Peter Handkes Notizbücher sind online

  • In einer Kooperation des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek Wien und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach. werden die Notizbücher Peter Handkes digitalisiert. Die ersten sind nun online und können eingesehen werden.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Die technische Umsetzung der Digitalfassung ist nicht ganz zeitgemäß, aber man kommt damit zurecht. Danke für den Hinweis!

    Zitat

    Wenn die Kärntner hochdeutsch reden, sagen sie immer: "rückwärts" für hinten

    Da musste ich lachen. Ich war vor Jahrzehnten für ein paar Jahre mit einer Kärntnerin liiert.

  • Hallo, Horst-Dieter, hallo Leute,


    danke für den Link und bitte nicht granteln, wenn ich jetzt schon mit – milder – Kritik komme.


    Ich finde das Projekt interessant, die ungeheure Fleißarbeit, die Scharen von Menschen, die sonst in Wind und Regen wirklich arbeiten müssten, zu Lohn und Brot verhilft, bewunderungswürdig, und Handkes Kleinkinderschrift, die billigen Ringbücher und die altfränkischen Klebeschildchen auf dem Einband extrem knuffig.


    So ist er also, der echte und ungeschminkte Handke der wilden 1970er Jahre.


    Ansonsten finde ich den Inhalt langweilig, ich habe natürlich nicht alles gelesen, sondern nur hie und da ein paar Seiten, aber das Ganze ist ja furchtbar deprimierend: Seite über Seite kommt nie ein auch nur irgendwie interessanter, lustiger, scharfsinniger Gedanke, kein Geistesblitz, keine Einsicht, keine Maximen oder Reflexionen à la Montaigne oder de La Rochefoucauld, mit denen man was anfangen könnte.


    Alles, was er da so fleißig in seine Büchlein hineingeschrieben hat, ist nur das, was die Österreicher „Raunzerei“ nennen, also Genörgel, das noch nicht einmal charmant ist, sondern arrogant, immer irgendwie halb beleidigt, vollkommen ichbezogen, ohne Bezug zur wirklichen Welt.


    Handke hat ja ungeheuer viel geschrieben, und von dem habe ich nicht viel gelesen: den kurzen Brief zum langen Abschied, die Lehre der St. Victoire, Über die Dörfer und natürlich Wunschloses Unglück über den Selbstmord seiner Mutter, die, bevor sie sich aufgehängt hat, sich eine Windel angezogen hat.


    Die Lehre der Sainte-Victoire hat mir auch gefallen, weil es da um ein Bergmassiv in der Provence geht, das Cézanne, der in diesen Aufzeichnungen ja auch öfter vorkommt, immer wieder gemalt hat. Leider liest man auch über Cézanne oder die Sainte-Victoire in diesen Tagebüchern nichts Interessantes.

  • Sind doch auch nur Notizbücher. Für niemanden gedacht als für einen selbst (und welcher Mensch ist bitte kein Arschloch, wenn niemand zuschaut?), und nun vor allem aus literatur- und kulturgeschichtlichen Gründen diesem Verfahren unterzogen. Und möglicherweise geht es auch ein wenig um Entzauberung, oder um "Erdung", ein Begriff, der letztlich mit religiöser Metaphorik spielt und deshalb hier umso unpassender ist. So oder so, da sind sie, die Notizbücher eines der drei österreichischen Literatur-Nobelpreis-Träger. Sehen und denken und notieren also auch viel Allgemeines, Banales, Uninspiriertes, meinetwegen Granteliges, diese Superstars, diese Götter der Zunft, was das Werk, das dann doch entstehen durfte, umso erhabener erscheinen lässt. Toll, dass derlei auch noch zu Lebzeiten des Urhebers geschieht.

    Und ob diese Leute, die sich die Digitalisierungsmühe gemacht haben, bei Wind und Regen zu gebrauchen wären, müsste noch geklärt werden.


    Ich finde die Lektüre jedenfalls spannend, oft erheiternd, manchmal, ja, auch etwas deprimierend, aber Literatur soll(te) es nicht sein. Noch nicht.

  • Warum nicht granteln wenn man liest wie jemand gegrantelt hat? 8)


    Ich sehe es ungefähr wie Tom. Bislang habe ich nur hier und da hineingeschnuppert und manchmal geschmunzelt, meist den Kopf geschüttelt (innerlich). Für Literatur halte ich es auch nicht, aber für kurzweilig dann und wann.


    Und mit Handke halte ich es ähnlich wie Jefferson: Manches Buch in den vergangenen Jahrzehnten habe ich mit Gewinn gelesen - die aufgeführten gehören dazu –, und immer wieder bin ich an ein stinklangweiliges geraten, das mir nicht das Papier wert schien, auf dem es gedruckt war und das mich dazu brachte, eine Weile keine Bücher von ihm mehr zu lesen. Dazu gehörte der Torwart beispielsweise, oder der Hausierer, von den späteren Büchern die Jukebox. Und seine Winterliche Reise (1996) und seine Verteidigung des serbischen Nationalismus gehen mir unglaublich auf den Sack.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


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  • Zitat

    Also ich kann von Handke nicht mehr viel lesen. Ich habe mir aber tatsächlich gestern doch noch sein kontroverses Serbien-Buch bestellt, weil ich das damals, als es herauskam (1995), nicht gelesen habe, ja mir auch die ganze Diskussion vollkommen abstrus vorkam. Aber Abend weiß ich mehr, es sind ja nur 145 Seiten.

    Also ich kann von Handke nicht mehr viel lesen. Ich habe mir aber tatsächlich gestern noch sein kontroverses Serbien-Buch bestellt, weil ich das damals, als es herauskam (1995), nicht gelesen habe, ja mir auch die ganze Diskussion vollkommen abstrus vorkam. Aber heute abend weiß ich mehr, es sind ja nur 145 Seiten.