Ich wäre auch gestolpert. Zumal ja die Tiefe der Falte auch noch adjektivisch erwähnt wird. Der Autor hat nicht die richtigen Worte gefunden. Ist aber auch schwer an dieser Stelle, oder?
Nun ja, eine Falte geht ja nicht nur nach innen. Die Ränder stülpen sich auch nach außen. Sachlich ist, meine ich, daran nichts auszusetzen. Optimal ist die Formulierung dennoch nicht.
Besser wäre wohl gewesen "wurde eine tiefe Falte sichtbar". Aber ich wäre vermutlich nicht über diese Wendung gestolpert, einfach weil ich in dem entsprechenden Kontext sofort ein Bild vor mir habe, und damit die genaue Wortwahl (sofern ich nicht lektoriere) tatsächlich überlese. Oder habe ich was verpasst, ist hier von einer ganz bestimmten Textpassage die Rede, und alle außer mir wissen genau, von welcher?
"Hervortreten" kann auch etwas, das nicht physisch "vor tritt", sondern deutlicher sichtbar wird. Dies nur, um die enge Definition etwas zu weiten. Eine Rechtfertigung ist das für diese klischeehafte Wendung jedoch nicht.
Oberhalb der Brillengläser wölbten sich ihre Brauen zusammen und bildeten eine Falte, nein, eher einen tiefen Graben dessen Ränder Abbruchkanten von Kontinentalplatten glichen und offenbarten mir eine Tiefe, dass ich schon meinte, ich könne gleich inmitten ihres Gehirns den Mandelkern pulsieren sehen.
So würde ich das schreiben.
Aber wie geht es nun weiter? Mal überlegen
Aber dann, wie durch ein Wunder glätteten sich ihre Gesichtszüge mit einem Mal und die Haut zwischen den wildbuschigen Augenbrauen (oberhalb der Brillengläser) nahm wieder die gewohnte Glätte frisch gebohnerten Honigkuchenteigs an.