Agenten finden

  • Moin,
    diese Frage geht an all diejenigen, die mit einem Agenten zusammenarbeiten, oder von einem Agenten vertreten werden.


    Wie habt Ihr den gefunden?
    Sind die auf Euch aufmerksam geworden?
    Habt ihr Euch unter Kaffeeentzug auf den Weg durch das Internet gemacht und "wild"(zwar themenbezogen) drauf los gesucht?
    Und last but not least:
    Wer ist so zufrieden mit seinem Agenten, dass er ihn ohne Bedenken weiterempfehlen kann...?


    lg
    scribbler...


    *die mal wieder echt nen durchhänger hat...*

  • Hallo, Scribbler.


    Zitat

    Wie habt Ihr den gefunden?


    Ich habe mir damals vom Börsenverein eine Liste mit den akkreditierten Literaturagenten zuschicken lassen (das Internet war noch jung und es gab dort solche Informationen nicht). Danach fragte ich eine Freundin, die bei vgs arbeitete, welchen sie empfehlen könnte. Den habe ich dann forsch angeschrieben und ihm ein komplettes Romanmanuskript mitgeschickt. Ein paar Tage später rief er mich an, erklärte mir, dass er mich für einen guten Erzähler hielte, dass das Manuskript aber Mist sei. Bis zum ersten veröffentlichten Roman hat es dann noch ein paar Jahre gedauert.


    Zitat

    Sind die auf Euch aufmerksam geworden?


    Der Agent, den ich davor hatte (zwischen 1990 und 1993), ist tatsächlich auf mich zugekommen, im Nachgang eines Literaturwettbewerbs (er war "Playboy"-Leser). Agenten reagieren auf so etwas, und auch auf Empfehlungen durch andere Autoren - im Gegensatz zu Lektoren, die das selten tun.


    Zitat

    Wer ist so zufrieden mit seinem Agenten, dass er ihn ohne Bedenken weiterempfehlen kann...?


    Es gibt nicht so schrecklich viele Literaturagenturen, die vergleichsweise sehr erfolgreich sind, vielleicht zwei Dutzend. Dann gibt es noch einige kleinere Agenturen, die mehr oder weniger vor sich hinkrebsen. Das ist wie in der Verlagswelt: Es gibt einige Big Names und sehr, sehr viele Krauter. Was man wem empfehlen würde, hinge davon ab, was derjenige erwartet.


    Mein Agent verkauft meine Bücher, handelt gute Verträge aus und bemüht sich um die weitere Rechteverwertung. Der Schöpfungsprozess interessiert ihn kaum; wenn er mal mit mir über anstehende Projekte redet, dann überwiegend aus Höflichkeit. Ich mag diese Art Geschäftsbeziehung sehr gerne, aber andere Autoren erwarten möglicherweise etwas anderes von ihren Agenturen, zum Beispiel nächtelange Diskussionen darüber, ob ein Protagonist nun sterben sollte oder nicht. Auch solche Agenturen gibt es.


    Realistisch betrachtet ist es aber nur ausnahmsweise so, dass sich ein Nachwuchsautor die Agentur wirklich aussuchen kann. Die Einstiegsschwelle ist hoch, viele Autoren versuchen es, die meisten scheitern - das ähnelt sehr der direkten Verlagssuche.

  • Hallo Tom,
    ich hatte die Liste der Uschtrin durchgeackert... einige gute Tipps bekommen, aber eben keinen Agenten, der mir die lästige Arbeit der Verlagssuche abnimmt.


    Zitat

    Original von Tom



    Mein Agent verkauft meine Bücher, handelt gute Verträge aus und bemüht sich um die weitere Rechteverwertung. Der Schöpfungsprozess interessiert ihn kaum; wenn er mal mit mir über anstehende Projekte redet, dann überwiegend aus Höflichkeit. Ich mag diese Art Geschäftsbeziehung sehr gerne, aber andere Autoren erwarten möglicherweise etwas anderes von ihren Agenturen, zum Beispiel nächtelange Diskussionen darüber, ob ein Protagonist nun sterben sollte oder nicht.



    DEN will ich..*fg* gib her... sofort...:-)



    Zitat

    Original von Tom
    Realistisch betrachtet ist es aber nur ausnahmsweise so, dass sich ein Nachwuchsautor die Agentur wirklich aussuchen kann. Die Einstiegsschwelle ist hoch, viele Autoren versuchen es, die meisten scheitern - das ähnelt sehr der direkten Verlagssuche.


    Der Realismus geht mir mittlerweile auf die Nerven...*sorry...bisken heulen muss sein*...


    Ich habe ja schon veröffentlicht..., leider nicht unter meinem Namen... Und damit habe ich ein Problem. Der Agent hingegen, für mein Verständnis, eher nicht. Der könnte hingehen und sagen: Die steht mit dem, was sie bisher gemacht hat, auf den vorderen Rängen bei "amazon" (ja... ich weiß, Hassfaktor N°1, ich kanns nicht ändern...) Die Autorin ist mehr als nur ein Geheimtipp. Aber irgendwie zieht das nicht.


    Aber wahrscheinlich geht meine Logik da irgendwie quer...


    Im Innern meiner zartbesaiteten Autorenseele, hab ich mich ja schon damit abgefunden, selber nen Verlag finden zu müssen... Aber es nervt und ich habe echt Besseres zu tun (nämlich schreiben), als mich auch noch mit Verlagen rumzuschlagen.


    lg
    scribbler

  • Zitat

    Original von scribbler
    mich ja schon damit abgefunden, selber nen Verlag finden zu müssen... Aber es nervt und ich habe echt Besseres zu tun (nämlich schreiben), als mich auch noch mit Verlagen rumzuschlagen.


    Falscher Ansatz. Es ist ein Vergnügen, mit den Verlagsleuten selbst arbeiten zu dürfen. Du kannst an keiner Stelle mehr für dich und deine Bücher rausholen. Wenn du einen guten persönlichen Kontakt aufbaust, dann rechnet sich das wie kaum etwas anderes. Jedes Telefonat, jede E-Mail mit "deinem" Verlagskontakt ist ein Pluspunkt auf deinem Konto.
    Es gibt niemanden auf der Welt, der deine Bücher besser verkaufen kann als du selbst.


    Das ist zumindest bisher meine Erfahrung (und ich kann mich überhaupt nicht beklagen, weil ich einen wirklich guten und engagierten Agenten hatte!) Aber ich nehme jetzt trotzdem meine Geschäfte lieber wieder selbst in die Hand. Aus obengenannten Gründen.


    LG


    Susanne

  • Zitat

    Original von Gerdom

    Es gibt niemanden auf der Welt, der deine Bücher besser verkaufen kann als du selbst.



    Susanne


    Genau! Und wer behauptet, er sei ein schlechter Verkäufer in eigener Sache, der traut sich (und seinen Texten) einfach nichts zu. DAS muss geändert werden - dann verkauft man jedem auch die Fliege auf dem Butterbrot :D

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Gerdom



    Falscher Ansatz. Es ist ein Vergnügen,


    Ok...ich gebs ja zu: Ich bin masochistisch. Aber es ist definitiv kein Vergnügen, auch nicht nach einem verabredeten Telefonat, mit einer gelangweilten, genervten, gestressten, überarbeiteten und (beizeiten auch) ziemlich arroganten
    Verlagsredakteurin zu sprechen, die mir eh mit dem Getue ankommt, dass sie mir ausreden will, ich hätte das Schreiben neu erfunden (was ich definitiv nicht habe, das weiß ich, aber trotzdem bin ich gut...*fg*)


    Zitat

    Original von Gerdom


    mit den Verlagsleuten selbst arbeiten zu dürfen. Du kannst an keiner Stelle mehr für dich und deine Bücher rausholen. Wenn du einen guten persönlichen Kontakt aufbaust, dann rechnet sich das wie kaum etwas anderes. Jedes Telefonat, jede E-Mail mit "deinem" Verlagskontakt ist ein Pluspunkt auf deinem Konto.


    Ich kenne beide Seiten, weil ich auf beiden Seiten gesessen habe und sitze. Als Autorin und als Lektorin. Und ich kann Dir versichern: Es gibt keine Pluspunkte. Weder für den Autor, noch für den gestressten Lektor, welcher das Manuskript bearbeitet. "Selbst ist der Mann" ist in diesem Bereich nicht immer angesagt und der "unbeteiligte Dritte", nämlich der Agent, der im Notfall einer Kommunikationsschwierigkeit einspringt...Gold wert. Leider spreche ich da nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern auch aus der einiger anderer Autoren und Lektoren.



    Zitat

    Original von Gerdom

    Es gibt niemanden auf der Welt, der deine Bücher besser verkaufen kann als du selbst.


    Doch: Derjenige, der mit verkaufen sein Leben finanziert. Und wenn dieser Jemand dir dein eigenes Schwarzes unter den Fingernägeln verkaufen kann,...
    stehst man als Autor ziemlich blass daneben.


    Zitat

    Original von Gerdom
    Das ist zumindest bisher meine Erfahrung (und ich kann mich überhaupt nicht beklagen, weil ich einen wirklich guten und engagierten Agenten hatte!) Aber ich nehme jetzt trotzdem meine Geschäfte lieber wieder selbst in die Hand. Aus obengenannten Gründen.


    Dann gratuliere ich Dir, dass Du solch positive Erfahrungen gemacht hast und ergrüne vor ehrlichem Neid. Denn die aktuelle Realität sieht leider nicht so schön aus.



    lg
    scribbler

  • Zitat

    Original von scribbler
    Ok...ich gebs ja zu: Ich bin masochistisch. Aber es ist definitiv kein Vergnügen, auch nicht nach einem verabredeten Telefonat, mit einer gelangweilten, genervten, gestressten, überarbeiteten und (beizeiten auch) ziemlich arroganten
    Verlagsredakteurin zu sprechen,


    Komisch - die sind mir bisher, ich schwöre es, noch nicht ein einziges Mal begegnet. So was kenn ich nur von Sachbearbeitern diverser Ämter.


    Zitat


    Ich kenne beide Seiten, weil ich auf beiden Seiten gesessen habe und sitze. Als Autorin und als Lektorin. Und ich kann Dir versichern: Es gibt keine Pluspunkte. Weder für den Autor, noch für den gestressten Lektor, welcher das Manuskript bearbeitet. "Selbst ist der Mann" ist in diesem Bereich nicht immer angesagt und der "unbeteiligte Dritte", nämlich der Agent, der im Notfall einer Kommunikationsschwierigkeit einspringt...Gold wert. Leider spreche ich da nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern auch aus der einiger anderer Autoren und Lektoren.


    Ich bin komplettest anderer Meinung. Die "stille Post", die unweigerlich passiert, wenn du einen Dritten als Vermittler in deine Kommunikation einschaltest, ist halbwegs tödlich für eine erquickliche Geschäftsbeziehung.
    Das Wörtchen "Kommunikationschwierigkeit" lässt mich allerdings aufhorchen. Man sollte schon in der Lage sein, gut und konstruktiv mit der jeweils anderen Seite zu reden. Wer das nicht kann, gerne mal was in den falschen Hals kriegt, nicht in der Lage ist, zuzuhören oder sich verständlich und sachlich auszudrücken, ist allerdings besser beraten, einen Agenten zwischenzuschalten. :evil


    Zitat


    Doch: Derjenige, der mit verkaufen sein Leben finanziert. Und wenn dieser Jemand dir dein eigenes Schwarzes unter den Fingernägeln verkaufen kann,...
    stehst man als Autor ziemlich blass daneben.


    Das ist, gelinde gesagt, Blödsinn. Oder Faulheit. Jemand, der etwas in Kommission verkauft, hat weder den Durchblick noch den Schwung, noch die Begeisterung wie der Besitzer selbst. Kann gar nicht.
    Außer - siehe oben.


    Zitat


    Dann gratuliere ich Dir, dass Du solch positive Erfahrungen gemacht hast und ergrüne vor ehrlichem Neid. Denn die aktuelle Realität sieht leider nicht so schön aus.


    Also, MEINE aktuelle Realität im Umgang mit inzwischen drei Verlagen - sorry, vier - sieht ganz genau so aus. Und nicht anders.


    LG


    Susanne


  • Eben...und dazu habe ich dich beglückwünscht.


    Weil nach dem Kontakt mit fast 30 namenhaften Verlagen...(darunter Heyne, Random und andere) ((nicht ganz so vielen Agenten)) und dem dringend unterdrücktem Drang in jeden Verlag... :evil :evil :rofl :evil :evil :evil eine Bombe zu werfen, sind meine Erfahrungen (und die, vieler Autoren die ich mittlerweile betreue) mehr als nur negativ.


    lg
    scribbler

  • Obwohl ich Agenten grundsätzlich nicht ablehnend gegenüberstehe, bin ich persönlich der Meinung, dass ich mit den Verlagen besser direkt kommuniziere und meine Erfahrungen sind weitgehend positiv. Negative gibt es auch - aber das ist ja auch im restlichen Leben nie ganz auszuschließen. Vor diesem Hintergrund probiere ich das derzeit im Bereich Belletristik auch alleine ohne Zwischenhändler. ;)


    Sollte ich aber mal auf die Idee kommen, dass ein Literaturagent für mich eine schöne Sache sein könnte, weil ich mehr Zeit zum Schreiben benötige und nicht mehr so viel Ablenkung vertragen kann (manchmal träumt man ja ein wenig :) ), dann müsste es so einer sein wie dieser.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Wisst Ihr... das Problem mit dem Verkaufen ist Folgendes:


    (und ich spreche hier aus Erfahrungen jahrelangen Verkaufens und dem Kontakt mit "echten Verkäufern")....
    Ich kann verkaufen. Ich hab das gelernt.(ja.. das geht:-) )... Ich habe immer Dinge verkauft, die andere brauchen... (auch wenn sie sich dessen bis zu dem Zeitpunkt nicht bewusst waren)...
    Es gibt Menschen, die einem das, wie schon erwähnt, eigene Schwarze unter den Nägeln verkaufen können und man ist dankbar dafür und fühlt sich saumässig gut, mit dem Erworbenen... Kaum zu glauben, aber wirklich wahr.


    Das Problem mit dem Verkaufen: Ich kann mich nicht verkaufen.
    Und wenn ich sage: Verkaufen, dann meine ich dies im "negativen" Sinne des Wortes. Nicht, dass ich mich verbiege auf Deubel komm raus...(das thema hatten wir schon an anderer Stelle)


    Wenn ich mich verkaufen muss, habe ich das Gefühl: Ich biedere mich an. ... und das ist für mich negativ belastet...


    Ich kann sagen: Sieh her... ich hab da was, dass könnte dich interessieren. Wenn ich Glück habe, sagt der Andere: Super.
    Meist habe ich dieses Glück nicht. Aus welchen Gründen auch immer, die nicht ein Mal an mir liegen müssen (deshalb weise ich den Vorwurf der Faulheit auch weit von mir, (den ich im Übrigen äußerst dreist und ungebührlich) empfinde denn das was ich an Verlagen, Agenten und Lektoren geackert habe, ist nicht in Geld aufzuwiegen)....


    Ich kann den Leuten nicht ihr eigenes Schwarzes unter den Nägeln verkaufen. Und das ist die Krux bei der Literatur. Die braucht im Prinzip niemand. Also werde eigentlich auch ich nicht gebraucht, die Literatur herstellt. Und ich kann, auch wenn es sich um mein eigenes Werk handelt, mich nicht anbiedern.


    Stellt sich also die Frage: Warum soll ich nicht jemanden, der verkaufen kann, sein Leben damit gestaltet, dafür bezahlen, dass er mir das Gefühl verweigert, mich anbiedern zu müssen... ????


    Nichts desto Trotz:
    Wir schweifen vom Thema ab... Mir ging es um das finden von Agenten.


    also: Eure Geschichten hierzu...


    lg
    scribbler

  • Zitat

    Original von scribbler


    Wenn ich mich verkaufen muss, habe ich das Gefühl: Ich biedere mich an. ... und das ist für mich negativ belastet...


    Ich hatte dies hier schon an anderer Stelle im Forum gepostet.


    Zitat


    Stellt sich also die Frage: Warum soll ich nicht jemanden, der verkaufen kann, sein Leben damit gestaltet, dafür bezahlen, dass er mir das Gefühl verweigert, mich anbiedern zu müssen... ????


    Das wäre falsch, wenn du so jemanden bezahlst. Du kannst jemanden an den Erträgen aus deiner Arbeit beteiligen, wenn er seine Arbeit gut macht und die vernünftig verkaufst. Dann bezahlst du ihn nicht sondern beteiligst ihn am Ertrag. Das ist ein Unterschied. Wenn du ihn bezahlst, nimmst du ein wesentliches Stück der Motivation, wirklich gut mit deinen Produkten auf den Markt zu gehen.


    Zitat


    Wir schweifen vom Thema ab... Mir ging es um das finden von Agenten.


    Dazu hast du ja schon einiges bekommen: den lesenswerten Beitrag von Tom, dem man eigentlich nichts hinzufügen muss. Die Alternative von Susanne, die beide Seiten kennt. Und dann auch noch den Link zu einem Interview mit einem Literaturagenten und zwar gleich doppelt: von Michael und von mir :D


    Was willst du noch mehr? Wenn du der Meinung bist, das ein Agent für dich das richtige ist, dann klappere die in Frage kommenden Kandidaten ab.


    liebe Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von scribbler
    Es gibt Menschen, die einem das, wie schon erwähnt, eigene Schwarze unter den Nägeln verkaufen können und man ist dankbar dafür und fühlt sich saumässig gut, mit dem Erworbenen... Kaum zu glauben, aber wirklich wahr.


    Wenn ich in meinen beiden Leben (als Buchhändlerin und als freiberufliche Texterin) etwas gelernt habe, dann das: Du kannst niemandem etwas verkaufen, was er nicht haben will oder nicht braucht. Geht nicht. Ehrlich nicht. (Ich rede jetzt nicht von den Leuten, die armen Ommas irgendwelche Sachen aufschwatzen. Ich rede vom "echten, ehrlichen" Verkaufen. Das ist etwas anderes ...)


    Zitat

    Ich kann mich nicht verkaufen.
    Und wenn ich sage: Verkaufen, dann meine ich dies im "negativen" Sinne des Wortes.


    Ähhh - warum willst du das denn? Ich würde das nicht wollen. Echt nicht. Weder auf direktem Wege - noch über einen Agenten.


    Zitat

    Wenn ich mich verkaufen muss, habe ich das Gefühl: Ich biedere mich an. ...


    Warum? Das eine hat doch mit dem anderen Null Komma nix zu tun. Wenn du dich anbiederst, verkaufst du nichts. Kein Mensch mag etwas kaufen, wenn der Verkäufer rumschleimt und man die Absicht fühlt. Verkaufen kannst du nur, wenn du von dem Produkt selbst überzeugt bist. (Siehe oben: ich rede nicht vom "Aufschwatzen")


    Zitat

    Ich kann sagen: Sieh her... ich hab da was, dass könnte dich interessieren. Wenn ich Glück habe, sagt der Andere: Super.


    Jo. Und das hat wenig mit Glück zu tun, sondern mehr damit, dass du die Sache richtig verkaufst. Nur hinhalten und sagen "Guck mal" und dann warten, was kommt - schlecht. Ganz schlecht.
    Aber hinhalten und beschreiben, was die Vorzüge sind, warum du meinst, dass es klasse ist, warum der andere es haben wollen könnte, warum du meinst, dass es gut zu ihm passt, warum du denkst, dass es besser oder originieller oder einzigartiger ist als vergleichbare Sachen ... Das ist verkaufen. Im guten Sinne.


    Zitat

    (deshalb weise ich den Vorwurf der Faulheit auch weit von mir, (den ich im Übrigen äußerst dreist und ungebührlich) empfinde denn das was ich an Verlagen, Agenten und Lektoren geackert habe, ist nicht in Geld aufzuwiegen)....


    He, halt, ich hab das nicht auf dich gemünzt - dazu kenn ich dich und deinen Background nicht gut genug. Falls du dich angepisst gefühlt hast, entschuldige ich mich hiermit in aller Form.


    Zitat

    Ich kann den Leuten nicht ihr eigenes Schwarzes unter den Nägeln verkaufen. Und das ist die Krux bei der Literatur. Die braucht im Prinzip niemand.


    Bis auf die Verlage, die im Großen und Ganzen gut davon leben, dass sie sowas verkaufen. Oder wie meinst du das jetzt? Ich gebe zu, dass ich dich nicht immer völlig verstehe .. Was genau ist dein Problem?


    Zitat

    Mir ging es um das finden von Agenten.


    also: Eure Geschichten hierzu...


    Öh - du suchst dir einen aus, der das vertritt, was du schreibst, und fragst, ob er dich nimmt. Das Problem dabei: Du musst dem Agenten dein Zeug auch erst mal verkaufen ... =)


    LG


    Susanne

  • Zitat

    Original von Horst Dieter




    Das wäre falsch, wenn du so jemanden bezahlst. Du kannst jemanden an den Erträgen aus deiner Arbeit beteiligen, wenn er seine Arbeit gut macht und die vernünftig verkaufst. Dann bezahlst du ihn nicht sondern beteiligst ihn am Ertrag. Das ist ein Unterschied. Wenn du ihn bezahlst, nimmst du ein wesentliches Stück der Motivation, wirklich gut mit deinen Produkten auf den Markt zu gehen.


    Das ist dann falsch rüber gekommen...


    ich meinte in bezug auf die üblichen agentur verträge... nicht vorher zahlen:-) so dicke hab ich es auch nicht...



    lg scribbler

  • Zitat

    Original von Gerdom


    Öh - du suchst dir einen aus, der das vertritt, was du schreibst, und fragst, ob er dich nimmt. Das Problem dabei: Du musst dem Agenten dein Zeug auch erst mal verkaufen ... =)



    eben und damit drehe ich mich im kreis...


    und kann damit eigentlich den agenten überspringen und mich wieder selber hinhocken und verlage suchen, womit ich wieder nicht zum eigentlichen komme..nämlich dem schreiben, denn das kostet zeit, nerven und ab und an kreativität...


    so:-) wir sind wieder am anfang.-)


    sicher habe ich die tolle antwort von tom gelesen, die mich dann ebenfalls in grün erscheinen ließ.-)... :bye
    auch die beiden anderen sachen habe ich gelesen...


    ... stellt mich aber noch nicht wirklich zufrieden... :-) weil ich immer noch ohne die zündende idee dastehe und immer noch im loch zwischen verlagssuche und/oder agentensuche stehe...


    lg
    scribbler

  • Hallo, Scribbler.


    Was der ganz große Vorteil der "Ware" Belletristik sein kann (wenn nicht zeitrelevant geschrieben) - sie verdirbt nicht :D


    Wenn du im Moment nicht weiter kommst und das Gefühl hast, stets gegen Mauern zu laufen, solltest du vielleicht mal eine Pause einlegen und die blauen Flecken heilen lassen.


    Setz dich an dein nächstes Manuskript, tob dich aus, lass vielleicht den ganzen Frust in einen neu entstehenden Protagonisten einfließen.


    Irgendwann nimmst du das vorherige Manuskript wieder aus der Schublade und versuchst es erneut. Vielleicht passt es ein oder zwei Jahre später genau ins Konzept eines Verlages oder Agenten oder die Tür öffnet sich über das nächste Manuskript.


    Ich denke, man muss einen langen Atem haben, bei mir hat's funktioniert.


    Herzlichen Gruß,
    Cordula G.

    "Man muss immer noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Nietzsche

  • Hallo scribbler, hallo alle,


    ich selber habe mich kürzlich auch an einige Agenturen gewandt. Zuerst aber per E-Mail angefragt ob sie an dem Stoff überhaupt Interesse hätten, denn Agenturen hassen es wohl noch mehr als Verlage, wenn man ihnen Projekte unverlangt zuschickt. Einige haben gleich abgewunken, andere haben es angefordert und eine hat überhaupt nicht geantwortet.
    Ich habe allerdings nur insgesamt acht Agenten angeschrieben und die schon ganz bewusst ausgewählt, denn ich bin der Meinung, dass ein guter Agent – gerade für einen unbekannten Autoren – Gold wert ist. Denn die Chancen mit Hilfe eines Agenten auch einen Verlag zu finden sind doch wesentlich besser, als wenn man sich direkt auf die Suche begibt, meine ich jedenfalls. Allerdings muss es dann auch ein Agent sein, der über gute Kontakte verfügt. Also habe ich nur einige der Großen angeschrieben, denn ich denke mal, wenn man einen kleinen und unbekannten Agenten hat, dann kann man auch selber, klein und unbekannt wie man ist, an die Verlage herantreten.


    Von denen die es angefordert haben, hat bis jetzt eine abgesagt, weil der Funke nicht übergesprungen ist (was auch immer das bedeutet *g), und zwei stehen noch aus.
    Eine bekannte Autorin meinte dazu, eine Absage ist gar nichts, da sollte man sich keine Gedanken machen, ob es am Roman liegt, aber wenn man mal 20 Absagen hatte, dann sollte man vielleicht mal überdenken, ob der Grund dafür nicht bei sich selbst zu suchen ist. Das muss ja nicht heißen, dass es schlecht ist, aber vielleicht ist es einfach zu speziell. Thriller oder historisches vertritt ja fast jeder und dafür gibt es auch zig Verlage, aber wenn es in Nischenbereiche geht, dann dürfte es ziemlich schwer sein, überhaupt jemanden zu finden, der das vertreten will und da wird es wohl sinnvoller sein, direkt an die Verlage zu gehen. Oder?


    Aber ehrlich gesagt verstehe ich dein Problem nicht so ganz scribbler. Es gibt für beide Möglichkeiten – direkt an einen Verlag wenden, oder den Weg über eine Agentur nehmen – Pro und Contras, ich denke, da muss man einfach abwegen, was für einen selbst der richtige Weg ist und das kann ja niemand wissen, außer dir. Und es wird wohl kein Geheimrezept geben, an einen Agenturvertrag zu kommen... aber falls du doch eins findest, dann schicks mir zu! :D

  • Zitat

    Original von Sim



    Von denen die es angefordert haben, hat bis jetzt eine abgesagt, weil der Funke nicht übergesprungen ist (was auch immer das bedeutet *g), und zwei stehen noch aus.


    Die Aussage hatte ich auch mal..is ja fast schon niedlich diese "Duplizität der Kommentare"... :)


    Zitat

    Original von Sim
    Aber ehrlich gesagt verstehe ich dein Problem nicht so ganz scribbler.


    Ich weiß, manchmal bin ich schwer zu verstehen... :down



    Zitat

    Original von Sim
    Pro und Contras, ich denke, da muss man einfach abwegen, was für einen selbst der richtige Weg ist und das kann ja niemand wissen, außer dir.


    Eben und um abzuwägen, brauch ich Input von vielen Seiten.

    Zitat

    Original von Sim
    Und es wird wohl kein Geheimrezept geben, an einen Agenturvertrag zu kommen... aber falls du doch eins findest, dann schicks mir zu! :D


    Grins.. mach ich... versprochen:-)


    lg scribbler

  • Der Behauptung, niemand könne einen besser verkaufen als man selbst, muss ich dann doch noch energisch widersprechen. Es mag Leute geben, für die das gilt; für mich jedenfalls gilt es nicht. Ich bin heilfroh, dass ich in meiner Firma so gut wie nichts mit dem Vertrieb der Produkte zu tun habe, die immerhin ich herstelle (Software), und ich bin ähnlich froh darüber, dass ein Agent die Vertragsverhandlungen mit den Verlagen führt. Ich bin sehr selbstkritisch, manchmal über jede Schmerzgrenze hinweg, und ich gehe irgendwie grundsätzlich davon aus, dass alle anderen besser können, was ich zu tun versuche. Ich weiß, dass das nicht stimmt, aber die meisten Arachnophobiker wissen ja auch, dass Spinnen meistens ungefährlich sind - es hält sie nicht davon ab, trotzdem Angst vor den Krabbelviechern zu haben. So ähnlich geht es mir mit meinen Texten. Das halte ich für eine extrem schlechte Verhandlungsbasis. Außerdem pflege ich z.B. mit "meinem" Lektor ein freundschaftliches Verhältnis. Es wäre mir so gut wie unmöglich, mit ihm eine solide Vorschussverhandlung für kommende Titel zu führen. Ich bin einfach kein guter Verkäufer (erstaunlicherweise bin/war ich gerade deshalb manchmal einer - in der Anfangszeit meiner neuen Firma war ich, weil wir damals kaum Personal hatten, in den Vertrieb involviert und habe so manch einen Abschluss dadurch ausgelöst, dass ich den potentiellen Kunden das Gefühl vermittelt habe, ihnen eigentlich lieber nichts verkaufen zu wollen 8-)). Und ich mag das Verkaufen auch nicht. Der Vorgang ist mir unangenehm, und umso unangenehmer, je mehr ich persönlich mit dem Verkaufsgegenstand zu tun habe. Deshalb ist der Job des Literaturagenten wie für mich erdacht. Wenn mich mal an ihm vorbei irgendwer kontaktiert, um eine alte Geschichte irgendwo zu platzieren oder einen journalistischen Text anfragt, mache ich das regelmäßig zu den Konditionen, die derjenige vorschlägt. Und selbst dabei habe ich das Gefühl, mich über Wert zu verkaufen.


    Ist ein bisschen peinlich und sicher auch nicht sehr schlau, aber nicht zu ändern. Und ich habe auch kein Interesse daran, das zu ändern. Wenn mich andere verkaufen, ist alles tutti. :)