Woran schreibt Ihr gerade?

  • Zitat

    Original von Anja Thieme
    @HD - Aber gerne! Ein Tip vorab: es funktioniert einfach wie mit der Bibel. Nimm die Göttersagen (Schwab), hau da ein bisschen Archäologie, Populärwissenschaft, Platon, Aristoteles und Sokrates drüber und du kommst hinter einiges. Zumindest kannst du dann alles behaupten, weil dir das Gegenteil keiner beweisen kann ...


    Anja


    Genau deshalb liegt es (noch) in der Schublade. Weil ich genau so etwas nicht mag. Es ist durchaus eine frei erfunde Geschichte mit Verbiegung der historischen Gegebenheiten, aber mein Anspruch ist es doch, das so wahrscheinlich wie möglich zu halten


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Dabei schon!

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Anjas!


    Zitat

    Original von Anja
    Ich habe gerade als Hörbuch eine ähnliche Geschichte, einen Krimi, gehört. Grauenhaft, ich habe nur durchgehalten, weil ich wissen wollte, wer nun der Mörder war, obwohl ich mir sogar das schon gedacht hatte. Und vor allem: Alle halbe Stunde ein Mal Sex. Es war superspannend 8-).


    Bei mir fallen solche Storys unter die Rubrik "Poppen ab S. 50" oder "Poppen alle 25 Seiten". Besonders beliebt sind da eigentlich weniger Krimis als "historische Romane". :braue



    Zitat

    Original von Anja Thieme
    Nimm die Göttersagen (Schwab), hau da ein bisschen Archäologie, Populärwissenschaft, Platon, Aristoteles und Sokrates drüber und du kommst hinter einiges. Zumindest kannst du dann alles behaupten, weil dir das Gegenteil keiner beweisen kann ...


    Doch, meine Wenigkeit kann so was bis zur Widerlegung analysieren. Und mir kommt bei solcherlei auch immer die Galle hoch (mal abgesehen von Schelmenromanen und dem reflektierten Spiel mit diesem Material). Triviales Ausschlachten geht mir schlicht wider die Natur.
    Klar, hören oder lesen wollen das dann weder die Verfasser noch die Fans. In einem großen deutschsprachigen Bücherforum (Büchereule) lief gerade wieder eine Diskussion zum Thema "Wollen Leser authentische historische Romane?". Selbstverständlich läuft so eine Diskussion ergebnislos, und der Versuch, auch nur ein bisschen Bewusstsein zu wecken, gleicht dem Kampf Don Quixotes mit den Windmühlen ...


    Heutzutage schreiben Autoren schließlich nur, um zu unterhalten, Schreiben ist bloß Handwerk, und das muss man üben üben üben, und jede darüber hinausgehende Reflexion feuilletonistisches Geseiere. :braue

  • @ Iris ...


    deshalb war es ja ironisch gemeint ...


    Ich glaube das Problem ist eher: Wenn es nichts zu recherchieren gibt, wie willst du dann recherchieren? Ich bin auch gerade wieder an einem Punkt angelangt, wo die glaubhaftere die für mich logischere Variante ist. Da steht gerade sprachwissenschaftliche Vermutung gegen drei Vasenfragmente aus Mykene ...
    Was macht man denn dann?


    Sich das Mittelalter schön zu basteln, damit es besser in den Plot passt, ist da nochmal eine andere Sache ... finde ich auch blöd.


    Und in aller Deutlichkeit:
    Schreiben kann man nicht lernen.
    Nein, der Leser will nicht verarscht werden.
    Unterhaltsames darf nicht banal sein, weil banales mich nicht unterhält
    Und ein schlecht verkauftes gutes Buch ist mir lieber als ein gut verkauftes Schlechtes
    Sollte eines dieser Dogmen sich für mich als unwahr erweisen
    hänge ich meine Feder an den Nagel - gleich neben meinen Stolz und meine Würde ...


    Anja III

    Einmal editiert, zuletzt von Anja Thieme ()

  • Hallo Anja!


    Zitat

    Original von Anja Thieme
    Ich glaube das Problem ist eher: Wenn es nichts zu recherchieren gibt, wie willst du dann recherchieren? Ich bin auch gerade wieder an einem Punkt angelangt, wo die glaubhaftere die für mich logischere Variante ist. Da steht gerade sprachwissenschaftliche Vermutung gegen drei Vasenfragmente aus Mykene ...
    Was macht man denn dann?


    Gegen Lücken hilft nur eine sehr umfassende Beschäftigung mit dem gesamten Fachgebiet, mit den wissenschaftlichen Grundlagen der jeweiligen Forscher, mit dem Diskurs insgesamt.


    Ich hab 's woanders schon mit einem lückenhaften Mosaik verglichen: Wenn ich nur das Stück freilege, das ich gebrauchen kann, dann werden meine Versuche der Rekonstruktion möglicherweise schiefgehen. Denn dann kann es sehr leicht geschehen, dass ich in die Lücken falsche Muster projiziere, was mir nicht passiert wäre, wenn ich mehr von dem Mosaik freigelegt hätte, u.a. andere Teile mit dem gleichen, aber nicht zerstörten Muster.



    Zitat

    Sich das Mittelalter schön zu basteln, damit es besser in den Plot passt, ist da nochmal eine andere Sache ... finde ich auch blöd.


    Wenn 's doch schön basteln wäre! Heute muss "Mittelalter" (abgesehen von Heldin und Held) vor allem hässlich und sexy sein.



    Zitat

    Schreiben kann man nicht lernen.


    Doch, Schreiben schon! Dafür gibt 's eigentlich die Grundschule. =)
    Aber die Kunst des Erzählens und den Umgang mit Sprache kann man überhaupt nur lernen, wenn eine grundsätzliche Begabung dazu und Freude daran besteht. Und auch dann sind Fleiß und Disziplin zwar unabdingbare Voraussetzungen, aber kein hinreichender Grund!
    Es gibt begnadete Musiker, und das ist beileibe nicht bloß Technik -- aber ohne Technik geht es nicht. Schließlich besteht auch ein guter Mathematiker aus 1% Inspiration und 99% Transpiration.



    Zitat

    Nein, der Leser will nicht verarscht werden.


    Verarscht sicherlich nicht -- wer wollte das schon überhaupt!
    Aber im Grunde lieben wir es doch, wenn unsere Ansichten immer wieder bestätigt werden. Und so manche unserer Ansichten sind Vorurteile, denn Vorurteile haben nicht nur "die anderen", sondern wir alle.



    Zitat

    Unterhaltsames darf nicht banal sein, weil banales mich nicht unterhält
    Und ein schlecht verkauftes gutes Buch ist mir lieber als ein gut verkauftes Schlechtes
    Sollte eines dieser Dogmen sich für mich als unwahr erweisen
    hänge ich meine Feder an den Nagel - gleich neben meinen Stolz und meine Würde ...


    Ich weiß nicht, wie lange du schon in der Branche tätig bist, aber ich rate dir, deine leidenschaftlichen Maximen aufzuschreiben und immer wieder hervorzuziehen.
    Denn wenn man erst einmal einige Jahre in diesem Metier zugebracht hat und sich immer wieder die Verlagsvorschauen anschaut, wenn man sich die Begründungen von Ablehnungen, die man auch bei vorliegenden gut laufenden Veröffentlichungen immer wieder kassiert, zu Gemüte führt und gelegentlich mal Aufwand und Ertrag der eigenen Arbeit gegenrechnet, dann kann man schon mal ins Straucheln kommen. ;)


    Nein, ich habe nicht die Seiten gewechselt! Ich gebe nur zu bedenken, dass ein gewisser Anspruch an sich selbst und die eigene Arbeit sehr viel Krafteinsatz erfordert -- der dann wiederum bei der eigentlichen Arbeit fehlt --, und einem Weiterkommen durchaus hinderlich sein kann. Und dass jemand, der sich irgendwann entscheidet, "marktgerecht" zu schreiben (und wenn auch nur zeitweilig), deshalb noch lange kein schlechterer Mensch geworden sein muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Iris Kammerer ()

  • Zitat

    Aber die Kunst des Erzählens und den Umgang mit Sprache kann man überhaupt nur lernen, wenn eine grundsätzliche Begabung dazu und Freude daran besteht. Und auch dann sind Fleiß und Disziplin zwar unabdingbare Voraussetzungen, aber kein hinreichender Grund!


    Wie wahr, wie wahr. 8-)
    Ich denke, dass man das Schreibhandwerk durch Fleiß und Disziplin erlernen bzw. verbessern kann, aber das Grundtalent ist die oberste Latte aller schreiberischen Entwicklung. Und wenn sich ein Autor die Finger wund schreibt, über diesen vorgegebenen Level wird er niemals drüber kommen.


    Lg, Manuela :)


    die sich verstärkt ihrem uralten Romanmanuskript über Drogen, Liebe und Tod widmet.

    Einmal editiert, zuletzt von Manuela K. ()

  • Zitat

    Denn wenn man erst einmal einige Jahre in diesem Metier zugebracht hat und sich immer wieder die Verlagsvorschauen anschaut, .... , dann kann man schon mal ins Straucheln kommen.


    Stimmt :)
    Ich mache das ja auch schon eine Weile. Allem voran, mein Herr Vater ist Verlagsleiter gewesen und meine Frau Mutter ist gelernte Buchhändlerin. ;-)
    Wahrscheinlich bin ich eben trotz frühkindlicher frustrierender Einblicke in die Programmgestaltung noch immer naiv genug, um meinen Job klasse zu finden.
    (Denn ich habe mit Gedichten begonnen und mein Vater sagte als allererstes: Das kauft kein Schwein!)


    Obendrein war bei meinem alten Brotjob eine solche verbale Hurerei verlangt, dass es für mein ganzes Leben reicht.
    (Um Missverständnissen vorzubeugen, ich war Vertriebsleiterin im Aussendienst, nicht Hotline-Tamara)


    Man kann ja auch Glück haben und der Trend kommt einem mal entgegen, so wie jetzt, wo die Fantasy endlich die Sandalen von sich wirft und ins Düstere geht. Allerdings bin ich über 40 und nicht mehr soooo sexy, das könnte hinderlich werden. Und meine Vampire sind nur 20 Zentimeter groß und haben O-Beine.
    Schade nur, dass ich das "Entsprechende" nicht den tollen, deutschen Fantasy-Autoren zu verdanken habe, sondern eher durchgeknallten, japanischen Anime-Zeichnern und irischen Gothic-Bands. Und den genialen Orks in der Herr der Ringe-Verfilmung.


    Was meine fiese Gesellschaftskritik angeht, dass die keiner drucken will, würde mich nicht wundern. Aber ich wollte sie schreiben.


    Und woran arbeitet ihr nochmal gerade? - (die Topic-Kurve muss doch noch zu kriegen sein ;-))


    Ganz liebe Grüße


    Anja


    _________________


    Ein schnelles Edit: Ich verschwinde mal wieder für eine Woche in der Versenkung. Danke Iris, hast mich motiviiert! :) - ich muss die kleinen Kerlchen jetzt wegschrieben sonst laufen sie los und beißen x-beliebige Leute.

    2 Mal editiert, zuletzt von Anja Thieme ()

  • Zitat

    Original von Iris Kammerer
    Hallo, Anjas!



    Bei mir fallen solche Storys unter die Rubrik "Poppen ab S. 50" oder "Poppen alle 25 Seiten".



    Hm, da hab ich wohl Anjas Bemerkung ganz falsch verstanden. Ich bezog das mit dem Sex nicht auf das Hörbuch.


    :wow


    Gruß,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Anja: die thematische Kurve: An was schreibe ich wohl (wenn ich schreibe)?! An einem Beziehungsroman :).
    Und Roman 1 geht ja bereits raus, seit HD Druck macht, sogar richtig.


    Tom: Du hast sicher Recht, manche bringen erst ihren zweiten, dritten oder vierten Roman an den Verlag. Aber mir erscheint es so ... merkwürdig, an einem zweiten Roman zu arbeiten, bevor ich nicht weiß, ob mein Talent zum Veröffentlichen überhaupt ausreicht. Sujet und Verkäuflichkeit sind noch mal etwas ganz anderes. Wenn es daran scheitert, ist das was anderes. Aber mir gehts darum zu wissen, ob ich das SCHREIBtalent für fiktionale Texte im nötigen Ausmaß habe. Sicher, man kann auch daran feilen, aber nur, wenn man weiß, wo die Schwächen liegen. Ich habe Roman 2 ja angefangen, und zwischendurch eine Geschichte in einer Anthologie untergebracht. Aber ich brauche irgendeine Form von Bestätigung, dass das, was ich da mache, nicht reines "Hobbyschreiben" ist und nie über diesen Status hinauskommen wird, wenn Du verstehst, wie ich das meine.
    Mal davon abgesehen, dass Roman 1 eigentlich "erster ABGESCHLOSSENER Roman" heißen sollte. Angefangen habe ich schon viele.
    Außerdem, wenn man mal einen Roman reihum verschickt hat und man kommt dann nach Reihum-Ablehnungen mit einem neuen, werden die Lektoren da nicht höchstens ein "Oh je, die schon wieder" denken? Das ist keine rhetorische Frage, ich weiß es tatsächlich nicht.


    @habibi: Mit Disziplinlosigkeit hat das bei mir am wenigsten zu tun, eher mit Zeit. Ich habe meinen ersten Roman fertiggestellt, als mein Sohn ganz klein war und ich "Kinderbetreuungsgeld" bekommen habe (das bekommt hier jede Frau, unabhängig davon, ob sie vorher eine feste Stelle hatte oder nicht), mich also zum ersten Mal nicht um ein Einkommen kümmern musste (ich bin Freiberuflerin). Der Roman ist pünktlich mit dem Ende dieser Zahlungen fertig geworden, und danach ging das Geldverdienen wieder los. An Disziplin würde es mir wohl nicht fehlen, es geht eher um die fachliche Bestätigung.


    @hd: Mein Mantra bleibt bestehen. Aber Du siehst ja, ich lasse mich ab und zu überreden oder eines Besseren belehren :).
    @Dschinnie: Es stimmt schon, ein Grundthema hat jeder. Was ich meinte, ist, dass ich vermute, Verlage erwarten zu einem gewissen Grad, dass Du die Erwartungen ihrer Leser beim nächten Roman in gleicher Weise bedienst. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie viel Entwicklungsspielraum man als Autor da überhaupt eingeräumt bekommt. Aber dazu können Tom und Iris vermutlich mehr sagen.


    @Iris: Ja, "Poppen ab S. 50" trifft es ganz gut =). Allerdings glaube ich (ich habe das Ganze ja als Hörbuch gehört), dass es hier schon bei S. 10 losging. Und dann in regelmäßigen Abständen immer wieder, ganz egal, ob das in den Kontext gepasst hat oder nicht. Aber irgendwie kann man das ja immer in den Kontext einbinden, mehr oder minder sinnvoll. Zumindest weiß ich jetzt, welcher Genrevorgabe ich nie folgen würde, und ich weiß auch, was ich sicher nicht noch mal hören oder lesen muss :). Insofern wars ja sogar eine ganz lehrreiche Hörlektüre.


    Nachtrag: BERND!!! Ich bin ... entrüstet. Ja, genau. Das bin ich =).


    Liebe Grüße
    Anja

  • Zitat

    Original von Anja


    @hd: Mein Mantra bleibt bestehen. Aber Du siehst ja, ich lasse mich ab und zu überreden oder eines Besseren belehren :).

    Anja


    Als vor 3,5 oder 4 Millionen Jahren sich das erste Australopithecus afarensis-Männchen aufrichtete und auf zwei Beinen stehend über die Steppe sah, hörte es vermutlich hinter sich das Weibchen rufen: »Jetzt sieh zu, dass du Wasser findest, oder soll ich dir derart schmutzig auf dem langen Weg der Menschwerdung folgen?« Aus bis heute unerfindlichen Gründen hat er sich nicht umgedreht und sie zum Schweigen gebracht sondern brav das Wasser geholt.


    Horst-Dieter (der sein Angebot an die @anderen trotzdem aufrecht hält)

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Anja.


    Das ist ein Dilemma, aus dem Dir (eigentlich) niemand heraushelfen kann. Und das viele hinter sich haben. Da schreibt man, zuweilen jahrelang, an einem 400 Seiten langen Manuskript, und niemand aus dem mittelbaren Umfeld ist dazu in der Lage, verlässlich ein Urteil der Qualität "Ja, Du hast es!" zu fällen. Selbst das, was in unserer Runde so geäußert wird, ist mit Vorsicht zu genießen: Wir sind Autoren. Und keine Lektoren, Redakteure oder Verlagschefs. Zudem - harter Umgang hin oder her - mag auch bei den berüchtigten 42ern ein gewisser Kuschelfaktor vorhanden sein.


    Und dann bekommt man seinen Krömmes auch noch mit Formablehnungen zurück. Kein Wort über gute Ansätze, handwerkliche Perfektion, dramaturgische Qualitäten. Und auch keines zu Verbesserungsmöglichkeiten. (Wer das Glück hat - ja, das ist schon Glück -, eine persönliche und tatsächlich auf das Manuskript bezugnehmende Ablehnung zu bekommen, sollte unbedingt Kontakt mit dem Lektor aufnehmen und ihn höflich bitten, das näher auszuführen!) Also kocht man weiter im eigenen Saft, die Unsicherheit nimmt zu. Ja, alle bekommen Formablehnungen, aber auch das ist irgendwann kein Trost mehr. Schließlich schaffen es einige andere ja. Was unterscheidet die von mir? Haben die nur mehr Glück gehabt, sind die cooler, waren die schnippischer, kannten die wen? Oder ist mein Zeug einfach unreif, unfertig oder sogar untalentiert? Gehöre ich zu den vielen, die jahrzehntelang okehe Texte schreiben, aber keine, die ein größeres Publikum interessieren könnte? Was fehlt mir? Ist meine Schreibe gut, während meine Ideen Bockmist sind? Oder umgekehrt? Oder stimmt beides nicht?


    Ich kann dazu nur zwei Dinge sagen: Erstens - durchhalten lohnt sich. Vielleicht geschieht nicht das, was man sich vorher erträumt (tatsächlich wird es völlig anders sein), aber das, was passiert, macht großen Spaß. Doch diese Tortur ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn man dazu bereit ist, pausenlos an sich zu arbeiten und weiter nach den Ursachen für den ausbleibenden Erfolg zu suchen. Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit. Oft, zugegeben, stimmt aber einfach alles nicht - siehe oben.
    Und zweitens: Hängt Eure Herzen nicht an bestimmte Texte, wenn Ihr wirklich nennenswert veröffentlichen wollt. Das sagt sich so leicht, aber manchmal wird einfach alles nur noch schlimmer, wenn man versucht, das Manuskript, in das man schon so viel investiert hat, zum dreißigsten Mal zu verbessern. Man muss es ja nicht wegschmeißen - irgendwann mag auch der Zeitpunkt für diesen Text oder wenigstens diese Idee kommen. Ich kann in diesem Zusammenhang nur immer wieder auf unseren Michael als Beispiel verweisen. Was der Mann sich hier schon alles anhören musste! Und was macht er? Er beendet ein Manuskript, legt es beiseite und fängt das nächste an. Er schmeißt die Texte keineswegs weg - seine letzten Romanmanuskripte gehen meiner Meinung nach durchaus in die richtige Richtung. Aber für ihn stehen sie zur Disposition. Er ist änderungs- und überarbeitungswillig, bis hin zur Neufassung. Und er verstellt sich nicht den Blick dadurch, dass er ihn fest auf ein voriges Manuskript geheftet hält. Nebenher holt er sich seine Bestätigung durch Nebenprojekte wie die Titanic oder jüngst die "Stories & Friends"-Anthologie. Wobei ich bei Michael eigentlich sicher bin, dass er das Embryonalstadium schon sehr bald verlassen wird. ;)

  • Zitat

    Original von Tom
    Er ist änderungs- und überarbeitungswillig, bis hin zur Neufassung. Und er verstellt sich nicht den Blick dadurch, dass er ihn fest auf ein voriges Manuskript geheftet hält.


    da bin ich mir nicht sicher, ob ich mich dafür motivieren könnte - zu einer kompletten neufassung. da müsste schon konkret ein guter verlag dasein, der das dann auch drucken wöllte. sonst schreib ich lieber was neues.


    außerdem schreibe ich erst seit 3 1/2 jahren prosa, von daher ist schon okay, dass mir nicht alles gleich gelungen ist.


    Zitat


    Nebenher holt er sich seine Bestätigung durch Nebenprojekte wie die Titanic oder jüngst die "Stories & Friends"-Anthologie. Wobei ich bei Michael eigentlich sicher bin, dass er das Embryonalstadium schon sehr bald verlassen wird.


    danke, da kann ich nur hoffen, dass du recht behälst.


    ciao,
    michael

  • Zitat

    Original von Anja
    Aber mir erscheint es so ... merkwürdig, an einem zweiten Roman zu arbeiten, bevor ich nicht weiß, ob mein Talent zum Veröffentlichen überhaupt ausreicht. Sujet und Verkäuflichkeit sind noch mal etwas ganz anderes. Wenn es daran scheitert, ist das was anderes. Aber mir gehts darum zu wissen, ob ich das SCHREIBtalent für fiktionale Texte im nötigen Ausmaß habe. Sicher, man kann auch daran feilen, aber nur, wenn man weiß, wo die Schwächen liegen. Ich habe Roman 2 ja angefangen, und zwischendurch eine Geschichte in einer Anthologie untergebracht. Aber ich brauche irgendeine Form von Bestätigung, dass das, was ich da mache, nicht reines "Hobbyschreiben" ist und nie über diesen Status hinauskommen wird, wenn Du verstehst, wie ich das meine.


    Ich weiß was du meinst 8-)

  • Zitat

    Original von Petra


    Ich weiß was du meinst 8-)


    Das ist nicht gut, was du da machst, Petra. Unterstütz sie nicht auch noch in ihrer verkorksten Einstellung :(

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Unterstütz sie nicht auch noch in ihrer verkorksten Einstellung :(


    Ich verstehe, was Anja meint - Unterstützung dieser Einstellung liegt mir fern. Der Absatz hätte auch von mir sein können, insofern wäre es etwas seltsam, wenn jetzt ausgerechnet von mir ein Knaller-Argument dagegen gekommen wäre ...

  • Zitat

    Original von Petra


    Ich verstehe, was Anja meint - Unterstützung dieser Einstellung liegt mir fern. Der Absatz hätte auch von mir sein können, insofern wäre es etwas seltsam, wenn jetzt ausgerechnet von mir ein Knaller-Argument dagegen gekommen wäre ...


    Seltsam vielleicht, aber es hätte mich gefreut, für Anja und für dich :)

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  • Hmm, nette Frage, woran arbeite ich zur Zeit?


    Eigentlich war ich immer ein Verfechter von "eines nach dem anderen", doch lässt sich das nicht immer steuern.


    Mein erster Roman war (jetzt mit Absatnd gesehen) eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten. Irgendwann werde ich das mal überarbeiten.


    Meinen zweiten Roman habe ich erfolglos durch die Verlage geschickt, als mich die Idee zu meinem dritten Roman "ansprang".


    Mit dem dritten Roman fand ich endlich eine Agentur, obwohl das gute Stück noch nicht fertig war. Der ist nun seit zwei Monaten fertig.


    In dieser Zeit arbeitete ich kursbegleitend zeitgleich an meinem ersten Drehbuch. Die 1. Version ist seit einer Woche fertig, sollte aber nochmals gründlich überarbeitet werden.


    Nun geht der Kurs in die zweite Runde und ich werde dazu eine neue Geschichte verwenden, die zeitgleich auch zum Roman werden soll.


    Den Roman wollte ich eigentlich später schreiben, doch als ich mit meiner Agentin sprach, wollte sie meine unausgegorene Inhaltsbeschreibung, weil sie davon begeistert war. Also wurde ein Exposé erstellt und nun habe ich letzte Woche, die ersten 20 Seiten als Leseprobe geschrieben.


    Also bin ich momentan entgegen meiner Einstellung an drei Sachen gleichzeitig dran. Sollte mein 3. Roman vermittelt werden, würde noch ein Lektorat anstehen, was mich riesig freuen würde, doch müsste ich dann an 4 Sachen arbeiten, was zeitlich fast nicht machbar ist, da ich ja auch noch einen Brotjob habe und mich nicht nur im stillen Kämmerlein einschließe.


    Zeitgleich geistert mir schon wieder zwei andere Geschichten durch den Kopf. Der Plot steht, doch die Zeit fehlt.


    Allerdings gehöre ich zu den Schreibern, die eine Geschichte zu Ende bringen, auch, wenn sie vielleicht keiner haben will.


    Mal sehen, wie es weitergeht. Meinen Spaß habe ich allemal, egal wohin es führt.


    Liebe Grüße
    Elke

  • Tja, ich habe lange gezögert, hier zu antworten, weil es nicht ganz in diese Reihe hier passt. Nicht ganz, aber vielleicht doch ein bisschen. Daher:


    Ich habe bisher Kurzgeschichten geschrieben. Ich meine auch, mich dabei weiterentwickelt zu haben (wenn ich mir nochmals die erste Geschichte ansehe ...). Dann aber wurde eine Geschichte (die ich schnell geschrieben und schnell gepostet hatte, wahrscheinlich hatte ich mich schon zu sicher gefühlt) nach anfänglich guten Kritiken in der Luft zerfetzt - zu Recht.


    Seitdem sieht das bei mir so aus: Ich habe immens viel über das Schreiben gelesen. In einem Haufen Bücher, die ich mir gekauft habe, in Foren, Blogs, auf Autorenwebsites. Rein theoretisch müsste ich nun alles wissen, was es irgendwie zu wissen gibt. Nur: Geschrieben habe ich nicht mehr. Ich habe immer wieder Ideen für Kurzgeschichten und auch längere Projekte, die ich in meinem Kopf hin- und herwälze, plane, strukturiere. Und: Ich lese weiter und weiter über das Schreiben, bestelle mir das nächste Buch, verbringe unendlich viel Zeit online auf Seiten über das Schreiben. Ich beschäftige mich also viel mit der Thematik. Nur schreiben, das mache ich nicht. Blöd, oder? :(



    Edit: Tippfehlerkorrektur

    Einmal editiert, zuletzt von katzano ()

  • Hallo Katzano,


    das hört sich jetzt vielleicht doppelt blöd an, doch nur Übung macht den Meister. Genug Theoriewissen hast du nun gesammelt. Kauf dir für´s Erste mal keine neuen Ratgeber mehr. Steck die alten und gelesenen Ratgeber in eine Kiste und schieb die unters Bett. Dort lässt du sie, bis du wieder was geschrieben hast... Mindestens.


    Durch das ganze Input kann man schon an sich zweifeln. Schieb die Zweifel zur Seite, wie die Ratgeber, setz dich an den Rechner und los gehts. Such dir nur ein Thema aus, wenn Plot und Struktur für dich passen, schreib los, auch wenn du erst mal nur "blöd" vor einem leeren Bildschirm sitzt. Am Besten noch die Internetverbindung kappen, damit du nicht in Versuchung kommst etwas anderes zu tun.
    Da bleibst du für mindestens zwei Stunden sitzen. Irgendwann werden deine Gedanken nur noch bei der Geschichte sein (hoffentlich) und dir wird so langweilig werden, dass du anfängst zu schreiben. Die ersten Seiten werden vielleicht nicht gut, doch ist es ein Anfang, der dir vielleicht wieder Spaß macht und mit dem Spaß kommt der Mut.


    Lass dich von einem "Verriss" nicht unterkriegen. Mit meinen Absagen könnte ich mindestens eine Bürowand tapezieren. Augen zu und durch.


    Aufmunternde Grüße
    Elke