Will ich eigentlich so erfolgreich werden?

  • Ich tingele derzeit durch diverse Autorenforen und begegne dabei häufiger Diskussionen, bei denen es darum geht, zu versuchen, die "Kochrezepte" der erfolgreichen Autoren zu verstehen. Also: Warum verkaufen sich amerikanische Autoren so gut? Lohnt es sich, zu versuchen, den Boom der historischen Romane für sich zu okkupieren? Sollte ich lieber Fantasy schreiben, um mehr Bücher zu verkaufen? Wie gestalte ich Figuren/Handlung/Dramaturgie á la LeCarre, Brown, Rowling? Wie kann ich nachahmen, was Charlotte Roche vorgemacht hat? Oder, kurz gesagt: Wie werde ich enorm erfolgreich?


    Die Frage, die ich mir bei all dem stelle, lautet: Will ich das? Schreibe ich, um auf jeden Fall so viele Bücher zu verkaufen, wie irgendmöglich ist, ganz egal, was ich schreibe? Das kann ich für mich mit einem klaren Nein beantworten. Trotzdem verstören mich diese Threads. Wo ist der fahrende Zug, auf den ich aufspringen kann? Was muss ich ändern, um mehr zu verkaufen? Dabei schwingt mit, dass vielen Autoren völlig egal zu sein scheint, in welchem Genre sie sich bewegen müssen, um das zu erreichen. Das finde ich haarsträubend. Aber es scheint keine Ausnahme zu sein.


    Zudem scheint auch bei gestandenen Autoren eine gewisse Naivität im Hinblick auf die Verkaufszahlen des durchschnittlichen Schriftstellers vorzuherrschen. Anders gesagt: Viele Menschen, und auch Autoren sind solche, scheinen immer noch an das Märchen zu glauben, dass man mit dem Schreiben schnell reich werden kann, wenn man es nur richtig anpackt. Die Ausnahme wird zur Regel erklärt, zur nachzuahmenden Regel.

  • Zitat

    Original von Tom
    Dabei schwingt mit, dass vielen Autoren völlig egal zu sein scheint, in welchem Genre sie sich bewegen müssen, um das zu erreichen. Das finde ich haarsträubend. Aber es scheint keine Ausnahme zu sein.


    Erfolgreich zu sein mag ja ganz nett sein und es ist auch legitim, zu überlegen, wie ich meine Geschichte so gestalte, dass sie möglichst viele Leser findet. Dabei muss es aber meine Geschichte bleiben. Ich würde z.B. niemals Nackenbeißer schreiben, selbst wenn die sich verkaufen sollten wie geschnitten Brot.


    Ich denke Autoren, wie du sie oben beschreibst, geht es nicht ums Schreiben an sich, sondern ums reich und berühmt werden :evil

  • Es ist aber ziemlich naiv, zu glauben, man könne auf einen abgefahrenen Zug noch aufspringen. Im besten Falle holt man sich in der Gleisgrube eine blutige Nase.


    Ein Thema oder Genre anzupacken, allein weil man sich davon Erfolg verhofft, dürfte in den wenigsten Fällen zu gelungenen Ergebnissen führen. Eine Sache, in die man so viel Energie reinstecken muss wie in die Erstellung eines Manuskripts, braucht auch viel Herzblut -- und das funktioniert nicht, wenn man das Thema, die Geschichte, Umfeld, Figuren etc. nicht wirklich und wahrhaftig liebt!


    Natürlich darf man nicht nur für sich selbst schreiben. Aber nur "für den Markt" funktioniert genauso wenig!

  • Zitat

    Original von Iris Kammerer
    Es ist aber ziemlich naiv, zu glauben, man könne auf einen abgefahrenen Zug noch aufspringen. Im besten Falle holt man sich in der Gleisgrube eine blutige Nase.


    damit hat iris für mich schon alles gesagt: ein "erfolgsrezept" funktioniert nur vorwärtsgerichtet: der zug fährt auf einer "einweg"-strecke. und es ist an den autor, seine motivation und seine fähigkeiten gebunden.


    ich plädiere für einen klaren hedonismus: schreibe, was dir spaß macht und worüber du etwas zu sagen hast. und schreibe es so, dass andere es lesen mögen.


    viele grüße,
    michael

  • Hallo Tom,


    interessant wäre mal zu erfahren, was zuerst da war: die Idee, genau dieses eine Buch (Serie) zu schreiben, das sich dann überraschenderweise extrem gut verkauft. Und danach eben in diesem Stil weiterzumachen. Oder von Anfang an eine Art "Marktanalyse" (sofern die überhaupt möglich ist) und ein darauf abgepasstes Buch.


    Meine These ist die, das man schreiben sollte, was man schreiben kann und was für einen selber von Bedeutung ist. In diesem Sinne ist das wohl "Kunst um der Kunst Willen", und ich habe Vieles gesehen, was wohl nur dem Künstler selber etwas gegeben hat.
    Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob es einen anderen Weg als den gibt, eben genau das zu machen, was man gerne machen möchte. Ob das dann Erfolg bringt oder nicht, wird sich erst nachher zeigen.


    Aber wenn ich Dich richtig verstehe, dann fragst Du, ob es sich lohnt, zu so einer Art "Schriftsteller nach Erfolgsrezept" zu werden. Für mich persönlich würde sich das nicht lohnen, weil es eine andere Form der "Auftragsschreiberei" ist, da macht man, bei idealer Auftragslage, mit PR-Texten wahrscheinlich fast unkomplizierter Geld (wenn auch nicht so schnell in den Höhen eines sogenannten Erfolgsautors).


    Liebe Grüße
    Anja

  • Ich muss hinter dem stehen können, was ich schreibe; egal ob es Kurzgeschichten für Zeitschriften oder Romane sind.


    So ein Ekelzeugs wie Charlotte Roche würde ich niemals schreiben wollen. Mir ist eh unbegreiflich, wieso ein (noch dazu großer) Verlag so etwas druckt und es Leute gibt, die solch ein Buch kaufen. Klar, sie ist prominent, anderenfalls hätte sie das Buch ja sicher nicht unterbringen können.


    Liebe Grüße
    Maren

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich tingele derzeit durch diverse Autorenforen und begegne dabei häufiger Diskussionen, bei denen es darum geht, zu versuchen, die "Kochrezepte" der erfolgreichen Autoren zu verstehen. Also: Warum verkaufen sich amerikanische Autoren so gut? Lohnt es sich, zu versuchen, den Boom der historischen Romane für sich zu okkupieren? Sollte ich lieber Fantasy schreiben, um mehr Bücher zu verkaufen? Wie gestalte ich Figuren/Handlung/Dramaturgie á la LeCarre, Brown, Rowling? Wie kann ich nachahmen, was Charlotte Roche vorgemacht hat? Oder, kurz gesagt: Wie werde ich enorm erfolgreich?



    Achtung: Vorurteil!


    Keine/r von denen, die solche Diskussionen führen, wird auch nur jemals in die Nähe eines fertig geschriebenen Buches kommen, dass auch nur annähernd in die genannten Verkaufsregionen vorstößt (mal abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass solche Schwätzer überhaupt ein Buch fertig und veröffentlicht bekommen) 8-)


    Aggressive Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Horst Dieter.


    Ein Gutteil der an diesen Diskussionen Beteiligten hat bereits veröffentlicht, und zwar keineswegs bei Hinterhofverlagen.


    Dann meine ich den Schlechtteil der Diskutierenden ;) habe aber gleich das nächste


    Vorurteil


    nämlich dass die von dir gemeinte Gruppe keinesfalls die ersten drei Buchstaben verdient


    :evil


    Horst-Dieter (der zwar für Geld vieles, aber längst nicht alles macht)

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  • Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Es geht darum, herauszufinden, was erfolgreiche Autoren "richtiger" gemacht haben, um so erfolgreich zu sein bzw. zu werden. Phänomenologie quasi. Durchaus mit der Intention, im Erkenntnisfall etwas ähnliches tun zu wollen. Aber nicht nur.


    Ich sehe das nicht nur unter dem Aspekt der Belustigung. In vielen Genres beherrschen die Epigonen das Geschäft. Thriller im heutigen Sinn haben in Deutschland eigentlich keine Geschichte, das ist ein importiertes Genre. Insofern haben diese Diskussionen (die ich nicht verlinken werde, denn ich habe diesen Thread nicht eröffnet, um mich über jemanden lustig zu machen) etwas sehr Pragmatisches - auch jedenfalls. Und marktgerechte Schreibe ist ja keine Schandtat.

  • Immerhin verstören dich diese Diskussionen - hast du zumindest geschrieben. Und ob marktgerechtes Schreiben eine Schandtat ist, muss auch nicht so allgemein diskutiert werden. Es geht aber eigentlich an der Sache vorbei. Verschiedene (nicht so erfolgreiche Autoren) schauen auf solche, die überaus erfolgreich sind und fragen, was sie tun können, um auch so erfolgreich zu sein. Dabei scheint es - zumindest nach deiner Zusammenfassung - egal zu sein, ob man sich an Trends anhängt, Erfolgsmuster nachhäkelt oder eine Mord beg… stop … nein, das hast du nicht geschrieben =) wäre aber nicht so fern dieser Überlegungen.


    Autoren waren überaus erfolgreich, weil


    … sie einen Trend frühzeitig erkannt oder unbewusst erwischt haben -> für eine gewisse Zeit können andere sich anhängen


    … sie gegen einen Trend geschrieben haben, und zwar so, dass es auffiel -> wenn sich andere da anhängen, fallen sie am schnellsten als Plagiatoren auf.


    … sie wirklich gut schreiben können und das auch bemerkt wird. Solche Autoren bauen sich ihren Erfolg nach und nach auf -> da ist schwer was abzuschauen, schon gar nicht von den Ungeduldigen


    … für sie und ihre Bücher ein effektives Marketing gemacht wurde -> da können die Autoren nichts machen, das macht der Verlag.


    Jetzt eine Art Informationstauschbörse zu machen, á la: was geht gerade, was kann ich schreiben um Megabestseller zu landen und Millionen zu verdienen halte ich für die einfallsloseste Methode, etwas zu erreichen.


    Da nehme ich mir einfach das Recht, darüber belustigt zu sein!


    Marktgerecht schreiben ist etwas anderes - meine ich.


    Horst-Dieter

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  • Zitat

    Original von Tom
    ...wenn man es nur richtig anpackt. .



    Wir leben doch ganz allgemein im Zeitalter der Machbarkeit.
    Alle Welt sucht das Patentrezept.
    Glück, Gesundheit, guter Sex, Wunschgewicht, Traumjob, Lebenspartner...für jedes Ziel gibt es den entsprechenden Ratgeber.
    Wer´s dann nicht packt ist selber schuld.
    Bedenkliche Entwicklung, die vor nix halt macht.
    Dazu die ganzen Casting-Shows in denen die Produktion von Erfolg gefeiert wird, und alle vergessen, dass die Handvoll Finalisten nur ein Promillesatz der Bewerber sind. Von der Nachhaltigkeit dieses "Erfolges" mal ganz abgesehen.


    Wer weiß, vielleicht gibt es auf Arte bald zu sehen:
    DUFSDBA - Deutschland Und Frankreich Suchen Den Beststeller-Autor



    Euch allen ein schönes Wochenende - macht es Euch nett ;)
    Stefanie

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    Einmal editiert, zuletzt von lametta ()


  • Und wer sitzt außer Dieter B. dann in der Jury und erfreut uns mit leckeren Kommentaren?

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    Emanuel von Bodmann


  • Jetzt habe ich da auch ein wenig mitgelesen und die Frage stellt sich für mich ganz anders. Deshalb jetzt mal


    ohne Vorurteil:


    Warum schreiben wie die Angelsachsen? Sind die Verhältnisse überhaupt übertragbar? Dass entsprechende Megabestseller hier übersetzt werden und meistens (nicht immer!) hier auch funktionieren kann ja nicht der Weisheit letzter Schluss sein.


    Mal ein Gegenbeispiel:


    Siegfried Lenz hat im Laufe der letzten 58 Jahre einen Bestseller nach dem anderen geschrieben. Seine Bücher waren (und sind) - obwohl von marktgängiger Schreibe weit entfernt - bei einem ziemlich breiten Publikum beliebt.


    Das ist jetzt kein Aufruf, Siegfried Lenz Werk zu kopieren - wobei das bei dessen Fähigkeiten sicherlich nur positive Auswirkungen haben könnte. Aber als Vorbild könnte man ihn sich schon nehmen: zu schreiben, was man schreiben muss - und das konsequent.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von lametta
    Wer weiß, vielleicht gibt es auf Arte bald zu sehen:
    DUFSDBA - Deutschland Und Frankreich Suchen Den Beststeller-Autor


    Nix Arte! Das klingt eher nach Spartenfernsehen ... Und angesichts des Trends, zu jedem Krempel einen Spartenkanal im I-Net anzubieten, würde es mich nicht wundern, wenn eines der Autorenforen demnächst so etwas produziert. ;)




    Zitat

    Original von Horst Dieter
    Siegfried Lenz hat im Laufe der letzten 58 Jahre einen Bestseller nach dem anderen geschrieben. Seine Bücher waren (und sind) - obwohl von marktgängiger Schreibe weit entfernt - bei einem ziemlich breiten Publikum beliebt.


    Meine Rede seit anno tobak!


    "Marktgängig " ist, wofür es einen Markt gibt -- und auch für Peter Handke und Klassiker wie Goethe gibt es einen Markt. Ich begreife wirklich nicht, warum sich alles unentwegt auf die Triviallektüre als einzige Möglichkeit von "Marktgängigkeit" versteift. ;)

  • Zitat

    Original von Iris Kammerer
    Eine Sache, in die man so viel Energie reinstecken muss wie in die Erstellung eines Manuskripts, braucht auch viel Herzblut -- und das funktioniert nicht, wenn man das Thema, die Geschichte, Umfeld, Figuren etc. nicht wirklich und wahrhaftig liebt!


    ...och Mennoooo, und ich dachte, als Schriftsteller schreibt man einen Bestseller ab und wird stinkreich... Iris, Du desillusionierst mich... ;(

  • Zitat

    Original von Tom
    ... Oder, kurz gesagt: Wie werde ich enorm erfolgreich?
    ...
    Viele Menschen, und auch Autoren sind solche, scheinen immer noch an das Märchen zu glauben, dass man mit dem Schreiben schnell reich werden kann, wenn man es nur richtig anpackt. Die Ausnahme wird zur Regel erklärt, zur nachzuahmenden Regel.


    Das ist aber nur allzu menschlich.
    Woche für Woche füllen Millionen von Menschen Lottoscheine aus in der irrwitzigen Hoffnung doch einmal zum glücklichen Millionengewinner zu werden. Und Erfolgsgeschichten, wie die von Frau Rowling und ihrem Zauberlehrling, verleiten natürlich auch zig Möchtegerns und bereits Veröffentlichte darüber zu sinnieren einen ebenso großen Wurf hinlegen zu können.


    Natürlich gibt es Reißbrett-Geschichten, planbare Veröffentlichungen - die Zahl der Highland-Rammler, Vampir-Romanzen, etc. dürfte mittlerweile Legion sein. Genau das zu liefern, wofür die Verlage bezahlen wollen ist für einen vielleicht nicht mal gerade kleinen Teil von Autoren tatsächlich der Lebensunterhalt. Die ganzen Heftchenromane von Perry Rhodan angefangen bis Dr. Norden an jedem Bahnhofskiosk müssen ja auch erstmal geschrieben sein, nur um mal ein kleines Beispiel rauszugreifen. Es hat sicherlich nicht jeder Autor einen Brotberuf im Rücken, der ihn beim nächsten Dr. Norden-Auftrag, oder bei der nächsten "Die Schwertschleiferin" NEIN sagen lassen kann.


    Allerdings scheint mir die Suche nach der Erfolgsformel, der Bestseller-Blaupause eher wie die sinnlose Jagd nach einem niemals auffindbaren El Dorado. Und bevor ich mich auf so eine Phantomhatz begebe, schreibe ich lieber Geschichten, die ich selbst gerne lesen würde und nehme dankend Anmerkungen und Ratschläge von denjenigen entgegen, die Ahnung vom Geschichtenerzählen oder vom Geschichtenlesen haben. Wenn dann auch noch hin und wieder Leute dabei sind, die Kenntnisse vom Markt haben, ist das um so besser.



    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)