Schöner lästern über Handke

  • Zum Beispiel so:


    HandkeTabs von literaturopharm


    "Schriebe Handke einen Reiseroman, würde das Verlassen des Hauses bis zum Gartentor 60 Seiten dauern …" https://www.literaturcafe.de/p…fuer-eine-schlaftablette/


    Oder so:


    "Es wäre eine Geschichte für sich, diese Tagung und ihre Atmosphäre zu schildern, in der ein knäbischer Westernheld mit vier Kugeln im Magazin (öd, läppisch, langweilig, impotent) den Saloon betritt und nicht einmal schreien muss: Hände hoch! – und alle schreckstarr gehorchen." https://www.cicero.de/kultur/l…riedrich-christian-delius

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Stimmt schon alles. Aber es ist trotzdem interessant, Handke zu lesen. Erbaulich. Eine Art von Arbeit, bei der man anschließend das Gefühl hat, wirklich etwas geleistet zu haben. Horizonterweiternd. Und vieles mehr.

  • Ich geb zu, ich hab es bisher noch kaum geschafft.

    Aber ich habe auch seinerzeit im Studium vor "Wilhelm Meisters Lehrjahren" kapituliert. Außerdem vor: Musils gesammelten Werken und dem "Doktor Faustus". Dafür habe ich mich durch Jean Pauls "Flegeljahre" gekämpft. Und durch "Anton Reiser". Ich könnte glatt eine Liste der langweiligsten Bücher der Weltliteratur zusammenstellen:D.

  • Es gibt von Handke einen Reiseroman und da kommt er durchaus weiter als bis zum Gartentor.


    ASIN/ISBN: 3518397869


    Malte Bremers Abrechnung schmeckt nacht 1960er und 1970er Jahre, und fast scheint es, als hätte der selbsternannte Literaturkritiker sich seither nicht weiterentwickelt. Klar, man darf das, man kann die Autoren die man nicht mag, kritisieren und benennen, was einem nicht gefällt, das ist legitim. Bremers Satire ist auch gut zu lesen. Aber man darf auch hinterfragen, was ihn eigentlich stört. Nein, spannend hat Handke nie geschrieben, diese Absicht stand nicht auf seiner Lebensplanung. Aber lesbare Bücher sind dabei trotzdem noch herausgekommen, das bereits genannte zum Beispiel und noch ein paar andere. Ob man jede Notiz Handkes wirklich lesen muss, ob es sinnvoll ist, dass literarische Institutionen viel Geld für Handkes Vorlass ausgeben, bezweifle ich dennoch.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


    Einmal editiert, zuletzt von Horst-Dieter ()

  • . Ich könnte glatt eine Liste der langweiligsten Bücher der Weltliteratur zusammenstellen:D

    Eine Liste der für Dich langweiligen Bücher. Ich wette, ich müsste für mich da einige wieder rausstreichen. Den Wilhelm Meister zum Beispiel. ;)

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  • ... Oder so: "Und dann läuft ein Schriftsteller herum, der handwerklich zweifellos zu den Besten gehört, und verteidigt jenen Mann, der hauptverantwortlich ist für die grausamsten Verbrechen in Europa seit den Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges, und bekommt dennoch den wichtigsten Literaturpreis der Welt, denn es gehe ja um die Literatur und nicht um die Politik." https://www.derstandard.at/sto…nobelpreis-nicht-verdient


    Ich habe noch als Schüler mal die "Publikumsbeschimpfung" gelesen, im Zug nach Wien. Räusper. Muss man bestimmt aufgeführt sehen. Auf der Bühne. Am besten im Burgtheater. Dann ist der Text bestimmt total supi.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Nun, Preise hat Handke auch abgelehnt mit Blick auf die Kritik an seiner Einstellung. Mir ist es damals auch nicht eingegangen, was ihn geritten hat, ausgerechnet die Serben in "Schutzhaft" zu nehmen. Aber wenn ich seine Ausführungen dazu lese - damals ein langer Artikel in ZEIT oder SZ, ich weiß das nicht mehr genau - dann beschleicht mich das Gefühl, dass da irgendetwas in meiner Blickrichtung auch nicht stimmt. Manches - zum Beispiel auch seine Grabrede - erscheinen mir fast wie Trotzhandlungen. Die SZ hat das Thema am letzten WE etwas differenzierter aufgegriffen, was mir leider aber auch nicht geholfen hat, die ganze Angelegenheit wirklich zu verstehen.


    Ich habe auch vor Jahrzehnten nicht verstanden, warum Luise Rinser sich ausgerechnet für Nordkorea stark gemacht hat. Für mich war damals klar, dass die Frau einen an der Waffel hatte. Später kam dann noch mehr raus, zum Beispiel das ihr "Gefängnistagebuch" zu nicht unerheblichen Teilen gelogen war. Trotzdem bleibt sie für mich die Dichterin des "Septembertag", eine der schönsten deuschen Novellen und auch noch manch anderes Buch habe ich von ihr in guter Erinnerung. Ihren Roman Silberschuld hatte ich nicht nicht verstanden, als ich ihn vor Zeiten gelesen hatte und ihn als Beleg genommen, dass sie nicht nur einen an der Waffel sondern auch nicht alle Tassen im Schrank hatte. Aber vielleicht ist das ganz anders, vielleicht ist Silberschuld eine Erklärung für ihre Haltung zu Nordkorea und den gelogenen Gefängnisgeschichten. Möglich, dass wir auch von Handke noch so ein Buch zu lesen bekommen. Oder es gibt schon eins, und keiner hat es bisher gemerkt.

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  • Zitat

    Malte Bremer: Der Literatur-Nobelpreis für Peter Handke überrascht letztlich nicht, denn in dieser Kategorie gab es schon allerlei Missgriffe wie etwa den Kitschmeister Hesse.


    Aber Hr. Bremer. Ich bitte Sie!


    Zitat

    Malte Bremer: Aber darum geht es nicht.

    Und wozu erwähnen wir es dann?


    Ich habe einige Werke Handkes gelesen. Durchaus mit Vergnügen. Die Angst des Tormanns beim Elfmeter oder Wunschloses Unglück, Der kurze Brief zum langen Abschied, fallen mir sofort ein. Mit dem Literaturnobelpreis für Handke habe ich nicht gerechnet, aber wenn ich daran denke, an wen er schon verliehen wurde, geht das für mich in Ordnung.

  • Zitat

    Wunschloses Vergnügen habe ich nicht "mit Vergnügen" gelesen, aber es hat mich beeindruckt.


    Es ist das vermutlich persönlichste, emotionalste Buch von Handke.


    Ja, und dann gab es da noch den Titel: Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt. Ein Hippiebuch der ausgehenden Sechzigerjahre. Zugleich eines seiner verkaufsträchtigsten Bücher.

  • Oder so: "Dieser andere Preis habe ihm die Freude an seinem eigenen Preis "vermiest", so der von einer Schilddrüsenentzündung sichtlich angeschlagene Saša Stanišić ("Ich trage 1200 Ibuprofen in mir")." https://www.sueddeutsche.de/ku…VpP3rhZcKo-WDgLx11gK7oG5s

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Handke war immer schon ein Spinner. Aber das kommt bei großen Künstlern häufig vor. Von daher sehe ich seine abstrakte Sicht der Balkankrise etwas gemildert. Leute seines mentalen Zuschnittes können sich schon mal in etwas verrennen. Es soll große Künstler gegeben haben, die selbst dem nationalsozialistischen Irrsinn etwas abgewinnen konnten und später dennoch mit Preisen überhäuft wurden.

    Um nur einen zu nennen: Herbert von Karajan. Der ist sogar zweimal - und das freiwillig - der NSDAP beigetreten.

  • @Alexander

    Oder so: Sag mal Deine eigene Meinung, anstatt fremde zu zitieren.

    Schau mal in den Titel meines Threads, HD. ;-)


    Ich habe Stanišić nicht aus Jux und Dollerei verlinkt, sondern weil ich seine Auffassung teile. Handke verharmlost Kriegsverbrechen. Das sehe ich gerade in der Literatur nicht losgelöst von seinem Schaffen. Ich hätte auch kein Problem damit, Knut Hamsun den Nobelpreis postum wieder abzuerkennen, wenn er seine Medaille nicht schon Goebbels geschenkt hätte.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Kolumnen bei SPON sind so eine Sache, meist auch Zitatsammlungen, nicht selten aus dem Zusammenhang gerissen oder anders gedeutet. Ich habe versucht, den Links zu folgen, geht aber nicht immer, wenn man keinen bezahlten Zugang hat. Genau deshalb gefällt mir dieses Zitieren anderer für die eigene Meinung nicht. Im Grunde ist das wie das "Verstecken hinter dem großen Bruder" - Ätsch sagen und dann schnell hinter dessen Rücken verschwinden. Ein bisschen feige, finde ich. Man braucht das nicht, wenn man eine eigene Meinung hat.

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Alexanders Link bezieht sich auf Interviews mit Handke:

    http://elfriedejelinek.com/and…eter%20handke%201978.html


    "Dem Hitler als Mensch, dem fühle ich mich manchmal sehr nahe, aber ich möchte keine Geschichten über ihn hören, keinen Joachim Fest oder so was, das finde ich verwerflich. Ich würde immer nur über meine eigene Gewalttätigkeit schreiben, nicht über die anderer Leute. Dieses Aufarbeiten der eigenen Gewalttätigkeit, das ist es, was fehlt in Deutschland. Das ist der Grund, warum ich dort nicht mehr leben könnte."


    Ein älterer Spiegel Artikel aus dem Jahr 2006:Hier bezieht sich Carolin Emcke auf Handkes Werke und zitiert daraus.

    https://www.spiegel.de/kultur/…sverbrechen-a-419661.html


    "Zumindest Sigrid Löffler müsste Handkes nächsten Versuch zu Serbien kennen. Schließlich veröffentlichte sie Handkes Text über seinen Besuch bei Milosevic in Den Haag in ihrer Zeitschrift "Literaturen". Es lohnt, sich diesen Essay noch einmal genauer anzusehen."