"Das schreit nach einer Fortsetzung"

  • 33b. Genau davor hatte ihn der Typ gewarnt, der ihm das Rohr verkauft hatte: nie Waldmeisterbrause an das Material kommen lassen, sonst bleibt die Zeit stehen, aber nur für dich und die, die sich im Umkreis von einem Meter um dich herum aufhalten.

  • 37a: Der, der Mats war oder nur aussah wie Mats - aber das war ja auch egal - musterte Thomas von oben bis unten, und seine Lippen verzogen sich zu einem dreckigem und geradezu sardonischen Grinsen.

  • 35b. Als wären sie in einer Seifenblase gefangen und in einen Raum entschwebt, in dem es nichts gab als Grün, unendliches Grün, Waldmeisterbrausengrün, und in der Seifenblase nur er, die beiden Alten, die Straßenlaterne, unter der sie zuletzt gestanden hatten, die Beifahrerseite eines weißen Audis und die Frage, wie zum Teufel er hier wieder herauskommen sollte.

  • 36b Bis heute hat sich keiner der drei jemals wieder bewegt und Spaziergänger wundern sich manchmal über die reglosen Gestalten.

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

  • 39a Thomas stand wie vom Donner gerührt, und es dauerte geschlagene dreißig Sekunden, bis er den schmierigen Typen, von dem er kaum mehr als den Namen wusste, einsortiert bekam - na klar, es war Mats Palauer, der Autor dieser kruden Geschichte!

  • 40a: "Wieso hast du mich in diese Farce gedichtet?", ereiferte sich Thomas, "es hätte doch auch was Romantisches sein können, was mit Gefühl, wo ich der Liebe meines Lebens über den Weg laufe und ihr Rosen schenke in diesem Rohrstück, sauber und dicht den Boden mit Gaffer-Tape abgeklebt, denn wozu sonst braucht man Rohrstücke, als Blumen darin zu verschenken an die Allerliebste oder die, die es einmal werden soll, aber nein, du lässt mich dir selbst über den Weg laufen, du schmieriger oller Schreiberheini!"

  • 42a So wie ich Valentinstage regelrecht hasse, so liebe ich die 42er Rohrtage, denn wenn ein dieser naht, darf ich pusten und pusten und siehe auch, was ich nun sehe - Blumen und Buchstaben, die wie Blätter und Blüten und Staub in den Lüften wirbeln und langsam, wie eine Decke, auf alle, die hier stehen, herunterstäuben.

  • 41b. Die beiden Alten gingen neben Thomas in die Knie, jede eine Flasche Waldmeisterbrause diesem fliegenden Etwas entgegenstrecken, das aussah wie eine überdimensionierte Teetasse, aus der ein fortwährend rotierendes Kluntjesholz herausragte.

  • Der Handlungsstrang "a" ist somit fertig:


    Thomas hatte die Kanten des Rohrstückes sorgfältig abgefeilt. Nicht dass es für seine Zwecke wirklich darauf ankam. Doch wenn die Sache Erfolg haben soll, sagte er sich, dann muss alles von Anfang an gründlich erledigt werden – so, als ob es jeweils schon das Letzte ist, was getan werden musste. Er steckte das Rohr zu dem Gaffer-Tape und der Flasche Waldmeisterbrause in seinen Rucksack. Mit schmatzendem Geräusch glitten die Türen des 42er in dem Moment auf, als Thomas, der Hals schmerzte ihm vor Keuchen, an der Bushaltestelle ankam, und er stieg ein. Er stieß mit dem Rucksack an die
    Haltevorrichtung, dass es schäpperte und sich die Fahrgäste erschrocken
    zu ihm umdrehten, eine sogar Terrorist schrie. "Wenn ich wenigstens das wäre", dachte er mutlos, während er die "Terrorist, Terrorist" zeternde Frau mit gesenktem Kopf nur aus dem Augenwinkel beobachtete. Dabei habe ich bloß diese Waldmeisterbrause bei mir, überlegte er, und was ich mit dem Rohrstück vorhabe, geht keinen etwas an, dachte noch, soll ich das hervorziehen, aber dann schreien die hier noch Schlimmeres in diesem Bus. Und was sie wohl schreien würden, wenn sie wirklich wüssten, was er vorhatte - nein, diesen Gedanken wagte er nicht zu Ende zu denken. Da hielt auch schon der 42er und er drängte sich, ungeachtet aller Murrerei zum Ausstieg, den er gerade noch vor dem wieder zuschnappen der Türen erreichte und mit einem gemurmelten "Banausen" heraussprang. Natürlich war er zwei Haltestellen zu früh ausgestiegen, dass kam einfach durch die dämliche hysterische Fantasie dieser Terrorist-Kreischerinnen. Eine davon klebte mit der Nase vor der Scheibe der Bustür, den Mund aufgerissen schrie sie immer noch, und im Abfahren des Busses sah Thomas, wie die Alte ein Handy aus der Tasche zog. Schnell zog er den Kopf ein - bloß kein Foto. Aber da geschah das Grässliche, das Unvorstellbare. Durch dieses Theater war er unaufmerksam geworden und merkte erst jetzt, wie leicht sein Rucksack plötzlich geworden war. Jemand hatte ihm die Waldmeisterbrause gestohlen. Das konnte fatal enden, denn es war keine Waldmeisterbrause darin, es befand sich auch - nein, dass mochte er jetzt nicht bei dem schönen Wetter zu Ende denken. Da - Der Bus blieb mit einem Ruck stehen! Die Tür öffnete sich und heraus sprang die Frau mit dem Handy, die sofort auf ihn zugerannt kam.
    "Tu so, als wärst du furchtbar erschrocken", flüsterte die Alte, als sie Thomas erreicht hatte und ihn an Arm packte, "ich bin auf deiner Seite und das mit dem Terroristengeschrei war ein Ablenkungsmanöver."
    Mit dem zu-Ende-Denken von Gedanken hatte er heute offensichtlich seine Probleme - er verstand gar nichts mehr. Wenn er wenigstens noch seine Brause gehabt hätte, dann könnte er über manche Schwierigkeiten hinwegsehen, aber so – ganz auf sich und die unbarmherzige Realität gestellt – das war schon ein ganz schlimmes Karma. Die Frau flüsterte "alles in Ordnung" und öffnete ihre Tasche, in der Thomas eine Flasche mit grünem Inhalt sehen konnte. Verstehe ich nicht, wie ist sie darangekommen, dann muss sie ja schon länger hinter mir sein und hoffentlich hat sich nichts davon getrunken, denn Schierlingversetzte Limo bekommt eben nicht jedem.
    "Na, wen haben wir denn da?", hörte er eine Stimme hinter sich hörbar vergnügt brummen, wobei die Alte mit dem Handy breit zu grinsen begann.
    Er kannte die Stimme, wusste aber nicht mehr, woher. Seine letzten fünf Gespielinnen konnten es nicht sein, die formulierten anders, und hinter der Sprache der Alten verbarg sich ein Dialekt, nur kam er nicht drauf, auf welchen. Langsam drehte er den Kopf in Richtung der Stimme und entdeckte hinter der Alten und ihrem Handy eine zweite Frau, die ihm nur zu gut bekannt war, auch wenn er sie jetzt und hier lieber nicht getroffen hätte. Sie sollte in der Klinik für Dialektassoziierte Sozialstärungen sein, wo Thomas sie hatte treffen sollen, aber zu seiner Überraschung boxte die Alte ohne Hsndy die Alte mit Handy gegen den Arm, riss ihr die Flasche aus der Hand, trank, dass es nur so gluckerte, und rief: "Lissi, du aale Kruschel, des zischt wie Abbelsaft!"
    Entsetzt sah er die beiden an. Scheiß-Abbelsaft!, überlegte er krampfhaft und sah schon, wie sich die Bewegungen der Trinkenden seltsam verlangsamten.
    "Hihi", versuchte Thomas das Gespräch mit den beiden Alten in Gang zu halten, "das ist lustig: wisst Ihr, warum ich gerade an Sokrates und Conium maculatum denken muss?"
    "Sokrates, der Fußballer?", sagte sie und wurde noch bleicher.
    "Nein, Sokrates, der ...", wollte er erwidern, aber in dem Moment tauchte von der anderen Seite der Mann auf, den er jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnte.
    "Mats", stammelte er. Nein, der sieht aus wie Mats, was soll das denn?"
    Der, der Mats war oder nur aussah wie Mats - aber das war ja auch egal - musterte Thomas von oben bis unten, und seine Lippen verzogen sich zu einem dreckigem und geradezu sardonischen Grinsen. "Damit hast du nicht gerechnet, Thommy, nicht wahr?", murmelte er. Thomas stand wie vom Donner gerührt, und es dauerte geschlagene dreißig Sekunden, bis er den schmierigen Typen, von dem er kaum mehr als den Namen wusste, einsortiert bekam - na klar, es war Mats Palauer, der Autor dieser kruden Geschichte!
    "Wieso hast du mich in diese Farce gedichtet?", ereiferte sich Thomas, "es hätte doch auch was Romantisches sein können, was mit Gefühl, wo ich der Liebe meines Lebens über den Weg laufe und ihr Rosen schenke in diesem Rohrstück, sauber und dicht den Boden mit Gaffer-Tape abgeklebt, denn wozu sonst braucht man Rohrstücke, als Blumen darin zu verschenken an die Allerliebste oder die, die es einmal werden soll, aber nein, du lässt mich dir selbst über den Weg laufen, du schmieriger oller Schreiberheini!"
    "Ich hasse Valetinstag", antwortete Mats voller Wut.
    So wie ich Valentinstage regelrecht hasse, so liebe ich die 42er Rohrtage, denn wenn ein dieser naht, darf ich pusten und pusten und siehe auch, was ich nun sehe - Blumen und Buchstaben, die wie Blätter und Blüten und Staub in den Lüften wirbeln und langsam, wie eine Decke, auf alle, die hier stehen, herunterstäuben.

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin