…Außerdem entspricht er nicht dem Stand der modernen Sprachwissenschaft. Sprache ist ein eigengesetzliches System, das - eben weil es ein geschlossenes System ist - sich folglich auch nicht von sozialen Rahmenbedingungen "beeinflussen" lässt. Umgekehrt. Gerade diese vulgärmarxistische Auffassung, dass sich Sprache irgendeiner ausgedachten und für gerecht gehaltenen Rahmenbedingung anpassen solle, scheint mir gerade der Subjekt-Objekt-Struktur der indogermanischen Grammatik geschuldet zu sein. Da verleitet das omnipotente Satzsubjekt den Sprachbenutzer dazu, selbstherrlich in das Sprachsystem hineinpfuschen und es verbessern zu wollen.
Ich habe nicht gemeint, dass die Sprache willkürlich durch Eingriffe den sozialen Verhältnissen angepasst werden soll. Das passiert von allein. Deshalb finde, ich, dass Deine Einwände Schattenfechtereien sind. Ich berufe mich da weder auf Stalin noch sonst irgendeinen marxistischen Theoretiker.
Deine eingangs geäußerte Behauptung, dass die Grammatik uns zu dem macht, was wir sind und wie wir sind, belegst du aber bislang nicht. Meinen Hinweis, dass es bei den Finnen und Ungarn, die mit ihrer Sprache nicht zur indogermanischen Sprachfamilie gehören, nicht anders aussieht als bei uns, hast du bislang völlig übergangen.
Unsere Handlungsweisen, unser Verhalten und unsere grundsätzlichen Probleme resultieren aus dem Vor-sprachlichen. Wille entsteht nicht durch Sprache, sondern drückt sich durch diese aus. Keineswegs wird er von ihr manipuliert.