Drachenbrut - das geht runter wie Lafite

  • Ich stehe also heute Vormittag auf der Terrasse, mache eine Zigarettenpause und blicke auf die Nachrichten, die das Samsung zeigt. Und da steht es, groß und hässlich: Mutabor. Nein, das ist Stephan Krawczyk. Da steht es also von der Feierstunde im Bundestag zum vierteljahrhunderten Mauerfall: Kein Gesäusel, kein alles zudeckendes Gequatsche, sondern Biermann, wie er leibt und lebt. Ja, liebe Linkspartei, Ihr seid die Drachenbrut . Ihr seid der elende Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde. Das ging runter wie Single Malt, ach was - wie Château Lafite.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Ich stehe also heute Vormittag auf der Terrasse, mache eine Zigarettenpause und blicke auf die Nachrichten, die das Samsung zeigt. Und da steht es, groß und hässlich: Mutabor. Nein, das ist Stephan Krawczyk. Da steht es also von der Feierstunde im Bundestag zum vierteljahrhunderten Mauerfall: Kein Gesäusel, kein alles zudeckendes Gequatsche, sondern Biermann, wie er leibt und lebt. Ja, liebe Linkspartei, Ihr seid die Drachenbrut . Ihr seid der elende Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde. Das ging runter wie Single Malt, ach was - wie Château Lafite.



    Ist nur die Frage, was übrig bleibt, wenn dieser elende Rest geht!

  • vielleicht, lieber Alexander, bin ich einfach zu unbedarft, weil ich von der Teilung Deutschlands nichts, aber auch überhaupt nichts gemerkt habe oder aber ich bin zu enttäuscht von all den Parteien, die in Westdeutschland etabliert sind. Ich hab Die Linke mit in den Bundestag gewählt, weil mich deren Aussagen am meisten überzeugten.
    Und den alten Mann da selbstgerecht rüpeln zu sehen...tut mir leid: da kommt bei mir nur Fremdschämen auf.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Wenn Du Dich "fremdschämen" möchtest, liebe Stefanie, dann tu' das doch bitte für Herrn Gysi. Biermanns Äußerungen fand ich grandios.


    "Dann folgte die große Enttäuschung. Der Auftritt von Gregor Gysi."



    Zitat

    Kein Wort, kein einziges kam Gysi über die Rolle der SED über die Lippen. Es war eine traurige, steife Darbietung.

    Zitat

    Die Partei bekennt sich nicht klar zu ihrer Vergangenheit in der DDR. Ganz so, als habe sie mit alldem, was einst in der DDR stattfand, heute nichts mehr zu tun. Als sei sie - die sich von der SED/PDS zur PDS und nach dem Zusammenschluss mit der westdeutschen WASG schließlich zur Linken häutete - wie eine interstellare Erscheinung irgendwann in der Bundesrepublik gelandet.


    Zitat

    Weil sie kein wirklich wahrhaftiges Verhältnis zu sich selbst gefunden hat, landet die Linke immer wieder aufs Neue in der Falle. Ja, die DDR war eine Diktatur, aber bitte schön doch kein Unrechtsstaat - mit diesem argumentativen Unsinn schlagen sich Gysi und andere in der Linkspartei durch Bundestag und Talkshows.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Ein Satz aus seiner Ermutigungist...
    Du brauchst uns, und wir brauchen
    Grad deine Heiterkeit“


    Heiterkeit war wohl nicht angesagt im Bundestag. Herr Lammert wollte Biermann dabei haben und hat Biermann bekommen. Reden, dann drüber singen, Biermann ohne reden geht nicht, das weiß man doch.

  • Warum hat man den Kasper überhaupt reden lassen bzw. nicht beizeiten beherzt eingegriffen ... nun ja, vermutlich weil halt alles was links oder auch rechts von verschlabberter 'Mitte' oder auch Larifarieinheitsbrei ist, 'weggeharkt' (Zitat Kurt Georg Kiesinger ...) werden soll ...


    (Eigentlich wollte ich ja hier nicht mehr schreiben nachdem mir einiges sozusagen zu dumm wurde sowie einer ruckzuckigen oder auch kommisskoppigen Anpöbelei im Anschluß an ein entsprechendes Erwähnen dieses Sachverhalts, aber sozusagen für Susanne, deren Auftritt in "Das Schloss" seinerzeit ich immer noch gern erinnere, mache ich noch mal eine Ausnahme ...)


    :)

  • Warum hat man den Kasper überhaupt reden lassen bzw. nicht beizeiten beherzt eingegriffen ... nun ja, vermutlich weil halt alles was links oder auch rechts von verschlabberter 'Mitte' oder auch Larifarieinheitsbrei ist, 'weggeharkt' (Zitat Kurt Georg Kiesinger ...) werden soll ...


    (Eigentlich wollte ich ja hier nicht mehr schreiben nachdem mir einiges sozusagen zu dumm wurde sowie einer ruckzuckigen oder auch kommisskoppigen Anpöbelei im Anschluß an ein entsprechendes Erwähnen dieses Sachverhalts, aber sozusagen für Susanne, deren Auftritt in "Das Schloss" seinerzeit ich immer noch gern erinnere, mache ich noch mal eine Ausnahme ...)


    :)

    Na, da freuen wir uns aber. Vor allem, wenn's so ein intelligenter Beitrag ist.

  • (...) Kein Gesäusel, kein alles zudeckendes Gequatsche, sondern Biermann, wie er leibt und lebt. (...)

    Ja, beeindruckend persönlich und leidenschaftlich, aber eben auch genauso unversöhnlich und unkorrekt wie zu erwarten. Die Linke besteht nicht mehr nur aus SED-Genossen, junge Leute sind nachgewachsen und auch Wessis machen mit - aus welchen Gründen auch immer. Als sie noch die PDS war, hätte jedes Wort Biermanns gepasst, heute ist es zu undifferenziert, um noch genauso unter die Haut zu gehen wie damals.


    Und dennoch: Wenn man in den diversen Videos die hasserfüllten Mienen einiger Linken-Abgeordneten betrachtet - schon, als Biermann noch kein Wort gesagt hat -, sieht man wieder die ganze primitive Humorlosigkeit, die ein untrügliches Kennzeichen aller ideologisch Verblendeten ist. Das freie Wort, das unbequeme, mag es auch überspitzt daherkommen und ohne "political correctness", ist ihnen ein Gräuel, war es immer und wird es immer sein. Sie flüchten sich lieber in Scheinargumente, um Geschichtsklitterung zu betreiben - wie sie es immer tun. Gysi lieferte heute dafür sein typisches Beispiel, indem er die DDR-Mauer mit "neuen Mauern an der Außengrenze der EU" verglich, die er sieht. Und verschweigt frech, dass Erstere nur dafür errichtet wurde, dass die Menschen ihr Arbeiter- und Bauernparadies nicht bei lebendigem Leibe verlassen konnten.

  • Gysi ist im Moment der einzige, dem ich von all dem Gesocks überhaupt noch zuhören mag. Biermann ist ein Fossil.
    Und was das ganze Mauerfall-Geseire angeht, könnt ich kotzen, aber das tu ich nicht, weil das Zentrum für Politische Schönheit heute auf dem Weg zu den real existierenden Mauern ist

    1. Gegen das "Zentrum für Politische Schönheit" wird wegen schweren Diebstahls ermittelt.


    2. Zum "Mauerfall-Geseire" und Gysi/Biermann: Wegen Aussagen wie dieser hat Biermann sich heute geäußert, wie er es tat. Gregor Gysi ist heute ein eloquenter Linkspopulist, der im Dezember 1989 zum letzten Vorsitzenden der SED gewählt wurde. Und Biermann ist im Vergleich zu ihm das Fossil. Ja, nee, is' klar ...

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • !.: Ja, und? Keine Socke hätte gemerkt, dass die die Dinger mitgenommen haben, wenn sie nicht selbst darauf aufmerksam gemacht hätte. Politische Kunst hatte es hierzulande schon immer nicht leicht, die meisten kriegen doch in ihrer Bräsigkeit gar nicht mit, dass da überhaupt was läuft. ^^


    2. Komisch, wem immer alles vorgeworfen wird, ehemals SED gewesen zu sein. Damals bei Filbinger & konsorten hat die Vergangenheit nicht so richtig gestört, hm???

  • Warum hat man den Kasper überhaupt reden lassen bzw. nicht beizeiten beherzt eingegriffen ... nun ja, vermutlich weil halt alles was links oder auch rechts von verschlabberter 'Mitte' oder auch Larifarieinheitsbrei ist, 'weggeharkt' (Zitat Kurt Georg Kiesinger ...) werden soll ...


    Na ja, der Lächerlichkeit preisgeben war ja immer schon ein probates Mittel ... das scheinen ein paar noch zu beherrschen in unserem Dumpfbackenregiment. Oder interpretiere ich da schon wieder mehr Intelligenz hinein, als auch beim kräftigsten Umrühren nicht zu finden wäre?


    aber sozusagen für Susanne, deren Auftritt in "Das Schloss" seinerzeit ich immer noch gern erinnere, mache ich noch mal eine Ausnahme ...)
    :)


    OMFG. :rofl


  • 2. Komisch, wem immer alles vorgeworfen wird, ehemals SED gewesen zu sein. Damals bei Filbinger & konsorten hat die Vergangenheit nicht so richtig gestört, hm???

    Es ist schon eigenartig, dass dies immer als Ersatz für eine peinliche Analyse der eigenen Weltsicht herangezogen wird. Um es klar zu sagen: Die Filbingers, Kiesingers, Globkes und wie sie alle hießen fand ich zum Kotzen. Ihretwegen bin ich 68 ff. auf die Straße gegangen und habe mich für immer mit meinem Vater überworfen. Das hat weder etwas mit links oder rechts zu tun. Nur mit Herz und Verstand.


    Warum nur ist diese Blindheit gegenüber allem, was links daherkommmt, bei den sog. Intellektuellen derart unausrottbar? Sind denn die Schergen, Mitläufer oder auch nur Verharmloser linker Diktaturen bessere Menschenverächter?


    Ich werde es wohl nie verstehen.


  • 2. Komisch, wem immer alles vorgeworfen wird, ehemals SED gewesen zu sein. Damals bei Filbinger & konsorten hat die Vergangenheit nicht so richtig gestört, hm???


    Interessanterweise doch. Und zwar sehr laut. Ich erinnere an Hochhut (1978), der gerichtliche zugestanden bekam, ihn einen "furchtbaren Juristen" zu nennen. DANACH kam erst die ganze braune Vergangenheit zu Tage, weil in der Zeit vorher von ALLEN Parteien versucht wurde, den Deckel draufzuhalten (die Grünen galten damals noch nichts, bzw. waren gerade erst dabei, sich zu entwickeln). Als Filbinger 2003 vor dem Bund für Vertriebene eine Rede zum Thema Menschenrechte halten wollte, riefen alle Oppositionsparteien zu einer Gegendemonstration auf. Das von Filbinger mitbegründete rechts(über)lastige Studienzentrum Weikersheim wurde von Anfang an kritisch hinterfragt. Dass er bei seinen Parteifreunden weitgehende Deckung erhielt wundert ja nicht.


    Aber wenn man natürlich in einer emotional geführten Diskussion eben mal Argumente braucht, dann nimmt man eben mal schnell die Realität und biegt sie ein wenig auf die eigenen Bedürfnisse zurecht.


    Sonst stimme ich Didi zu. Ich kann Biermann verstehen, dass er heute noch gegen die Partei wettert, die aus der SED hervorgegangen ist. Dass er damit an der Realität vorbeiargumentiert - trotz einiger alter unverbesserlichen Altvorderen in der Linken - das ist eine andere Sache. Das Biermann mehr ist als ein Kaspar zeigt allein sein Werk, das er bislang vorgelegt und teilweise auch vorgesungen hat. Das hätten sich die Herren und Damen der SED damals besser zu Herzen nehmen sollen, anstatt ihn rauszuwerfen aus dem volkseigenen Land.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Nachtrag: Gerade fällt mir noch Beate Klarsfeld ein und die Ohrfeige, die sie Filbinger 1968 verpasst hat. Einigen (älteren) SED-Parteimitgliedern hätte so eine Ohrfeige auch gut gestanden. ;)

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  • Kiesinger, bitt'schön. (Meldet das bessere Langzeitgedächtnis. :) )


    Stimmt, ja. Aber der hatte es auch verdient :) Wenn man mal über schöne Aktionen nachdenkt, die die richtigen getroffen haben, dann kann man schon mal etwas durcheinander kommen, es sind nämlich überraschenderweise gar nicht so wenig.

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