Schreibblockaden

  • Mir fällt auf, dass in diesem Forum, zumindest seit ich hier umtriebig bin, verhältnismäßig selten über dieses Thema gesprochen wird. Wenn es daran liegt, dass ihr alle ohne Probleme immer fleißig schreibt, dann will ich diese Diskussion gar nicht starten. Doch mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass es sie überall gibt: Autoren, die an Blockaden leiden. Ich will die Sache gar nicht mystifizieren; ich denke, dass es durchaus normal ist, dass man hier und da in dem einen oder anderen Lebensbereich mal ein Blackout hat, dass es nicht immer überall so rund läuft, wie es theoretisch laufen könnte. Wie beurteilt ihr eine Schreibbockade? Ist sie ein Zeichen, dass man als Autor handwerklich nicht genug gefestigt ist, dass man nicht professionell genug arbeitet? Oder ist sie vielleicht Zeichen einer kreativen Pause, die dringend notwendig ist? Oder ist sie schlichtweg ein Versagen, eine Schande? Wie sehr ihr das?


    Ich würde zudem gern wissen, ob er hier Leute gibt, die da offen drüber reden möchten; denn ich würde sehr gern erfahren, ob ihr mit dem Thema schon einmal irgendwie in Berührung gekommen seid und wenn ja, wie. Aber nur, wenn ihr das verraten möchtet. ;)

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

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  • Glaubst du, dass es ein Märchen ist, das sich unprofessionelle Leute zurechtgelegt haben, oder dass es schlicht einen anderen Namen haben sollte, wenn man permanent das Gefühl hat, dass es nicht flutscht? Dass es an sich keine Blockade ist, sondern etwas völlig anderes?

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  • Glaubst du, dass es ein Märchen ist, das sich unprofessionelle Leute zurechtgelegt haben, oder dass es schlicht einen anderen Namen haben sollte, wenn man permanent das Gefühl hat, dass es nicht flutscht? Dass es an sich keine Blockade ist, sondern etwas völlig anderes?


    Mal hat man einfach keine Lust zu schreiben, ein andermal fällt einem nichts ein. Dann kann es private Probleme geben, die das verhindern, Sorgen oder Ärger oder einfach eine Krankheit (von einer Erkältung, über eine handfeste Grippe, bis hin zu Krebs und noch schlimmeren kann das sein). Es gibt noch tausend andere Gründe, warum das Schreiben mal nicht funktioniert. Warum nennt man diese Gründe dann nicht beim Namen? Warum muss man das als »Schreibblockade« tarnen? Man ruft ja auch nicht seinen Chef an und sagt, hör mal, ich kann heute nicht kommen, ich hab eine Arbeitsblockade. Da sagt man schön: Ich habe eine Grippe und den Krankenschein schicke ich zu. Oder nicht? ;)

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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Das finde ich eine gute Idee! Warum sagt man es nicht so? Warum hat es sich, man kann es fast so sagen, eingebürgert, einfach kurz und knapp von einer "Blockade" zu sprechen?


    Ich stimme dir darin zu, dass man keine Lust hat, und zwar aus irgendwelchen Gründen. Aber ich denke, dass es Menschen, Situationen gibt, wo es dem Schreiber eben nicht möglich ist, zu sagen, warum das genau so ist. Das ist bei dir, denke ich, wohl eher nicht der Fall, da du ein Mensch zu sein scheinst, der sich gut kennt, wenn ich das mal so sagen darf.


    Ich nenne ein Beispiel: Ein Autor, ich sage mal, ambitioniert, ehrgeizig, mit großen Visionen, was das Schreiben betrifft, träumt von seiner großen Karriere und stellt sich, ohne es selber zu merken, selbst ein Bein. Er will nur schreiben, um bekannt, berühmt oder sonst was zu werden, und plötzlich flutscht es nicht mehr aus genau diesem Grund. In der Situation ist es dem Autor nicht möglich, zu sagen, warum das so ist, denn an Selbstreflexion mangelt es ihm vollkommen. Er kann die Frage "Warum klappt es nicht?" nicht für sich klar beantworten und spricht von einer "Blockade".


    Nachtrag: Hm, wenn ich so darüber nachdenke, gibt es für diesen Schreiber "Die Blockade" ja. Das bringt mich dazu, mich zu fragen, ob deine Aussage, es gebe keine Blockade, so stimmt.


    Das ist, als würde man sagen: "Es gibt keine Liebe. Das sind nur chemische Reaktionen in unserem Gehirn. Oder hast du draußen schon mal Liebe auf zwei Beine rumlaufen sehen? Siehst du, es gibt keine Liebe."

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    Einmal editiert, zuletzt von Sabrina Saskia ()

  • Der von dir beschriebenen "Autor" ist keiner. Er hat seine Fähigkeiten überschätzt. Von einer Schreibblockade kann nicht gesprochen werden, weil er ja nicht schreiben kann. Man kann nur etwas blockieren, was vorhanden ist.

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  • Ich denke schon, dass das ein Autor ist. Für mich ist ein Autor jemand, der irgendetwas verfasst hat, egal wie gut oder schlecht, egal ob unfertig oder nicht. Die Buchstaben stehen da und sind von dem und dem "Autor".


    Gerade das grenzt für mich den Begriff "Autor" von dem Begriff "Schriftsteller" ab.

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  • Ich denke schon, dass das ein Autor ist. Für mich ist ein Autor jemand, der irgendetwas verfasst hat, egal wie gut oder schlecht, egal ob unfertig oder nicht. Die Buchstaben stehen da und sind von dem und dem "Autor".


    Gerade das grenzt für mich den Begriff "Autor" von dem Begriff "Schriftsteller" ab.


    Aber, und das war mir bei meiner Ausführung wichtig, er überschätzt sich. Deshalb schreibt er auch nichts. Das ist keine Schreibblockade sondern Selbstüberschätzung.


    Zieht man mal alles ab, alle Gründe die ich genannt habe und die es noch geben mag, dann bleibt unterm Strich vermutlich tatsächlich so etwas wie eine mögliche Schreibblockade zurück. Aber ich behaupte mal, das in den meisten Fällen, wenn davon gesprochen wird, es tatsächlich keine ist.

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  • Hm, darüber könnte mal nachdenken. Es hört sich logisch an.


    Ich würde nun sagen, dass du so gesehen Recht hast - dann wäre der Begriff "Blockade" nichts weiter als ein schwammiger Ausdruck für alle möglichen Dinge. Ist er wahrscheinlich auch - was viele Leute nicht daran hindert, ihn zu gebrauchen. Vielleicht auch gerade deswegen, weil sie nicht sagen wollen - oder können -, warum es in Wahrheit nicht gut läuft.

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  • Es gibt keine Schreibblockaden. H-D hat vollkommen recht. Es gibt nur entweder faule Ausreden oder Gründe, nicht zu schreiben. Nix dazwischen. Das zu einer "Blockade" zu mystifizieren, ist Blödsinn.

  • Das finde ich eine gute Idee! Warum sagt man es nicht so? Warum hat es sich, man kann es fast so sagen, eingebürgert, einfach kurz und knapp von einer "Blockade" zu sprechen? ...

    Ehrlich gesagt ist die Frage an sich gar nicht nötig, finde ich. Ich kenne inzwischen recht viele AutorInnen, SchriftstellerInnen und noch mehr, die rund um das Schreiben tätig sind und der Begriff "Schreibblockade" ist da eigentlich so gut wie nie bemüht worden.
    Es WERDEN tatsächlich konkrete Gründe genannt, warum man gerade nicht zum Schreiben kommt.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Google liefert zum Stichwort "Schreibblockade" insgesamt 81.600 Stichworte
    Yahoo 35.800 und Bing immerhin noch 34.400
    Viele Einträge handeln davon, wie man Schreibblockaden überwinden kann.
    Das Thema geht also ganz schön um.

    Dateien

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    Viele Einträge handeln davon, wie man Schreibblockaden überwinden kann.
    Das Thema geht also ganz schön um.


    Ich hab ja nicht behauptet, dass es dazu nicht tausende von Tipps und Forenthreads gibt. Hab nur gesagt, dass ich von den Schreibern, die ich kenne fast nie dieses Wort zu hören bekomme, sondern ganz konkrete Gründe.
    Vielleicht hat auch dieses Wort die Werbebranche erfunden ;) Das meine ich sogar zur Hälfte ernst: Es werden ja oft eigentlich normale psychologische und physiologische Zustände pathologisiert und katalogisiert um Grund und Schlagwort für die Vermarktung eines Produkts zu haben und so eine Zielgruppe dafür zu erschaffen.
    Interessant ist der Wikipediaeintrag dazu.

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  • Google liefert zum Stichwort "Schreibblockade" insgesamt 81.600 Stichworte
    Yahoo 35.800 und Bing immerhin noch 34.400
    Viele Einträge handeln davon, wie man Schreibblockaden überwinden kann.
    Das Thema geht also ganz schön um.

    Es gibt gar einen Wikipadia-Eintrag dazu. U.a. mit dem Hinweis:


    Da sind anscheinend ein paar talentierte dabei.

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  • Den dort aufgeführten Autoren glaube ich die Schreibblockade sogar halb, obwohl bei näherer Untersuchung sicher auch herauskommt, dass es in vielen Fällen etwas anderes war, was sie vom Schreiben abgehalten hat.


    Etwas problematisch finde ich auch das "leiden" im Zusammenhang, weil das fast suggeriert, als sei eine Schreibblockade etwas, was weh tut oder Fieber verursacht.

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  • Den dort aufgeführten Autoren glaube ich die Schreibblockade sogar halb,

    Ich könnte mir vorstellen, dass gerade bei wirklich, wirklich großen Kreativen so eine Blockade zum Schaffungsprozess einfach dazu gehört; dass man manchmal diese Zeit braucht, in der nichts geht, um im Nachhinein besser zu werden, ähnlich wie die Langeweile Ideen hervorbringen kann. Dann wäre aber die sogenannte Blockade tatsächlich kein "Leiden".

    obwohl bei näherer Untersuchung sicher auch herauskommt, dass es in vielen Fällen etwas anderes war, was sie vom Schreiben abgehalten hat.

    Ja, das könnte sein. Schade ist, dass man das heutzutage schlecht herausfinden kann. Ob das eine Frage ist, die Literaturwissenschaftler beschäftigt? "Warum heißt es, dass Kafka Blockaden hatte?"


    Etwas problematisch finde ich auch das "leiden" im Zusammenhang, weil das fast suggeriert, als sei eine Schreibblockade etwas, was weh tut oder Fieber verursacht.

    Hm, das hängt wohl davon ab, wer betroffen ist oder glaubt, betroffen zu sein.


    Nachtrag: Warum geben wir meinem überambitionierten Autoren denn keinen Namen? Ich wäre ja spontan für "Manfred". =)

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  • Hm, mir scheint, als würde der Begriff hier primär quantitativ behandelt, also quasi als Synonym für die Unfähigkeit, seine Zeit so einzuteilen, daß Kapazitäten fürs Schreiben fregehalten und genutzt werden. Für mich stellt sich eine Schreibblockade eher qualitativ dar: Zeit einplanen, vorm Läppi sitzen und einfach nicht zu wissen, was man schreiben soll. Schreibblockade = Ideenmangel. Zumindest empfinde ich das so - als Langzeitbetroffener … :( Realistisch betrachtet hat also HD recht: "Meine" Schreibblockade hat - genaugenommen - auch einen anderen Namen

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    kaelo.de

    2 % aller Menschen besitzen einen IQ >130, die restlichen 98 % nicht. Das erklärt meine Skepsis gegenüber Mehrheitsmeinungen. (Kaelo)

  • Ich meinte es auch nur qualitativ. Keine Zeit haben ist nun wirklich keine Blockade, die aus dem Innern eines Menschen kommt. ;) Es sei denn, man sorgt dafür, dass man bloß keine Zeit hat, weil man keine Lust hat.

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  • Wenn sich jemand die Zeit nimmt und auch Lust hat, zu schreiben, und dann vor der Tastatur sitzt und beim besten Willen nichts zuwege bringt, dann ist das mAn eine sogenannte Schreibblockade.
    Ansonsten ist es egal, aus welchen Gründen man nicht schreibt. Der eine, weil er keine Lust drauf hat, sich als Autor überschätzt hat, der andere, weil ihn andere Verpflichtungen oder Interessen davon abhalten oder was auch immer. Schreibblockade sehe ich darin jedenfalls keine. Aber Kaelo hat Recht. Geben tut es sie schon ;)


    Manuela:)

  • Wenn man Zeit und Lust hat zu schreiben und vor einer Tastatur sitzt, dann sollte man einfach schreiben. Was kann denn da groß blockieren? Es gibt dann doch nur die Möglichkeit, dass man nicht weiß, worüber man schreiben soll (eine Vorstellung, die sich mir auch nicht wirklich erschließt, aber das wäre die einzige Erklärung dafür, warum man dasitzt und nicht tippt.) In dem Fall hat man aber imho keine Schreibblockade, sondern einfach seinen Job nicht gemacht, nämlich, sich zu überlegen, WAS man schreiben möchte.