Aufgeklärtes Heidentum

  • Hallo,
    ich poste einfach mal den Klappentext meiner ersten Buchveröffentlichung:


    Zitat

    Seit den frühen Siebzigern erfreuen sich die alten vorchristlichen Religionen Europas wieder zunehmender Beliebtheit. Wegen ihrer momentan noch geringen Mitgliederzahlen werden sie in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Das wäre an sich nichts Schlimmes, unterlägen dabei nicht ihre Inhalte, Ausrichtung und Grundideen und somit die Ansichten über ihre Anhänger oft gravierenden Mißverständnissen und Fehlurteilen.
    Der Hauptgrund für die fehlerhafte Wahrnehmung ist mangelndes Wissen über die Grundkonzeption des alten wie neuen Heidentums, welche sich deutlich von der bekannterer Religionen unterscheidet, was in der Regel von hiesigen Monotheisten und Atheisten übersehen wird. Insbesondere Anhänger des modernen nordisch-germanischen Heidentums leiden unter dem Vorurteil des angeblich inhärenten Rechtsextremismus, das auf einer nachvollziehbaren aber deutlich verzerrten historischen Sicht beruht.
    Dieses Buch wagt den Versuch, die gängigen Mißverständnisse und Unkenntnis durch Fakten und Einsichten zu ersetzen.


    Geschrieben habe ich es nach einem schweren Unfall, hauptsächlich während der Reha-Phase. War mir irgendwie wichtig und hat ziemlich gut getan. Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen, gerade im Hinblick auf den sog. interreligiösen Dialog. Leseprobe gibt's bei amazon, s. Signatur.


    :wink2

    Περὶ θεῶν λέγε, ὡς εἰσἰν. Von den Göttern sage: sie sind. (Bias von Priene)
    [buch]3939459801[/buch]

  • Heidentum als Religion gab es nie. Nur aus christlicher Sicht waren alle, die anderen Religionen anhingen "Heiden". Es dürfte wohl damals niemand gegeben haben, der sich als Heide bezeichnet hat. Heute von "Neuheidentum" zu sprechen ist mehr als kurios.


    Wohlgemerkt: Ich kritisiere hier nicht Andersgläubige. Es ist (mir) eigentlich egal, welcher Religion sich jemand zugehörig fühlt. Auch ist keine Wertung damit verbunden, wenn ich frage: "Heiden - gibt's die?"

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Heidentum als Religion gab es nie. Nur aus christlicher Sicht waren alle, die anderen Religionen anhingen "Heiden". Es dürfte wohl damals niemand gegeben haben, der sich als Heide bezeichnet hat.


    Nun ja, der Begriff "Heide" war ursprünglich eine Beleidigung für Andersdenkende. Aber wie das bei solchen Begriffen gerade heutzutage läuft, nehmen die Beleidigten ihn trotzig an und verwenden ihn einfach als Bezeichnung für sich selbst. Als Beispiel sei mal "Schwuler" genannt.
    Heidentum im Sinne europäischer Polytheismen gab und gibt es als Religionsform sehr wohl, allerdings ist das Verständnis, was eine Religion ausmacht, etwas anders als das, was die Kirchenväter dazu geschrieben haben. Heute und hierzulande zählt nur das moderne Religionsverständnis, andere werden in der Regel ignoriert bzw. übersehen, weil es zu den bekannten monotheistischen Religionen so schön und einfach paßt. (Darum geht's in Kapitel 1.)


    Zitat

    Heute von "Neuheidentum" zu sprechen ist mehr als kurios.


    Kommt darauf an, was man damit verbindet. Aber ich mag den Begriff aus mehreren Gründen auch nicht.

    Περὶ θεῶν λέγε, ὡς εἰσἰν. Von den Göttern sage: sie sind. (Bias von Priene)
    [buch]3939459801[/buch]


  • Nun ja, der Begriff "Heide" war ursprünglich eine Beleidigung für Andersdenkende. Aber wie das bei solchen Begriffen gerade heutzutage läuft, nehmen die Beleidigten ihn trotzig an und verwenden ihn einfach als Bezeichnung für sich selbst. Als Beispiel sei mal "Schwuler" genannt.


    Das kann natürlich unwidersprochen so stehen bleiben. Für eine glückliche Lösung halte ich es trotzdem nicht.


    Zitat


    Heidentum im Sinne europäischer Polytheismen gab und gibt es als Religionsform sehr wohl, allerdings ist das Verständnis, was eine Religion ausmacht, etwas anders als das, was die Kirchenväter dazu geschrieben haben. Heute und hierzulande zählt nur das moderne Religionsverständnis, andere werden in der Regel ignoriert bzw. übersehen, weil es zu den bekannten monotheistischen Religionen so schön und einfach paßt. (Darum geht's in Kapitel 1.)


    Heidentum als Religionsform gab es nicht. Definitiv nicht. Als Heiden wurden alle bezeichnet, die nicht Christen und nicht Juden waren. Also der Rest. Das nun als Bezeichnung für polytheistische Religionsform zu bezeichnen ist nicht korrekt, vor allem weil es alle nichtpolytheistischen nicht-christlichen Religionen oder Religionsvarianten ausschließt


    Wie gesagt: Wenn sich jemand zu irgend einer Religion egal mit wieviel oder wenig Göttern bekennt, ist das seine Sache und wird von mir nicht kritisiert. Selbstverständlich darf sich auch jede/r als Heide bezeichnen, ganz gleich, was man darunter mal verstanden hat (oder die katholische Kirche heute noch darunter versteht - aufgegeben hat sie den Begriff ja nicht). Ich erlaube mir aber, zu sagen, dass ich es kurios finde und die Bezeichnung auch gegen vermeintliche Trotzhaltungen als unglücklich ansehe.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Heidentum als Religionsform gab es nicht. Definitiv nicht. Als Heiden wurden alle bezeichnet, die nicht Christen und nicht Juden waren.


    Das ist nicht ganz korrekt. Als "Heiden" wurden alle Nichtjuden bezeichnet und damit waren die gemeint, die der damals üblichen griechisch-römischen Religionsausübung nachgingen. Im Urchristentum gab es Debatten zwischen Heidenchristen und Judenchristen über die korrekte Ausübung der neuen Religion, insb. ob man sich beschneiden lassen müsse, s. z.B. Paulus-Briefe. (Während der Kreuzzüge hießen die Moslems dann Heiden, aber das war 1000 Jahre und eine lange Entwicklung später.)
    Eine exklusive Zugehörigkeit zu einer Religion gleich zu einer Religionsgemeinschaft gab es damals nicht. Man konnte soviele Religionen haben und in so vielen Vereinen und Kulten sein, wie man lustig war. Das einzige, was man einigermaßen befolgen mußte, war der Staatskult. Und diese Art der antiken Religionsausübung wird heute wieder "Heidentum" genannt, jedenfalls von denen, die es ausüben.

    Περὶ θεῶν λέγε, ὡς εἰσἰν. Von den Göttern sage: sie sind. (Bias von Priene)
    [buch]3939459801[/buch]

  • Du schreibst es ja: Wurden bezeichnet. Ein Bekenntnis zum "Heidentum" gab es damals nicht. Auch lange später nicht. Erst neuerdings, also seit ein paar Jahrzehnten taucht dieses bekennerhafte "Heide sein zu wollen" auf. Es wäre auch müßig, darüber zu diskutieren, wenn wir uns hier nicht in einem Autorenforum befinden würden. Hier geht es um Sprache und da erlaube ich mir diese Kritik :evil

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Du schreibst es ja: Wurden bezeichnet. Ein Bekenntnis zum "Heidentum" gab es damals nicht. Auch lange später nicht. Erst neuerdings, also seit ein paar Jahrzehnten taucht dieses bekennerhafte "Heide sein zu wollen" auf. Es wäre auch müßig, darüber zu diskutieren, wenn wir uns hier nicht in einem Autorenforum befinden würden. Hier geht es um Sprache und da erlaube ich mir diese Kritik :evil


    Ein Bekenntnis zum Heidentum oder einer in dem Sinne, wie ich ihn meine, heidnischen Religion gibt es auch heute nicht. Das hängt mit der Struktur dieser Religionsform zusammen. "Bekennender Heide" ist beinahe ein Oxymoron, unterfüttert von den monotheistischen Vorstellungen, um mal bei der Sprachkritik zu bleiben. Die einzige heidnische Religionsgemeinschaft, die meines Wissens nach jemals ein Glaubensbekenntnis verzapft hat, ist die dänische Forn Siðr, und das auch nur, um sich vom Staat überhaupt als Religion anerkennen lassen zu können, weil sie einen Friedhof gründen und Ehen schließen wollten.
    "Religion" bedeutet, den Werten, Riten und Traditionen zu folgen, nicht irgendeinen von einem Magisterium dogmatisierten Glauben zu bekennen, s. dazu Cicero de natura deorum, der sehr schön zwischen religio und superstitio unterscheidet und dies ganz anders als in späteren christlichen Zeiten auffaßt, wo sich religio zu "Glaube" oder "Bekenntnis" und superstitio zu "Aberglaube" wandelte.

    Περὶ θεῶν λέγε, ὡς εἰσἰν. Von den Göttern sage: sie sind. (Bias von Priene)
    [buch]3939459801[/buch]

  • Der Begriff "Neopaganismus" ist schon recht alt, wenn ich mich recht entsinne, im 19 Jahrhundert entstanden. Woolf hat die Grantchester Group als Neo-Pagans bezeichnet, die Präraffaeliten waren neopagan beeinflusst ... Und ich glaube, auch die ab den sechzigern dieses Jahrhunderts aufgekommenen neuen Hexenkulte/Wicca usw. haben sich damals schon so bezeichnet.
    Aber darüber weiß der Autor sicher mehr.
    Interessantes Buch. Leider zu teuer. :evil