Wann hört ihr auf zu lesen?

  • Putzt ihr noch - oder lebt ihr schon? Voll krass eh ...!


    Ihr werdet doch nicht selber putzen ...? Es gibt jede Menge Menschen, hauptsächlich jedoch Frauen, die Schmutz, Unordnung und ungebügelte Sachen pathologisch hassen. Diese Frauen müsst Ihr treffen, für euch gewinnen und an euch binden.


    Ich habe so eine Perle durch eine Annonce ("Sympathischer Mann mit süüüüssen Kids und gaaanz pflegeleichtem Haushalt, weder Tiere noch Schlangen, sucht Haushaltshilfe") kennen gelernt und mit ihr für € 8,00 pro Stunde (ja, auf dem Land, da ...) eine innige Beziehung begonnen.


    Sie kommt dreimal in der Woche einen Vormittag lang, und ich muß mich wirlklich um gar nichts mehr kümmern. Sie kauft sogar die Putzmittel (Lidl-Waschmittel, habe ich gelernt, tut's auch), holt bei Bedarf Brötchen und saugt die Autos aus.


    Jetzt werdet ihr natürlich sagen: Ach deshalb hat er Zeit, die Klassiker zu lesen. :P

  • Zitat

    Original von Ulli
    Ich habe so ziemlich alle meine Pflichtprogramme reduziert.


    Und habe neulich ein großes Schild in die Küche gehängt, als mein Sohn sich darüber beschwert hat, dass ich nicht jeden Tag putze, so wie die Mutter seiner Freundin - Bei uns kann man vom Boden essen - man findet immer was.


    Darf ich den Spruch für meine Küche übernehmen? Natürlich mit Quellenangabe! =)

    "Man muss immer noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Nietzsche


  • Da kann ich leider nicht punkten. Das sympathisch nimmt mir nicht jede ab, die süßen Kids sind längst aus dem Haus, der Haushalt ist nicht pflegeleicht und einen Hund haben wir auch. Aber das alles ist nichts gegen das Problem, dass wir eine der von dir beschriebenen Perlen hier auf dem Land bislang nicht finden konnten. Wir würden sogar 9 Euro pro Stunde zahlen - das Angebot deckt aber hier nicht die Nachfrage.


    Leidgeplagte Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Wenn ihr nicht so weit weg wohnen würdet, würde ich glatt überlegen, ob ich mich dir nicht anbiete ..

  • Zitat

    Original von Ulli


    Wenn ihr nicht so weit weg wohnen würdet, würde ich glatt überlegen, ob ich mich dir nicht anbiete ..


    Und was sagt dann dein Sohn dazu? Zu Hause putzt die Mutter nicht, wie er will, aber dann bei anderen Leuten ... =)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter


    Und was sagt dann dein Sohn dazu? Zu Hause putzt die Mutter nicht, wie er will, aber dann bei anderen Leuten ... =)


    Ja, das ist sein Irrglauben. Hier putze ich ja, allerdings nicht jeden Tag. Würde ich ja bei dir auch nicht. :P

  • Okay, ich gebe dem Stieg noch ne Chance. Jeder braucht schliesslich eine zweite. Apropos zweite ... vor zwei Jahren geschrieben:


    Wir schreiben das Jahr 2005, als mich der Anruf einer Freundin erreicht, die mich mit schluchzender, tränenerstickter Stimme fragt: „Kennst du das Buch ‚P.S. Ich liebe Dich’?“ Auf mein irritiertes Nein hin, verfällt sie in Gestammel und bittet mich inständig, mir das Teil doch zu kaufen beziehungsweise zu lesen, weil es sei so ... ach ... und weh ... und schneuz ... und ...


    Gute Freundin, die ich bin, laufe ich natürlich schnurstracks in den nächsten Buchladen und erstehe besagtes Buch. Geschrieben von Cecilia Ahern, Tochter des irischen Ministerpräsidenten (ich frage mich seither immer, weshalb zum Kuckuck das erwähnenswert ist?) und fange an zu lesen.
    Schreien vor Schmerz. Besoffen vor Glück. Steht auf dem Klappentext. Und schreien möchte ich auch! Denn ich schaffe gerade mal zwei – in Zahlen 2 – Kapitel, bevor ich es mit einem Ruf des Abscheus zur Seite lege. Es war zwar mehr ein Werfen, aber das ist nicht so wichtig.


    Die Geschichte ist so schlecht, also wirklich schlecht, geschrieben, da rollt es mir doch glatt die Zehennägel auf. Seitenlange, geschwätzige Dialoge; Figuren, die so plakativ und klischeebeladen sind, das man sie locker beim Geissen an die Studiowand pinnen könnte und eine Geschichte, die ... Achtung, jetzt wieder ... ach ... huch ... und örks ist.
    Ich stelle das Buch also, da ich Bücher einfach nicht wegwerfen kann, in das unterste Regal meines Büchergestells. Neben die Hera Linds und Emma Bombecks. Den drängenden Fragen meiner Freundin, wie ich es denn gefunden habe, weiche ich geschickt aus, in dem ich Stress und Sonstiges anführe und vergesse das Ding.


    Und kürzlich ... wir sind jetzt wieder im Heute ... sehe ich im Kino die Ankündigung eines neuen Streifens mit Hillary Swank, die ich eigentlich ganz gut finde, und was lese ich? Titel: ‚P.S. I love you’
    Ich dachte, mich trifft der Schlag, denn natürlich erinnere ich mich noch an den blauen Einband, und dass die Autorin Tochter sei. Ich schleiche also zum Bücherregal, bücke mich, weil – wie gesagt – die Örks-Bücher ganz unten rechts sind, greife mir das leicht verstaubte Buch und denke mir: „Vielleicht war ich ja zu streng damit. Immerhin sind drei Jahre eine lange Zeit und vielleicht urteile ich heute ganz anders ... son büschchen Romantik kann ja nich schaden.“
    Wieder sticht mir die rote Schrift -‚Schreien vor Schmerz. Besoffen vor Glück.’ - ins Auge, und ich spüre bereits ein leichtes Unwohlsein, beisse aber auf die Zähne und lege los.
    Ich hab’s - dieses Mal – immerhin bis zum neunten Kapitel geschafft. Wenn also jemand weiss, wie’s ausgeht, dann behalte er es für sich. Und ich überlege mir ernsthaft, die Swank aus der Garde der Schauspielerinnen zu streichen, für die ich ins Kino gehe.


    Übrigens, mein Vater war mal im Gemeinderat. Ob ich jetzt auch ...? Aber das nur nebenbei.

  • Hallo TWJ,


    in was für einer Landidylle wohnst Du denn?
    Bei uns gibt es keine Putzfrau unter zehn Euro pro Stunde. Und die sagen Dir dann, wann sie Zeit haben und wie lange und was sie zu putzen gedenken.
    Und wenn Du so eine wunderbare Putzhilfe mal gefunden hast, der Du nebenbei noch ein Essen servierst und die Busfahrkarte bezahlst, dann musst Du sie pfleglich, äußerst pfleglich, behandeln, sonst geht sie wieder.


    Kannst Du mir Deine nicht mal vorbeischicken?


    Naja, vielleicht liegt es an den Katzen :).


    Liebe Grüße
    Anja

  • @ Margot


    Meine Freundin hat mir auch mit tränererstickter Stimme das Buch ans Herz gelegt.
    "PS: I love you" ... schmelz.


    Ich habe es auch nicht zu Ende gelesen. Ich konnte es nicht. Das ganze Gekicher in all der Trauer hat mich gehemmt.


    Die Frau war 23 als sie das geschrieben hat. Trauer, so wirkliche Trauer, so absolute Trauer .. das Elend, das einen erfasst, wenn man einen geliebten Menschen verliert, das hat sie noch nie gespürt.
    Denk ich.


    Aber alle 23jährigen. alle, die eben noch nicht wirklich getrauert haben, die fanden das sicher Klasse. Sie haben es auch bestimmt zu Ende gelesen und wissen jetzt mehr als ich.

  • Das war das letzte Buch, das ich nicht ganz gelesen habe. Vom Grabbeltisch ausgewählt im Oktober 2004.


    ASIN/ISBN: 0195166914

    Und in dieses schaue ich immer mal wieder hinein. Im Gegensatz zum ersten finde ich es tatsächlich interessant. Trotzdem ist es mehr etwas für längere Bahnfahrten als für einen entspannten Leseabend.


    ASIN/ISBN: 1845450981

  • Zitat

    Original von Ulli
    Die Frau war 23 als sie das geschrieben hat. Trauer, so wirkliche Trauer, so absolute Trauer .. das Elend, das einen erfasst, wenn man einen geliebten Menschen verliert, das hat sie noch nie gespürt.


    Nein, vermutlich nicht. Aber damit kommen wir wieder mal zu der Diskussion, ob man nur über das schreiben kann, was man kennt. Ich bin da immer etwas zwiegespalten. Erfahrung versus Empathie? Die Verbindung ist/wäre mE die ideale Voraussetzung für authentische Geschichten. Das Alter - des Autors - spielt meiner Meinung nach eher eine sekundäre Rolle.


    Aber C.A ist ja auch, wie H.H., Tochter von Beruf ... ich denke, der "Erfolg" dieser Bücher hat eher damit etwas zu tun.

  • Zitat

    Original von Margot


    Nein, vermutlich nicht. Aber damit kommen wir wieder mal zu der Diskussion, ob man nur über das schreiben kann, was man kennt. Ich bin da immer etwas zwiegespalten. Erfahrung versus Empathie? Die Verbindung ist/wäre mE die ideale Voraussetzung für authentische Geschichten. Das Alter - des Autors - spielt meiner Meinung nach eher eine sekundäre Rolle.


    Aber C.A ist ja auch, wie H.H., Tochter von Beruf ... ich denke, der "Erfolg" dieser Bücher hat eher damit etwas zu tun.


    Mag sein, das man das nicht erlebt haben muss , Empathie sollte man aber empfinden können. Habe ich aber in de Buch nicht gefunden. Vielleicht hätte ich es zu Ende lesen sollen.


    Bücher mit Wölkchen auf dem Cover lassen mich an Pudding denken - freie Assoziation. :D

  • Ich putze und ich lese - beides.Und "Ich schreibe" - so hieß auch mal eine Zeitung...


    Zum Punkt Belletristik muß ich gestehen, daß es in unserem Haushalt da nur noch zwei Exemplare gibt: "Tagebuch der Armut. Aufzeichnungen einer brasilianischen Negerin" von Carolina Maria de Jesus, Hamburg 1962 - weil es hierzulande immer aktueller wird- und "Lara. Meine Zeit mit Pasternak" von Olga Iwinskaja, Hoffmann & Campe 1978 - weil mein Vater dieses Buch nicht für seine "Russen" erhielt - es erschien in russisch in Paris 1978 und nicht in der Sowjetunion und DDR - und weil hierin Züge der SBZ aufgezeigt werden, die man bis heute allzugerne verschweigt. Die Briefe und Tagebücher von Tolstoi rechne ich mal weniger zur Belletristik. In jungen Jahren habe ich 20 Bände Tolstoi gelesen, 24 Gorki, 10 Turgenjeff, über 20 Dostojewski, dann Tschechow etc. über 2000 Russen, aber auch 20 Zola, 24 Balzac, Maupassant etc., 20 Charles Dickens... einige hundert Europäer insgesamt, dann über hundert antike Schriftsteller, altindische, altchinesische, altjapanische Klassiker.... Nur die "Bibliothek der Deutschen" habe ich etwas vernachlässigt, wohl weil mir das Land nun überhaupt nicht gefiel - das hole ich jetzt aber sehr gründlich nach, allerdings lese ich nichts "Erfundenes" mehr. Dazu ist mir meine Zeit zu schade geworden. Derzeit arbeite ich an den Begebenheiten des Elbgermanenreiches in Galizien/Nordportugal, einem leider sehr vernachlässigtem Fakt der Weltgeschichte.


    Ich kann momentan nicht sagen, ob ich ein Buch zu Ende lesen würde oder nicht. Seit meiner Ausbürgerung vor 22 Jahren habe ich keine Belletristik angefaßt - nur mal einen Loest, den ich meinen Vater mit falschem Einband in die DDR zukommen ließ... der ging mich aber genausowenig an wie alle anderen ostdeutschen Schriftsteller, welche über die Gegenwart sich versucht haben... meine Gegenwart sah und sieht ganz anders aus.


    Außer Schullektüre kenne ich nichts Deutsches nach 1933. Meine Frau sagt immer: "DIE Probleme von denen hätte ich gern." Mich interessiert das überhaupt nicht. Ich habe nicht den Eindruck, daß irgendetwas Substantielles entstanden wäre.


    Um hier nicht den Eindruck eines "Kulturbanausen" zu hinterlassen, muß ich erwähnen, daß mein Vater Bibliothekar war und eine Sammlung von 12.500 Bänden hinterließ, welche z.T. die Bestände der Sächsischen Landesbibliothek (große Kriegsverluste) ergänzen konnten. Fast die Hälfte davon habe ich in jungen Jahren gelesen und bin mit ihnen vertraut wie einst Machiavelli. Vor allem die Bibliothek der Antike wird von mir regelmäßig benützt, in letzter Zeit aber immer mehr die Hinterlassenschaft des frühen Mittelalters. So lese ich vermehrt Latein.


    Die deutschen Bücher, die ich zu Ende gelesen habe, mußte ich erst schreiben. Und die sind nur für mich, mich interessiert es nicht, ob das einen anderen interessiert.


    aham

  • Zitat

    Original von aham
    ... eine Sammlung von 12.500 Bänden hinterließ, welche z.T. die Bestände der Sächsischen Landesbibliothek (große Kriegsverluste) ergänzen konnten. Fast die Hälfte davon habe ich in jungen Jahren gelesen


    Ich las mal irgendwo, man könne - in einem durchschnittlichen Leben - nur ca. 4000 Bücher lesen.

  • Ich lese 99,9999 Prozent der Bücher, die ich anfange, auch durch. Der letzte Titel, den ich unbeendet beiseite gelegt habe, war der Allgäu-Krimi "Laienspiel" von Klüpfl/Kobr, der vierte oder fünfte oder achtzigste Band aus der Kluftinger-Serie, die ich - Himmelherrgottsakra! - am Stück gekauft hatte. Das war so nölig, nervig, quälend, lahm und unlustig, dass ich aufgegeben habe, zumal nicht zu erwarten war, dass noch etwas geschehen würde, das mich für die etwa hundert Seiten, die ich mir bis dahin gegeben hatte, entschädigen würde. Ansonsten beiße ich mich immer durch. Jeder Autor hat bei mir die Chance, mich wenigstens mit einem geilen Schluss zu überzeugen. Außerdem kaufe ich alle Bücher (ich hasse Bibliotheken!), weshalb ich es als Betrug an mir selbst empfinden würde, sie dann nicht auch komplett zu lesen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich lese 99,9999 Prozent der Bücher, die ich anfange, auch durch. Der letzte Titel, den ich unbeendet beiseite gelegt habe, war der Allgäu-Krimi "Laienspiel" von Klüpfl/Kobr, der vierte oder fünfte oder achtzigste Band aus der Kluftinger-Serie, die ich - Himmelherrgottsakra! - am Stück gekauft hatte. Das war so nölig, nervig, quälend, lahm und unlustig, dass ich aufgegeben habe, zumal nicht zu erwarten war, dass noch etwas geschehen würde, das mich für die etwa hundert Seiten, die ich mir bis dahin gegeben hatte, entschädigen würde. Ansonsten beiße ich mich immer durch. Jeder Autor hat bei mir die Chance, mich wenigstens mit einem geilen Schluss zu überzeugen. Außerdem kaufe ich alle Bücher (ich hasse Bibliotheken!), weshalb ich es als Betrug an mir selbst empfinden würde, sie dann nicht auch komplett zu lesen.


    Bitte, bitte bitte ... mach die Bestellung bei Aufbau rückgängig. Wirklich. :bye


    PS: ich muss übrigens auch Bücher "besitzen". Nur gut, dass nach und nach die Kinder ausziehen und Zimmer frei werden ...

  • Margot schrieb :


    "Ich las mal irgendwo, man könne - in einem durchschnittlichen Leben - nur ca. 4000 Bücher lesen."


    Klar doch- und der Mann hat nur 5000 "Schuß"... demnach müßte ich schon mein drittes Leben leben :rolleyes


    Und für so einen Stuß wurde auch noch Papier verschwendet?


    Mein Vater kannte Franz Loeser und hatte auch dessen Buch "Rationelles Lesen".


    Damit bin ich groß geworden... So sauge ich noch heute die mir wichtige Information aus den Texten... und bin da noch effizienter als in jungen Jahren...


    aham

  • Zitat

    Original von Margot
    Ich las mal irgendwo, man könne - in einem durchschnittlichen Leben - nur ca. 4000 Bücher lesen.


    Aber wer will schon durchschnittlich leben?