Müssen Kapitel immer gleich lang sein?

  • Ihr Lieben,


    müssen Kapitel eigentlich immer gleich lang sein? Die ersten beiden Kapitel in meinem neuen Manuskript umfassen jeweils circa 14 Seiten, Kapitel 3 bringt es nur auf sieben, dann ist es definitiv zu Ende ?(


    Lieben Gruß,
    Cordula

    "Man muss immer noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Nietzsche

  • Wer genau ist denn der "heutige Leser"? Und wer hat den entdeckt und vermessen? Den Leser an sich, meine ich. Unterscheidet sich der wesentlich vom "gestrigen Leser"? Und was machen wir nur, wenn dann noch der Leser von morgen berücksichtigt werden muss? Ui, ui, ui, was für eine verzwickte Sache.


    Das ist doch mit Verlaub Bullshit.


    Gruß,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Verschiedene Meinungen? Super! Dann kann ich mir meine Kapitel zumindest so lange selbst einteilen, bis ein Lektor gegenteiliger Ansicht ist :evil


    Danke, für eure Antworten und einen schönen Sonntag,
    Cordula

    "Man muss immer noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Nietzsche

  • Liebe Cordula,
    in "Der Turm" gibt es - wenn ich mich richtig erinnere, ein Kapitel, das nur aus zwei Zeilen besteht. Erst ca. 100 Seiten später wird klar, warum.


    Diese beiden Zeilen gehören zum Besten in dem Buch, finde ich. Weil sie in ihrer Kürze so viel offenbaren.

  • Ist ne gute Frage. Ich versuch, sie etwa gleich lang zu halten.


    Margot: Wie lange sollten so Kapitel denn sein? Ich veranschlage grad 8-10 Seiten pro turn. Würde das passen?


    Grüße ...


    Jo

  • Ich bin zwar nicht Margot, aber das wären schon recht kurze Kapitel, mAn. Aber ich finde, dass man so etwas keinem fixen Schema unterwerfen kann. Ein Kapitel braucht den Platz, den es eben braucht. Je nach Inhalt des Erzählten. Ebenso wie eine Geschichte. Sowas kann man nicht in einen vorgegebenen Rahmen pressen ohne literarische Qualtät einzubüßen.
    My 10 Cent,
    Manuela :)

  • Ich schließe mich auch Meinungen wie Manuelas an. Kapitel haben ihre eigene Länge. Das kann in einem Roman durchaus mal fast gleich lang sein. In einem anderen aber auch überhaupt nicht.


    Das muss je nach Roman entschieden werden. Als *grundsätzlich* genommen finde ich so etwas haarsträubend. Es sei denn, man schreibt in solchen Genres, in denen das absolut unumstößlich ist. Aber da gibt es dann ja eh eigene Regeln.


    Edit: Es kann auch mal höchst interessant sein, sich selbst die Herausforderung zu setzen, die Kapitel in etwa gleich lang zu halten. Auf solche "Spielchen" stehe ich. Aber wenn es nicht geht, weil's nicht passt, geht es nicht. Und dann muss man auf solche Spielchen eben verzichten.

  • @ Joachim


    Fragen zur Bullshit-Theorie? :D



    8 – 10 Seiten finde ich eine gute Wahl. Meine sind sogar noch kürzer. Komischerweise, und das erstaunt mich selbst, komme ich mittlerweile immer etwa auf eine identische Kapitellänge. Früher war das nicht so. Ich habe mir das also vermutlich antrainiert.
    Das heisst jetzt aber natürlich nicht, dass ich mir nicht mal einen Ausreisser nach oben oder unten leiste. Schliesslich ist nicht jede Szene in einer gewissen Seitenzahl abgehandelt, aber die Summe der nahezu identischen Kapitellängen in meinen Büchern überwiegen.


    Ich sage übrigens nicht, dass das alle tun sollen/müssen. Ehrlich gesagt, ist es mir, wenn ich selbst lese, vollkommen schnuppe, wie lange die jeweiligen Kapitel sind. Wobei, wenn einer so Bandwurmkapitel verfasst … aber das ist wiederum persönlicher Geschmack und sicher nicht relevant.


    Was die Bullshit-Theorie anbelangt. Niemand ist gezwungen, die Ratschläge seines Agenten und/oder Verlages hinsichtlich des „heutigen“ Lesers anzunehmen. Ich hab's getan, weil mir deren Argumente eingeleuchtet haben. Aber jeder wie er kann/will und möchte, ne? Oder: jedem sein eigener Bullshit! :D


    Gruss
    Margot

  • Vorher habe ich über die Kapitelfrage noch nie so richtig nachgedacht, da sie bei mir immer ungefähr gleich lang waren. Ergab sich einfach so. Jetzt, wo ich eure Antworten gelesen habe, denke ich, geben die Kapitel der Geschichte einen zusätzlichen Rhythmus. Bei gleichlangen Kapiteln einen harmonischen (gleichbleibenden) Rhythmus, bei unterschiedlich langen (ich spreche hier jetzt nicht von 12 anstatt 10 Seiten ;) ) wird das Lesen "ungemütlicher".


    Damit habe ich als Autor ein weiteres Werkzeug in der Hand, in welche Stimmung ich meinen Leser versetzen möchte. War mir noch gar nicht so klar und finde ich total spannend.

    "Man muss immer noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Nietzsche

  • Bei meinen bisherigen Romanen waren die Kapitel eher immer gleich lang. Ohne darüber nachzudenken, ergab sich das so. Bei meinem aktuellen Projekt war ich zunächst irritiert, weil meine Kapitel mit einem Mal eine unterschiedliche Länge haben. Liegt aber am Inhalt und an den sehr unterschiedlichen Figuren pro Kapitel, die eben auch unterschiedlichen Raum benötigen. Hier wäre es Krampf zu Lasten der Qualität, wenn ich die Kapitel auf die gleiche Länge bringen wollte.


    Außerdem denke ich, dass der Leser in den ersten Kapiteln einen vorhandenen Rhythmus erkennt und nur dann enttäuscht ist, wenn dieser erst aufgebaut und dann mit einem oder wenigen Kapiteln gebrochen wird. Besteht so ein Längenrhythmus von vornherein nicht, kann das auch nicht passieren.


    Soweit mein Senf dazu


    Liebe Grüße
    Cordula