Unser Autor ist hauptsächlich als Dichter berühmt geworden, obwohl er auch Romane geschrieben hat. Aber Romane kann er nicht. Gedichte dagegen schon.
Es gab eine Zeit vor vielleicht vierzig, fünfundvierzig Jahren, da waren die Gedichte unseres Autors richtig berühmt, auf jeden Fall unter jungen Intellektuellen.
Dieser Autor hatte immer mit Verlagen Probleme. Am Anfang hat er gar keinen gefunden, da wurden seine Gedichte von einer Versandbuchhandlung vertrieben, einem Laden, der damals genau wie unser Autor Kult war, übrigens immer noch existiert, aber inzwischen so oft verkauft und umgemodelt wurde, das von dem fast schon einzigartigen Charme, den diese Verlagsbuchhandlung einmal hatte, nichts mehr da ist. Nach vielen Verlagswechseln ist dieser Autor auch heute wieder bei einem Verlag aus der zweiten oder inzwischen sogar dritten Reihe. Und da wird er wohl bleiben.
Unser Dichter hatte berühmte Vorbilder, an die er sich, wie man aus heutiger Sicht sagen muß, vielleicht ein bißchen allzu stark angelehnt hat. Eines dieser Vorbilder ist Arthur Rimbaud, dessen Qualität unser Autor nie erreicht hat, der andere ist Charles Bukowski, mit dem unser Autor es durchaus aufnehmen kann, auch wenn er, da er ein ganz anderes Leben als Bukowski geführt hat, nie so authentisch wie der Amerikaner wirkte.
Und doch haben einige der frühen Gedichte unseres Autors einen ganz eigenen Zauber, den sie für den, der damals jung war, immer behalten werden. Er hat zum ersten Mal in der deutschen Literatur eine Melodie gesungen, die es bis dahin nicht gab. Eine Melodie, die einen an nächtliche Straßen erinnert, die man einmal gegangen ist; an Fenster, unter denen man einmal gestanden hat, weil dahinter eine Frau war, die, wartete man nur lang genug, sich zeigen würde; an alte Autos, in denen man saß, am Radio drehte und im Shell-Atlas die Straße nach Granada suchte.