Kind? Ich will kein Kind, ich will Spaß!

  • Am Abend des 31. Oktober 2013 gibt eine Frau in Soest ihrer dreieinhalb Monate alten Tochter Fee-Marie das Fläschchen, wechselt dem Säugling noch einmal die Windeln, legt ihn dann ins Bett, deckt ihn aber nicht zu. Um 23.45 h steigt die Mutter in den Zug und fährt zu einem Mann nach Münster. In Münster kauft die Hartz-IV-Empfängerin für 300 Euro Speed und Amphetamine und besucht dann die Halloween-Party in einer Diskothek, wo sie im Drogenrausch bis zum Sonntag durchfeiert. Erst am fünften November kehrt sie nach Soest zurück. Als sie ihre Wohnung betritt, ist das Baby tot – qualvoll verhungert und verdurstet, wie der Gerichtsmediziner später feststellen wird. Die Frau legt sich neben dem toten Kind schlafen, als wäre nichts geschehen. Am nächsten Tag meldet sie fröhlich auf Facebook, daß in Soest Kirmes ist, und fährt dann wieder mit dem Zug nach Münster, wo sie zwei Wochen bleibt. Die ganze Zeit über liegt das verwesende Kind in der Wohnung in Soest.


    Zum Zeitpunkt des Todes von Fee-Marie werden Mutter und Kind seit acht Monaten durch einen Fachdienst im Auftrag des Soester Jugendamtes betreut. Sechs Stunden in der Woche wird die arbeitslose Mutter, die viel Zeit in Kneipen und auf Partys verbringt, vom Jugendamt zu Hause betreut; nur zwei Tage, bevor die Mutter Fee-Marie dem sicheren Tod überläßt, ist eine Betreuerin zum letzten Mal bei Mutter und Kind. Obwohl die Wohnung total zugemüllt ist und Fee-Marie schon seit Wochen nicht mehr richtig gefüttert und gewickelt wird, will das Jugendamt davon nichts gemerkt haben. Es vergehen vierzehn Tage, bis das Jugendamt endlich die Tür öffnen läßt, hinter der immer noch das tote Kind liegt. Diese Tragödie, die zur Zeit vor dem Arnsberger Landgericht verhandelt wird, setzt eine ganze Reihe von Fällen, in denen Jugendämter versagt haben, mit trauriger Logik fort.


    2006 wird in Bremen die Leiche des zweieinhalb Jahre alten Kevin im Kühlschrank seines Vaters gefunden. Der Vater ist ein Junkie im Methadon-Programm, aus dem Gefängnis ausgebrochen, bedroht Nachbarn und Bekannte mit der Waffe, hat eventuell Mitschuld am Tod von Kevins Mutter. All das weiß das Jugendamt, ja die Behörde ist sogar Amtsvormund des Kindes - und tut trotzdem nichts.


    2012 stirbt in Hamburg die elfjährige Chantal, weil sie das Methadon getrunken hatte, das für ihre vom Jugendamt ausgesuchte Pflegemutter bestimmt war. Ebenfalls in Hamburg wird 2013 die dreijährige Yagmur Yetis von ihrer eigenen Mutter so lange geprügelt, bis sie an einem Leberriß stirbt. Obwohl das Mädchen seit der Geburt vom Jugendamt betreut wird, der bekanntermaßen gewalttätige Vater mit dem Gewehr auf Facebook posiert, das Kind zwischen einer Pflegefamilie und den eigenen Eltern hin- und herwechselt, ist dem Jugendamt bei diversen Hausbesuchen nichts aufgefallen. Als Yagmur am 18. Dezember 2013 stirbt, stellen die Ärzte bei der Obduktion mehr als 80 Blutergüsse und Abschürfungen und einen nie behandelten Armbruch fest. Die Wunden und Blutergüsse wurden von der Mutter überschminkt, damit man sie nicht gleich erkennt.


    In Leipzig verdurstet 2012 der zwei Jahre alte Kieron-Marcel, als seine Mutter sich neben ihm mit einem Drogencocktail ins Jenseits spritzt. Auch hier ist die Mutter im staatlich geförderten Methadon-Programm, auch hier werden Mutter und Kind vom Jugendamt betreut, auch hier ist die vom Staat bezahlte Wohnung voller Müll und Unrat – und auch hier kann das Jugendamt natürlich nichts verbessern, geschweige denn etwas verhindern. Diese entsetzliche Liste ließe sich beliebig fortsetzen.


    Eine Analyse dieser Fälle ergibt erstens, daß die Jugendämter offensichtlich nicht in der Lage sind, Mißhandlung, Mißbrauch und sogar Mord von Kindern zu verhindern, selbst wenn Eltern und Kinder intensiv betreut werden. Die Gründe dafür sind bekannt: Die Mitarbeiter der Jugendämter sind eben auch nicht mehr als Verwaltungsbeamte, sie betreuen viel zu viele Fälle und verlieren den Überblick, viele kennen „ihre“ Familien kaum, manche Mitarbeiter hegen privat Sympathien für Drogengenfamilien und haben viel Nachsicht mit Kriminellen, und anderen ist das Schicksal ihrer Schützlinge schlicht wurscht.


    Das nächste Problem liegt bei harten Drogen und ihrer Verharmlosung. In vielen Familien, in denen Kinder mißhandelt und umgebracht werden, spielen Drogen eine große Rolle, nicht wenige Eltern sind im staatlich finanzierten Methadonprogramm, was sie vom Heroin wegbringen soll, was aber oft nicht funktioniert. Denn Methadon ist längst zu einer Ersatzdroge des schönen Scheins geworden, die Süchtige wieder halbwegs normal erscheinen läßt, an der Sucht selber jedoch nichts ändert.


    Ein wichtiger Grund für Kindesmißhandlungen und Kindermord ist jedoch die Einstellung unserer Gesellschaft zu Kindern. Hätte die Soesterin ihre Katze so umgebracht, wie sie ihr Kind umgebracht hat, dann hätte es auf Facebook einen Shitstorm sondergleichen gegeben und die junge Frau wäre mit Morddrohungen zugeschüttet worden. Bei einem Kind aber werden von Anwohnern und Freunden ein paar Kerzen und selber gemalte Pappschilder aufgestellt, während die Journalisten meinungsführender Blätter, insbesondre aber Psychologen, Pädagogen und Experten für solche Taten genau wie für das Versagen der Jugendämter regelmäßig ganz viel Verständnis zeigen. So werden z.B. in der ZEIT für den Tod von Yagmur weniger die Eltern, als die übliche Melange aus sozial schwachem Stadtteil mit hoher Arbeitslosenzahl, niedrigen Einkommen und hohem Ausländeranteil verantwortlich gemacht. Als im aktuell tagenden Untersuchungsausschuß zum Fall Yagmur Mitarbeiter von Jugendamt und Familiengerichten haarsträubende Versäumnisse erkennen lassen, kann die ZEIT darin lediglich erkennen, daß die Gefahr, welche die kleine Yagmur das Leben gekostet hat, „im System versickert sei“.


    Hinter diesem Verständnis steckt auch eine These, die - in den Hirnen von Philosophen geboren – seit Jahren durch Philosophenkongresse, Internet und Zeitungen geistert. Diese These besagt, daß ein Kleinkind zwar ein Mensch, aber keine Person ist, und deshalb noch Jahre nach der Geburt straflos getötet werden kann bzw. dies möglich sein sollte. Angezettelt hat diese Diskussion der australische Philosoph und Ethiker Peter Singer, Professor für Bioethik an der Universität Elite-Universität Princeton und weltweit eine der ganz großen Nummern auf dem Gebiet der Ethik. In seinem Standardwerk „Practical Ethics“ (Cambridge University Press, New York 2011) schreibt er, daß ein Fötus nicht mehr wert sei, als ein nichtmenschliches Lebewesen, weil er noch keine Person sei, keine Bewußtsein von sich selbst habe, keine rationalen Entscheidungen treffen und sich nicht selbst als ein in Raum und Zeit verortetes Wesen begreifen könne. Deshalb könne, fährt Singer fort, ein Fötus auch nicht dieselben Rechte wie eine echte Person beanspruchen. Wenn aber ein Fötus keine Person ist und deshalb straffrei getötet werden kann, dann ist ein Neugeborenes auch keine Person und sollte deshalb ebenfalls bis zu einem bestimmten Zeitpunkt – Singer sagt nicht genau, bis wann – straffrei getötet werden können.


    Natürlich ist Singer nicht direkt für die Mißhandlung von Kindern verantwortlich, aber er und manche seiner Fachgenossen sind es, die das inhumane Hintergrundrauschen erzeugen, das sich bei Diskussionen um Abtreibung und Kindesmißhandlungen mit dem herbeigeredeten Zerfall der Kernfamilie und der damit einhergehenden Aufwertung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften zu einer unheilvollen Allianz verbindet. In einer postkapitalistischen Spaßgesellschaft, in der viele Erwachsene zeitlebens Teenager bleiben wollen, in der die Ethik der Verantwortung kleingeredet und die von der Biologie vorgegebenen Gesetzte und Grenzen hauptsächlich dazu da sind, ausgetrickst zu werden, genießen Kinder keinen hohen Stellenwert mehr.


    Nach offiziellen Statistiken werden in Deutschland pro Jahr 160 Kinder getötet und 60.000 mißhandelt. Die Dunkelziffer ist aber sehr hoch, weshalb Michael Tsokos, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité, von 320 getöteten Kindern im Jahr und von 200.000 Mißhandlungen ausgeht. Zum Vergleich: in ganz Deutschland gibt es pro Jahr 240.000 Verkehrsunfälle mit Verletzten.


    Diese Zahlen und das fast schon systematische Versagen der Jugendämter bei Kindesmißhandlungen zeigen, daß Staat und Behörden nie die besseren Eltern sein können; daß die philosophisch gerechtfertigte Abwertung von Leib, Leben, Geburt und Empfängnis in der Praxis enorme und schädliche Auswirkungen haben kann; und daß die utilitaristische Spaß-Ethik, in der das ganze Leben auf den Wohlführfaktor reduziert wird, manchmal mörderische Konsequenzen hat.

  • Wer den Philosophen Peter Singer noch nicht kennt, der sollte sich ein bißchen mit ihm beschäftigen. Das lohnt wirklich!


    Seine Praktische Ethik ist ganz gut lesbar, auch einigermaßen für Leute, die sonst keine philosophischen Bücher lesen.


    Singers Ethik ist eine richtig schöne Wohlfühlethik – er rechtfertigt, mit vielen geistigen Kapriolen, praktisch all das, was heute in der westlichen Welt Mainstream im Denken ist.


    Nach Singer ist Abtreibung sowieso, aber auch die Tötung von Kindern noch Jahre nach der Geburt grundsätzlich okay, weil Kinder keine Personen sind. Die Todesstrafe auf der anderen Seiter ist natürlich nicht okay, weil wir es bei Verbrechern selbstverständlich mit Personen zu tun haben.


    Obwohl man Kinder töten darf, weil das ja keine Personen sind, darf man Tiere nicht töten, weil diese wiederum irgendwie schon Personen sind.


    Wer jetzt glaubt, daß diese Aussagen widersprüchlich und unlogisch sind, der hat Singer nicht richtig verstanden. Singer will nicht logisch argumentieren oder gar in der jahrtausendealten Tradition der abendländischen Philosophie schreiben, nein, Singer will die Gedanken einer spaßorientierten Industriegesellschaft, Gedanken, die jede Friseuse und jeder Automechaniker hat, einfach nur rechtfertigen. Er will einfach nur sagen: Hallo, ich bin Professor in Princeton und Philosoph, und das, was ihr sowieso schon denkt, ist ganz okay. Babys und Kinder dürft ihr umbringen, aber Veganer müßt ihr sein.


    Peter Singer ist mein Lieblingskuschelphilosoph!


    [buch]3150189195[/buch]

  • Zitat

    Erhitzte Kontroversen führt Singer selbst auf aus dem Zusammenhang
    gerissene Zitate und ein mangelndes Gesamtverständnis seiner Thesen
    zurück.

    (aus 'Wikipedia')


    8-)

  • Hallo TWJ,


    Deinen Worten kann ich in weiten Teilen zustimmen, muss aber gleichzeitig auch feststellen, dass er einige Aspekte nicht berücksichtigt, nicht berücksichtigen kann, weil dir ganz offensichtlich die Erfahrung im Helfersystem fehlt. Das kann ich deswegen ganz sicher sagen, weil ich genau die Erziehungshilfen im Auftrag des Jugendamtes geleistet habe und derartige Fälle (die jedoch zum Glück alle ohne Todesfälle abgelaufen sind) kenne.
    Und obwohl ich weder "das Jugendamt" (was an sich schon eine viel zu verallgemeinerte Benennung ist, denn es hängt auch stark von den Sachbearbeitern und natürlich auch von den vorhandenen Geldern ab, was bewilligt wird oder werden kann), noch die Versäumnisse ( die es gibt und auf die hinzuweisen immer sinnvoll ist) in Schutz nehmen will, weiß ich doch aus eigener Erfahrung, dass es für Außenstehende unvorstellbar ist, wie wenig man manchmal in derartigen Familien mitbekommt, selbst wenn man 4-5 mal in der Woche in der Familie ist. Die Zustände, die in diesen tragischen Fällen herrschten, sind leider nicht so selten, dass man aus ihnen heraus allein Herausnahmen der Kinder vor dem Gericht durchbekommt, denn die Richter sind immer wieder an Gesetze gebunden, die leider nur zu oft die effektive Hilfe verhindern. Und ja, es ist schlimm, das mit anzuschauen und machtlos zu sein. Das hält man in diesem Job nur aus, wenn man sich abhärtet und ein Stück weit auch vor dem Leid verschließt. Und sicherlich kommt da mit den Jahren auch durchaus eine Abstumpfung bei einem selbst vor. Das ist nicht schön, aber anders kann man in einem solchen Job nicht gesund bleiben.


    Ich habe mit diesem Job inzwischen aufgehört, weil mir die Belastung und auch die Verantwortung, die da auf den Schultern der Helfer lastet, einfach zu groß ist. Und das liegt nur in den seltensten Fällen tatsächlich daran, dass Zuständige wegschauen, sondern tatsächlich am System. Ich musste mit einem 30h ständig quer über den Tag verteilt arbeiten, dass es im Endeffekt die Zeit einer vollen Stelle gefressen hat. Wenn in einer Familie dann eine Krise ist, kommt man verdammt schnell in Bedrängnis, usw. Dass man massive Überstunden macht, jegliche privaten Termine/ Verabredungen dann immer hinten an stellt, wird selbstverständlich erwartet, honoriert aber nicht, denn der Verdienst ist bekanntermaßen nicht astronomisch hoch. (was natürlich ein generelles Problem der sozialen Berufe ist)
    Natürlich kommen auch unterschiedliche Einschätzungen zum Tragen: Wenn ich die Gefahr verletzter Aufsichtspflichten sehe, dann muss das JA das noch lange nicht so sehen. Und in 99% aller Fälle geht es letztlich ja auch gut, wenn nicht eingegriffen wird. Und ja, natürlich gibt es auch manchmal Fehleinschätzungen im Helfersystem. Insbesondere, wenn man bereits lange in einer Familie ist. So wie Eltern meist nicht wirklich registrieren, dass ihr Kind wächst, bis es plötzlich an der Kleidung offensichtlich zu erkennen ist, ist man manchmal auch als Helfer einfach zu dicht dran. Und dann kann man glücklich sein, wenn man nicht ganz allein für diese Familie verantwortlich ist.
    Ich muss ganz ehrlich sagen: Das Problem sind weniger die Versäumnisse in diesen wirklich schlimmen Zuständen, auch wenn die dann leider immer wieder so tragisch enden, das eigentliche Problem liegt darin, dass die Hilfe einfach viel zu spät gesucht oder bewilligt wird. Die Tatsache, dass es erst offenkundig schlimm sein muss, bis überhaupt eine ambulante Hilfe eingerichtet werden kann, sehe ich als das viel größere Übel.


    Und wie die Belastungen innerhalb des Helfersystems in Großstädten ausschaut, darüber will ich gar nicht nachdenken, wenn ich auf meine Erfahrungen im ländlichen Bereich schaue. Um ehrlich zu sein, habe ich den größten Respekt für jeden Kollegen, der sich dem stellt!
    Das sind Dinge, die Außenstehende nicht sehen, nicht sehen können, die aber nunmal einen massiven Einfluss haben.


    Von dieser merkwürdigen Philosophie, dass Föten keine vollwertigen Menschen sind, habe ich übrigens in derartigen Fällen und involvierten Familien/Jugenämtern nie etwas gehört. Ob man das wirklich in Beziehung mit der Praxis setzen kann, wage ich stark zu bezweifeln. Sicher ist für einen gebildeten, intelligenten Menschen leicht ein Zusammenhang konstruierbar, aber dass dieses Konstrukt der Realität entspricht, da bin ich einfach sehr skeptisch. Lasse mich aber natürlich gerne eines Besseren belehren, wenn du dazu objektive Fakten hast. ;-)


    Und dann noch zum Thema: der Staat könne nicht die bessere Wahl als Sorgeberechtigter sein - wer kann es denn, deiner Meinung nach?
    Was ist mit all den Kindern/Jugendlichen, die durch Wohngruppen, Pflegefamilien, Inobhutnahmestellen, Betreuungsprojekten usw. die Chance bekommen, zu überleben, ihre Traumata zu verarbeiten und einen neuen Lebensweg einzuschlagen? (Natürlich ist dann auch nicht automatisch alles in Butter und perfekt, aber doch oft deutlich besser, als die Alternative, in der Herkunftsfamilie zu verbleiben.


    Das Thema ist ein schwieriges und obwohl ich es wichtig finde, immer wieder auf die existierenden Missstände aufmerksam zu machen, halte ich es dennoch auch für wichtig, konkreter auf das zu schauen, was zu diesen Missständen führt, statt mit Pauschalisierungen auf Institutionen oder Menschengruppen zu schimpfen, denen oftmals selbst die Hände gebunden sind.


    Just my two cent zu diesem Thema.


    lg
    Robyn

  • Wer den Philosophen Peter Singer noch nicht kennt, der sollte sich ein bißchen mit ihm beschäftigen. Das lohnt wirklich!

    Seine Praktische Ethik ist ganz gut lesbar, auch einigermaßen für Leute, die sonst keine philosophischen Bücher lesen.

    Singers Ethik ist eine richtig schöne Wohlfühlethik – er rechtfertigt, mit vielen geistigen Kapriolen, praktisch all das, was heute in der westlichen Welt Mainstream im Denken ist.


    Tut es nicht - sagt ein "gebranntes Kind".
    Absolut sinnlos, die Versteigungen dieses Philosophen zu lesen, der eine Marktlücke für sich entdeckt hat und diese mit schräger Scheinwissenschaftlichkeit ausfüllt, indem er gefährlich dummes Zeug so verbreitet, dass es den Anstrich wissenschaftlicher Erkenntnis und gar allgemeiner Gültigkeit erhält. Seine Thesen lassen sich allesamt problemlos widerlegen - von Philosophen ebenso wie von allen Leuten mit klarem Verstand.

  • Aus allem, was ich jetzt hier im Forum dazu gelesen habe, sehe ich im Vordergrund die Täter.
    Und- verdammt- Die Täter sind erwachsen, bei Verstand, wenn uahc zum Teil verkokst und sonstwie - warum stehen sie als erstes im Vordergrund, warum werden deren Kindheits-und weitere Lebenswege hervorgehoben (besonders-bei Gericht, Verurteilungen, die häufig mehr als lasch ausfallen, weil es für Richter einfach bequemer ist).


    Wie auch hier sind die Opfer nicht interessant. Auch nicht für die Justiz. Kinder, die grässliche Misshandlungen psychischer und physischer Gewalt überleben, was wird mit ihnen? Wer hilft ihnen, erlittene Traumata zu bewältigen?
    Robyn: du schreibst über die Unterbesetzung in dem Jugendämtern und ähnlichen Instiutionen.
    Natürlich hast du hier recht.
    Und - es müsste sich so viel in der Strafgesetzordnung ändern, modernisiert werden, es müssen so viele gut ausgebildete Menschen in sozialen Bereichen eingestellt werden, um wirklich nachzusehen. Um die Zeit für die Kinder zu haben.
    Sag mir keiner, dass dafür kein Geld vorhanden ist. Verbal wird öffentlich alles bedauert, und dann ...
    Hab ich einen Zorn.

  • Ich stimme Jefferson in vielem zu, unrichtig ist:"...das sich bei Diskussionen um Abtreibung und Kindesmißhandlungen mit dem herbeigeredeten Zerfall der Kernfamilie und der damit einhergehenden Aufwertung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften zu einer unheilvollen Allianz verbindet" die negative Bewertung gleichgeschlechtlicher Elternpaare. Diese haben sich so sehr ein Kind gewünscht, dass sie es nie verwahrlosen lassen würden.


    Oft haben diese Paare ja in der Petrischale gezeugte Kinder, welche diese schreckliche Autorin "Lewitscharoff" "Halbwesen" nennt, gar nicht als Menschen anerkennt. http://www.sueddeutsche.de/kul…n-und-halbwesen-1.1906448


    Wobei wir bei diesem unseligen Singer sind. Den haben die beherzten Menschen mit Common Sense hier im Ruhrpott schon vor Jahren mit Demos an Vorträgen an der Uni gehindert!

  • Den haben die beherzten Menschen mit Common Sense hier im Ruhrpott schon vor Jahren mit Demos an Vorträgen an der Uni gehindert!


    Dazu fällt mir zum einen dies ein


    Zitat

    Ein Mensch, der fähig ist, Buddha zu begreifen, sollte nicht in einer Welt leben, in welcher common sense, Demokratie und bürgerliche Bildung herrschen. (Hesse, 'Der Steppenwolf)


    und zum anderen, daß diese besondere Art der Meinungsfreiheit in diesem unserem Lande durch 'beherzte Menschen' auch schon Thilo Sarrazin, Jörg Friedrich und viele andere erfahren haben ...


    "Hier kann jeder machen was er will" und anschließend "Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich" hieß es einst in einer Kabarettnummer der Lach- & Schießgesellschaft, heute könnte man den Nachsatz zeitgemäß durch (in etwa) "im Rahmen des jeweils angesagten 'politisch korrekten' mainstream versteht sich" ersetzen ...


  • Tut es nicht - sagt ein "gebranntes Kind".
    Absolut sinnlos, die Versteigungen dieses Philosophen zu lesen, der eine Marktlücke für sich entdeckt hat und diese mit schräger Scheinwissenschaftlichkeit ausfüllt, indem er gefährlich dummes Zeug so verbreitet, dass es den Anstrich wissenschaftlicher Erkenntnis und gar allgemeiner Gültigkeit erhält. Seine Thesen lassen sich allesamt problemlos widerlegen - von Philosophen ebenso wie von allen Leuten mit klarem Verstand.


    Tut es nicht - sagt ein "gebranntes Kind".
    Absolut sinnlos, die Versteigungen dieses Philosophen zu lesen, der eine Marktlücke für sich entdeckt hat und diese mit schräger Scheinwissenschaftlichkeit ausfüllt, indem er gefährlich dummes Zeug so verbreitet, dass es den Anstrich wissenschaftlicher Erkenntnis und gar allgemeiner Gültigkeit erhält. Seine Thesen lassen sich allesamt problemlos widerlegen - von Philosophen ebenso wie von allen Leuten mit klarem Verstand.



    Didi,


    Singer ist der Ethiker der modernen Zeit, auf jeden Fall, seit Hans Jonas tot ist, und Jonas ist nie so bekannt geworden wie Singer.


    Singer ist keineswegs eine Randfigur, ein harmloser Spinner, ein Sektenführer, nein Singer drückt das aus und rechtfertigt all das, was heutige gängige Einstellungen sind. Singers Buch ist die maßgebliche Ethik unserer Zeit. Und Singer faßt nur recht klar in Worte – er kann nämlich gut schreiben -, was die meisten von uns denken.

  • Ein wenig entstand bei mir beim Lesen dieses Beitrags der Eindruck, es würde sich bei Kindesmisshandlungen primär um Drogensüchtige, Arbeitslose oder sonstige Sozialfälle handeln.
    Mitnichten!
    Es wurde und wird in allen sozialen Schichten vernachlässigt, sexuell missbraucht und brutal geprügelt, bis hin zu Todesfällen. Und selbstverständlich ist der Hauptagressionsauslöser meistens der liebe, legale Alkohol. Im Vergleich zu dem, was diese Droge (und es ist eine Droge, sogar eine sehr harte) an der Volksgesundheit anrichtet und an krimineller Energie freisetzt, sind alle sonstigen drogenbedingten Delikte zusammenenommen eine verschwindende Minderheit. Nur zum Vergleich: Jährlich sterben in Österreich rund 15.000 Menschen direkt oder indirekt an den Folgen ihres Alkoholkonsums, aber nicht einmal 100 Menschen an den Folgen von illealem Drogenmissbrauch jeglicher Art!
    Nur, damit ich nicht falsch verstanden werde: Das soll kein Plädoyier für Drogensüchtige und deren teils schlimmer Handlungen sein, aber alles Asoziale und Verachtenswerte dieser Gruppe umzuhängen, ist halt auch keine Lösung.


    Robyn



    Offenbar sind sie es nicht, denn ansonsten würden in Österreich nicht jährlich rund 40.000 (in Deutschland vermutlich das Zehnfache dieser Zahl) gesunder, lebensfähiger Föten straffrei abgetrieben werden, wie man das im Medizinerdeutsch nüchtern nennt.
    Angesichts dieser Zahlen finde ich es einfach lächerlich, einem alten, schwerkranken Menschen, der sich am Ende seines Lebens befindet, das Recht zu verweigern, seinem Leiden ein Ende zu bereiten und sich dabei auf moralisch-ethische Bedenken zu stützen. Als ob es so etwas wie Moral, in unserer schönen, neuen Welt überhaupt gäbe!


    Manuela :)

  • Wie auch hier sind die Opfer nicht interessant.


    Ich seh das genau so!


    Die Opfer sind völlig uninteressant! Die stören nur! Wir werden ja sehen, was da jetzt in Hamburg bei der Gerichtsverhandlung gegen die Eltern von Yagmur herauskommt. Heute war ja Prozeßbeginn! Rein gefühlsmäßig würde ich sagen, daß für den Vater zehn und für die Mutter 25 Jahre Gefängnis angemessen wären. Und die Familienrichterin, die hier total versagt und das Kind an die Eltern zurückgegeben hat, die müßte eigentlich Beruf und Pension verlieren – und zwar Knall auf Fall.


    Aber alles völlig illusorisch! Die beiden Eltern, die jetzt dasitzen wie mit dem Scherm auf – wie man in Österreich sagt, die werden ein paar Jahre einsitzen und dann geht ihr armseliges Leben weiter.


    Aber ich kann nur nochmal sagen: wehe die hätten eine Katze erwürgt und die Fotos auf YouTube gestellt – dann wäre aber richtig was losgewesen.

  • Kindestötungen, Mütter und Väter, die nicht in der Lage waren, ihre Kinder zu lieben oder wenigstens zu versorgen hat es schon immer gegeben. Damals vielleicht aus dem Mangel heraus. Mangel an Nahrung und Unterstützung.
    Heute ist es der Honigtopf in dem meine Generation aufgewachsen ist. Ganz richtig, Thomas: die Spaßgesellschaft, die gewohnt ist, grenzen- und anstrengungslos zu konsumieren. Wir sind in einem Versprechen der Fülle, Sorglosigkeit und persönlichen Freiheit aufgewachsen, dass es einem schlecht werden kann. Und etwas dafür tun? Wer musste das schon? Und verdammt wollen sie sein, wenn sie durch ein Kind daran gehindert werden ihren diversen Gelüsten nachzugehen.
    Es gibt keinerlei Entschuldigung für Kindesmisshandlung und -tötung. Wirklich keine und das soll auch keine sein!
    Wie oft schon, wollte ich hier in Duisburg Kinder retten, denen man die Verwahrlosung förmlich ansah und der Mutter oder dem Vater das Desinteresse oder gar die Agression gegenüber dem Kind. Manchmal sage ich etwas...hilft nix, ich weiß.


    Verdammt, in jeder Arbeiterfamilie von früher, bei der es vielleicht mal ein paar hinter die Ohren gab, zwar nur wenig auf dem Tisch aber die ganze Sippe drumherum, war mehr Wärme vorhanden als in so vielen Familien heute...


    Völlig emotionalisierte Grüße
    Stefanie

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Didi,


    Singer ist der Ethiker der modernen Zeit, auf jeden Fall, seit Hans Jonas tot ist, und Jonas ist nie so bekannt geworden wie Singer.


    Singer ist keineswegs eine Randfigur, ein harmloser Spinner, ein Sektenführer, nein Singer drückt das aus und rechtfertigt all das, was heutige gängige Einstellungen sind. Singers Buch ist die maßgebliche Ethik unserer Zeit. Und Singer faßt nur recht klar in Worte – er kann nämlich gut schreiben -, was die meisten von uns denken.

    Das tut er, TWJ, aber er tut eben noch mehr: Er rechtfertigt dieses Denken und Handeln philosophisch. Damit legitimiert er es wissenschaftlich. Und das ist ihm vorzuwerfen.

  • (...) Und selbstverständlich ist der Hauptagressionsauslöser meistens der liebe, legale Alkohol. Im Vergleich zu dem, was diese Droge (und es ist eine Droge, sogar eine sehr harte) an der Volksgesundheit anrichtet und an krimineller Energie freisetzt, sind alle sonstigen drogenbedingten Delikte zusammengenommen eine verschwindende Minderheit. (...)

    Genauso ist es. Nur will es niemand hören.


  • "Hier kann jeder machen was er will" und anschließend "Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich" hieß es einst in einer Kabarettnummer der Lach- & Schießgesellschaft, heute könnte man den Nachsatz zeitgemäß durch (in etwa) "im Rahmen des jeweils angesagten 'politisch korrekten' mainstream versteht sich" ersetzen ...


    Das war Franz-Josef Degenhardt und seine Befragung eines Kriegsdienstverweigerers, wenn ich das mal so am Rande einwerfen darf.

  • Singer – nicht ganz neu


    Die von Singer aufgeworfene Frage, wann denn bei einem menschlichen Lebewesen von einer „Person“ gesprochen werden könne, hat viele Entsprechungen in der Kulturgeschichte der Völker. Überrascht mag man sein, der Fragwürdigkeit von Singers Vorstellungen in einer der geistig und ästhetisch höchst entwickelten Epochen, die wir kennen -der griechischen Hochklassik- zu begegnen. Hier erreicht die abendländische Kunst eine nie wieder in dieser Vollendung beobachtbare Einheit von Form und Inhalt, getragen von den griechischen Wertnormen dieser Zeit, an deren Spitze die „Kalokagathie“ paradigmatisch stand. (Die Vollendung und Einheit von Schönem und Gutem, analog der körperl. und geistigen Vollkommenheit). Ideale Gesellschaft also? Nicht für das Kind. Nach geltendem Athener Gesetz war es dem Vater erlaubt, sein Kind auch nach der Geburt zu töten oder auszusetzen. Das Kind wurde als Objekt familiendynastischer Planungen verstanden. Passte es nicht in diese Vorstellungen, konnte es als „animalische Sache“ beseitigt werden. Das Kind wurde erst dann als „Menschenwesen“ bewertet, wenn es in einer öffentlichen Vorstellung und Anerkennung seinen Namen (vom Vater) bekam. (Sinngemäß nach: Henri van Effenterre, „Das Leben in der Familie“, in: „Athen und seine große Zeit“, Florenz, 1976).
    Es sei hier noch erwähnt, dass in Griechenland bereits im 5. Jhd. v. Chr. eine mangelnde Verbindlichkeit der ethischen Normen zu beklagen war, die in der nachfolgenden hellenistischen Zeit zu einer Sinnentleerung und reinen Historisierung führte. Begleitet wurde der Niedergang von einem übersteigerten Subjektivismus.

    Später Zeiten Traum
    [buch]3844295968[/buch]
    ISBN: 978-3-8442-9596-2
    .......................................
    Von Rosen und Menschen
    [buch]3737530947[/buch]
    ISBN: 978-3-7375-3094-1
    .......................................
    Warst Du der Wind
    [buch]3741835544[/buch]
    ISBN: 978-3-7418-3554-4
    ....................................
    "... es gibt nur ein Begegnen: im Gedichte
    die Dinge mystisch bannen durch das Wort."
    (Gottfried Benn, Statische Gedichte, "Gedichte")

  • Das war Franz-Josef Degenhardt und seine Befragung eines Kriegsdienstverweigerers, wenn ich das mal so am Rande einwerfen darf.




    Off topic: Danke, Gerald.
    F.-J. Degenhardt, r.i.p., war mein Held; ein halbes Jahrhundert ist das nun fast her - und seine Lieder ziehen mich bis heute in den Bann. Ich bin ihm damals zu seinen Auftritten hinterhergereist. Habe alle seine Sachen (mehrfach) hier, auch sämtliche Bücher, Cartoons etc. Die Verklärung ist der Ernüchterung gewichen, aber dennoch singen wir noch heute seine Lieder zur Gitarre, abends, wenn die richtigen Leute da sind. Ach ...


    Hier ein Link zum Text meines absoluten Lieblingsliedes von ihm (auch musikalisch eins seiner besten):


    http://www.golyr.de/franz-jose…mentaler-hund-590018.html