Deus Ex Machina

  • Puh, nach langer Zeit mal wieder was von mir.


    Ich bin grad im Finale meines Romans und bräuchte dazu Beispiele für den Gott aus der Maschine. Möglichst aus Hollywoodfilmen. Fallen euch Situationen aus diesen Filmen ein, die man unter der Rubrik Deus Ex Machina verbuchen könnte?


    Danke schonmal und Grüße ...


    Jo

  • hallo jessiter,


    da fällt mir, ohne dass ich auf anhieb titel nennen könnte, die kavallerie in jedem zweiten oder dritten 30er bis 60er-jahre-western ein. :colts


    der ziemlich dürftige wikipedia-artikel gibt ein paar informationen zur herkunft des begriffs.


    alexander

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]

  • Hallo Jo,


    mal eine Gegenfrage: Brauchst Du konkrete Filmbeispiele für den Deus ex Machina, oder willst Du wissen, was man unter dem Begriff versteht und wie man die Figur oder das Motiv einsetzt?


    An sich lassen ihn die Autoren ja überall dort in Erscheinung treten, wo nach einer Wendung aus der Misere gesucht wird, die realistisch betrachtet gar nicht mehr möglich wäre.
    Mit Deiner Frage nach Filmen vermute ich fast, Du möchtest das Motiv parodieren.


    Liebe Grüße
    Anja

  • Hi ...


    ... Alexander:


    Die Kavallerie hab ich schon als Beispiel, ist ja ein Klassiker. Aber so ein zwei andere versuch ich grad aufzustöbern.


    ... Anja:


    Ich bräuchte konkrete Filmbeispiele. Und der Gott aus der Maschine wird tatsächlich parodiert, in Form eines göttlichen Eingriffs in die Geschichte, woraufhin diese, weil moderne Geschichten göttliche Wunder gar nicht gut vertragen, den Bach runter geht :).
    Fallen dir ein paar Beispiele ein?


    Danke euch jedenfalls und Grüße ...


    Jo

  • Hallo, Jessiter.


    Ich habe im Flugzeug jüngst "The Prestige" gesehen, einen Film um zwei Zauberer, die im permanenten Wettstreit miteinander stehen. Zentrales Zauberkunststück ist ein Trick, bei dem der Zauberer auf einer Seite der Bühne eine Tür durchschreitet, aber auf der anderen Bühnenseite, zehn Meter entfernt, aus einer anderen heraussteigt. Der eine Zauberer löst das Problem mit einem Doppelgänger. Wie der andere, der letztlich Sieger bleibt, das gemacht hat, erklärt der Showdown. Er hat einen Apparat, mit dem er sich selbst vervielfältigen kann. Das eine Ich stirbt unter der Bühne, das andere steigt aus der Tür. Man ist einen Moment lang verblüfft, unspannend war das ja auch nicht, aber es ist klassisches "Deus ex machina": Auf diese Idee konnte man nun wirklich nicht kommen, und eine Erklärung für das "Wie jetzt?" wird auch nicht geliefert. Nur daß Nikola Tesla den Wunderapparat gebaut hat.

  • Mir fällt da gleich der Monolith aus 2001 ein.


    Aber mein liebstes Beispiel ist Jane, ein Wesen, dass überall dort ist, wo eine bestimmte Energie zu finden ist....eigentlich im gesamten Universum.
    Oson Scott Card, der Autor, hat den Begriff "Philotik" erfunden für diese bestimmte Energie...sowas wie Aiua...kann das leider nicht mehr genauer erklären...und hab den Link nicht gepostet bekommen. Drum schlag bei Wikipedia " Jane / Enderverse" nach, wenn Du was genaueres drüber wissen magst....
    Werde die Bücher wohl nochmal lesen...


    *rüberhüpfmalgleichzumbüchertipp*

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    2 Mal editiert, zuletzt von lametta ()

  • Hallo Jo,


    aus dem Genre Film hab ich leider überhaupt keine Beispiele.


    In der Literatur kommen Götter oder jede Art von "Göttern aus der Maschine" ja recht gerne vor.
    Wenn ich mich jetzt recht erinnere, dann hat etwa Johann Nestroy das Motiv auch parodistisch eingesetzt. Seine Komödien sind an sich sarkastische Tragödien mit einem ziemlich unmotivierten guten Ende. Er hat damit, also mit dem guten Ende, den Erwartungen seines Publikums pro forma entsprochen, aber im Grunde hat er ihnen vorher (im Mantel der Komödie) nichts als Mißstände gezeigt, die er dann, meiner Ansicht nach ganz bewusst, mit einem glücklichen Ausgang, möglichst mit mindestens einer Hochzeit, versehen hat.


    Insgesamt stelle ich es mir nicht allzu schwierig vor, das Motiv zu parodieren. Es käme eigentlich nur darauf an, zwischen der Misere und den Hilfsmaßnahmen des Deus ex Machina ein Missverhältnis aufzubauen. Entweder die Misere ist nicht so groß und er fährt völlig inadäquate Mittel auf, oder sie ist sogar ausgesprochen groß und seine Maßnahmen sind viel zu klein.


    Vielleicht hilft Dir das ja weiter.
    Liebe Grüße
    Anja

  • Hi Jo,
    Achtung, jetzt folgt beinhartes Halbwissen (entsprechend ohne Gewähr), und das nicht einmal in Form eines konkreten Filmtitels, sondern eher in der Gestalt eines Bonsai-Brainstormings, aber vielleicht trägt´s ja zur Wahrheitsfindung bei:
    Das klassische Beispiel für den Deus ex Machina taucht imho in Situationen auf, in denen es darum geht, aus so ziemlich nix etwas zu machen (wenn mich meine frühkindlichen rudimentären Bibelkenntnisse nicht täuschen hat z. B. Moses oder wer auch immer mitten in der Wüste aus ursprünglich leeren Händen heraus sein Volk verköstigt, dann war da noch jemand, der einen Bembel Wein und ein Stück Brot für ´ne Riesenmenschenmenge vervielfältigt hat - womöglich waren auch beide Ereignisse identisch, sieh´s einem Atheisten nach), so daß Du womöglich in einem der zahlreichen Bibel-Monumentalschinken fündig werden könntest (z. B. Die zehn Gebote).
    Ansonsten ist das aber zumindest ein interessantes Thema. Servierst Du uns gelegentlich mal ´n Häppchen als BT?
    Tüß
    Kaelo

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    2 % aller Menschen besitzen einen IQ >130, die restlichen 98 % nicht. Das erklärt meine Skepsis gegenüber Mehrheitsmeinungen. (Kaelo)

  • Hi ...


    ... Tom: Okay, danke, notiert. Meines Erachtens basiert beinahe das gesamte Star-Trek-Setting auf solchen kleinen Göttern in kleinen Maschinchen, zu nennen wäre hier vor allem der Trägheitsdämpfer. Oder die schnell "initiierten" technischen Black-Boxen am Ende vieler Episoden. Weißt du was aus Action-Filmen?


    ... lametta: Ich hab 2001 irgendwie verpasst. Sollte ich vielleicht mal nachholen. Deinen Büchertipp werde ich mal anschauen, danke jedenfalls.


    ... Anja: Der Deus-Ex-Machina wird eigentlich nicht direkt parodiert. Es ist viel mehr das letzte Mittel des Schöpfers, einer ungezogenen Geschichte, die außer Kontrolle gerät, den entscheidenden väterlichen Klaps zu geben. In der Geschichte nenne ich das "den göttlichen Eingriff zum Zeitpunkt Deus-X", das X markiert die Stelle ;-). Leider führt dieser Eingriff allerdings zu ganz komplexen Paradoxien, die am Ende einen weiteren Kontrollverlust bedeuten.
    Danke auch dir.


    ... kaelo: Ja, den Vergleich zwischen dem Maschinengott in erzählter Geschichte und göttlichen Wundern habe ich drin. Das ist nötig, weil die Figuren ihre Geschichte ja als Realität begreifen, und weil es - so frei nach Haffner - eigentlich keinen Unterschied zwischen erfundener und überlieferter Geschichte gibt.
    Der Roman heißt "Rosco und das Making-OFF", Auszüge hab ich bereits als BT vorgestellt. Z.B. hier


    Allerdings ist dieser Auszug mehr aus dem Anfangsbereich des Romans und nicht mehr ganz so aktuell (hab ein bissle was geändert).


    Vielen Dank an alle und Grüße ...


    Jo

  • Zitat

    Original von jessiter


    ... Anja: Der Deus-Ex-Machina wird eigentlich nicht direkt parodiert. Es ist viel mehr das letzte Mittel des Schöpfers, einer ungezogenen Geschichte, die außer Kontrolle gerät, den entscheidenden väterlichen Klaps zu geben. In der Geschichte nenne ich das "den göttlichen Eingriff zum Zeitpunkt Deus-X", das X markiert die Stelle ;-). Leider führt dieser Eingriff allerdings zu ganz komplexen Paradoxien, die am Ende einen weiteren Kontrollverlust bedeuten.


    Klingt nach der Entdeckung des Himmels von Harry Mulisch... aber das kennst Du bestimmt?


    Grüße, Sabine

  • Hallo, Jessiter.


    Zitat

    Oder die schnell "initiierten" technischen Black-Boxen am Ende vieler Episoden.


    LaForge: "Wir könnten eine statische Warpschale um das bedrohliche Feld legen."
    Picard (blinzelt): "Ja, gute Idee. Machen Sie das."


    Zitat

    Weißt du was aus Action-Filmen?


    Gerade Action-Filme scheinen mir mit simplen, aber stringenten Plots zu arbeiten.


    Es ist vielleicht nicht "Deus Ex Machina", aber bei Fernsehkrimis wird ja häufig damit gearbeitet, schließlich denjenigen zum Täter zu machen, bei dem man am allerwenigsten damit gerechnet hat, und in einer wunderbar begreifenden Erklärung der Kommissare wird dann der Zusammenhang ausgeführt. Das stößt mir, der ich ganz gerne "Tatort" schaue, zuweilen ziemlich unangenehm auf.

  • Hi Jo,


    was mir spontan einfällt, ist wahrscheinlich nicht zu verwenden:
    das Raumschiff mit den merkwürdigen Aliens in "Das Leben des Brian".
    Geht aber wohl eher als Parodie durch, oder? :rofl


    Herzlichst


    Wolf P.


    PS.: Eher am Rande filmisch: Natürlich hängenjede Mensche solcher Situationen mit der Zahl 42, Pardon, mit der namensgebenden Trilogie zusammen. Aber ist wohl auch nicht ganz ernst gemeint. :D

    "NOW is the happiest time of your life." Daevid Allen ( :gitarre )

  • Für mich fällt ein häufig eingesetztes Stilmittel ebenfalls weitgehend in diese Kategorie - das auf der Toilette belauschte Gespräch. Zum Beispiel in "Trading Places" (Die Glücksritter), einem der erfolgreichsten Achtziger-Filme. Aber das wird gerne und oft gemacht, um den Protagonisten mit einer Information zu versorgen, an die er sonst nicht gekommen wäre. Offenbar neigen Filmfiguren dazu, auf dem Klo alle Geheimnisse auszuplappern.

  • Zitat

    Original von Wolf P
    was mir spontan einfällt, ist wahrscheinlich nicht zu verwenden:
    das Raumschiff mit den merkwürdigen Aliens in "Das Leben des Brian".
    Geht aber wohl eher als Parodie durch, oder? :rofl


    Jetzt, wo Du´s sagst, Wolf: The Godfather of Deus ex Machina taucht regelmäßig in der Ami-Serie "Police Squad" (Vorläufer der "Nackten Kanone") in Form des allwissenden Schuhputzers auf. Natürlich nicht als Parodie ... :rotfl2

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    kaelo.de

    2 % aller Menschen besitzen einen IQ >130, die restlichen 98 % nicht. Das erklärt meine Skepsis gegenüber Mehrheitsmeinungen. (Kaelo)

  • Hallo Jessiter,


    ein klassischer, bitterernster Deus-ex-Machina ist mir noch eingefallen: Das Auftauchen der Soldaten am Ende des "Herr der Fliegen". Sie können gerade noch rechtzeitig den Tod des Helden verhindern und eine Situation retten, die ohne ihr Erscheinen immer weiter eskaliert wäre.


    Nicht ganz so ernst sind da die Polizisten, die plötzlich in die Kulisse von "Ritter der Kokosnuss" platzen und alle möglichen Leute festnehmen ... :D


    Viele Grüße
    Hanna