Und jetzt alle: Near-Future-Thriller schreiben!

  • Danke für den Link.


    Was mich ein wenig wundert, ist die Aussage, dass Spannung, Frauenschicksale, Familiensaga gefragt sind, aber keine klassischen historischen Romane. Meiner Leseerfahrung nach gibt es doch genau das auch in historischen Romanen, vor allem den aktuelleren, nur halt vor zeitlich viele Jahrhunderte zurückversetzter Kulisse. Was ist denn ein klassischer historischer Roman, wenn nicht jene von Gablé, Müller, Lorentz, etc.?

  • Hmm, Iny Lorenz in einem Atemzug mit Rebecca Gable zu nennen find ich schon ein wenig verwegen. :D


    Was gerade "in" ist, sind Romanbiografien. Und obwohl mit ihrer Warringtonfamilie fiktiv, schreibt Gable ja dennoch gut recherchiert über die Zeit und tatsächliche Personen.

    Die Lorenz haben mE ihr ganz eigenes Genre entwickelt - auch wenn es viele Nachahmer gibt.

  • "Gesucht (und nur selten angeboten) werden (...) harte Spannungsstoffe (sei es als Reihe oder Solitär)."


    Schön wär´s. Die Skepsis bezüglich einer Veröffentlichung meines dritten harten Politthrillers, die einige Verlage gegenüber meiner Agentur äußern, sprechen eine andere Sprache. Da heißt es fast durchgängig: "Spannende Geschichte, fein geschrieben, aber die Leute wollen sowas heute kaum noch lesen."


    Irgendwas kann da nicht stimmen.

  • @Didi

    Erinnerst Du Dich an den Fall, den ich vor einiger Zeit noch im internen Forum gepostet habe? Da hat mir ein Verlag ein Projekt über einen nekrophilen Serienmörder mit der Bemerkung zurückgegeben hat, das ginge schon in den richtige Richtung, wäre aber "noch nicht krank genug". Wenn Du also noch etwas extremeres im Kasten hast, dann rennst du offene Türen ein. 8-)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • @Didi

    Erinnerst Du Dich an den Fall, den ich vor einiger Zeit noch im internen Forum gepostet habe? Da hat mir ein Verlag ein Projekt über einen nekrophilen Serienmörder mit der Bemerkung zurückgegeben hat, das ginge schon in den richtige Richtung, wäre aber "noch nicht krank genug". Wenn Du also noch etwas extremeres im Kasten hast, dann rennst du offene Türen ein. 8-)

    Ja, ich erinnere mich mit Grausen. Da waren wohl vor allem der Mann / die Frau, der / die dir das geschrieben hat, ernsthaft krank.


    Gerade schrieb Peter Förster in "Meine Kommissare" über mein neues Buch, es sei "ein beinharter deutsch-dänischer Krimi mit einem ganz ernsten Hintergrund". Ich fürchte, "beinhart" ist noch lange nicht das, was man schreiben müsste, um in das o. a. Raster zu passen. Läuft eher auf das raus, was Denis Scheck "Leichenpornos" nennt.



  • Ja. "Hart" meint hier wirklich "Hardcore". Dein Zeug ist so Unterm-Hemdchen-fummeln, und das andere Zeug, das ist Rundumversorgung mit Analfinale (wenn technisch möglich) in Nahaufnahme und 3D.

    Kann und will ich nicht. Mag mein Name nicht Fitzek sein, mein Name gefällt mir auch.

  • Falls es noch schlimmeres (und mäßig gekonnt erzähltes) brutal-effekthascherisches Zeug gibt - und ich bin sicher, das gibt es, denn in nichts suhlt sich die Masse lieber als im Dreck - kenne ich es nicht, lese es nicht und werde es ganz sicher nicht produzieren.


    Und so geht die Hoffnung auf ein Altern in Wohlstand dahin ... :(

  • Da hat mir ein Verlag ein Projekt über einen nekrophilen Serienmörder mit der Bemerkung zurückgegeben hat, das ginge schon in den richtige Richtung, wäre aber "noch nicht krank genug".

    Hm. Das hört sich zwar erstmal reichlich widersinnig an, aber auf der anderen Seite, kann man natürlich über jedes Thema „zu zart“ oder „nicht krank genug“ schreiben. Ohne das dem in Rede stehenden Manuskript zu „unterstellen“, versteht sich.


    Abgesehen davon, kann ich mir kaum vorstellen, dass mit echtem literarischen Hardcore die Bestsellerlisten zu stürmen wäre. Richard Laymon ist jedenfalls eher nicht als reicher Mann gestorben. Jack Ketchum? Wer weiß.


    Wer heute indiziert werden „will“, muss schon heftigst gegen Tabus anschreiben. Mir fiele ad hoc keiner hierzulande ein, der sich in Abgründe wie die Vorgenannten begibt. Ich finde: Es würde sich tatsächlich auch nicht in großem Stil verkaufen.

  • Ich habe den Artikel gründlich studiert. Es geht gar nicht so sehr um Near Future Thriller – es geht um Trüffel unter den eingeschickten Manuskripten.


    Ich werde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Ich nehme die Anregung dankbar auf und werde einen harten Spannungsstoff konstruieren. Einen Thriller mit dystopischen Elementen, der in einer nicht allzu fernen Zukunft spielt.


    Was haltet ihr von folgendem Plot?


    Ferdinand Fungus lebt in einem oppressiven System. Ihm wurde bereits als Kind – wie allen anderen Menschen – ein Trüffel auf den Kopf gesetzt, der wiederum eine Alge als Symbionten beherbergt. Dadurch wurde der Hunger in der Welt besiegt, da die Alge sowohl Trüffel als auch Pilz mit Zucker versorgt, obwohl sie zusätzlich Gänseleberpastete zu sich nehmen müssen. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Trüffelmenschen jeden Tag mindestens acht Stunden im Freien verbringen müssen.

    Walter wird nun eines Tages von einer Horde gewiefter Selfpublisher entführt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Menschen von den Trüffeln zu befreien.Unterwegs treffen sie auf den Podologen Benjamin Gehwol, der ihnen offenbart, dass die Trüffel gar keine Trüffel sind, sondern ein mutierter Fußpilz, der sich nur dank der massenhaften Verwendung von Sneakern weltweit verbreiten konnte. Ihnen zur Seite steht der treue Schäferhund Rex, der in vor-trüffeligen Zeiten Schimmel in Wohnungen aufgespürt hat, und so ein geeignet Detektor ist, und meine Heldentruppe mehr als einmal vor den (sie jagenden) Trüffelmenschen warnt.


    So, weiter habe ich noch nicht geplant, bin aber guter Dinge, das mein Plot mit Freuden von Piper veröffentlicht werden wird. (Wehe, jemand klaut mir meine brillante Idee.)

  • Mit den Trends ist es ja so eine Sache. Wenn man nicht schon etwas in der Schublade liegen hat, ist es bereits zu spät.


    Heutzutage kann eigentlich jeder Lektor spielen, man muss sich nu im SP-Bereich umschauen. Da zieht es mir jedenfalls regelmäßig die Schuhe aus. Aber es gibt auch eine Reihe von Kleinverlagen, die Sachen auf den Markt schmeißen, die kein ernstzunehmender Verlag jemals mit der Kneifzange anfassen würde. Zum Glück gibt es Leseproben. Ich habe relativ viele gelesen, auch einen Trüffel bin ich dabei allerdings noch nie gestoßen, eher auf Textproben, die in Schreibratgebern exemplarisch dafür stehen könnten, wie man besser nicht schreiben sollte.