Zitat

    Original von Hauke
    Es ist ja nun auch so, dass ich auch die Werke einzelner Autoren aus Spanien, Holland, Japan und Frankreich verschlinge. Und seltsamerweise stelle ich dort eine Leichtigkeit in der Sprache fest, mit der nunmal die Deutschen nicht mithalten können.


    Hallo Hauke,


    auch von mir noch ein (nachgeschobenes) "Herzlich willkommen"!


    Liest du die Werke der von dir zitierten spanischen, holländischen, japanischen, französischen Autoren eigentlich alle im Original?


    Wenn nicht, wüsste ich keinen Grund, warum die deutschen Autoren an einem "bitteren Erbe der NS-Zeit" zu knabbern hätten, das den deutschen Übersetzern offenbar dann nichts auszumachen scheint ...?


    Gruß,
    Petra

  • Hm, Tom, es gibt keine gute deutsche SF? Woran liegt das? Wer will die denn verlegen? Wie viele deutsche SF-Autoren gibt es denn? Nenn mir zehn deutsche SF-Nachwuchsautoren und ich nenn dir fünfzig deutsche Fantasy-Nachwuchsautoren. Und ich kann nicht glauben, dass diese Zahlen tatsächlich die Menge an Möchtegern-Schriftstellern widerspiegelt, die in den jeweiligen Bereichen tätig sind.


    Will sagen: Das Problem ist hausgemacht. Deutsche Fantasyautoren boomen, deutsche SF-Autoren nicht. Weil die Marketingleute davon überzeugt sind, dass deutsche SF nicht geht auf dem Markt. Wie denn auch? Es gibt ihr ja niemand eine Chance. Selbst du nicht. Voila.