Ein ganz persönlicher Lesebericht...
Frank wird arbeitslos (war Journalist für die Männerkolumne bei einer Frauenzeitschrift), seine Freunde Olli und Gy sind auch finanziell in Bedrängnis. Olli hat sich vor einem Jahr mit "Deutsche Feinkost" selbstständig gemacht, Gy leidet unter schlechten Zähnen, die von seinem Polizistengehalt kaum gerichtet werden können, erst recht nicht mehr, als er auch noch 3000 Euro Selbstanteil für einen Auffahrunfall seiner - zugegebenermaßen von ihm verunsicherten - neuen Kollegin Daphne zahlen muss. Da kommt ihnen die Idee, einen Escort-Service (mit Orgasmus-Garantie) aufzumachen. Frank will nicht mitmachen (er hat eine langjährige Freundin, Sabine, und ist relativ zufrieden mit seiner Hausmannrolle (oh Mann, watt'n Mann!)). Kurzerhand werden der ältliche, ehemals erfolgreiche Abteilungsleiter Giselher und der jugendliche Wahnsinn Lasse, ein Jungmann zum Anbeißen, ins Boot geholt. Aber es herrscht Flaute, sprich keine Dame ruft an, bis Frank auf dem Arbeitsamt wegen eines Seitensprungs seiner Freundin einer Steuerfahnderin auf den Leim geht und Kumpel (und Bulle ) Gy ihn herauspaukt. Gys Kollege von der Steuerfahndung nutzt die Gunst der Stunde, sich an dem Don Juan in Uniform für einen Seitensprung seiner Frau zu rächen und die "Deutsche Feinkost zum Anfassen" (immer noch mit Orgasmus-Garantie) in die Zeitung zu bringen. Das ist zwar den Jungs erstmal peinlich, aber dann doch ganz lieb, denn nun boomt das Geschäft und dem Happy-End steht nichts mehr (naja, fast nichts) im Weg.
Toms Roman zeigt deutlich, dass er ein Roman zum Film ist. Anfangs muss man sich an die sehr ausführlichen Beschreibungen gewöhnen. Hin und wieder stört das allzu kleinlich Bildliche. Aber die Figuren sind zauberhaft gezeichnet, schrammen wir Gy am Klischee vorbei, erhalten im Laufe des Romans alle Tiefe, auch die spät ins Spiel gekommenen Lasse und Giselher (für mich gewinnen diese beiden ganz ungemein durch ihr Date). Dass Gy der einzige ist, der bei seinem Date nur endloses Gelaber ertragen muss, verstehe ich als poetische Gerechtigkeit, die ich absolut nachvollziehen, aber Tom nicht zuschreiben kann (würde ein Mann so etwas verfassen, frage ich mich noch 2 Tage nach Beendigung der Lektüre). Flott geschrieben, flott zu lesen.
Ein paar Kritikpunkte an der Story (sprich dem Drehbuch) hätte ich dann doch - mir ist das Happy-End zu kurz und zu happy. Selbst für eine deutsche Komödie. Und die Autoren waren sicher nie als Intellektuelle (sprich Doktoren der Geisteswissenschaften) auf dem Areitsamt, sei dies Jobcenter heißt. Da gibt es arge Diskrepanzen zur Wirklichkeit (ich bin Doktorin der Geisteswissenschaften und war in den letzten zwei Jahren auf dem Arbeitsamt). Aber wurscht, so wenige geisteswissenschaftliche (und andere) Doktoren gibt es, das kann wohl nur ein Prozent der Arbeitslosen ausmachen. Oder?
Gruß,
Karen