Ich bin der Botschafter des schlechten Geschmacks.
'"Wie wird man eigentlich Botschafter des schlechten Geschmacks?", werde ich oft gefragt.
Auf solche Fragen antworte ich in der Regel mit "Dosenravioli !!!" oder "Ministeck !!!", in Wirklichkeit war das aber nämlich so:
Er kam auf mich zu, eines schummerigen Abends in einer verrauchten Bar. Er sprach mich an.
"Hallo, du!"
Ich drehte mich zu ihm um.
"Ich bin der schlechte Geschmack", sagte der schlechte Geschmack, "und ich weiß ganz genau, wer du bist! Du bist ein versoffener, eigensinniger, ungewaschener, ungehobelter Rüpel, der in seiner Freizeit gerne kleine Kinder schlägt und Nachbarn wegen Parkvergehen beim Bundesnachrichtendienst verpfeift!"
Als ich noch so darüber grübele, woher mich dieser sympathische junge schlechte Geschmack wohl so gut kennen mochte, fügte er seinen Ausführungen breit grinsend hinzu:
"Ich hab einen tollen Tipp für dich, Schweinefurz. Werde doch Dichter! Egal, was für eine riesen Scheiße du auch bauen magst, es wird immer kaputte Intellektuelle geben, die das dann für Kunst halten werden! Lad mich auf ein Glas Hopfenjauche ein und ich nehm dich unter Vertrag!"
Ich erwiderte angewidert:
"Horsch zu, Keule ... Bevor ich anfange, verschissene Gedichte zu schreiben, werd ich eher Bundeskanzlerin oder international angesehener Diplomat!"
"Kein Problem, dummer Lumpen", rülpste der schlechte Geschmack in Dis-Moll, "biste halt ab heute mein Botschafter. Dafür darfste auf Helgoland überall frei parken und alle 3 Monate kommt ein Hochglanz-Foto eines riesigen Gehaltschecks per Email bei dir an."
Den Deal fand ich super, jedoch trieb mich die Mißtreue zum Zweifel hernieder.
"Wo ist der Haken?" fragte ich den schlechten Geschmack fast beiläufig, während ich mich an einer Stange Salz fingerfertig verging.
"Im Kiefer der Bache", antwortete das in Aldi-Schlappen geschuhwerkte Männlein.
Ich wußte, daß der schlechte Geschmack die Wahrheit sprach, hatte ich mir diesen schalen Wortwitz doch selber und tätig extra für diesen Text bei Wikipedia zusammengegoogelt.
Der schlechte Geschmack war also nicht nur gebildeter als wie ich, er schien obendrein die Wahrheit zu sprechen über sich selbst und seine Absichten, denn all seine Zähne waren mit Goldkronen überzogen, bis auf den Zweitletzten, hinten links, da war ein Diamantenimitat drinne am Funkeln.
Ein müdes "Gebongt!" entschlich schlapp meiner Kehle und der schlechte Geschmack sah meinen trübe schimmernden, aber glücklich wirkenden Äuglein an, daß auch ich in diesem Falle unzweifelhaft die Wahrheit sprach.
So wurden wir Freunde und ich sein ergebener Gefolgsmann.
Und jetzt bin ich hier.
Hallo. Im Namen des schlechten Geschmacks erkläre ich diesen Account für eröffnet.
Schnittchen?