Schauder oder Schauer?

  • Vermutlich ist das eine ziemlich blöde Frage und die Antwort ist absolut offensichtlich.


    Heißt es "mir läuft ein Schauer über den Rücken" oder ist es ein "Schauder"? Ich tendiere ja zu Letzterem, weil "Schauer" für mich was mit Regen zutun hat. Außerdem heißt es ja "schaudern" und "schauderhaft" und nicht "schauerhaft". Allerdings habe ich den Schauer jetzt schon so oft irgendwo gelesen, dass ich verunsichert bin. Google hatte auch keine zufriedenstellende Antwort darauf. Irgendwo hieß es, dass käme auf das Gefühl an. Ein "Schauer" könne einen auch im Positiven überlaufen, z.B. beim Musikhören o.Ä. und ein "Schauder" sei ausschließlich auf etwas Unheimliches beschränkt. Was meint ihr dazu?


    Liebe Grüße gehen raus:saint:

  • Schauer, ja.


    Ein Schauder ergreift einen, dieses Kältegefühl, vor allem im Rückenbereich. Ein Schauer ist ein mit Angst oder Lust (!) verbundenes körperliches Phänomen, das sich bewegt, das einen überkommt. Schauder liest man seltener, Schauer passt.

  • Absolut legitime Frage!


    Laut Duden:


    "Schauder"


    1. heftige Empfindung von Kälte; Frösteln, das jemanden plötzlich befällt (und besonders im Bereich des Rückens empfunden wird)

    2. plötzliches [wegen seiner überwältigenden Heftigkeit] gleichsam körperlich empfundenes Gefühl (2) (besonders der Angst, der Beklommenheit, des Entsetzens o. Ä.)

    • ein Schauder ergreift jemanden
    • ein [heftigen] Schauder erregender Anblick

    Aber hier dann wiederum "Schauer":

    • ein Schauer durchrieselte, überlief sie
    • er fühlte einen eisigen Schauer über den Rücken laufen
    • ein Schauer ergreift, befällt jemanden

    Zu letzterem schreibt der Duden: Eigentlich ein meteorologisches Phänomen, aber hier "wohl unter Einfluss des nicht verwandten Schauder" entstanden.


    Ich denke, da ist bestimmt das Passende dabei für das, was du ausdrücken möchtest.


    Ansonsten empfehle ich auch bei Redewendungen die Verwendung von Anführungszeichen bei der Google-Suche, um zu schauen, ob das schon mal jemand so verwendet hat, dem ich eine gewisse Autorität zuspreche.

    https://www.google.de/search?q…AoAEBoAEC&sclient=gws-wiz

  • Ich würde auch den Schauer nehmen, der einem über den Rücken läuft.

    Anmerken möchte ich aber, dass das m.E. ein uraltes, unendlich abgegriffenes Sprachbild ist, mit dem es sich zwecks Spannungsaufbau schon vor Jahren komplett ausgeschaudert hat. Vergleichbar mit der ins Bild springenden Katze bei Horrorfilmen. :)

  • Ich finde nicht, dass das übermäßig abgegriffen ist, und es ist letztlich genau das, was passiert, wenn man plötzlich in eine furcht- oder lusterregende Situation kommt - ein schauerartiges Gefühl bewegt sich über die Körperoberfläche, und die Gänsehäute sind wie schwimmende Inseln. Oder, einfacher gesagt, ein Schauer läuft einem über den Rücken. Das ist mir von den etwas abgenutzteren Bildern noch eines der lieberen. Und jeder weiß sofort, was gemeint ist.


    Mich/mir/weißderGeier schauderte hingegen ist tatsächlich etwas sehr altbacken.

  • Ist es wirklich so, Tom, dass dir dann ein Schauer im Nacken sitzt? Also mir fährt in so Situationen das Adrenalin in den Magen und das Herz kriegt einen netten Kick (also wenn ich überhaupt reagiere, man wird ja nicht jünger). Von einem Schauer fehlt jede Spur ... :/

  • Also ich benutzte das auch gerne, weil es das für mich einfach am treffendsten beschreibt. Wenn ich an etwas Unangenehmes, Gruseliges, Bedrohliches denke, dann durchfährt mich so ein Gefühl, dass sich über die Schultern legt. Manchmal schüttelt es mich auch. Es krabbelt den Rücken hoch, die Schultern und dann über die Arme. Wie wenn Katzen die Ohren anlegen und sich ihr Fell im Nacken sträubt. Aber da ich im Nacken kein Fell habe, kann ich das Bild wenn dann nur im übertragenen Sinne benutzen. Jetzt, wo ich das schreibe, gefällt mir das ganz gut 8)

  • Aber da ich im Nacken kein Fell habe

    Aber Deine Spezies hatte da früher Fell. Es will sich in solchen Situationen immer noch aufrichten, und die Ergebnisse der Kontraktion der Haarbalgmuskeln (jo!) ohne viele Haare daran bzw. darüber nennt man Gänsehaut.

  • Tom, bei mir pumpt das Adrenalin natürlich absolut überall, bei dir etwa nicht? Dann bliebe die Frage, wer von uns beiden zum Arzt muss ... ;)


    Caro: Ja, vielleicht sind es die unterschiedlichen Erfahrungen. Einen Schauer kenne ich fast nur als so ein leichtes Frösteln, wenn ich auf meinem Dachfirst im rauen Wind frühmorgens meine Katas mache. Spaß beiseite, wenn ich leicht unterkühlt bin, oder verschwitzt im Wind oder so, also was physisches. Einen echten Angstschauer kenne ich tatsächlich nicht, wenn ich es so recht überlege, bei mir ist es wohl eher der klassische Magenschock ... womöglich kommt mir die Rückenschauer-Redewendung deshalb so ein bisschen meh vor ... :/

  • Adrenalin wird zwar ins Blut ausgeschüttet, aber Du hast - hoffentlich - keines im Magen. Und selbst wenn, würdest Du das Adrenalin dort nicht spüren. Es ist ein Neurotransmitter; Neuronen reagieren darauf. Und das bewirkt u.a. tatsächlich, dass sich der Magen beruhigt.


    Einen echten Angstschauer kenne ich tatsächlich nicht

    Möglicherweise stammst Du überhaupt nicht von der Erde. Das würde einiges erklären*. 8)


    (*Um nicht missverstanden zu werden. Das meine ich total nett.)

  • Hallo Caro,

    Hallo liebe Kollegen,


    Also, in meinem Wörterbuch des Naumann & Göbel Verlags von 1996 steht; dass das beide Synonyme sind. Die das Gefühl des Bangens beschreiben sollen.


    Ich hoffe, ich konnte noch mehr Licht ins Dunkel bringen als die Kollegen zuvor!


    Gute Grüße


    Peter

  • Ran an die alten Schwarten!


    Mein Wahrig von 2002 sagt:


    Schauder: Grauen, Abscheu und Angst zugleich, Erzittern vor Kälte, ehrfürchtiges Erbeben, mich durchläuft, erfasst, ergreift, überfällt, überläuft ein, lief mir über den Rücken


    schaudern: von Schauder erfasst, geschüttelt werden, es schaudert mich, mir oder mich schaudert vor jemandem oder etwas, es schaudert mich bei diesem Gedanken usw. Manuela


    Schauer: Frösteln, Zittern, ängstliches Erbeben, Erzittern, Gruseln, ehrfurchtsvolle Scheu, ihn erfasste ein frommer (...), ein kalter (...) lief mir den Rücken hinunter