Autoren starten Aufruf gegen Massenüberwachung und für digitale Rechte

  • Ich hab mich einfach frech als Baby-Autorin in die große Liste eingklinkt und mitgemacht. Du auch?
    Finde das Anliegen wichtig und richtig.
    Wobei...eigentlich fühle ich mich in der der unfassbar großen Menge dieser Daten, die da von mir und anderen eingefangen werden, beinahe so anonym wie eine Ratte in New York City...
    Eines aber weiß ich sicher: eine Petition ist so kurzlebig, wie der Klick mit dem ich sie unterschrieben habe.
    Mal sehen...

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    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Ehrlich gesagt... nein, ich habe nicht mitgemacht. Die ganze Aktion läuft auf etwas hinaus, was wir hier "zornig mit dem Füßchen aufstampfen" nennen.
    Es ist das alte Dilemma: Man hat das Gefühl, dass es eh nichts bringt. Auf der anderen Seite bin ich froh, wenn wenigstens noch versucht wird, etwas zu erreichen, denn wenn sich niemand mehr um solche Dinge kümmert, dann wird das von den Mächtigen sofort als stillschweigende Zustimmung aufgefasst.


    Insofern: Ich bin stolz auf dich, liebe Stefanie :gimme5

  • Ich hab das auch signiert, verbinde damit aber nicht die geringsten Hoffnungen. Um diesen Untaten, die ja nicht nur von den Geheimdiensten begangen werden, Herr zu werden, müsste man "das Internet", wie es derzeit existiert, schlicht abschaffen und durch eine völlig andere Technologie ersetzen. Das gilt für die Infrastruktur, die sich so herrlich simpel abhören lässt (übrigens auch von den vielen Privatfirmen, die bei Internetkommunikation zwischen Sender und Empfänger hängen), aber auch für die einzelnen Angebote. Jede Site, jedes Forum, jeder verkackte Informationsdienst, sie alle sammeln pausenlos Daten über uns, die bei uns installierten Browser tun es und nicht wenige der sonstigen Programme auch. Nicht zuletzt kann man ein aktuelles Smartphone praktisch nicht in Betrieb nehmen, ohne es mit einem Google- oder Apple-"Konto" zu verbinden, was direktamente dazu führt, dass die gesamte Kommunikation und alle Tätigkeiten mit/auf diesem Smartphone für diese Leute transparent sind. Um ehrlich zu sein - vor den Geheimdiensten habe ich in diesem Zusammenhang weniger Angst als vor den ganzen kleinen und riesigen Datenkraken, aus denen das Internet besteht. Ganz zu schweigen von den vielgenutzten Angeboten, die nicht den geringsten Hehl daraus machen, dass es ihnen ausschließlich darum geht, Informationen über uns zu sammeln, vorneweg Facebook und Twitter.

  • ..."zornig mit dem Füßchen aufstampfen" nennen...

    das trifft es ziemlich genau, Achim! Mehr ist es nicht. :trotz
    Und ich würds immer wieder tun.
    Ich backe auch Protestplätzchen und lege Demokratie-Gedenkmittagsschläfchen ein...aber irgendwie habe ich das Gefühl, das bringt auch nichts...
    Ist schon wirklich schizo...ich nutze facebook täglich, füttere freiwillig den Datenkrakenzoo...hallo? Ich glaub, ich muss mal in mich gehen...aber wo war das noch?
    Ich grüße dich lieb verwirrt!



    und dich, Tom auch, weil du recht hast!

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Auch wenn man nur etwas zunächst Wirkungsloses dagegen tun kann, sollte man es dennoch.


    Hier geht es schlicht darum, dass eine sich demokratisch und freiheitlich nennende und eigentlich am Ende ihrer Vorherrschaft befindliche Supermacht versucht, sich die Macht statt nur mit Militär und Wirtschaft (wo es immer dünner wird) mit Wissen über alles und jeden zu sichern. Das Volk (die Völker) muss sich die Macht wieder zurückholen, um die Geheimdienste in ihren Dienst zu stellen und wenigstens zu kontrollieren, was mit den Daten geschieht. Dazu muss sich zunächst die Mehrheitshaltung ändern, wofür so ein Aufruf nützlich ist. - Übrigens auch, um aufzuzeigen, dass die USA bereits soweit sind, dass sich die (einstigen) Flaggschiffe des Journalismus, New York Times und Washington Post, auf Regierungsdruck hin weigern, das abzudrucken.

  • Man kann ja auch einfach den Mund halten, weil es sowieso nichts nützt. Und wenn man das immer macht, dann nützt es auch irgendwann nichts mehr, darüber nur nachzudenken, ob sich irgend etwas verbessern lässt. Fatalismus ist immer eine gute Methode, alles zum Schlechten zu wenden.


    Es darf niemals vom Nutzen abhängig gemacht werden, ob man seine Meinung sagt oder zeigt.


    Findet


    Horst-Dieter (der selbstverständlich auch die Liste unterzeichnet hat)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Es darf niemals vom Nutzen abhängig gemacht werden, ob man seine Meinung sagt oder zeigt

    So sehe ich das auch.
    Dazu gehört dann auch mein persönlicher Entschluss, diese Petition nicht zu unterschreiben, was allerdings daran liegt, nicht etwas unterschreiben zu wollen, bei dem die Herren Grass und Augstein die Fahne auf der Speerspitze tragen.


    Ob aber, Michael, die Wahington Post und die New York Times tatsächlich nur auf Regierungsdruck hin keine Meldung bringen, kann auch schlicht daran liegen, dass sie trotz des fehlenden Hinweises der Petition auf die NSA und Co. sehr wohl eine pauschale Verurteilung der USA als Weltmacht vermuten, den du ja in deiner Antwort auch klar formuliert hast und sich immer hart am Rande zu einem Antiamerikanismus bewegt.


    Die sind ja nicht blöd und haben genau verfolgt, was vor allem Deutsch-Europa zu dieser Thematik so rausgelassen hat. Ich habe wochenlang immer mal wieder die Kommentare zum NSA-Skandal gelesen. Und es ist eben nicht so, dass "der Amerikaner" nicht selbst die Gefahren unterschätzen würde, die hinter der Macht solcher Behörden lauern, da geht es schon recht deftig zur Sache. In der hiesigen Diskussion ist allerdings die Fokussierung auf die Weltmacht USA schon augenfällig, die andere Nationen durch Überwachung ...ja, was eigentlich ... beherrscht? Oder gar unterdrückt?


    Und genau da sehe ich ein Problem, wenn nicht eine große Gefahr, diese Lauschangriffe eines Staates als Gefahr von außen, also als Feindbild wahrzunehmen und sich auf nationale Unabhängigkeit und nationale Sicherheit, auf nationale Autarkie zu konzentrieren. "Wie lange lassen wir uns das von den Amerikanern noch gefallen" lauten dann in Foren, auf Facebook, twitter und anderen sogenannten "sozialen" Netzwerken die Aussagen. Daten mithin als Volkseigentum? Pullach ein Garant für nationale Datenidentität? Lächerlich. Es war schon die Rede von einem sicheren, also nationalen Internet. Da schüttele ich nicht mit dem Kopf, ich erschrecke eher. Und ausgerechnet Gysi wird landesweit für seine Rede im Bundestag gelobt, der da ebenfalls die nationale Keule schwingt.


    Vielleicht hat der BND gepennt, vielleicht sitzen da auch nur Luschen. Vielleicht sind sie aber auch genau solche Profis wie auf der anderen Seite des Atlantiks, vielleicht waren sie auch schlauer und haben das Glück, nicht durch Whistleblower-Enthüllungen in den öffentlichen Fokus gelangt zu sein. Spionieren die nicht? Spionieren überhaupt irgendwelche Staaten nicht?


    Die von mir abonnierte und hochgeschätzte linke "konkret" hat auf dem aktuellen Titelbild sehr passend "Achtung! Feind hört mit!" in eine wohlbekannte Fraktur gesetzt, im Hintergrund die Silhouette eines anonymen Spions. "Die deutsche Spionagehysterie" ist tatsächlich eine deutsche Hysterie. Jetzt ist es aber nicht mehr der Russe, der vor der Tür steht, sondern der Amerikaner, der in unseren Computern wütet.


    Obacht.

  • Zitat

    Auch wenn man nur etwas zunächst Wirkungsloses dagegen tun kann, sollte man es dennoch.


    Fraglos.


    Es ging mir nur darum, dass das strukturelle Problem viel tiefergehender ist. Stellt Euch vor, Geldscheine bestünden aus Standard-Schreibmaschinenpapier, und sie wären simpel in 72.Verdana bedruckt, einfach per Laserdrucker. Man müsste nicht einmal in Geldnot sein, um auf die Idee zu kommen, das selbst nachzumachen. Und exakt so verhält es sich mit "dem Internet". Es ist wie eine klapprige Scheune, in der extrem wertvolle Edelmetalle gelagert werden, aber am Scheunentor hängt nicht einmal ein Schloss, sondern nur ein kleines, verschämtes Schild, auf dem "Bitte nicht klauen" steht.


    Es ist absolut nicht hinzunehmen, dass staatliche Stellen, aber auch private Firmen mit unseren Daten umgehen, als hätten wir bei der Geburt einen Freibrief unterzeichnet. Es ist aber auch mehr als nur grob fahrlässig, wie wir selbst mit unseren Daten umgehen, wie wir eine Technik einsetzen, die bar jeder Sicherheit ist. Mit beiden Problemen muss man sich auseinandersetzen.

  • Da jeder Bürger und jede Bürgerin mitmachen darf: Ich habe das eben auch unterzeichnet.


    Was soll daran verwerflich sein, hin und wieder zornig mit dem Fuß aufzustampfen?

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Hallo Tom,


    ich stimme zu, dass man jedem bewusst machen sollte, dass das Internet ein Geist ist, den man nicht mehr zurück in die Flasche kriegt. Schöner Vergleich, Deiner.


    Persönlich setze ich eher auf den Ansatz: das Netz mit falschen persönlichen Informationen füllen. Das automatisch von den Richtigen zu trennen, ist verteufelt schwer. Sonst hat man die Zweiklassengesellschaft: die, die nichts oder wenig preisgeben und die, die viel preisgeben. Und: Wenn wir alle verdächtige Haltungen und Meinungen vertreten, ist das ganze System nutzlos.


    Hallo Nils,

    Zitat


    Ob aber, Michael, die Wahington Post und die New York Times tatsächlich nur auf Regierungsdruck hin keine Meldung bringen, kann auch schlicht daran liegen, dass sie trotz des fehlenden Hinweises der Petition auf die NSA und Co. sehr wohl eine pauschale Verurteilung der USA als Weltmacht vermuten, den du ja in deiner Antwort auch klar formuliert hast und sich immer hart am Rande zu einem Antiamerikanismus bewegt.


    Ich bezog mich da auf ein Interview von Trojanow im Deutschlandradio, der sich eher dergestalt geäußert hat, dass die Vertreter der Redaktionen unter Druck gesetzt worden seien, als dass sie die (patriotische) Schere bereits im Kopf gehabt hätten.

  • Ich habe unterzeichnet. Totale Überwachung widerspricht der Menschenwürde, und ob es was nützt oder nicht, da äußere ich halt meine Meinung. Und das gilt ganz besonders für staatliche Überwachung.
    Kommerzielle Überwachung kann man auch noch eher beeinflussen. Ich mache oft an allen möglichen Stellen falsche Angaben. Den Ansatz, auch falsche Informationen zu streuen, finde ich gar nicht schlecht. Ich glaube, dass viele Angaben, Daten usw. sowieso falsch sind, weil Menschen im Internet auch ein zweites Leben führen, also sich und ihr Leben verschönern, faken, erfinden. So toll erfolgreich sind nämlich diese spezifischen, individualisierten Werbeangebote gar nicht. Firmen geben sehr viel Geld für Marktforschung aus, weil die emotionale Erreichbarkeit für ein Produkt, eine Marke eben nur ansatzweise aus einem Facebookprofil zu erschließen ist.