Offener Brief Kulturschaffender in Deutschland zum Krieg in Gaza

  • Knapp vierhundert Kulturschaffende in Deutschland fordern die Deutsche Regierung auf, ihren Einfluss auf Israel dahingehend geltend zu machen, den Wahnsinn in Gaza und die damit verbundenen Kriegsverbrechen zu stoppen. Wer will, kann ihn lesen. HIER!

  • Für mich hat das Ganze schon etwas Krankhaftes.


    Im Irak droht gerade ein Genozid, dort werden Tausende von Menschen vertrieben und umgebracht weil sie die falsche Religion haben. In Syrien wurden weit über 100.000 Menschen getötet, darunter auch tausende von Palästinensern. Aber unsere "Kulturschaffenden" bleiben auf Gaza fixiert, nur auf Gaza und nochmals Gaza. Weil man es dabei den Juden zeigen will. Aber das ist natürlich kein Antisemitismus. Ach woher denn.


    Interessiert es irgendjemanden, wer auch die letzte Feuerpause gebrochen hat? Es war die Hamas, wie überraschend. Die islamistische Hamas, diese erbärmlichen Terroristen, die auch noch so feige sind, dass sie sich hinter Kindern verstecken und die im übrigen die gleiche widerwärtige und verabscheuungswürdige Ideologie vertreten, wie die IS-Terroristen im Irak.


    Aber unsere "Kulturschaffenden" müssen eifrig gegen Israel protestieren. Ich nenne das Heuchelei. Denn ich kann nicht glauben, dass es ihnen wirklich um die Toten in Gaza geht, sonst könnten sie zu den anderen Toten nicht schweigen.

  • Lieber Siegfried,


    deine Argumentation, Kritik an Israel sei purer Antisemitismus, ist in seiner Banalität mindestens so erschreckend wie das wegschauen vor dem konkreten Antisemitismus in Deutschland, .


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Lieber Horst-Dieter,


    ich behaupte nicht einfach, alle Unterzeichner wären Antisemiten, ich insuniere nur, sich über die tiefere Motivation dieses Pamphlets mal Gedanken zu machen. Es ist dort ausschließlich von Israel und seinem angeblichen Angriff auf Gaza die Rede, von Kriegsverbrechen und gezielter Bombardierung von Krankenhäusern und Spielplätzen. Damit wird so getan, als hätte Israel aus heiterem Himmel den Gazastreifen überfallen, um dort Zivilisten zu töten. Nicht ein einziges Wort darüber, dass Israel vorher tagelang mit Raketen beschossen wurde, nicht ein Hinweis, dass die Hamas und ihre Kassam-Brigaden jeden Waffenstillstand von sich aus gebrochen haben, keine Erwähnung der Tatsache, dass Abschussbasen mitten in Wohngebieten und bevorzugt neben Schulen und Kindergärten liegen, dass Waffenlager sich unter Krankenhäusern und auch in UNO-Einrichtungen befinden, was nicht nur israelische Propaganda, sondern auch die UNO selbst feststellt. Die israelische Armee warnt die Zivilbevölkerung sogar vor Einschlägen, sie ruft sogar an, damit die Menschen die Gebäude verlassen. Von all diesen Tatsachen findet sich bei unseren "Kulturschaffenden in Deutschland" nicht der Hauch einer Andeutung.


    Auf Demonstrationen gegen den Krieg in Gaza wurde in Sprechchören gerufen "Juden ins Gas", "Jude komm heraus und kämpf allein". Es gab Angriffe auf Synagogen. Hier in Nürnberg wurden nach einer solchen Kundgebung die Burger-King und MacDonalds-Filialen im Hauptbahnhof angegriffen, weil sie dem jüdischen Kapitalismus gehören.


    Deshalb wiederhole ich: Hat das wirklich mit Antisemitismus nichts zu tun? Wie wollen wir es nennen?

  • Lieber Siegfried,


    mir fehlt in deiner Argumentation gegen die böse Hamas, wie es zu dem Nährboden zu dieser Entwicklung kam. Es kommen mitnichten die Raketenangriffe auf Israel aus heiterem Himmel.


    Das Warnen der Zivilbevölkerung vor den Angriffen in Zivilgebiete halte ich nicht für besonders human, zumal es kaum Ausweichmöglichkeiten für die Zivilbevölkerung gibt. Ich glaube du machst dir keine richtige Vorstellung von der Situation der Zivilbevölkerung in dem abgeschotteten Gebiet im Gazastreifen.


    Ich verurteile die Raketenangriffe der Hamas auch, finde auch, dass das keine Organisation ist, die besonderen Schutz in Anspruch nehmen kann. Ich glaube aber nicht, dass es richtig ist deshalb die ganze Bevölkerung mit in die Vernichtung einzubeziehen und halte dieses Vorgehen der israelischen Regierung für ein Kriegsverbrechen.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Ich verurteile die Raketenangriffe der Hamas auch, finde auch, dass das keine Organisation ist, die besonderen Schutz in Anspruch nehmen kann. Ich glaube aber nicht, dass es richtig ist deshalb die ganze Bevölkerung mit in die Vernichtung einzubeziehen und halte dieses Vorgehen der israelischen Regierung für ein Kriegsverbrechen.


    Es ist die Hamas, die statt ziviler Infrastruktur die letzten Jahre über militärische Tunnelsysteme aufgebaut haben und die Zivilbevölkerung als Schutzschild sowie zivile Einrichtungen als Abschußanlagen für ihre Raketen mißbrauchen. Statt vielleicht mal Luftschutzmaßnahmen zu ergreifen, was komischerweise die angreifende israelische Armee tut, wenn sie die Zivilbevölkerung vorher warnt, was dann von der Hamas unterlaufen wird. Ein Vernichtungskrieg sähe anders aus.
    Siegfrid hat völlig recht. Für den bösen Rassisten sind es die bösen Juden als solche (Antisemitismus), für die braven Christen die bösen Gottesmörder und uneinsichtigen Nichtumkehrer (Antijudaismus) und für die braven Linken die bösen imperialistisch-kapatalistischen Weltverschwörer (Antizionismus). Mit der Realität hat diese ideologisierte Betrachtung nichts zu tun.

    Περὶ θεῶν λέγε, ὡς εἰσἰν. Von den Göttern sage: sie sind. (Bias von Priene)
    [buch]3939459801[/buch]

  • Lieber Horst-Dieter,


    Die Geschichte des Nah-Ost-Konflikts ist zu komplex, um sie hier in Forenbeiträgen abzuhandeln, da wirst du mir sicher zustimmen. Ich propagiere auch gar kein Schwarz-weiß-Bild. Israel hat auch etliches falsch gemacht und Konflikte angeheizt. Aber dieses ewige gegenseitige Anrechnen von Toten und Übergriffen ist ein Grund, warum der Konflikt nie zur Ruhe kommt. Es gibt nicht die eine Seite, die Schuld hat und die armen Opfer auf der anderen Seite.


    Meine Kritik richtete sich einzig auf das völlig einseitige Dokument, das der Anlass dieses Threads ist.


    Ich möchte hier gerne ein Zitat loswerden. Sinngemäß lautet es: "Wir werden ihnen verzeihen können, dass sie unsere Söhne getötet haben, aber wir werden ihnen nicht verzeihen können, dass sie uns gezwungen haben, ihre Söhne zu töten."


    Preisfrage: wer hat das gesagt?


    Antwort: Golda Meir.

  • "Es gibt keine Palästinenser!"


    Preisfrage: Wer hat das gesagt?
    Antwort: Golda Meir. :)

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  • Siegfrid hat völlig recht. Für den bösen Rassisten sind es die bösen Juden als solche (Antisemitismus), für die braven Christen die bösen Gottesmörder und uneinsichtigen Nichtumkehrer (Antijudaismus) und für die braven Linken die bösen imperialistisch-kapatalistischen Weltverschwörer (Antizionismus). Mit der Realität hat diese ideologisierte Betrachtung nichts zu tun.


    Das stimmt. Aber ist damit sämtliche Kritik am Verhalten Israels abgedeckt? Ich halte derartige Vereinfachungen, JEDE/N der Kritik an Israel übt eine der drei genannten Gruppen zuzuordnen, als ebenso plakativ vereinfachend.


    Man kann das natürlich machen, man kann sagen, die Situation ist so komplex, die können wir hier im Forum keinesfalls berücksichtigen oder gar diskutieren. Wir vereinachen das mal, suchen einen Bösen und einen Guten und entsprechend argumentieren wir. Und alle anderen, die den vermeintlich Guten am Outfit kratzen wollen, die schieben wir gleich mal schnell in die antisemitische Ecke zu den Rassisten, den Christen und den Linken und dann ist Ruhe im Stall.

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    Emanuel von Bodmann


  • Vielen, vielen Dank für diesen Link, Horst-Dieter. :)
    Ich kann nur jedem empfehlen, die Homepage von Uri Avnery genau zu lesen. Sie ist höchst informativ in Hinblick auf Historie und Gegenwart und böte eine faire und machbare Lösung, endlich dauerhaften Frieden im "Heiligen Land" zu schaffen, wenn es nur den Willen dazu gäbe. Bleibt, auf genügend Vernunft zu hoffen. Diesbezüglich bin ich - auf Grund des enormen militärischen Kräfteungleichgewichts - leider mehr als skeptisch.

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  • Das stimmt. Aber ist damit sämtliche Kritik am Verhalten Israels abgedeckt?


    Natürlich nicht. Es ist einfach eine Erklärung, warum in statistisch relevantem Maße dieser Konflikt einfach nicht vernünftig betrachtet wird. Hier ein ganz guter Artikel dazu von einem Pakistani-Kanadier: http://www.huffingtonpost.com/…-palestine_b_5602701.html

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  • Dazu Fati Hamad (Innenminister des Gazastreifens)
    "For the Palestinian people, death has become an industry, at which women excel, and so do all the people living on this land. The elderly excel at this, and so do the mujahideen and the children. This is why they have formed human shields of the women, the children, the elderly, and the mujahideen, in order to challenge the Zionist bombing machine. It is as if they were saying to the Zionist enemy: 'We desire death like you desire life.'"
    Hier zu sehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=RTu-AUE9ycs


    Wenn hier schon von Kriegsverbrechen die Rede ist, dann muss auch erwähnt werden, dass auch die Hamas gegen das Kriegsrecht militärische Ziele in von Zivilisten bewohnten Gebieten zu positionieren, verstößt. Oder wie soll man es sonst interpretieren, wenn bewusst Raketen in Moscheen, Schulen o.ä. gelagert und abgeschossen werden?


    Hierzu ein Zitat von Golda Meir (4. Premierministerin von Israel), die bereits 1973 gesagt hat:
    "Frieden wird erst kommen, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben werden, als sie uns hassen."
    (hier nachzulesen: http://en.wikiquote.org/wiki/Golda_Meir)


    Diesen Satz finde ich unglaublich traurig, weil er auch 41 Jahre später leider noch Gültigkeit zu haben scheint...


    Grüße,


    Heidrun


    P.S.: Nur um das klar zu stellen: Ich bin weder pro Israel noch pro Palästina. Aber ich finde es ungerechtfertigt, wenn die Dinge nur von einer Seite gesehen werden.
    Wahrheit liegt immer im Auge des Betrachters, trotzdem ist sie unteilbar.

  • Golda Meir war groß in Sachen kitschige Phrasen dreschen und genoss in den USA und Europa, besonders in Deutschland, das Image der guten, friedliebenden Mutter Israels. In Wahrheit war sie genau so ein Schlitzohr, wie alle anderen Israelischen Premierminister, leugnete die Existenz des palästinensischen Volkes und betrieb ebenso ungeniert Landnahme und illegale Besiedelung.
    Ich kann nur erneut auf die Lektüre der Homepage von Uri Avnery verweisen. Unparteiisch und nüchtern zeigt sie auf, was Sache ist im Heiligen Land.

    2 Mal editiert, zuletzt von Manuela ()

  • immer wieder derselbe Reflex -
    ja, natürlich hat Israel ein Problem mit seiner Staatsidee. Ja, die ganze Kolonialgeschichte und der erste Weltkrieg fliegt uns lieben und so klugen Europäern um die Ohren (verteidigen wir unsere Werte?), aber die Hamas ist ein netter Haufen, der aus ungeklärten Gründen Raketen abschießen kann, während die Bevölkerung im Gazastreifen ganz andere Nöte hat. Und der faschistische Islam, der sich so wunderbar mit der Linken verbindet, ist ja offensichtlich kein Problem. Also Putin verbündet sich mit der orthodoixen Kirche und den Freischärlerln aus einigen Nationen, die deutsche Linke weiß wie immer seit gefühlten hundert Jahren, dass die Amerikaner per se böse sind, Putin und China so lala, die Palästinser noch immer die Guten sidn seit 68 ( alte Idee vom Partisanen und der Guerilla, mit der wir auch groß wurden, alles ok, diese Gefühle) -


    aber da ist er wieder der linke Antisemitismus, die Parolen und das Reden der Linken. Israel wird inzwischen routinemäßig als faschistisch dämonisiert. Was nicht stattfindet auf Seiten der Linken, ist eine Auseinandersetzung mit russischer und chinesischer Politik, mit dem Treiben einiger südamerikanischer Staaten, mit der eigenen abendländischen Geschichte und aktuell mit dem Islamismus. Da werden Bündnisse eingegangen, ohne zu begreifen, dass der Islamismus, wie ihn zum Beispiel die Hamas im Gaza, die Isisterroristen im Irak und Syrien vertreten, eine muslimische Form des Rechtsextremismus ist.
    Im Fall des Faschismus verband sich Konservativismus mit dem Nationalismus; im Fall des Islamismus mit religiösem Fundamentalismus, um die Dynamik zur Wiedereroberung verlorenen Terrains zu gewinnen. Beide bekämpfen Wissen, Zivilisation, Aufklärung, Rationalismus, Gleichberechtigung von Frauen, Kindern und Minderheiten, Homosexualität – ja, und auch Ausbildung. Jedweder Ausbruch aus der autoritären Ordnung gilt als zu bestrafende Provokation. Ein Entrinnen aus dem Kollektiv wird nicht gestattet und mit Tötung, Hinrichtung oder Versklavung bestraft. Es sind Männer, die die kollektive Identität definieren und durchsetzen. Es sind Männer, die diese autoritäre Revolte mit archaischen Zielen anführen und in der Islamismus und Faschismus zusammenfinden. Sie drohen dem Rest der Welt, aber einen ersten Fehler haben die Isiskrieger begangen: Sie haben einen Staat ausgerufen. Sie haben sich eine Adresse gegeben. Sie sind keine faschistische Guerilla mehr, die kommen und gehen kann, wie sie will. Sie ist zu bekämpfen.
    Kann mensch alles besser und gut überall nachlesen. Auch dass die traditionellen Kriege mit Uniform und Erklärungen ein Ende gefunden haben und ersetzt wurden durch Drohnen, Söldner allemal und Menschen, die Krieg wollen, nicht Frieden. Keine Lösungen, denn die sind ja kompliziert. Sehr kompliziert. Und für Schriftsteller/innen sollte es kompliziert sein, denn auch die, die in Israel laut sagen, so geht es nicht, fordern eine neue Staatsidee, die damals 47 und davor nicht sein konnte, als es nur darum ging ein Kolinalgebiet zu einem Fluchtgebiet zu machen. Und bitte wer - steht nun ein für Christen/Jesiden? Am,is, Britten, Franzosen. Ach so, denen geht es vermutlich wieder nur um Öl. Ach nee. Richtig ist sicherlich, dass die Geschichte aller, auch unsere arg dreckig ist, einschließlich der Gehemindienste. Einer hat das gut beschrieben: Ross Thomas.
    Ach so Golda Meir - Kritik ist ja eine Sache, aber so etwas - da muss ich mich ziemlich als deutsche Jüdin zusammennehmen und nicht wünschen, dass solchen Leuten nicht mal eine große und gute Familie um die Ohren flliegt, und manche davon sich zum Glück in Kanada, in den USA, in Great Britain, in Frankreich, in den Niederlanden, in Burma und last not leat in Israel (wenn auch eher ungeliebt durchaus) wiederfinden. Aber vielleicht lassen wir die Christen und Jesiden auch erst einmal allein.

  • Liebe Jay,
    danke für diese differenzierte und irgendwie auch lyrische Antwort. Am besten hat mir gefallen: Und für Schriftsteller sollte es kompliziert sein...
    Ich bezeichne mich nicht als Schriftstellerin, aber ich misstraue den einfachen Antworten und Lösungen. Die Komplexität anzuerkennen und dass die Geschichte aller arg dreckig ist, darum geht es. Und ich persönlich bin ja der Meinung, dass die deutsche Geschichte derart dreckig ist, dass man sich ruhig auch mal mit leidenschaftlichen Antworten etwas zurücknehmen kann. Mal die Klappe halten. Mal ein wenig demütig sein im nicht religiösen, sondern im aufgeklärten Sinne. Wer sich humanistisch empören will, hat defintiv genug Gelegenheiten in dieser Welt. Welche zu finden, wo das Deutsche sich nicht irgendwie hervortut, ist allerdings gar nicht so unkompliziert. Um das Komplizierte kommt man als Deutsche eben nicht herum. Als Österreicherin übrigens auch nicht. Österreich war nicht das erste Opfer, sondern der erste Mittäter.

  • danke - ja, für uns sollte es komplizierter sein und wir sollten Geschichte wissen. Liebe Grüße Jay

  • auf beiden Seiten zu viel! Den Tod aufwiegen kann man nicht und die Bevölkerung weiß das sicher auf beiden Seiten längst. Gut, wenn sie immer lauter werden!

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Zitat

    Den Tod aufwiegen kann man nicht ...

    Dieses Argument ist ein Stehsatz Israels, wenn derartige Vergleiche angestellt werden. Wäre durchaus interessant, wie Israel argumentieren würde, wenn die Opferbilanz (nur ein einziges Mal) umgekehrt wäre.
    Und ein anderer israelischer Stehsatz, ganz ungeniert öffentlich geäußert: "Wenn hundert Palästinenser sterben müssen, um einen israelischen Soldaten zu retten, so sei es." Aber man darf den Tod ja nicht gegeneinander aufrechnen.


    Ein vielzitierter Ort, der immer wieder als Beispiel für den brutalen palästinensischen Beschuss herhalten muss, weil die Vorwarnzeit auf Grund der Nähe zum Gaza-Strip nur rund 15 Sekunden dauert, ist Sderot .
    Obama besuchte ihn 2008 während seines Wahlkampfes, hielt dort eine seiner berühmten, flammenden Reden und betonte die Rolle Amerikas, als Schutzmacht Israels.


    Dazu sollte man folgendes wissen:


    Der Ort heisst ursprünglich auf Arabisch Najd und wurde seit Jahrhunderten von Palästinensern bewohnt, bevor er durch radikale Zionisten (Hagana) am 13. Mai 1948 ethnisch gesäubert wurde. Noch bevor Israel überhaupt als Staat ausgerufen war. Die palästinensischen Dorfbewohner wurden vertrieben, die damalige Besatzungsmacht Grossbritannien schaute diesem Verbrechen tatenlos zu. Insgesamt wurden 139 Häuser mit Planierraupen zerstört, der Friedhof plattgewalzt und die Moschee dem Boden gleichgemacht. Sderot entstand auf den Trümmern von Najd und war eines der 530 Dörfer und Städte, die von den Zionisten rund um die Zeit der Staatsgründung von der Landkarte getilgt wurden. Und das war erst der Anfang ...


    In seinen 80 Thesen für den Frieden, äußerst Uri Avnery in der 28. These folgendes:


    28. Die zionistische Bewegung akzeptierte den Teilungsplan (von 1948), davon
    überzeugt, dass es das Wichtigste war, eine feste Basis für jüdische
    Souveränität zu schaffen. In geschlossenen Sitzungen hat David Ben
    Gurion nie seine Absicht verhehlt, bei der nächsten Gelegenheit, das den
    Juden gegebene Land zu erweitern. Deshalb definiert Israels
    Unabhängigkeitserklärung nicht Israels Grenzen und der Staat hat bis
    heute keine festgelegten Grenzen.



    Shalom, Manuela :)

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