• Eine Frage an Euch:


    Ist es glaubhaft, das eine 84 jährige Frau in der heutigen Zeit noch in der Sütterlinschrift persönliche Briefe verfasst?
    Oder müsste ich dazu einen extra Grund erfinden?
    Dankende Grüße von Dorit


    Meines Erachtens müsste das extra begründet werden, denn, wer in der Nazizeit zur Schule ging, hat kein Sütterlin (zumindest als Haupthandschrift) mehr gelernt. (Ich kann für die Jahrgänge bis 1927 in unserer Gegend sprechen (Nordwestdeutschland), die die Kurrentschrift allerdings noch fließend lesen können.)
    Viele Grüße
    Jürgen

    ASIN/ISBN: 395494104X


    "schönheit ist das versprechen, daß das werden kann, was wir uns wünschen." (Ronald M. Schernikau: Die Tage in L.)

  • Mir fiele nur ein, um zu üben, für Hobby oder beruflich, als Restauratorin. Oder es macht ihr und dem Empfänger ihres Briefes einfach nur Spaß.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Hallo,
    also meine Oma (die wäre heute glaube ich ungefähr 99 Jahre) hat alles in altdeutscher Schrift geschrieben. Immer. Meine Mutter (sie wäre heute 77 Jahre) konnte aus diesem Grund die Schrift lesen, hat sich aber geweigert sie selbst zu schreiben und es wahrscheinlich auch nicht mehr gekonnt. Ich persönlich habe als Kind und Jugendliche altdeutsch lesen und schreiben können, weil ich mir mit meiner Oma Briefe geschrieben habe und sie es mir beigebracht hatte. Aber mit dem Tod meiner Oma habe ich es nie wieder benutzt & kann es heute nicht einmal mehr lesen.
    Fazit: Ich halte es nicht für superunrealistisch, wenn es dem Leser logisch erscheint, dass sie diese Schrift als ihre "private" Schrift (vielleicht wegen Briefwechseln zu Tanten oder so) angenommen hat.
    Viele Grüße,
    Heidrun

  • Grad fällt mir noch ein: vielleicht ist sie leidenschaftliche Kalligrafin und schreibt Briefe immer in besonderen Schriften? Nur so eine Idee.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Meine Großmütter (um die 90) haben beide altdeutsche Schrift benutzt, bzw. eine Mischung aus altdeutscher und "normaler" Schrift. Stellenweise war es für jemanden, der keine altdeutsche Schrift beherrscht, schwer zu lesen.

  • Zitat

    Oder es macht ihr und dem Empfänger ihres Briefes einfach nur Spaß.


    Danke, in die Richtung werde ich mal denken. Vielleicht ein kleines Ritual zwischen den Beiden. Dafür wird sich ggf. noch ein Grund finden lassen.
    Die alte Dame ist Tänzerin (gewesen), leider nicht Historikerin oder Restauratorin...

  • Hallo Dorit.
    Meine Großeltern (Jahrgänge 13u.14) haben alles in Sütterlin geschrieben. Auch in meinem Poesiealbum sind sie mit dieser Schrift vertreten. Meine Mutter hat diese Schrift noch in der Schule gelernt, aber nicht so geschrieben. Ich kann sie noch lesen ( es sei denn die Schrift ist sehr persönlich ).
    Meine Eltern haben sich in Briefen füreinander für die persönlichen Abschnitte der Stenografie bedient. Vielleicht möchte deine Tänzerin ja auch gewisse Dinge nicht für jeden einfach lesbar mitteilen.

    Liebe Grüße
    Alma



    "It's dangerous to love." (The Man Who Cried)

  • In Österreich war Kurrent bis in die 50iger Jahre hoch aktuell. Ebenso eine Form der Laufschrift, wie Suetterlin und ihr sehr aehnlich. Ich habe Kurrent noch in der Schule gelernt, allerdings im Unterrichtsfach Zeichnen. Lesen kann ich sie heute noch fehlerfrei, aber nicht mehr schreiben. Ich habe recherchiert, dass in Deutschland Suetterlin faelschlicherweise als umgangssprachlicher Sammelbegriff fuer alle deutschen Schreibschriften verwendet wird. Also auch für Kurrent. Vom kuenstlerisch-aesthetischen Standpunkt aus betrachtet, gefallen mir die alten Laufschriften - als Handschrift - besser, als die heutige Verkehrs Schrift.