Die Machenschaften des Verlag V


  • Im Internet ist heute ein interessanter Artikel über einen Verlag der Kleinverlagsszene erschienen.


    Schon die Einleitung ist ziemlich heftig: "Gewöhnlich bekommt der Leser nicht viel von dem mit, was hinter den Kulissen der Autoren- und Verlagswelt passiert. Man freut sich über angekündigte Neuerscheinungen, schöne Bücher und gute Geschichten. Wenn zwischen einem Verlage und seinen Autoren etwas nicht rund läuft, dann passiert das meist unter Ausschluss der Leseröffentlichkeit. Streitigkeiten werden selten gerichtlich ausgefochten und Verzögerungen, kreative Differenzen oder Abgabetermine sind Interna, die nur selten nach außen dringen. Doch im Fall eines kleinen Phantastik-Verlags - im weiteren „Verlag V“ genannt - und seines Verlegers, der hier nur „Verleger S.“ genannt werden wird scheint das anders zu sein. Die Autorinnen und Autoren sowie die anderen Kreativen, die in diesem Artikel zu Wort kommen, habe darum gebeten, anonym zu bleiben. Einige sind durch die Machenschaften des Verlags V so verunsichert, dass sie nicht namentlich genannt werden wollen. Andere haben bereits juristische Schritte eingeleitet. Die verlagseigene Sicht der Dinge kann in diesem Artikel nur unzureichend wiedergegeben werden, denn Verleger S. bittet darum (aus Gründen, die nicht öffentlich genannt werden sollen) diesen Artikel nicht zu schreiben. Doch den Betroffenen ist es wichtig, dass das öffentlich gemacht wird was bisher nur hinter den Kulissen in einem Sumpf aus Vermutungen, Unklarheiten und Erkenntnissen brodelte und nun langsam an die Oberfläche kommt ..."

  • Ich habe große Schwierigkeiten mit diesem Text - und damit, dass er weiter verbreitet wird. Ich glaube, den Verlag und den - sehr engagierten - Verleger persönlich zu kennen - u. a. das Design der Beitragsüberschrift ist nicht zufällig gewählt. Die im Text sehr einseitig ausgeführten "Machenschaften" sind nicht belegt und nicht bewiesen, keine der vermeintlichen Quellen war dazu bereit, genannt zu werden, aus "Angst", wie behauptet wird. Wenn das so ist, muss man auf einen solchen Beitrag verzichten, bis man ihn belegen kann, bis es handfeste Beweise gibt, bis klar ist, dass es nicht nur um gefühlte Ungerechtigkeit geht, sondern um faktische. Bis dahin ist so etwas äußerst unlauter. Oder, einfacher gesagt, eine Sauerei. Die Behauptung, andere vor Schaden bewahren zu wollen, zieht nicht, wenn man es auf der spekulativen Ebene belässt. Bleibt die Effekthascherei, an deren Ende der Untergang eines kleinen Unternehmens steht.


    Gerade den Kleinverlegern geht es derzeit überall an den Kragen. Die Auflagen sinken, der Druck der Barsortimenter und Grossisten wird immer stärker, die Lockangebote von Amazon & Co. ziehen experimentierfreudige Leser ab, die möglicherweise nach einem Kleinverlagsbuch gegriffen hätten. Ich habe als Dritter im Bunde im vergangenen Winter einen Verlagsvertrag bei einem kleinen Comicverlag unterschrieben, den der Zeichner ausgehandelt hat. Seither sind zwei Veröffentlichungstermine verstrichen, weil der Verleger einfach zu kämpfen hat - auch für dieses Buch. Das er machen will und auch machen wird, aber er ist nun einmal ein Kleinverleger, eine One-Man-Show, ohne investoren und Kapitalgesellschaft im Hintergrund. Jeder Schicksalsschlag wirkt sich direkt auf das Geschäft aus. Auch an diese Seite sollte man gelegentlich denken. Möglicherweise vor der Vertragsunterzeichnung. Die einem wahrscheinlich kein anderer angeboten hätte.

  • Dass es viele Kleinverlage nicht einfach haben, weiß ich. Haben ich selbst auch in vielfacher Form erlebt und erlebe es auch weiterhin. So wie ich den Bericht verstanden habe, geht es auch ganz und gar nicht um einen Generalverdacht, sondern nur um die Machenschaften EINES einzigen schwarzen Schafes.


    So ganz neu sind die im Artikel zusammengetragenen Fakten zudem nicht. Schon seit Monaten hört man immer wieder mal vom Unmut mancher Autoren über einen gewissen Verlag. Nun hat sich jemand die Mühe gemacht und die Fakten gesammelt präsentiert. Blöd an der Sache ist eigentlich nur, dass zwar viel berichtet, aber wenig Tacheles geredet wird. Junge und angehende Autoren werden zwar gewarnt, wissen jedoch nicht wovor. Das macht es für sie nicht unbedingt leichter.


  • Hallo, Sören.


    Hast Du gelesen, was ich weiter oben geschrieben habe? Es ist schon klar, dass es nicht um die Kleinverlagsszene allgemein geht, sondern um einen bestimmten Verlag, dessen Identität man mit wenigen Klicks heraushat. Aber dieser Artikel enthält nichts Faktisches, die "Machenschaften" sind daherbehauptet und ohne Beleg, und wenn Du über "Unmut" sprichst, der sich hier ventiliert, dann wünsche ich Dir, dass Du niemals den Unmut der falschen Leute erregst - wenn schon "Unmut" rechtfertigt, solche Angriffe zu fahren.


    Man liest sehr oft in Autorenforen davon, dass nachgefragt wird, wie Verträge - möglichst fristlos - gekündigt werden können, weil man unzufrieden ist, und auch hier ist das schon häufiger gefragt worden. Wenn man dann entgegengesetzt nachfragt, dann erfährt man oft, dass die Autoren einfach ein bisschen enttäuscht sind, dass sie mehr erwartet hatten, dass alles so lange dauert usw. usf. Sie fühlen sich ungerecht oder schlecht behandelt. Gerade Kleinverlage fahren ständig an der Kappungsgrenze, weil das meistens Ein-Personen-Betriebe sind, ergänzt vielleicht um ein paar Freelancer. Denen es um Umgang mit Lieferanten und Abnehmern möglicherweise auch nicht gelingt, sich immer sofort durchzusetzen, was sich dann bis zu den Autoren auswirkt. Das sind, insofern vorhanden, aber keine "Machenschaften", sondern die Widrigkeiten der Branche gepaart mit dem Unbill des Kleinstbetriebs. Wer das nicht zu erdulden in der Lage ist, soll dann halt bei Diogenes unterschreiben. :P-

  • Zitat

    Mausachelattacke

    Sorry, H.D., aber dieses Wort kenne ich nicht. Kannst du mich bitte darüber aufklären? Konnte es auch nicht googeln. ?!?

  • Sören, welche Info soll das denn sein?


    Einem Verlag (darf nicht genannt werden) wird von Leuten (wollen nicht genannt werden) vorgeworfen in "Machenschaften" (was immer sich hinter diesem ominösen Wort verbirgt) verwickelt zu sein. BILD DIR EINE MEINUNG!

  • Das Verlinken solcher Blogs schadet einem nur selbst und hat keinen Nutzen. Viel Text, noch mehr Dramatik und doch keine klaren überprüfbaren Fakten. Daher ist er genauso viel wert wie die üblichen "Wahrheitsblogs". Wenn der Verlag so schlimm ist, wie dort beschrieben, hätte davon bereits eine Zeitung Wind bekommen und einen Beitrag inklusive Inhalte seriöser dargestellt. Was wohl Verlage denken, wenn ihre Autoren auf solche Blogs verweisen würden ("Sind wir jetzt gemeint?") ?

  • Also ob die Presse ein Interesse daran hat, über diesen Verlag zu schreiben, da bin ich doch eher skeptisch. Ich meine, wie groß ist die Reichweite von Kleinverlagen, wie groß das öffentliche Interesse daran?

    Abgesehen davon finde ich auch, dass es hilfreich ist, über solche Artikel zu sprechen. Gerade wenn es den Eindruck erweckt, dass dort Meinungsmache betrieben würde, ist es doch sinnvoll, wenn es im Netz auch andere Stimmen dazu gibt.


    Aus anderen (leider auch hier vertraulich zu behandelnden) Quellen habe ich aber auch Infos von betroffenen Autoren aus dem Verlag, die schon ziemlich heftig sind. Und ich glaube, dass es demnächst (also in den nächsten Monaten) durchaus neue Informationen geben wird, die dann auch belegt werden können. Zumindest hoffe ich das. Denn sollten diese Aussagen der Betroffenen korrekt sein, finde ich es schon wichtig, darauf hin zu weisen. Ich stimme aber auch zu, dass es ungünstig ist, wenn das auf stimmungsmachende Art ohne handfeste Quellen passiert, so wie bei dem Blogbeitrag.

    Dennoch, es einfach zu ignorieren oder wieder zu löschen find ich nicht optimal.