Schöner lästern über Handke

  • Kriegsverbrechen verharmlosen? Kannst du das belegen?


    Kolumnen bei SPON sind so eine Sache, meist auch Zitatsammlungen, nicht selten aus dem Zusammenhang gerissen oder anders gedeutet. Ich habe versucht, den Links zu folgen, geht aber nicht immer, wenn man keinen bezahlten Zugang hat. Genau deshalb gefällt mir dieses Zitieren anderer für die eigene Meinung nicht. Im Grunde ist das wie das "Verstecken hinter dem großen Bruder" - Ätsch sagen und dann schnell hinter dessen Rücken verschwinden. Ein bisschen feige, finde ich. Man braucht das nicht, wenn man eine eigene Meinung hat.

    Du hast um Belege gebeten, HD. Die habe ich geliefert. Dann gefällt Dir SPON nicht. Das weiß ich zwar, hat aber mit der Seriosität der Quelle nichts zu tun. Der andere Beleg bezieht sich auf Deine Haus- und Magenzeitung, die Süddeutsche. Das muss man dann eben lesen, wenn man Belege wollte. Steht alles da.


    Ein Link bei SPON führt zur FAZ, und zwar an der Stelle: "Handke hat unter anderem über Stanisics Heimatstadt Visegrad geschrieben und seinen Erzähler die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die dort passierten, leugnen lassen."


    Jetzt also noch einmal ein feiger Link zur FAZ. Interessant im Hinblick auf den geforderten Beleg wird es insbesondere ab: "Seit dem letzten Jahr liegt ein ebenso bestürzender wie aufrichtiger Bericht aus dem Inneren der Enklave von Srebrenica vor, der nur existiert, weil der Autor, Emir Suljagic, als Dolmetscher der UN-Schutztruppe das Massaker überlebt hat. Handkes Bericht über die serbische Enklave nimmt, ob gewollt oder nicht, eine Gegenposition zum Diskurs über Srebrenica ein, dessen Namen Handke als „klangvolles Wort“ vom Ort der serbischen Kriegsverbrechen geschieden wissen will."


    Ich finde das ja formidabel, dass Du so mutig bist, HD, und schäme mich auch für meine Feigheit - allerdings frage ich mich, wie Du Dir überhaupt Deine Meinung gebildet hast, wenn Du zur Verharmlosung von Kriegsverbrechen durch Handke überhaupt noch Belege brauchst.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Nein, Alexander, du hast keine Belege geliefert sondern einen journalistischen Artikel, der selbst viele Links enthält, aber keinen, der einem Beleg beikommt. SPON ist, wenn es um Kultur geht, nicht sonderlich gut, meiner Meinung nach. Seriös vielleicht in der Hinsicht, dass nicht absichtlich Fakes verbreitet werden, aber die journalistische Aufbereitung über kulturelle Sachen und Personen ist oberflächlich und wenig differenzierend. Deshalb lese ich so etwas bei SPON und auch in der gedruckten Ausgabe des Spiegel selten. Bei Politik und Wirtschaft spreche ich dem Spiegel seine Bedeutung nicht ab.


    Und bei der Sache, dass Handke einem Protagonisten etwas sagen lässt, habe ich ganz große Bauchschmerzen, ihm das als persönliche Meinung unterzuschieben. Wir haben hier schon öfters darüber diskutiert, ob man einen Autor mit seinen Romanfiguren gleichsetzen kann. Für dich ist das offensichtlich klar, du tust es.


    In dieser Diskussion habe ich schon geschrieben, dass ich Handkes Haltung in der Serbienfrage kritisch sehe – und nicht verstehe. Das muss ich eigentlich nicht wiederholen. Und nein, bis jetzt bist Du den Beleg, dass Handke Kriegsverbrechen rechtfertigt - so hast du das zunächst geschrieben - noch schuldig. Auch dein letzter Link liefert ihn nicht, weil ich dem nämlich nicht folgen kann. Er ist nicht öffentlich. Und auch dein Zitat hilft da nicht weiter, denn liest man genau, dann werden ja die "Kriegsverbrechen" genannt.


    Aber ich werte es schon als Erfolg, dich zu einer so langen Antwort gereizt zu haben mit nur einem Link auf die Meinung anderer. ;)

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  • Kommen wir zurück zum Thema dieses Threads: Schöner lästern über Handke.


    Die "Tagespresse" ist in Österreich so etwas wie der "Postillon" in Deutschland. Um den Titel „Ich komme von Tolstoi, von Homer, von John Otti“ zu verstehen, muss man vielleicht noch das Original kennen, auch das ein österreichisches.

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  • Salman Rushdie hat Handke 1999 als Anwärter auf den Titel "Internationaler Schwachkopf des Jahres" bezeichnet, wegen seines proserbischen Engagements im Kosovo-Krieg.


    Das klingt ja scheinbar lustig und passt zu einem Läster-Thread, aber das ist es nicht.


    Der Nobelpreis für Literatur wird nicht für ein Werk verliehen, sondern für den Literaten, den Menschen: "Der Nobelpreis wird laut Satzung jenen zuteil „die […] der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“. In der Literatur heißt das: jenen, die „das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen haben“."


    Und etwa die Mütter von Srebrenica reagieren auf diesen Menschen und fordern, ihm den Preis abzuerkennen (siehe erster Link): "Die Opferrechtsorganisation Mütter von Srebrenica fordert die Schwedische Akademie auf, Handke die Auszeichnung zu entziehen. „Es ist traurig, dass ein so wichtiger Preis dem Leugner des Genozids in Srebrenica verliehen wurde, wenn alle wissen, was in Srebrenica passiert ist“, sagte Organisationsleiterin Munira Subasic. Damit sei die Botschaft verschickt worden, dass man ungeachtet dessen, was man in der Vergangenheit getan hat, Preise und Auszeichnungen gewinnen könne. „Mit dieser Entscheidung wurden die Mütter von Srebrenica, die ihre Söhne, Männer und Brüder verloren haben, noch einmal verletzt und ins Herz getroffen“, sagte sie."


    Und das PEN-Zentrum Deutschland schließt sich PEN America an: "Das deutsche PEN-Zentrum nimmt die Vergabe des Literaturnobelpreises 2019 an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke mit Verwunderung zur Kenntnis. (...) Wo genau die schwedische Akademie eine idealistische Richtung in Handkes öffentlicher Parteinahme für Slobodan Milošević und Radovan Karadžić erkennen will, teilt sich uns nicht mit. (...) Mit Peter Handke wird ein Schriftsteller gewürdigt, der durch die Verbreitung falscher Informationen und die Leugnung historischer Wahrheiten schreckliche Gewaltverbrechen in Frage gestellt hat. In einem Zeitalter des zunehmenden Nationalismus, der autokratischen Führung und der weit verbreiteten Desinformation auf der ganzen Welt bedauern wir ebenso wie PEN America die Entscheidung des Nobelkomitees für Literatur."


    Die taz habe ich hier zwar schon zitiert, was ich sehr selten mache, aber den Absatz zitiere ich noch direkt: "Lange vor Donald Trump attackierte Handke in seinen Texten die Medien als Verbreiter von Fake News. Bei einem öffentlichen Auftritt in Serbien erzählte er, wie „Unter Tränen fragend“ entstand. Er sagte dort, er habe es geschrieben, weil er keine Antwort darauf habe, weshalb Serbien bombardiert wurde und den Menschen dort dieses Leid zuteil wurde."

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  • "Historische Wahrheiten", so so. ;)


    Medaillen haben immer zwei Seiten, metaphorische sogar Dutzende. Ich weiß nicht genug über den Balkankrieg, die Position der westlichen Staaten, die ethnischen Verhältnisse, den Verlauf, gar einzelne Gefechte, Schlachten oder Massaker (worüber ich froh bin, wie ich zugeben muss), aber ich habe eine Ahnung davon, dass dort viel geschehen ist, das nicht in irgendeine historische Wahrheit mündete. Wir neigen dazu, uns auf eine Seite zu schlagen, weil das einfacher ist, weil wir dann nicht mehr differenzieren müssen, weil man sich sicherer fühlt, und auch wenn wir gemeinsam mit den vermeintlich Guten auf dieser Seite stehen, kann es doch die falsche sein, oder die nicht ganz richtige. Wir wollen, dass es am Ende von irgendwas einen Täter und ein Opfer gibt, einen Sieger und einen Verlierer, einen Verurteilten und einen Freigesprochenen, aber realistisch ist das selten. Handke mag ein Spinner sein, vielleicht sogar ein Schwachkopf, möglicherweise auch nur ein Verirrter, aber es mag auch die klitzekleine Chance geben, dass die absolute Verneinung des einen und die absolute Bejahung des anderen nicht mit der Wahrheit übereinstimmt, womit nicht die historische Wahrheit gemeint ist, sondern die faktische.


    Was ich sagen will. Ich bin nicht Handkes Meinung, sondern neige zu der Überzeugung, dass das meiste, was wir über den Balkankonflikt zu wissen glauben, mit der Realität korreliert, aber ich nehme auch an, dass Handke Gründe für sein Verhalten hat, die über die Tatsache, dass er ein Spinner und/oder ein Schwachkopf sein mag, qualitativ hinausreichen.


    Mal davon abgesehen. Ist es nicht bei fast jedem Literaturpreis inzwischen so, dass sich Leute finden, die die Vergabe verurteilen? Nein, ist es nicht inzwischen bei jedem verschissenen, noch so belanglosen Vorgang so, dass sich Leute finden, die sich aufregen müssen? Weil es uns nur noch ums Aufregen geht, ums bestmögliche, lautestmögliche, stärkestmögliche Aufregen - und längst nicht mehr darum, Themen zu diskutieren? Wir hören inzwischen den Aufregern deutlich mehr und intensiver zu als denen, über die man sich aufregt.

  • Was ich sagen will. Ich bin nicht Handkes Meinung, sondern neige zu der Überzeugung, dass das meiste, was wir über den Balkankonflikt zu wissen glauben, mit der Realität korreliert, aber ich nehme auch an, dass Handke Gründe für sein Verhalten hat, die über die Tatsache, dass er ein Spinner und/oder ein Schwachkopf sein mag, qualitativ hinausreichen.


    Ein Holocaustleugner hat auch Gründe für sein Verhalten. Allerdings hat das dann weniger mit Rationalität zu tun, sondern eher mit einem ideologischen Weltbild, wo alles geleugnet wird, was nicht in das Bild passt oder das Ansehen des Bildes beschädigen könnte. Da helfen auch keine Zeitzeugen oder Fakten, diese Person von der Realität überzeugen.

    Ich weiß nicht genug über den Balkankrieg, die Position der westlichen Staaten, die ethnischen Verhältnisse, den Verlauf, gar einzelne Gefechte, Schlachten oder Massaker (worüber ich froh bin, wie ich zugeben muss), aber ich habe eine Ahnung davon, dass dort viel geschehen ist, das nicht in irgendeine historische Wahrheit mündete.

    Was denn zum Beispiel? Eine Ahnung muss sich ja auf etwas begründen.

  • Handke jedenfalls, wird auch dazu wesentlich mehr wissen, als dass was ihn Populisten unterstellen wollen. Ich kann mich ganz gut erinnern, was damals im Bundestag und den Zeitungen zu den Fragen deutscher Kriegsbeteiligung im Jugo-Krieg ablief, nämlich die Anmaßung einer Ferndiagnose....


    Ich halte Handke für parteiisch und glaube lieber unseren bösen gescholtenen Mainstream-/Systemmedien, als einen schrulligen Mann, der sich in einem Interview Hitler (als Mensch) ziemlich nahefühlt.

  • Also ist Handke quasi ein Holocaustleugner, Christian?


    Zitat

    Eine Ahnung muss sich ja auf etwas begründen.

    Ja, aber ich habe mich nicht weit/tief genug in die Materie eingelesen, um in zitierfähiger Form in einen Disput einzutreten. Es gab Fraktionen, darunter auch solche mit angesehenerem Hintergrund als einem popeligen LitNob, die eine sehr einseitige, unrichtige und sogar erfundene Berichterstattung zum Balkankonflikt und seinen Teilen beklagt haben. Ich habe von Aussagen gelesen, die Zweifel an der Richtigkeit einiger Darstellungen aufkommen ließen. Aber das ist ein umfassendes Thema, mit dem man sich wochenlang beschäftigen kann (und vermutlich auch sollte). Wenn Du aber so sicher bist, dass Handke ohne jeden Zweifel im Unrecht ist, dann wird das wohl stimmen und ich bin von jetzt an auch dieser Meinung.

  • "Historische Wahrheiten", so so.

    Hallo Tom,


    ich musste erst selbst nachschauen, worauf Du Dich beziehst. Du meinst das Zitat des PEN-Zentrum Deutschlands: "Mit Peter Handke wird ein Schriftsteller gewürdigt, der durch die Verbreitung falscher Informationen und die Leugnung historischer Wahrheiten schreckliche Gewaltverbrechen in Frage gestellt hat."


    Ich möchte diesmal gar nichts verlinken. ;-) Stattdessen möchte ich eine Gegenthese zu Deiner formulieren, oder vielmehr zwei Fragen: Kann es sein, dass wir uns an "alternative Fakten" gewöhnt haben? Ist es möglich, dass es eine Freude am "politisch Inkorrekten" gibt?


    Du hast schon recht mit Deiner Kritik am Aufregen. Heute macht die "Zeit" auf Seite 1 mit Handke auf. Für meinen Geschmack allerdings gibt es viel unwichtigere öffentliche Aufreger-Themen als dieses.


    "Wahrheit" ist in der Tat ein schwieriges Thema. Wenn Plato darüber schreibt, sehe ich das auch kritisch (als Popper-Fan). Aber wir sind hier nicht in der Philosophie. Es geht ja um Krieg, nicht um Höhlengleichnisse.

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  • Also ist Handke quasi ein Holocaustleugner, Christian?

    Da muss ich was übersehen haben beim Schreiben. Zeig mir doch mal die Stelle, wo ich das geschrieben habe.


    Es gab Fraktionen, darunter auch solche mit angesehenerem Hintergrund als einem popeligen LitNob, die eine sehr einseitige, unrichtige und sogar erfundene Berichterstattung zum Balkankonflikt und seinen Teilen beklagt haben.

    Ja, Fraktionen, die z. B. von Jürgen Elsässer mit doch sehr politisch eingefärbten Beiträgen. Ich hoffe mal, der fällt nicht darunter.

  • Und nein, bis jetzt bist Du den Beleg, dass Handke Kriegsverbrechen rechtfertigt - so hast du das zunächst geschrieben - noch schuldig.

    Bevor ich's vergesse: Dafür, dass ich das irgendwann geschrieben habe, hätte ich auch gern einen Beleg.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • In der Tat ist es wohl so, dass man dazu mit historischem Wissen beginnen müsste, z.B. Byzanz.... Möglicher Weise disputierte z.B. auch Salman Rushdie aus solchen historisierenden Großwetterlagen gegen Handke. Es ist wohl wirklich so, dass die "Slawen" für islamistische Populisten seit so ca. 1000 Jahren ein Feindbild darstellen können (Jugo-Slawien) (...). Solche, über das 20. Jh. hinausgehenden Analysen, wiird man aber wohl bestimmt nicht aus der Tagespresse erfahren, es beginnt ja bereits mit der Religionsgeschichte und endete dann vorläufig mit dem II. WK, indem die Deutschen und deren Alliierte übrigens nicht zimperlich in genau solchen slawischen Regionen waren. "Der Slawe" war für die deutsche Herrenrasse ein Feindbild, nicht nur"der Jude". Und ich bin im Übrigen nicht der Meinung, dass man gegen Handke in dieser Frage allein deswegen Recht hat, weil der europäische Menschengerichtshof diesen Slobodan Milošević als Kriegsverbrecher verurteilte. Möglicher Weise hatte Handke die Obzession eines preudodiplomatischen Interesses, und möglicher Weise hatte er dadurch sogar mehr Menschenleben gerettet als Andere Großmäuler. Aber bitte, es tut ihm wohl auch nicht Gut, sein Werk auf dieses Schlichtungsinteresse im Jugo-Krieg reduzieren zu wollen (meine Meinung).


    Das ist natürlich Deine persönliche Auslegung. Er könnte aber auch ein voreingenommener Autor sein, der sich die Welt so zusammenschreibt, wie er sie gern hätte und alle Ereignisse, die damit kollidieren, unbewusst oder bewusst ausblendet. Es ist ja nicht so, als gäbe es keine Beweise für die Gräueltaten. Es gibt genug Zeugen. Die Massengräber sind auch nicht zu leugnen. Zeugenaussagen lassen sich ja gekonnt als Lüge auslegen, selbst wenn sie so zahlreich waren wie in diesem Konflikt. Aber bei Leichen, Bildern und Filmaufnahmen wirds dann schon schwieriger. Aber wem die Realität zu unangenehm ist, wird auch da Mechanismen im Gehirn aktivieren können, um auch das irgendwie als Propaganda oder "Lügen der Westmedien" auszulegen.


    https://www.welt.de/geschichte…n-ist-Gras-gewachsen.html

  • Bevor ich's vergesse: Dafür, dass ich das irgendwann geschrieben habe, hätte ich auch gern einen Beleg.

    Da hast du Recht, du hast geschrieben "verharmlost", das ist schon etwas anderes. Ich bitte für diese Falschzuschreibung um Entschuldigung.


    Im Augenblick mag ich darüber auch nicht weiterdiskutieren. Einmal, um nicht Gefahr zu laufen, jemanden in Schutz zu nehmen, der es aller Wahrscheinlichkeit nach gar nicht verdient (Handke), andererseits aber auch, um mich nicht in Diskussion um Fakten zu verzetteln, die möglicherweise nicht nur "alternativ" sondern gar keine sind.

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  • Da muss ich was übersehen haben beim Schreiben. Zeig mir doch mal die Stelle, wo ich das geschrieben habe.

    Nun, mein Freund, wir sind Schriftsteller und also Leute, die sich ein wenig mit Sprache auskennen sollten, mit Duktus und Kontext und diesem Herumgespiele, und wir wissen auch, wie man Vergleiche baut und warum, was man mit ihnen direkt sagt und indirekt. Was ich sagen will: Du hast den Vergleich mit dem Holocaustleugner ja nicht gewählt, weil Dir einfach kein besserer eingefallen ist, sondern weil Du eine Verbindung konstruieren wolltest, oder wenigstens eine andeuten, weil das, was Handke in Deinen Augen macht, damit vergleichbar ist. Und das kann man auch einfacher sagen: Handke kommt Deiner Meinung nach einem Holocaustleugner zumindest sehr nahe. Er ist quasi einer.


    Das ist ja auch okay, wenn Du das so siehst. Ich sehe das anders. Und ich glaube, dem Mann wird unrecht getan, so, wie er zweifelsohne auch an Unrecht beteiligt war. Aber er hat den Literatur-Nobelpreis so sehr verdient oder nicht verdient wie jeder andere, der seine Qualitäten aufweist. Er zeigt seine Scheiße wenigstens und steht dazu. Bei allen anderen riecht man sie nur.

  • Nun, mein Freund, wir sind Schriftsteller und also Leute, die sich ein wenig mit Sprache auskennen sollten, mit Duktus und Kontext und diesem Herumgespiele, und wir wissen auch, wie man Vergleiche baut und warum, was man mit ihnen direkt sagt und indirekt. Was ich sagen will: Du hast den Vergleich mit dem Holocaustleugner ja nicht gewählt, weil Dir einfach kein besserer eingefallen ist, sondern weil Du eine Verbindung konstruieren wolltest, oder wenigstens eine andeuten, weil das, was Handke in Deinen Augen macht, damit vergleichbar ist. Und das kann man auch einfacher sagen: Handke kommt Deiner Meinung nach einem Holocaustleugner zumindest sehr nahe. Er ist quasi einer.


    Eigentlich wollte ich nur verdeutlichen, dass es Personen gibt, die in ihrer eigenen Welt leben und weit von der Wirklichkeit entfernt sind. Er leugnet ja nicht den Holocaust, daher ist er kein Holocaustleugner. Aber so wie sich die Lage darstellt, wenn man sich sämtliche Internetquellen reinpfeift, dann wirken seine Darstellungen in Relation zur Realität nicht übereinstimmend. Da kommt er doch übertrieben serbientreu rüber und wenn die Information stimmt, dass er sogar 2006 auf der Beerdigung von Milosevic eine Grabrede gehalten hat, dann ist er sicherlich alles, nur nicht unvoreingenommen.

  • Christian

    Handke ist sicherlich pro-serbisch und deshalb voreingenommen, die Grabrede an sich belegt das noch nicht, allein der Inhalt zählt. Den kenne ich nicht. Du? Ich kenne überhaupt wenig von dem, was dem frischgebackenen Nobelpreisträger vorgeworfen wird. Was ich kenne, gefällt mir nicht, doch komme ich nicht in die Versuchung, jetzt alles mögliche Schlimme heranzukarren, nur weil es wiederholt und und verklausuliert überall in den Medien präsent ist. Und lohnt es denn, so ein Tam-tam darum zu machen? Gibt es nicht Drängenderes, um das man sich kümmern müsste, weil Fakten geschaffen werden (keine alternativen), die uns bei näherer Betrachtung überhaupt nicht gefallen können?


    Jetzt darf ich mal was zitieren verlinken, ja? Dankeschön Das hier

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    Einmal editiert, zuletzt von Horst-Dieter ()

  • Und ich glaube, dem Mann wird unrecht getan, so, wie er zweifelsohne auch an Unrecht beteiligt war. Aber er hat den Literatur-Nobelpreis so sehr verdient oder nicht verdient wie jeder andere, der seine Qualitäten aufweist. Er zeigt seine Scheiße wenigstens und steht dazu. Bei allen anderen riecht man sie nur.

    In diesem Zitat sehe ich etwas von der Beliebigkeit, die ich auch in Deinen Äußerungen zur historischen Wahrheit sehe. (Oder meine zu sehen.) Das hat für mich etwas von Larifari, Wischiwaschi. Es ist doch nicht beliebig, wie man historische Ereignisse beurteilt, und genauso wenig ist es doch beliebig, was für einem Menschen man den Nobelpreis für Literatur verleiht. (Oben hatte ich Knut Hamsun als Vergleich genannt. Mit einem Vergleich setze ich die beiden aber nicht gleich.)


    Wenn Du von Handkes Qualitäten sprichst, dann meinst Du seine literarischen, nehme ich an. Der Preis hat aber Kriterien, die sein Träger erfüllen muss. Oben hatte ich das schon einmal aus der taz zitiert, hier noch einmal aus Wiki: "Der Nobelpreis für Literatur ist einer der fünf von Alfred Nobel gestifteten Preise, die „denen zugeteilt werden, die […] der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“.[1] (...) Nach Nobels Testament, das den Statuten der Nobel-Stiftung zugrunde liegt, soll mit dem Preis für Literatur ausgezeichnet werden, wer „das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen hat“."


    Und genau darüber kann man sich bei Handke schon mal verschärft Gedanken machen, zurückhaltend formuliert.


    Die Amerikaner sagen: Actions speak louder than words. Dazu hier noch ein Verweis auf die FAZ: Immerhin kein Friedensnobelpreis - "Die Frage, ob er etwas von dem Werk des Dichters kenne, verneinte Suljagić am Freitag mit der Bemerkung, Überlebende oder Hinterbliebene wie er seien statt mit Lektüre damit beschäftigt gewesen, nach ihren Familien und Freunden zu suchen, die in Massengräbern liegen, deren Existenz Handke bestreite. Die sarkastische Reaktion Suljagićs wird all jene nicht überraschen, die wissen, dass Handke sich nach dem Massaker zu einem freundschaftlichen Beisammensein mit einem der beiden Haupttäter traf. Im Dezember 1996, als zwar noch längst nicht alle Opfer aus den Massengräbern geborgen waren, aber alle Welt von der bosnischen Tragödie wusste oder zumindest wissen konnte, traf sich Handke mit Radovan Karadžić, der den Überfall auf die vermeintliche „UN-Schutzzone“ befohlen hatte und damals bereits wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie anderer Untaten vom Kriegsverbrechertribunal angeklagt war. Man trank Pflaumenschnaps, schenkte sich gegenseitig Bücher, plauderte, und es war wohl auch sonst ein feiner Tag. Inzwischen, das muss der Vollständigkeit halber gesagt werden, haben sich die Wege der beiden Männer getrennt. Handke ist Nobelpreisträger für Literatur, Karadžić zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein damaliges Treffen begründete Handke später mit seinem Wunsch „nach einem höheren Maß an Wahrhaftigkeit“ – was immer das im Fall Srebrenica bedeuten soll."

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Jetzt darf ich mal was zitieren, ja? Dankeschön Das hier

    Das ist verlinken. Nicht zitieren ;)

    Gibt es nicht Drängenderes, um das man sich kümmern müsste, weil Fakten geschaffen werden (keine alternativen), die uns bei näherer Betrachtung überhaupt nicht gefallen können?



    Ich weiß was Du meinst. Das ist wie das Computerspiel Doom aus dem Jahr 1993. In der Ferne ist alles Pixelbrei, aber dann kommen die Pixel auf einen zu und na hoppla...stellt es sich als Monster raus. Aber manchmal muss man sich den Monstern auch stellen (zumindest solange, wie man Munition hat). ^^

  • Vorsicht mit solchen Langzitaten, Alexander.


    Und, nein, kein Wischiwaschi. Ich bezweilfe lediglich, dass die Wahrheit, die später als "historisch" gilt, der Historie gerecht wird. Punkt. Nenn' das Beliebigkeit, das ist Dein Bier. Prost. :prost


    Christian: Wenn man zitiert, um die Argumente hier sichtbar zu machen, zitiert man in einer Weise, die urheberrechtlich bedenklich ist. Da ist Verlinken dann das bessere Zitieren.